Wertung:
Story: 8
Bildqualität: 7
Tonqualität: 5
Ausstattung: 5
Gesamt*: 6
* In der Gesamt-Bewertung wird die Story nicht
berücksichtigt.
Das japanische Zeichentrickfilmstudio Ghibli, das seinerzeit im
Jahr 1985 gegründet wurde und seit dieser Zeit von Hayao Miyazaki
und Isao Takahata geleitet wurde, hat im Laufe der Jahrzehnte viele
abendfüllende und überaus unterhaltsame Anime-Produktionen
hervorgebracht. Zu den kommerziell erfolgreichsten Filmen des
Studios zählen unter anderem
Prinzessin Mononoke,
Chihiros Reise ins Zauberland sowie
Das wandelnde Schloss. Wohl am
bekanntesten dürfte allerdings
Nausicaä aus dem Tal der Winde von
Regisseur Hayao Miyazaki sein, der aus dem Jahr 1984 stammt und
auch eigentlich die Gründung des Studio Ghibli erst möglich gemacht
hat. Der Studioname Ghibli wurde seitens Miyazaki, der bekanntlich
ein Faible für die Luftfahrt hat, vom Sahara-Wüstenwind „Gibli“
übernommen und sollte einen „frischen Wind“ in der Anime-Industrie
bewirken. In der Tat hat er dies auch, wie insgesamt 21 Filme,
welche eigentlich kaum unterschiedlicher sein könnten,
eindrucksvoll unter Beweis stellen. Nun hat Universum Film, nachdem
das Studio Ghibli vorerst seine Pforten geschlossen hat, um sich
wegen des Ruhestands von Gründer Miyazaki neu strukturieren zu
können, am 11. Dezember einen weiteren Titel für die Studio Ghibli
Blu-ray Collection veröffentlicht, welchen wir euch hier nun
genauer vorstellen möchten.
Story
Tränen der Erinnerung – Only
Yesterday erzählt die Geschichte von Taeko, einer
27-jährigen Büroangestellten aus Tokio, welche sich kurzerhand dazu
entschließt, ihren nächsten Urlaub auf dem Lande zu verbringen. Auf
dem Bauernhof von Verwandten ihres Schwagers angekommen, erinnert
sie sich zurück an die Zeit als sie noch zehn Jahre alt gewesen ist
und lässt verschiedene Momente, die ihr Leben maßgeblich geprägt
haben, noch einmal Revue passieren.
Das was sich in der Story-Beschreibung noch recht simpel gestrickt
anhört, ist es eigentlich überhaupt nicht. Die inzwischen
erwachsene Taeko, die mit ihrer ganzen Familie in der Stadt lebte,
beneidete immer ihre Freundinnen, die Verwandte auf dem Land hatten
und diese dort regelmäßig besuchen konnten. Taeko selbst kam nie
wirklich aus der Stadt heraus, ein Umstand, den sie nun unbedingt
ändern möchte. Gegen den Willen ihrer Familie, die eigentlich die
Meinung vertritt, das sie so langsam aber sicher endlich heiraten
sollte, kehrt sie zehn Tagen dem geschäftigen Treiben der Großstadt
den Rücken, um bei Verwandten ihres Schwagers bei der Ernte zu
helfen. Dort begegnet sie dem jungen Toshio, mit dem sie viele
ihrer Kindheitserinnerungen teilt, die natürlich nicht nur
glückliche sondern auch schmerzhafte Momente aus ihrem Leben
beinhalten. So erfährt man unter anderem von ihrer ersten Liebe,
man bekommt Einblicke ins strenge Familienleben, erlebt die erste
Ohrfeige vom Vater und auch, wie schwer für sie die Schulzeit
gewesen ist – Mobbing der Schwester und Mutter inklusive. Dies
alles wird in mehreren Rückblenden erzählt, welche wiederum mit der
Gegenwart verknüpft werden. Hierbei handelt es sich folglich um
keinen simplen Kinderfilm, sondern um einen ruhigen und besonnenen
Titel, der die Geschichte über das Erwachsenwerden einer Frau
erzählt und einem zudem auch noch die Lebensweise vom Tokio der
60er-Jahre näherbringt.
Bildqualität
-
Codec: MPEG-4/AVC, Auflösung: 1920x1080p,
Ansichtsverhältnis:1,85:1 (16:9)
-
meist gute Bildschärfe
-
nur in wenigen Szenen etwas weicher
-
gute Farben sowie ausgewogener Kontrast
Im direkten Vergleich mit der bereits 2006 erschienen DVD-Version
des Films, macht der hier nun zugrunde liegende HD-Transfer im
Seitenverhältnis von 1,85:1 eine deutlich bessere Figur. Das Bild
der inzwischen neun Jahre alten DVD-Vorlage bot leider eine nicht
gänzlich geglückte NTSC-PAL-Wandlung, bei welcher man unschöne
Ruckler bei Kameraschwenks sowie stellenweise auch Nachzieheffekte
hinnehmen musste. Von alledem ist nun erfreulicherweise nichts mehr
zu sehen und der Transfer präsentiert sich von seiner bislang
schönsten Seite, ist in den meisten Einstellungen schön scharf und
bietet auch eine gute Farbdarstellung. Wer noch im Besitz der alten
DVD ist, kann bedenkenlos ein HD-Upgrade durchführen, es lohnt
sich!
Tonqualität
Passend zum Filmgeschehen präsentiert sich auch die
Sounduntermalung sehr ruhig und zurückhaltend. Räumliche Effekte
oder dergleichen sollte man demnach nicht erwarten, denn hier wird
meistens ausschließlich gesprochen und wenn überhaupt, dann ist es
höchstens die musikalische Untermalung von Katsu Hoshi, welche die
Handlung weiter vorantreibt. Von daher ist es löblich, das beide
enthaltenen DTS-HD Master Audio 2.0-Abmischungen eine exzellente
Dialogverständlichkeit bieten und obendrein die deutsche
Synchronisation mit gut gewählten Sprechern aufwartet, was bei
Anime-Produktionen ja nicht immer der Fall ist.
Ausstattung
Das Bonusmaterial der Studio Ghibli Blu-ray-Collection ist, mit
Ausnahme des erneut dezenten und zweifarbigen Digipaks im Schuber
sowie den drei darin enthaltenen Postkarten, inhaltsgleich mit der
DVD-Auflage aus dem Jahr 2006. Bis auf das japanische Making-of,
das erfreulicherweise mit deutschen Untertiteln aufwartet, liegen
die weiteren Extras komplett in HD vor. Zudem wird in einer
Trailershow mit fünf deutschen Vorschauen noch Werbung für weitere
Titel aus der Studio Ghibli Blu-ray Collection gemacht.
Fazit
Die Blu-ray-Umsetzung von Tränen der Erinnerung – Only Yesterday,
der dank seines großartigen Einspielergebnisses von 1,87 Milliarden
Yen zum erfolgreichsten japanischen Film im Jahr 1991 gekürt wurde,
kann sich sehen lassen. Nicht nur das die Extras der vorigen
DVD-Auflage mit übernommen wurden und nun fast komplett
hochauflösend vorliegen, auch die Bild- und Tonqualität sind
gelungen. Der HD-Transfer bietet nun keine Ruckler oder
Nachzieheffekte mehr, sondern punktet mit einer meistens sehr guten
Bildschärfe, einem für das Alter des Films ansehnlichen Kontrast
sowie etwas kräftigeren Farben. Beim Sound darf man natürlich auch
bei der Blu-ray kein Effektgewitter erwarten, dafür überzeugt die
HD-Variante aber mit einer exzellenten
Dialogverständlichkeit.
Zum Film selbst muss gesagt werden, dass man es hier mit einer doch
sehr erwachsenen Ghibli-Produktion zu tun hat, die ihrer
Altersfreigabe ab 0 Jahren leider nicht gänzlich gerecht wird.
Kleinkinder werden die Geschichte, welche vom Erwachsenwerden eines
Mädchens und diversen Vergleichen zwischen dem Land- sowie dem
Stadtleben erzählt, nicht verstehen und schnell durch den ruhigen
und langsamen Erzählstil gelangweilt sein. Wer aber älter als Zwölf
ist und sich obendrein für die japanische Kultur interessiert, der
könnte an dem Film von Regisseur Isao Takahata durchaus Gefallen
finden.
Kaufempfehlung: 7 von 10
Testgeräte:
TV: Philips PFL9704
AVR: DENON AVR-3313
BDP: DENON DBT-3313UD
Boxen: CANTON GLE-Serie
Sub: YAMAHA YST-SW320