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Mob City - Staffel 1

Gestartet: 26 Juni 2015 19:27 - 0 Antworten


Veröffentlichung:
02.07.2015
Laufzeit:
240 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 26 Juni 2015 19:27

VincentVinyl

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Mob City - Staffel 1

Story 7
Bild 8
Ton 8
Boni 5
Gesamt 7


Mob City startete in den USA 2013 auf dem Sender TNT mit sechs Episoden. Leider wurde die Serie danach bereits wieder eingestellt, so dass die Hoffnungen des ehemaligen Walking-Dead-Serienproduzentens Frank Darabont (Die Verurteilten) hier über mehrere Jahre spannende Crime-Unterhaltung zu liefern, enttäuscht wurden. Während die Serie selbst in den USA nicht einmal auf DVD erhältlich ist, veröffentlicht der Vertrieb Polyband sehr überraschend in Deutschland als weltweit erstem Markt eine Blu-ray-Fassung mit allen Folgen.

Story

In den 1940er-Jahren regiert die Mafia das schillernde Los Angeles. Um der Verbrechen und Korruption Herr zu werden, stellt Hal Morrison (J. DeMunn) eine Polizei-Spezialeinheit zusammen. Mit dabei ist Detective Joe Teague (J. Bernthal), der an der Speerspitze der Truppe gegen Gangster wie „Bugsy“ Siegel (E. Burns) und Mickey Cohen (J. Luke) vorgeht. Doch Teague scheint selbst seine eigenen dunklen Geheimnisse zu haben und auf der vermeintlich weißen Weste zeigen sich schmutzige, dunkelrote Flecken...

Frank Darabont war in den letzten Jahren im TV-Bereich kein Glück vergönnt: Nachdem er The Walking Dead mit aus der Taufe hob und den Stil der Serie in Staffel 1 prägte, wurde er vom Sender AMC aufgrund kreativer Differenzen abgesägt. Sein jüngstes Kind, Mob City, starb leider ebenfalls nach nur sechs Episoden den Serien-Tod. Dies lag größtenteils am US-Sender TNT, welcher das Gangster-Format in nur drei Wochen mit Doppelfolgen geradezu wegsendete. Da ergab sich nicht einmal die Chance, durch Mund-zu-Mund-Propaganda neue Fans zu gewinnen. Dabei war das Potential da, denn neben Frank Darabont als Regisseur von vier der sechs Folgen glänzen neben Hauptdarsteller Jon Bernthal als abgebrühtem Teage unter anderem der Heroes-Alumnus Milo Ventimiglia als Gangster und Gaststar Simon Pegg (Star Trek) in ihren Rollen. Dazu kommt ein perfekt durchgeplanter Look, der sowohl Noir-Stil bewahrt als auch bereits im Vorspann die richtige Stimmung aufbaut. Der jazzige Soundtrack von Mark Isham weiß ebenfalls zu gefallen und mahnt an eine Zeit, in der Anstand und Haltung in der Öffentlichkeit noch zu den höchsten Werten zählten.

Man kann Mob City allerdings ähnlich wie dem thematisch nahezu identisch gelagerten Gangster Squad vorwerfen, teilweise „style over substance“ zu bieten. So kommen weder Plot noch Charaktere auch nur ansatzweise an das überlegene Boardwalk Empire heran, das eine ähnliche Fanbasis bedient. Nach einem starken Anfang nimmt sich Mob City nämlich viel Zeit und kommt dann eigentlich erst im Finale wieder knallig in Fahrt. Die Episoden dazwischen sind durchaus unterhaltsam, stilvoll und geschickt inszeniert, doch die Charaktertiefe, die man von besseren Dramen kennt, fehlt hier leider.
Mob City ist für Fans des Film Noir allerdings eine tolle Serie, die eine Chance verdient. Alle anderen finden zwar in Boardwalk Empire oder Peaky Blinders bessere TV-Serien ähnlicher Machart, könnten ihre Zeit allerdings ebenfalls deutlich schlechter verbringen, als mit den hier enthaltenen sechs Episoden.

Bildqualität

Polyband gibt auf der Verpackung fälschlicherweise ein Bildformat von 2,35:1 an. Tatsächlich ist Mob City aber im üblichen TV-Format von 1,78:1 enthalten. Frank Darabont hat sich für eine bewusst altmodische Optik entschieden, die wie eine Mischung aus Boardwalk Empire und Der Pate wirkt. So sind die Farben stets leicht entsättigt und die Kontraste eher zurückgenommen. Bewusst lässt man Mob City also wie eine Produktion aus vergangenen Tagen wirken. Bei Nahaufnahmen lässt man allerdings die Stärken einer modernen, digitalen Produktion hervortreten: So erkennt man Bartstoppeln, Hautporen und auch kleinere Fusel und Haare auf den Anzügen der Charaktere. In dunklen Szenen tritt allerdings manchmal digitales Rauschen hervor und einige Greenscreen-Aufnahmen bzw. CGI-Effekte sorgen dafür, dass das HD-Bild in derlei Augenblicken sichtbar weicher ausfällt. Insgesamt hat sich das Warten auf die Blu-ray-Ausgabe jedoch gelohnt, denn die Auswertung des deutschen Vertriebs weiß zu überzeugen und wird dem Stil von Mob City gerecht. Zumal es extrem lobenswert ist, dass Polyband die sechs Episoden auf zwei Disks verteilt hat, statt mit maximaler Kompression alles auf eine einzelne Blu-ray zu quetschen.

Tonqualität

Das muss man Polyband lassen: Man hat hier nicht mal eben eine Stereo-TV-Abmischung auf die Blu-rays gehievt, sondern tatsächlich eine deutsche Tonspur in DTS-HD Master Audio 5.1 auf Disk gebannt. Im Gegensatz zum Originalton wirkt die deutsche Spur aber sowohl auf den Rears als auch bei der Musikwiedergabe hörbar verhaltener. Insgesamt ist auch die Ausgangslautstärke bei der englischen Spur etwas höher. Die deutschen Synchronstimmen heben sich sehr stark hervor und sind dadurch natürlich immer gut zu verstehen. Erfreulich ist, dass die Tonhöhe auf der Blu-ray stimmt und keine Verlangsamung erkennbar ist – auch zu tiefe Synchronstimmen sind nicht auszumachen. Stimmung kommt vor allem bei den Schießereien und manch rasanter Autofahrt auf – hier spielen dann auch die Umgebungsgeräusche eine zentrale Rolle und machen jedes Klappern in den dunklen Gassen nervenaufreibend. Meist dominieren jedoch die Dialoge mit dem Flair eines Gangster-Films aus den 1940er-Jahren. Insgesamt liegt hier eine gelungene deutsche Tonspur vor, die sich nicht verstecken muss. Der Originalton ist zwar noch deutlich lebendiger, aber beide Abmischungen sind für sich beurteilt für Fans von Mob City eine Freude.

Ausstattung
Da Polyband der weltweit erste Vertrieb ist, der Mob City auf Blu-ray veröffentlicht, hätte man hier fast erwartet ein Set, ohne jegliche Extras zu erhalten. Tatsächlich sind die Bonusmaterialien jedoch recht solide: Das „Making Of“ (ca. 16 Min.) lässt zwar vor allem den Kopf hinter der Serie, Frank Darabont zu Wort, kommen, aber selbst Gast-Star Simon Pegg gibt sich hier die Ehre. Zwar merkt man dem Extra den Werbe-Charakter an, doch trotzdem ist es interessant, Hintergrundinformationen zur Konzeption der Serie zu erhalten. Weitere fünf Minuten widmen sich speziell dem Look der Serie. In der gleichen Spielzeit geht man auf den „Style of Noir“ ein, was hier die Mode die 1940er-Jahre meint. „On Location“ stellt uns in ca. sechs Minuten die Drehorte der Serie vor. Lediglich das „Behind the Scenes“ ist mit knapp vier Minuten eher knapp bemessen und verdient die Bezeichnung kaum. Alle Video-Boni liegen erfreulicherweise in HD in englischer Sprache mit deutschen Untertiteln vor.

Fazit

Polyband hat Mob City für Deutschland technisch sehr gut aufbereitet: Die HD-Optik spiegelt das Flair der 1940er-Jahre treffend wider und repräsentiert zugleich die Qualitäten moderner, digitaler Produktionen. Auch die deutsche, verlustfreie Tonspur wird der Serie von Frank Darabont gerecht und sorgt für ein akustisches Erlebnis, das einen nach mehr Episoden aus dieser Noir-Welt gieren lässt. Das Extrapaket besteht zwar vorwiegend aus Marketing-Material, ist aber für eine Blu-ray-Veröffentlichung, die exklusiv in Deutschland erscheint, überraschend umfangreich.
Leider hat der amerikanische Sender TNT Mob City ziemlich verheizt, so dass das Format kaum eine Chance hatte, sich überhaupt rumzusprechen. Nun, den Stil eines Boardwalk Empire erreicht man hier zwar nicht, doch das unterhaltsame Gangster-Drama hätte mehr Aufmerksamkeit und weitere Episoden verdient gehabt. Speziell das Finale ist sehr stark und es stimmt traurig, dass eine in Inszenierung und Ästhetik so ausgereifte Serie so rasant eingestellt wurde. Sei es drum, zumindest kann man sich die sechs Folgen als relativ in sich geschlossenes Ganzes ansehen, ohne unbefriedigt zurück zu bleiben – etwas, dass man nicht von vielen abrupt eingestampften Serien behaupten kann. Wer also den Film Noir schätzt oder auch Fan von HBOs Boardwalk Empire ist, kann sich selbst mit Mob City eine kleine Freude machen.


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