Fairerweise muss man sagen dass sich viele Männerfilme wie
Comicverfilmungen oder Actionpieces sich nicht viel nehmen was
Logik, Charakterbeziehungen & Tiefe angeht. Den Hype um Marvel,
F&F und Konsorten wird auch manche Frau nicht nachvollziehen
können.
Ich zähle ja zu denen, die sich durch den ersten Film gequält
haben. Ich hatte ja bereits in meiner Kritik zum ersten Teil
geschrieben, dass der Film genau das ist, was viele Frauen immer
behaupten nicht ausstehen zu können: Oberflächlichkeit! Dieser
Christian Grey vereint alle Charaktereigenschaften von Typen, auf
die jemals eine Frau stand: jung, sportlich, gut aussehend, reich
(Millionär reicht nicht, es muss ein Milliardär sein), romantisch,
eloquent, dominant, multitalentiert usw. Nimmt man den Millionär
aus der Gleichung wäre er mehr ein fanatischer Stalker, aber hat
sich die weibliche Zuschauerin/Leserin erst mal in ihn verliebt,
dann wird der Figur halt alles verziehen. Ein simples Geschenk löst
dann doch wieder jeden Streit oder plötzlich wird die "ich bin
übrigens auch Pilot"-Karte gezogen und alle zuvor dagewesenen
Probleme sind automatisch egalisiert. Dass eine Handlung eigentlich
nicht existent ist, sondern nur die Macht der Hauptfigur in
verschiedenen Szenen demonstriert wird (er kann mit ihr alles
machen, sowohl im zwischenmenschlichem als auch im sexuellem
Bereich), davon können sich auch viele Blockbuster nicht
ausnehmen.
So gesehen wird die Hauptfigur sowohl als materiell als auch naiv
dargestellt, nur dummerweise ist sie so dermaßen -fast schon
comicartig- überzeichnet, sodass der ernste Ton einfach nicht
passen will und das Dargestellte in die Lächerlichkeit zieht
(allein das erste Aufeinandertreffen stellt sehr plump die
Charakterverhältnisse klar). Man merkt halt an allen Ecken, dass es
sich um eine oberflächliche Fanfiction handelt, genau so wie es
mancher Männer-Macho-Film auch ist.