Immigration Game (2017)
Spieldauer: 94 Minuten
Film: 3 von 10 Punkten
Bildqualität: 2 von 10 Punkten
Tonqualität: 2 von 10 Punkten
Ausstattung: 3 von 10 Punkten
Gesamt*: 2 von 10 Punkten
* In der Gesamtbewertung wird die Story nicht berücksichtigt!
Als 2015 die Flüchtlingswelle in ganz Europa einsetzte, war dies
für alle Beteiligten eine fürchterliche Tortur. Sowohl die völlig
erschöpften Menschen, die den Kriegsgebieten in ihrer Heimat
entkommen wollten, wie auch die Politiker und Organisationen in
sämtlichen Ländern waren mit der Situation völlig überfordert.
Deutschland stand dabei an der Spitze der Länder, in denen die
Flüchtlinge einen friedlichen Platz suchten. Durch das immens
anwachsende Aufkommen an Menschen, welche in dieser Zeit Zuflucht
in deutschen Gefilden suchten, nahm auch die Anzahl derer zu, die
der Ausländerpolitik mehr als kritisch gegenüberstehen. Und so
entbrannte auf allen Seiten schnell Unbehagen bis hin zum Hass. Der
hier vorliegende Film schlägt dabei eine, zum Glück, fiktive Lösung
vor, wie man den Menschenmassen Herr werden könnte. Doch kann so
eine völlig makabre Idee wirklich unterhalten?
Film
Europa in einer nahen Zukunft: Deutschland nimmt keine Flüchtlinge
mehr auf. Die einzige Möglichkeit, eine Aufenthaltsgenehmigung zu
erhalten, ist die Teilnahme an der Internet- und Fernseh-Show
'Immigration Game'. Wer als 'Runner' beim 'Immigration Game'
mitmacht, wird am Berliner Stadtrand ausgesetzt und muss sich
seinen lebensgefährlichen Weg bis zum Fernsehturm bahnen. Dabei
kann jeder deutsche Bürger für ein Preisgeld Jagd auf die
Flüchtlinge machen und sie straffrei töten. Als der
Versicherungsangestellte Joe (M. Landwehr) einem Flüchtling hilft
und dabei in Notwehr einen 'Hunter' tötet, droht ihm eine
lebenslange Haftstrafe. Es sei denn, er nimmt selbst als 'Runner'
am 'Immigration Game teil. Um das Spiel zu überleben, muss Joe
seine eigene Menschlichkeit und Moral in die Waagschale
werfen…
Vermutet man bei einem deutschen Film, dass der Hauptcharakter Joe,
gespielt von Mathis Landwehr, im Verlaufe des Films die richtigen
Entscheidungen trifft, muss man sich am Ende des rund 94-minütigen
Spielfilms fragen, was sich die Macher bloß bei diesem Werk gedacht
haben. Kann es wirklich sein, dass man hier ernsthaft vermitteln
möchte, ein hilfesuchender Flüchtling, der von anderen Menschen bis
auf das Blut gejagt wird, entwickle im Laufe eines makabren Spiels
selbst Gelüste ein Jäger zu werden, um fortan Menschen gleichen
Schicksals zu jagen und diese legal zu töten? Und das dann auch
gleich noch mehrfach… Mag ja sein, dass man mit dieser Idee zum
Film provozieren und den Zuschauer dadurch zum Nachdenken anregen
möchte. Aber ganz ehrlich, wenn jemand Interesse an solch einer
Konfliktlösung hat, wäre demjenigen sowie so nicht mehr zu helfen.
Alle anderen kämen vermutlich erst gar nicht auf solch eine
menschenverachtende Idee.
Bei der Inhaltsangabe schwebt dem Zuschauer daher zunächst
sicherlich ein Film in Richtung
Running Man vor. Auch hier wurde
ein Charakter widerwillig in ein brutales Spiel ums Überleben
geschmissen. Immerhin hatte Arnold Schwarzenegger aber das Glück,
sich am Ende bis zu den Verantwortlichen des Spiels vorzuarbeiten
zu können und dem schrecklichen Treiben der Macher ein Ende zu
bereiten. Davon fehlt in Immigration Game jegliche Spur. So mir
nichts, dir nichts wird aus dem zwar am Kampfsport interessierten,
sonst aber sehr friedlich lebenden Versicherungsangestellten am
Schluss des Films ein brutaler und von allen gefeierter Killer.
Auch dass sich die Flüchtlinge freiwillig für das
Einwanderungsspiel bewerben, geht aus dem hier gezeigten nicht
wesentlich hervor. Das man dazu noch nicht mal auf Frau und Kind
Rücksicht nimmt, setzt dem Ganzen dabei noch die Krone auf. Bei
diesem Thema darf es nicht solch ein Ende geben, wenn man ein
Zeichen gegen Ausländerhass setzen will – und es ist wohl davon
auszugehen, dass die Macher des Films nicht die Gegenseite
unterstützen wollten.
Die Schauspieler agieren über die gesamte Laufzeit des Films sehr
hölzern und kommen nicht über B-Movie-Niveau hinaus. Hier gelingt
es leider keinem besonders hervor zu stechen. Am ehesten kann man
noch Denise Ankel in der Rolle der flüchtigen Faizah erwähnen. Sie
entwickelt zunächst einen unbändigen Überlebenswillen, bevor
allerdings auch sie die wundersame Wandlung des Hauptcharakters
packt. Die vielen 'Hunter' sind ebenso sehr klischeehaft in Szene
gesetzt, selbst der Haupt-Antagonist weiß hier nicht zu überzeugen.
Auch Hauptdarsteller Mathis Landwehr fällt es sehr schwer, dem
Zuschauer Sympathie für seinen Charakter zu entlocken. Nachdem man
ihn am Anfang beim Kampfsport-Training beobachten konnte, erwartet
man im weiteren Verlauf, dass die 'Hunter' in ihm einen knallharten
Gegner bekommen werden. Davon fehlt dann aber bis kurz vorm Final
jede Spur und er leistet nur verhaltenen Widerstand gegen seine
Angreifer. Unpassend sind auch oftmals die Drehorte gewählt worden.
Es wurde nämlich nicht in abgesperrten Bereichen gedreht, sondern
mitten in der Stadt während des Alltags. So kommt es dann auch
öfters dazu, dass im Hintergrund gut zu erkennende ausländische
Mitbürger ihrem ganz normalen Leben nachgehen – dass passt dann
überhaupt nicht zum Thema des Films, wo ja eigentlich alle
Nicht-Deutschen zum Töten freigegeben sind. Ansonsten bekommt man
einige bekannte Schauplätze der deutschen Hauptstadt zu sehen,
wobei man sich hier größtenteils auf das Gebiet um den Fernsehturm
beschränkt.
Bildqualität
Der im fast bildschirmfüllenden Ansichtsverhältnis von 1.85:1
vorliegende Film ist lediglich am oberen und unteren Bildschirmrand
durch einen kleinen schwarzen Balken beschnitten. Ein stetes
Filmkorn zieht sich durch das gesamte Werk, wobei es sich aber um
eines von vielen bewusst eingesetzten Stillmitteln handeln kann.
Diesen gehört auch der permanente Einsatz von Unschärfen und
ständige Focus-Wechsel an - was durch die Häufigkeit, in der diese
Stilmittel genutzt werden, eher störend als künstlerisch wertvoll
erscheint. Man hat stets das Gefühl, der Kameramann sei nicht Herr
über sein Werkzeug gewesen. Die Farben sind sehr natürlich, der
ganze Film hat aber einen eher tristen Look. Lediglich
Leuchtquellen und einige bunte Kostüme der 'Hunter' setzen hier
Akzente. In manchen Einstellungen wirkt das Bild sehr detailreich,
was kurz darauf wieder durch ein Stilmittel verschlechtert
wird.
Tonqualität
Der in Deutschland produzierte Film enthält die folgenden
Tonspuren:
Genauso wie der Kameramann scheinbar noch am Anfang seines
Schaffens stand, muss es auch bei den Verantwortlichen für den Ton
der Fall gewesen sein. Wie sollte es sonst zu erklären sein, dass
mehr als die Hälfte der Dialoge völlig unverständlich und der Rest
noch viel zu leise ist? Da hilft auch das Erhöhen der Lautstärke am
Heimkino-Equipment nichts. Zudem sind beide Tonspuren recht
frontlastig, lediglich der ziemlich unauffällige Score verteilt
sich dann und wann auf die hinteren Effekt-Kanäle. Der Subwoofer
kommt nur sehr selten zum Einsatz und dann nur sehr verhalten und
zaghaft. Der Film selbst wurde scheinbar nachträglich ins deutsche
Synchronisiert, wobei auch in der englischen Version oft deutsch
gesprochen wird.
Ausstattung
Die Blu-ray Disc bietet Interessenten folgendes Bonus-Material:
-
Audiokommentar mit Mathis Landwehr, Denise Ankel, Krystof
Zlatnik und Mark Wachholz
-
Die Kämpfe von 'Immigration Game' (11:28 Min.)
-
Trailer (1:38 Min.)
-
Trailershow
-The Autopsy Of Jane Doe
-The Hunter's Prayer
-Unlocked
-Arsenal<
-Wind River
-It Comes At Knight
-The Foreigner
Im kurzen Making-Of zu den Kampfszenen des Films hat man lediglich
Ausschnitte, die mit einer zweiten Kamera parallel zum eigentlichen
Dreh aufgenommen wurden, verarbeitet. Hier kommt es leider nicht zu
Interviews mit den Darstellern oder Stunt-Leuten. Während des
Audiokommentars reden sich alle Beteiligten um Kopf und Kragen, um
die makabre Idee zum Film und dessen Ausgang als positiv zu
verkaufen – nicht wirklich überzeugend.
Fazit
Sich einem der heikelsten Themen unserer Zeit auf die hier
vorliegende Weise zu nähern, ist schon ziemlich mutig, wenn nicht
gar dumm. Hier wird es sicherlich einige Zuschauer geben, welche
die Message des Films nicht richtig verstehen und glauben, man
glorifiziere hier die Jagd auf ausländische Mitbürger. Mit einem
anderen Finale hätte man dies sicherlich eindeutiger und auch
unterhaltsamer gestalten können. Hinzu gesellen sich noch jede
Menge technischer Unzulänglichkeiten bei Bild und Ton, welche den
Film dann auch nicht mehr retten. Wie schon erwähnt sollte man sich
lieber noch einmal den
Running Man anschauen und um dieses
deutsche Werk besser einen Bogen machen.
Testgeräte
TV: LG OLED 55B7D
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1060
Lautsprecher: Canton Chrono 509/507/505 - Canton InCeiling
989
Subwoofer: SVS PB-1000
Viele Grüße
Jörn