Einleitung:
Zwischen einem Lächeln auf den Lippen, welches unter Tränen
versinkt, und der intensiven Mischung aus Liebe und Gewalt, erzählt
Xavier Dolan mit „Mommy“ die Geschichte eines gewalttätigen Jungen
in Beziehung zu seiner alleinerziehenden Mutter.
Inhaltsangabe:
Steve Després (Antoine Olivier Pilon) ist 15 Jahre alt, schwer
erziehbar und liebt seine Mutter über alles.
Er neigt zu Wut- und Gewaltausbrüchen, wodurch er seine
alleinerziehende Mutter Diane Després (Anne Dorval) sehr stark
überfordert und in den Ruin treibt.
Durch ihren Umzug lernen sie die stotternde Nachbarin Kyla (Suzanne
Clement) kennen, welche als Lehrerin arbeitet und sich momentan in
einem Sabbatjahr befindet. Sie bietet sich, nach anfänglichen
Distanzen, als Lehrerin für Steve an und gibt ihm Heimunterricht,
mit dem Ziel, dass dieser seinen Schulabschluss schafft.
Geprägt von dieser neuen Hoffnung für die Zukunft, scheint die
Harmonie wiedergekommen zu sein.
Wären da nicht weiterhin Steves Gewaltausbrüche, die dies
verhindern..
Besprechung des Films / Freier Storyteil:
Mommy ist ein Drama, welches sein Genre hätte erfinden
können.
Es ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Von anfänglichen
Schwierigkeiten zwischen Mutter und Sohn, die teils intensiv und
teils mit Humor geprägt sind, bis hin zu Momenten, wo man aus dem
Lächeln nicht herauskommt, runter zu einem großen Bach aus Tränen
und einem Ende, welches uns sprachlos im Sitz zurücklässt.
Hier wird geschrien, getanzt, geweint, gelacht, geschwiegen,
gelaufen, geträumt, gespürt, geliebt.
Und das alles auf einer Ebene, die ich so zuvor noch nie gesehen
habe.
Auf Xavier Dolans künstlerische Entscheidung hin, wird Mommy im
Bildformat 1:1 dargestellt.
1:1, hm..ich dachte, wir leben im 21. Jahrhundert, wo Cinemascope
die Leinwände erreicht hat.
Wenn man sich jedoch auf dieses Bildformat einlässt, erlebt man die
Bedeutung dahinter:
Wir spüren den Fokus auf die Charaktere und eine schmerzhafte Enge,
ein Zusammendrücken, was Sinn ergibt. In glücklichen Momenten
weitet sich das Bild auf 1,85:1 aus, was das Ganze sehr besonders
wirken lässt und die Emotionen besser verdeutlicht.
Mommy wirkt sehr trist, sodass es anfangs schwer ist, sich drauf
einzulassen.
Auch ist Mommy kein Bildspektakel, jedoch strahlt der Film in
seinen 139 min. mehr Tiefe aus, als jeder 3D-Film.
Neben Dolans kreativem Kopf, schaffen es die Schauspieler, ihre
Rollen authentisch wirken zu lassen.
Vor allem sticht Antoine Olivier Pilon als Steve heraus. Er schafft
es, die Gefühle von Steve so zum Vorschein zu bringen, als würden
wir sie wie Fliegen aus der Luft greifen können.
Aber auch Anne Dorval als Diane und Suzanne Clement als stotternde
Nachbarin Kyla spielen ihre Rolle großartig.
All das macht es noch herzzereissender zu beobachten, wie die Liebe
zwischen Mutter und Sohn, trotz Schwierigkeiten, dargestellt wird
und versucht zu überleben.
Des Weiteren ist wichtig zu erwähnen ist, wie perfekt Dolan hier
das Visuelle und Auditive verschmelzen lässt.
Die Abstimmung von Bild und Musik, wie Oasis „Wonderwall“, Lana Del
Reys „Born To Die“ oder Ludovico Einaudis „Experience“, ist ein
wahrhaftiges Feuerwerk für die Sinne, durch welches wir uns nur
mehr in den Film hineinfühlen können.
Als kleinen Fakt: Dolan lies sich zu Mommy inspirieren, indem er
das Lied "Experience" von Ludovico Einaudi hörte und schrieb das
Drehbuch um die Sequenz, die letztendlich von dem Lied begleitet
wird.
Mommy gewann ausserdem insgesamt 49 Preise, darunter den Jury Preis
beim Cannes Film Festival 2014.
Bild:
Die Darstellung erfolgt im Bildformat 1,85:1 bzw. anamorph in 1:1
mit einer Auflösung von 1080/24p.
Unschärfen wurden hier bloß mit künstlerischem Hintergedanken
eingefügt und wirken perfekt.
Ansonsten ist das Bild recht klar, bis auf ein minimales
Bildrauschen.
Ton:
Mommy lässt sich im Originalton auf Französisch (5.1 DTS-HD MA)
oder in der deutschen Synchronisation (5.1 DTS-HD MA, Stereo DTS-HD
MA) ansehen.
Der Ton ist gut abgemischt, nicht zu frontlastig und mit einer
guten Räumlichkeit.
Selbst bei musikunterlegten Szenen sind die Personen noch sehr gut
zu verstehen.
Klar liegt uns hier kein Actionfilm vor, wo die Anlage an ihre
Grenzen kommen muss, aber für das, was der Film abliefert, mangelt
es an nichts.
Bonusmaterial:
Beim Bonusmaterial werden wir nicht überschwemmt, aber glücklich
gemacht.
Mit 6 unveröffentlichten- und 3 erweiterten Szenen, 7 Interviews,
der Verleihung des Jury Preises für Mommy in Cannes sowie einer
Trailershow mit Trailern zu 10 Filmen, können wir uns hier gut
vergnügen.
Hier wurde auch auf deutsche Untertitel für die französischen
Szenen, Interviews sowie Preisverleihung geachtet.
Das einzige, was mir hier noch fehlt, ist ein Making-of.
Fazit:
Meisterwerk!
Die Story ist emotional, die Schauspieler spielen ihre Rollen
ausgezeichnet, die Musik wirkt wie für den Film gemacht und Dolan
setzt dies zu einem einmaligen Filmerlebnis um.
Selbst die knappen 140 Minuten wirken nicht gestreckt sondern
durchweg fesselnd.
Das Risiko und die Idee zum 1:1 Format lässt den Film in neue
Dimensionen aufgehen, hiervon wird nur profitiert.
Das einzige Manko im Bereich Bild ist das minimale Bildrauschen,
jedoch stört dies nicht das Filmerlebnis.
Der Ton ist klar und gut abgemischt, hier gibt es nichts zu
bemängeln.
Bei den Extras fehlt mir wie gesagt ein Making-Of. Die Interviews
sind schön zu haben, aber nun auch kein Muss. Dafür wird uns hier
ein breites Fach an unveröffentlichten Szenen geliefert, was
Liebhaber des Films glücklich machen wird.
Alles in Allem ist dieser Film eine klare Kaufempfehlung.
Mommy zeigt, was Drama bedeutet, und lässt sogar kalte Herzen warm
werden.
Liberté!
Wertung:
Film: 10 von 10
Bildqualität: 9 von 10
Tonqualität: 10 von 10
Ausstattung: 7 von 10
Gesamt: 9 von 10
Kaufempfehlung: 10 von 10
Testgeräte:
TV: Samsung UE40H6470
BD-Player: PlayStation 4
Boxen: Logitech Z906