Geschrieben: 26 Juli 2016 12:47
Batman - The Killing Joke
Story 7
Bild 8
Ton 7
Ausstattung 6
Gesamt 7
Alan Moores “Batman: The Killing Joke” aus dem Jahr 1988 zählt
heute neben “The Dark Knight Returns” und “Batman: Year One” zu den
renommiertesten Graphic Novels überhaupt. Das gilt sowohl speziell
im Bezug auf die Abenteuer des dunklen Ritters als auch das
Comic-Genre im Allgemeinen. Warner Bros. Animation hat sich, unter
der Schirmherrschaft des Batman-Veterans Bruce Timm (“Batman: The
Animated Series”), an eine Verfilmung gewagt. Um die 77 Minuten
Spielzeit zu füllen, hat man die Story der Vorlage dabei um einen
auf Batgirl fokussierten Prolog ergänzt. Ob die
Direct-to-Video-Veröffentlichung Moores legendärem Graphic Novel
gerecht wird, prüfen wir im Review.
Story
Der Joker will den Beweis antreten, dass jeder Mensch im Grunde nur
einen schlechten Tag vom Wahnsinn entfernt ist. Während Batman
darüber ins Grübeln gelangt, ob eines Tage er den Joker oder der
Joker ihn töten wird, beginnt der Clownprinz des Verbrechens ein
brutales Spiel. Er benutzt Barbara Gordon und ihren Vater
Commissioner Gordon als Schachfiguren, um mit dem dunklen Ritter
nicht nur physisch, sondern auch psychisch in die entscheidende
Konfrontation zu gehen.
“Batman: The Killing Joke” ist ein einzigartiges Graphic Novel, das
wie auch Alan Moores “Watchmen” vom perfekten Zusammenspiel der
visuellen Darstellung, der Dialoge und des
psychologisch-philosophischen Subtextes lebt. Die Comic-Vorlage ist
unter anderem so renommiert, weil sie den Dualismus von Batman und
dem Joker absolut auf den Punkt bringt: Der eine steht trotz seiner
tragischen Vergangenheit für Ordnung und sogar Hoffnung. Der andere
hat aus schlimmen Erlebnissen etwas noch Schlimmeres gemacht, um
Chaos zu verbreiten. Auch die Verfilmung gibt dies wieder. Leider
beschäftigen sich die ersten 30 Minuten allerdings mir einer neu
hinzugedichteten Einführung um Batgirl. Für sich genommen ist jene
unterhaltsam, wirkt aber nahezu komplett abgekoppelt vom restlichen
Film. Man könnte quasi auch erst nach der ersten halben Stunde
einschalten, da Verknüpfungen fehlen. Hier haben die Macher eine
Chance vergeben.
Kritisch muss man sich als Fan eingestehen: Wer lediglich diesen
Animationsfilm sieht, wird schwer nachvollziehen können, warum The
Killing Joke in der Comic-Gemeinde quasi als unantastbar gilt. Dazu
haben die Macher zu viele kleine, aber immens wichtige Details
ausgelassen und den Subtext zu sehr mit dem Holzhammer in den
Vordergrund gezimmert (Stichwort: “by the book”). Als Beispiel sei
gegeben: Im Graphic Novel spielt ein Lichtstrahl nicht nur
metaphorisch, sondern auch visuell eine immense Rolle. Es wäre ein
Leichtes gewesen, dieses Bild auch im Film zu nutzen, da es in der
Vorlage Anfang und Ende quasi einrahmt. Im Animationsfilm geht man
sogar so weit, es bewusst in einer abschließenden Blende zu
ignorieren.
Am Ende ist Batman: The Killing Joke ein guter Animationsfilm, der
allerdings nicht die unbeschreibliche Größe der Vorlage
widerspiegelt. Es sei daher empfohlen zunächst Geld in das Comic zu
investieren, möglichst in eine ältere Auflage mit
Original-Farbgebung, und dann zum Film zu greifen. Andernfalls wird
einem die wirkliche Qualität dieser Geschichte verschlossen
bleiben.
Bildqualität
1.78:1; 1080p
Die Animationen sind bei Batman: The Killing Joke leider sehr
hölzern und wirken, als entstammten sie einer Produktion aus den
1990er-Jahren. Vermutlich wollten die Macher damit das Flair des
Graphic Novels einfangen. In Kombination mit den eher detailarmen
Hintergründen bleibt diese Verfilmungen bis auf wenige Highlights,
etwa als der Joker Barbara Gordons Wohnung betritt, jedoch visuell
enttäuschend. Vergleicht man diesen Direct-to-Video-Titel etwa mit
einer TV-Serie wie The Legend of Korra, die wesentlich flüssiger
und detailreicher animiert ist, kommt man nicht umhin ernüchtert zu
sein. Technisch ist das HD-Bild hingegen größtenteils
zufriedenstellend. Bewusst tauchen die Macher die
Hintergrundgeschichte des Jokers etwa in viele Brauntöne und nutzen
Weichzeichner als Stilmittel. Bei der Farbpalette hat man sich
übrigens an der Deluxe-Neuauflage des Graphic Novels orientiert und
auf einen eher kühlen und zurückgenommenen Look gesetzt. Wie bei
allen DC-Animationsfilmen trüben unsaubere Farbverläufe hin und
wieder den Eindruck. Insgesamt ist das Ergebnis aber
überzeugend.
Tonqualität
Deutsch, Französisch, DTS 5.1; Englisch DTS-HD Master Audio
5.1, Spanisch, DTS 2.0
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch
Die deutsche Tonspur zu Batman: The Killing Joke klingt bei der
Dialogwiedergabe teilweise ungewöhnlich muffig. Die
Sprecherbesetzung ist hingegen sehr gut gewählt: Passend dazu, dass
im Original Batman-Stammsprecher Kevin Conroy die Hauptrolle
übernimmt, erlebt man hier mit Eberhard Haar ein Wiedersehen bzw.
-Hören. Haar war in Deutschland in den 1990er-Jahren in „Batman:
The Animated Series“ Conroys Pendant. Im Original gibt Mark Hamill,
ebenfalls ein Veteran der Animated Series, den Joker. Für die
deutsche Fassung hat man sich für Torsten Michaelis entschieden,
den man etwa als Stammsprecher von Chris Tucker oder Sean Bean
kennt. Haar und Michaelis liefern beide tolle Leistungen ab – wer
des Englischen mächtig ist, sollte aber unbedingt den Originalton
wählen.
Bis auf die etwas muffige Dialogwiedergabe ist die deutsche Spur
sehr gelungen und bietet eine gute Gesamtlösung mit viel
Räumlichkeit und hin und wieder anschwellender Musik. Als Beispiel
sei hier ein gewisses Ständchen des Jokers genannt.
Ausstattung
Aus dem DC-Archiv „Batman: The Animated Series: Christmas with
the Joker“ (SD, ca. 22 Min.)
Aus dem DC-Archiv „Batman: The New Animated Series: Old Wounds“
(SD, ca 22 Min.)
Der vertonte Wahnsinn (HD, ca. 12 Min.)
Batman: The Killing Joke: Die Vielfältigkeit des Jokers (HD, ca. 18
Min.)
Vorschau auf den nächsten DC-Animationsfilm „Justice League: Dark“
(HD, ca. 8 Min.)
Highlight der Boni ist der Beitrag, der sich mit der Geschichte des
Jokers beschäftigt. Hier kommen nicht nur Bruce Timm und Co. zu
Wort, sondern etwa auch Mitarbeiter von DC Comics. Man liefert
einen sehr schönen Überblick über die Entwicklung des Charakters,
der in den Comics lange Zeit nur ein verquerer, wenig bedrohlicher
Spaßmacher gewesen ist, bis er sich zu dem düsteren Clown
entwickelte, den wir heute kennen. Die beiden Bonus-Episoden sind
leider, trotzdem es synchronisierte Fassungen gibt, nur in
englischer Sprache mit deutschen Untertiteln enthalten. Zuletzt
sollte man „Der vertonte Wahnsinn“ hervorheben, in dem die
Komponisten des Soundtracks Einblicke in ihre Arbeit geben.
Fazit
Auch wenn die Animationen enttäuschen, ist das HD-Bild zu „Batman:
The Killing Joke“ technisch gut umgesetzt. Das gilt auch für die
Abmischung der deutschen Tonspur die zwar mit überraschend muffigen
Dialogen zu kämpfen hat, aber klasse besetzt wurde. Sogar das
Bonusmaterial dieser DTV-Veröffentlichung ist mehr als einen Blick
wert, speziell für Fans des Jokers.
Ja, „Batman: The Killing Joke“ hätte mehr sein können bzw. vielmehr
sogar müssen. So sind die ersten 30 Minuten für die Handlung
verzichtbar. Sie hätten in einem Standalone-Batgirl-Film einen
besseren Platz gehabt. Manche Veränderungen verwässern die
Metaphorik der Vorlage und dürften Fans vor den Kopf stoßen. So ist
das Ergebnis eine ordentliche, aber eben keine großartige
Verfilmung des überragenden Graphic Novels von Alan Moore. Wer
jenes nicht gelesen hat, wird sich nach Ansehen des Animationsfilms
vermutlich schulterzuckend fragen, warum um die Geschichte so ein
Rummel veranstaltet wird. Als Begleitmaterial zur Vorlage ist
dieser DC-Animationsfilm allerdings willkommen und
sehenswert.
Kaufempfehlung
7 von 10
Die Kaufempfehlung der Batman - The Killing Joke Blu-ray wird
anhand der technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der
Story berechnet.
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