Film: 5 von 10 Punkten
Bildqualität: 7 von 10 Punkten
Tonqualität: 7 von 10 Punkten
Ausstattung: 4 von 10 Punkten
Gesamt*: 6 von 10 Punkten
* In der Gesamtbewertung wird die Story nicht berücksichtigt!
Einer der aktuell wandelbarsten Schauspieler ist sicherlich der
irische Schauspieler Michael Fassbender. Als Sohn einer
deutsch-irischen Familie konnte er schon in solch großen Franchises
wie der X-Men Filmreihe, in Filmen des Alien-Universums oder
12 Years A Slave durch die
Darstellung sehr unterschiedlicher Charaktere überzeugen. In der
hier vorliegenden Besteller-Verfilmung nach einer Buchvorlage des
norwegischen Autors Jo Nesbø, verschlägt es Fassbender in der Rolle
des Hauptkommissars Harry Hole in die eisigen Gefilde von
Oslo.
Film
Im Umland der norwegischen Hauptstadt Oslo geht es eigentlich ruhig
zu. So hat Hauptkommissar Harry Hole (M. Fassbender) auch nicht
viel mehr zu tun, als sich seinen Depressionen hinzugeben und dem
Alkohol zu widmen. Als es aber zu einer Mordserie an mehreren
jungen Müttern kommt, macht er sich gemeinsam mit der neuen
Kollegin Katrine Bratt (R. Ferguson) auf die Suche nach dem Täter.
Der Serienkiller lässt am Tatort immer einen
Schneemann zurück. Stehen die schrecklichen Taten
eventuell in Zusammenhang mit einem neun Jahre alten Fall, aus
Katrines Heimatstadt Bergen? Und in wie weit ist der bekannte
Zeitungsverleger Arve Støp (J.K. Simmons) in den Fall involviert?
Als es der Täter plötzlich auf Harrys Familie abgesehen hat,
beginnt ein Wettkampf mit der Zeit. Kann der Hauptkommissar das
nächste Opfer verhindern?
Der Film basiert auf einem Buch des norwegischen Autors Jo Nesbø,
der den Bestseller bereits 2007 veröffentlichte. In der Reihe um
Hauptkommissar Harry Hole war der siebte Band das erste Buch, in
welches der Autor laut eigenen Angaben auch Horror-Elemente mit
einfließen ließ. Dem Film gelingt es zunächst recht gut, den
Zuschauer durch seinen sehr spannenden und verstörenden Anfang im
dunklen darüber zu lassen, welchen Hintergrund der leicht
heruntergekommene Polizist Hole hat. Der schwedische Regisseur
Tomas Alfredson nahm sich der filmischen Umsetzung der
literarischen Vorlage an und hatte schon bei den Planungen Michael
Fassbender für die Hauptrolle des Ermittlers im Sinn. Dieser spielt
die Rolle des Harry Hole dann auch recht gut, wenn er darin auch
nicht ganz so überzeugen kann, wie in seinen anderen Großprojekten.
So macht der Film zwar erst ein großes Geheimnis aus Holes
Familienumständen - die lapidar eingestreuten Auflösungen dazu sind
dann aber alles andere als befriedigend für den Zuschauer.
Fassbender zur Seite stellt man die Schwedin Rebecca Ferguson,
deren teils eigenmächtigen Ermittlungen für weitere Spannung sorgen
sollen. Leider gelingt auch dies nicht wirklich und so baut der
Film nach dem recht guten Anfang rapide ab. Zu oft verliert man
sich in langweiligen Dialogen und Szenen, die den Film nicht
wirklich weiter nach vorne bringen. Erst nach einer dreiviertel
Stunde kommt wieder etwas Spannung auf, die allerdings auch nicht
lange anhält. In einer kleinen Nebenrolle sieht man Val Kilmer bei
den Ermittlungen. Dieser hat aber leider nur wenig Screentime, in
der er dann als kaputter und versoffener Charakter zudem nicht
wirklich überzeugen kann.
Mit J.K. Simmons verfügt der Thriller über einen weiteren
Charakter-Darsteller, von dem man sich als Zuschauer viel
verspricht. Doch auch hier wird man leider wieder enttäuscht,
erhält auch seine Rolle nicht genügend Freiraum, um sein
schauspielerisches Talent vollends ausschöpfen zu können. Dabei
wird sein Charakter anfänglich noch recht mysteriös dargestellt,
was sich dann allerdings wieder schnell im Sande verläuft.
Überhaupt hätte man bei dem prominenten Cast-Aufgebot mit einem
Highlight im Thriller-Genre gerechnet. Doch unter dem Strich
bleiben alle Akteure weit hinter den Erwartungen zurück. Dies ist
allerdings keine Schuld der Schauspieler - ihre Charaktere im Film
geben einfach nicht mehr her. Die austauschbaren Rollen hätten in
dieser Form auch von vielen anderen Darstellern gespielt werden
können.
Der Mittelteil des Films ist hierbei dann das große Problem. Es
passiert einfach viel zu wenig für einen Thriller mit knapp zwei
Stunden Spielzeit und so muss der Zuschauer einiges an
Durchhaltevermögen aufbringen, bis er am Ende des Thrillers
angekommen ist. Dort wird er zwar zunächst mit einem durchaus
spannenden Finale belohnt, dieses fällt am Schluss aber sehr
unspektakulär aus. Das erhoffte nervenaufreibende Katz und Maus
Spiel zwischen Täter und Ermittler bleibt dann leider vollkommen
aus. Dies liegt vielleicht auch daran, dass nach Angaben des
Regisseurs ca. 15 Prozent des Drehbuchs aus Zeitmangel nicht
verfilmt wurden. Ob jedoch eine noch längere Spielzeit den Film
gerettet hätte, bleibt fraglich.
Bildqualität
Das Bild des Films ist leider etwas zu weich und detailarm geraten.
Es gibt zwar einige Natur- und Landschaftsaufnahmen, die wirklich
sehr schön anzusehen sind, dem gegenüber stehen aber auch viele
Szenen, in denen man meinen könnte, es läge ein leichter Schleier
auf dem Bild. Hierbei kann es sich, ebenso wie bei einigen
Farbfiltern, um gewollte Stilmittel handeln, jedoch trüben diese
ein wenig den Gesamteindruck. Gerade im Vergleich mit den Szenen
aus dem Bonusmaterial fällt auf, dass das Bild deutlich abgedunkelt
wurde. So gehen dann auch in dunklen Abschnitten einige Details
unter. Kahle Bäume lassen leider nicht die feinen Aststrukturen
erkennen, auch Wandbeläge zeugen nicht von Detailreichtum. Hier
wäre sicherlich deutlich mehr möglich gewesen. Im
Ansichtsverhältnis von 1.85:1 gefilmt, sind im Thriller am oberen
und unteren Bildschirmrand nur feine schwarze Balken zu sehen.
Artefakte oder Kompressionsfehler traten zu keiner Zeit auf.
Tonqualität
Auf der Blu-ray Disc liegen folgende Tonspuren vor:
-
Deutsch DTS-HD High Resolution 7.1
-
Englisch DTS-HD Master Audio 7.1
-
Französisch DTS-HD High Resolution 7.1
-
Italienisch DTS-HD High Resolution 7.1
-
Spanisch DTS-HD High Resolution 7.1
Warum man bei dem Thriller auf eine akustische Umsetzung mit sieben
Surround-Kanälen setzt, bleibt ein Rätsel. Denn der Film ist
größtenteils sehr frontlastig und in der Regel stehen die Dialoge
im Vordergrund. Hin und wieder verirren sich ein paar der spärlich
eingesetzten Effekte auf die hinteren Kanäle. Der Tiefbass-Bereich
findet in der Besteller-Verfilmung leider keine große Verwendung,
weshalb sich der Subwoofer über die gesamte Spielzeit sehr
zurückhalten kann. Umgebungsgeräusche, wie zum Beispiel das
Rascheln der Blätter im Wald oder das Treiben auf einer großen
Veranstaltung, werden ebenfalls nur sehr zaghaft über die
Effektkanäle wiedergegeben. Die Dialoge sind hingegen zu jeder Zeit
klar und deutlich verständlich und bieten keinen Anlass zur Kritik.
Die durchaus gelungene Synchronisation wurde durch die Intropa Film
GmbH aus Berlin angefertigt.
Ausstattung
Interessenten finden folgende Extras im Bereich der Bonus-Sektion,
welche über eine Gesamtspielzeit von knapp 20 Minuten:
-
Die Welt der Figuren (07:46 Min.)
-
Die Entstehung von Jo Nesbøs Welt (04:05 Min.)
-
Der Schneemann-Killer (04:03 Min.)
-
Die Landschaft Norwegens (06:33 Min.)
-
Stunt Files: Der Einsinkende See (01:36 Min.)
Das äußerst knapp ausgefallen Bonusmaterial bietet nur rudimentäre
Informationen zur Entstehung des Films. In einigen Interviews
schwärmen Schauspieler und Cast über ihre gute Zusammenarbeit.
Interessanter ist da schon das Interview mit Autor Jo Nesbø, in dem
er unter anderem erzählt, dass sich der Name seines Hauptkommissars
auf Basis eines Fußball-Idols und eines ortsansässigen Polizisten
aus seiner Jungendzeit zusammensetzt. Von Regisseur Tomas Alfredson
erfährt man, dass er den Film unbedingt in Norwegen inszenieren
wollte, da im Buch die Landschaften schon so gut beschrieben
wurden. Ebenso wird man hier gewahr, dass für den Dreh innerhalb
einer Wasserkammer insgesamt 5 Kraftwerke für drei Stunden
stillgelegt wurden. Hier mussten dann die Szenen auf Anhieb sitzen.
Alles in allem also nur recht überschaubares Ergänzungsmaterial,
mit dem man schnell durch ist.
Fazit
Erhofft sich der Zuschauer auf Grund der verheißungsvollen Anzahl
an Schauspielern ein wirkliches Highlight, kann der Thriller diesen
Erwartungen leider nicht gerecht werden. Eine deutlich zu hohe
Laufzeit für das Gebotene erfordert viel Durchhaltevermögen. Da
reißen dann auch der gute Anfang und das spannende, aber
unspektakuläre Ende nicht mehr viel raus. Der komplette Cast muss
leider weit hinter seinen darstellerischen Fähigkeiten
zurückbleiben. Die technische Umsetzung bleibt zudem hinter ihren
Möglichkeiten, vor allem da das Bild zu detailarm und teils zu
dunkel geraten ist. Die Angaben zum Ton lesen sich zunächst zwar
sehr vielversprechend, doch leider ist dieser viel zu frontlastig
und effektlos ausgefallen. Lediglich die klaren Dialoge sind hier
positiv anzumerken. Unter dem Strich bleibt ein mäßig spannender
Thriller, der sein Potential weder inhaltlich noch technisch voll
ausschöpfen kann.
Testgeräte
TV: LG OLED 55B7D
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1060
Lautsprecher: Canton Chrono 509/507/505
Subwoofer: SVS PB-1000
Viele Grüße
Jörn