Ich stehe jetzt kurz vor dem Finale und gebe schon mal ein kleines
Statement zum Spiel ab. ;)
Story und Missionsdesign
Also ich muss sagen, als ein Spiel, dass sich einzig und allein auf
die Geschichte konzentriert, ist es sehr, sehr gut gelungen. Die
Missionen sind wirklich abwechslungsreich und auch wenn es
vielleicht nicht auffällt, hin und wieder gibt es sogar mehrere
Wege, wie ein Auftrag endet. Am Missionsdesign gibt es eigentlich
kaum etwas zu meckern.
Am Beispiel einer Mission, in der man einen Tresor in einem
bewachten Staatsgebäude plündern muss, kann man das besonders
deutlich sehen. Erst einmal sucht man sich einen Weg hinein.
Entweder man knackt das Schloss des Hintereingangs, noch einfacher
- man steigt durch das offene Fenster und bahnt sich seinen Weg
durch die Flure oder man geht durch den Kohleschacht.
Steigt man durch Tür oder Fenster ein, gelangt man schnell durch
die Flure zum Tresorraum um den Inhalt an sich zu nehmen. Nimmt man
letzteren Weg durch den Schacht, kommt man fast automatisch am
Sicherungskasten für die Alarmanlage vorbei, den man natürlich
sofort außer Betrieb setzt. Andernfalls wird man, nach dem man den
Schlüssel an sich genommen hat, beim Öffnen des Tresors von der
Alarmanlage überrascht. Das alarmiert natürlich die Wachen, sofern
man sie nicht vorher lautlos ausgeschaltet und die Polizei, die
nach kurzer Zeit das Gebäude stürmt. Also muss man sich auf eine
Flucht samt Verfolgungsjagd einstellen. Nimmt man einen anderen
Eingang, fällt einem der Sicherungskasten womöglich nicht auf und
es scheint vorprogammiert zu sein, dass es so kommt. Es ist auch
möglich die Leichen ausgeschalteten Wachen zu verstecken.
Künstliche Intelligenz
Anhand dieser Mission sieht man leider schon die ersten Fehler der
K.I. Leider scheinen sie es nicht zu bemerken, während sie bei
ihrem Rundgang mit der Taschenlampe über die am Boden liegenden
Kollegen steigen. Das zerstört dann doch wieder ein wenig
Atmosphäre und macht es sinnlos, die Körper überhaupt in dunkle
Ecken zu schleifen. Ansonsten gibt es aber nicht viel zu meckern.
Die Sternstunden der künstlichen Intelligenz wurden mit diesem
Spiel zwar nicht eingeläutet, aber je höher der Schwierigkeitsgrad,
desto weniger fällt es auf.
Gameplay
Ich habe direkt 'Schwer' gewählt und den Fahrmodus auf 'Simulation'
gestellt. Es ist nicht all zu schwer, die Gegner stecken einfach
nur mehr Blei weg und man muss die Deckung richtig ausnutzen. Das
macht das ganze noch etwas realistischer. Zumal man in diesem Spiel
sowieso mehr aufpassen muss und nicht einfach wie Nico Bellic
lässig mit einem Sturmgewehr mitten auf einer Kreuzung stehen kann,
während im Hintergrund dutzende von Polizisten fallen. Schade nur,
dass man während der Fahrt nicht selbst schießen kann und leider
bekommt man auch nicht die Gelgenheit, sich wie die Beifahrer, mal
auf den Beifahrersitz mit der Tommygun in der Hand zu setzen. Aber
okay, was soll's...
Beim Fahren muss man vorsichtig sein. Nicht nur, weil die
Polizisten gerne Strafzettel verteilen, sondern weil dank dem
glaubwürdig verhaltenden Fahrsystem jede
Geschwindigkeitsübertretung den Tod beudeuten kann und einen zurück
an den letzten Speicherpunkt versetzt. Und die gibt es nur vor
jeder Mission (Checkpoints natürlich auch während der Mission).
Heizt man also mit einem Sportwagen über die Autobahn, verliert die
Kontrolle, was sehr schnell vorkommt und stirbt, darf man sich noch
mal die Einleitung des Kapitels ansehen und sich dann wieder auf
die Straße begeben.
Fährt man im Simulationsmodus, ist es natürlich ungünstig, dass das
Spiel im Winter beginnt. Durchdrehende Reifen beim Anfahren sind
genau so normal, wie lange Bremswege und das gefährliche Schlittern
um Kurven. Man hat aber darauf geachtet, dass die stark befahrenen
Straßen natürlich nicht so rutschig sind wie unbefahrendere
Gegenden wie der Schrottplatz oder ein Industriegebiet.
Sonstiges
Was mir eindeutig fehlt, ist erstens ein manuelles Speichersystem
und/oder ein 'Freie Fahrt'-Modus, den es auch schon im ersten Teil
gibt. Fängt man eine Mission an, muss man sie beenden. Hat man sie
beendet und Glück, dass die nächste nicht direkt vor der Haustür
startet, was zum Glück nicht allzu oft vorkommt, kann man die Stadt
unsicher machen.
Übrigens ist es mir fast egal, dass es in der Stadt keine
Nebenmissionen gibt. Es gibt nur 50 Playboys zum sammeln, 159
(schöne Zahl) Wanted-Poster von Gangstern abzureißen und ansonsten
kann man sich höchstens noch damit die Zeit vertreiben, auf Platin
hinzuarbeiten, in dem man zum Beispiel fünf Geschäfte in fünf
Minuten ausraubt. Das war es dann auch schon. Für solch ein
storybasiertes Spiel, in dem die Stadt nur als Kulisse und nicht
als Spielplatz (wie es 4players und play³ ausdrücken) dient, aber
vertretbar.
Und dennoch gibt es haufenweise Details und Kleinigkeiten. Man kann
seinen Wagen bis hin zum Kennzeichen tunen, Tatorte werden
abgesperrt, Zeitungsverkäufer brüllen rum und man muss nach langen
Fahrten die Tankstelle aufsuchen. Test: wer hier noch liest, darf
sich melden und bekommt 'nen Keks. Das beste daran: eine
Tankfüllung kostet zu dieser Zeit nur knapp eine Hand voll Dollar
und selbst dann, entschuldigt sich der Tankward noch für den hohen
Preis.
Trotz der genial inszenierten Story könnten die Charaktere ein
bisschen mehr Tiefgang vertragen, besonders Vito, aber sympathisch
sind sie trotzdem und es gibt schon einige unterhaltsame, witzige,
aber nicht alberne Momente im Spiel. Sei es Joe, der während der
Fahrt eine Reihe Anmachsprüche loslässt oder ein besoffener Kollege
im Puff ein paar Nutten beschimpft, bevor man ihn nach Hause fahren
muss und ihm einfällt, dass noch eine Leiche im Kofferraum liegt,
die man noch schnell vergraben muss, während er sich die Seele aus
dem Leib kotzt. Unterhaltung und Abwechlsung? Check.
Dann wäre da noch der Soundtrack. Super. In der ersten, kürzeren
Hälfte des Spiels, die noch Mitte der Vierziger Jahre stattfindet
noch weniger, aber dann hört man im Radio den neuen, bösen Roch 'N
Roll von Buddy Holly über Elvis bis hin zu anderen Vertretern
dieses Genres, die man wahrscheinlich schon Zehn Jahre später nicht
mehr kannte. Die Leute auf der Straße äußern sich auch gern dazu
"You listened to this new music? I think, it's just not
decent."
Auf den drei Radiosendern hört man nicht nur von Geschehnissen aus
der Stadt, an denen man meistens beteiligt war, so wie man es auch
aus GTA kennt, sondern auch von historischen Ereignissen, wie
Entwicklungen im zweiten Weltkrieg. Interessant.
Um es kurz zu sagen: Ich bin zufrieden. Nicht überwaltigt, aber gut
unterhalten. Ein sehr gutes Spiel. Viel Story, wenig Spielereien
und Ablenkung. Ich finde es gut so.
Any Questions? :p