Cracker knacken Blu-ray-Schutz
Erschienen am 10. November 2008
Blu-ray-Disc: Der geknackte Schutz macht Raubkopien zum
Kinderspiel. (Quelle: dpa)
Mitgliedern eines berüchtigten Cracker-Forums ist es
gelungen, den Kopierschutz von Blu-ray-Discs zu überwinden.
Das BD+ genannte System sollte unüberwindbar sein, doch
nun lässt sich auch von dem DVD-Nachfolger problemlos Raubkopien herstellen.
Bisher war das nur dem Hersteller einer kommerziellen
Kopier-Software gelungen. Mit der frei verfügbaren Knack-Methode
ist der Kopierschutz unbrauchbar – eine neue Runde im Krieg
zwischen Filmindustrie und Piraten beginnt.Das
Internet-Forum
doom9.org beschäftigt sich eigentlich mit
Nachrichten und Diskussionen rund um digitale Videos und neue
Speichermedien dafür. Ein kleiner, elitärer Kreis aber arbeitet
dort ständig daran, aktuelle Kopierschutz-Systeme zu umgehen –
offenbar aus Lust an der Herausforderung. Mit dem Umgehen von
BD+ ist dieser Gruppe nun schon der zweite große Coup
gelungen. Schon 2007 hatten die Mitglieder einen entscheidenden
Anteil an der Überwindung des Kopierschutzes
AACS, der auf
dem Blu-ray-Konkurrenten HD-DVD eingesetzt worden war.
Kopierschutz war Argument im
Formatkrieg
Im damals noch tobenden Format-Krieg zwischen Sony
und Toshiba um die DVD-Nachfolge war das ein entscheidendes
Argument. Am Ende vertrauten die großen Filmstudios lieber dem
Format mit dem scheinbar sicheren Kopierschutz. Richard Doherty,
Direktor des renommierten Marktforschungsunternehmens
The
Envisioneering Group, hatte gar im Juli 2007 behauptet, dass
BD+ auch in den nächsten zehn Jahren nicht zu knacken sein
würde. Diese Sicherheit ist nun Vergangenheit: Nach Entdeckung der
Methode zur Umgehung des Kopierschutzes ist es nur eine Frage der
Zeit, bis entsprechende Kopier-Programme im Netz zu finden
sind.
Katz-und-Maus-Spiel geht weiter
Bisher war es nur dem kommerziellen Softwarehaus
SlySoft gelungen,
BD+ dauerhaft auszuhebeln. Das
war für die Filmindustrie ein überschaubares Problem:
SlySoft spezialisiert sich zwar auf Programme, die jeden
Kopierschutz umgehen und damit auch Raubkopien ermöglichen, ist als
Unternehmen aber auch juristisch zur Verantwortung zu ziehen. Die
Produkte der Firma dürfen deshalb in zahlreichen europäischen
Staaten nicht beworben werden. Mit der frei verfügbaren Hackerware
lässt sich die Verbreitung solcher Knack-Software nicht mehr so
einfach verhindern. Nun müssen Studios und Blu-ray-Hersteller auf
eine verbesserte Version des Kopierschutzes hoffen – das
Katz-und-Maus-Spiel zwischen Filmindustrie und Raubkopierern geht
dann in eine neue Runde.