Aktuell sorgen die Marvel-Helden in den Lichtspielhäusern mal
wieder dafür, dass die Münder der Zuschauer offen stehen und die
Kinokassen ordentlich klingeln. Mit
Avengers: Age of Ultron hat man
sich großes vorgenommen und peilt an, die zwei Milliarden-Marke zu
knacken. Mit von der Partie sind bei der Helden-Truppe erneut Iron
Man, Thor, Hulk, Black Widow, Hawkeye sowie der charismatische
Stratege und insgeheime Anführer Captain America. Zu Letztgenanntem
hat Ascot Elite Home Entertainment nun dessen erstes Filmabenteuer
aus dem Jahr 1990 ungekürzt und in Remasterter-Form auf Blu-ray
veröffentlicht, das wir euch hier nun im Kurztest vorstellen
möchten.
Story:
Amerika 1944 – Steve Rogers (M. Salinger) ist von sich enttäuscht
und kann es kaum glauben, dass er den physischen Eignungstest der
Armee nicht bestanden hat. Um seine Pflicht zu erfüllen, meldet er
sich freiwillig als Proband für ein geheimes militärisches
Experimentierprogramm der US-Regierung, welches als „Operation
Re-Birth“ bezeichnet wird. Durch das ihm verabreichte Wunderserum
und die dadurch 100-fache Verstärkung seiner Körperkraft wird er
zum Supersoldaten „Captain America“. Sein erster großer Befehl im
Zweiten Weltkrieg lautet: Zerstöre die tödlichen Raketen! Keine
leichte Aufgabe, denn bei seinem Auftrag bekommt er es mit dem Red
Skull (S. Paulin) zu tun, einem genetischen Supermenschen und
ultimativen Agenten der Nazis.
Inhaltlich als auch darstellerisch kann der Titel, der schon
seinerzeit nur wenig Anklang beim Publikum fand, auch heute nicht
wirklich überzeugen. Hauptdarsteller Matt Salinger ist zwar
sichtlich bemüht, seiner Figur das entsprechende Charisma zu
verleihen, das schwache Drehbuch von Stephen Tolkin und Lawrence
Block und letztlich auch das Kostüm, dessen Augen mehr schlecht als
recht ausgeschnitten und bei dem sogar falsche Ohren aufgeklebt
wurden, machen diese Bemühungen aber zunichte. Die schlechte Maske
von seinem Widersacher Red Skull, der später einfach nur lächerlich
geschminkt wurde, unterstreichen den B-Movie-Look zusätzlich,
ebenso wie der Rest des Films, der perfekt zu den knallbunten
Produktionen der 90er-Jahre passt. Wo sonst bekommt man einen
muskelbepackten Helden zu sehen, der als Fortbewegungsmittel einen
schnuckeligen Fiat 500 nutzt, die Flugbahn einer Rakete alleine
mittels eines Fußtritts ändert und der Endkampf aus dem Werfen
seines kugelsicheren Schildes besteht – lächerlicher
Todessturzszene inklusive.
Captain America ist aus
heutiger Sicht betrachtet Trash vom Feinsten, welcher im direkten
Vergleich mit der 2011-Neuverfilmung, dieser zu keiner Sekunde die
Stirn bieten kann.
Bildqualität:
Der HD-Transfer von Captain America ist leider nicht so gut wie
erhofft und sieht, gerade in den ersten 30 Minuten des Films, eher
wie eine schlecht gemasterte DVD aus. Mal ist das Bild einigermaßen
scharf, dann aber wieder plötzlich nicht und auch die Ausleuchtung
ist keinesfalls optimal, worunter auch der Schwarzwert immens zu
leiden hat. Passagenweise muss man sogar, allen voran bei
Außenszenen mit direktem Blick auf den Himmel, mit einigen
unschönen vertikalen Streifen leben, die sich auch noch mit
unterschiedlichen Farben durch das Bild ziehen. Erfreulicherweise
wird die Bildqualität aber nach einer Laufzeit von 30 Minuten
wieder besser und erreicht in einigen Szenen sogar echtes
HD-Niveau. Das Bild ist dann zwar noch immer etwas blass, bietet
aber zumindest ansehnliche Farben und auch das natürliche Filmkorn,
das zum Glück erhalten und nicht glatt gebügelt wurde. Für eine
Produktion die gerade einmal 25 Jahre auf dem Buckel hat, ist die
dargebotene Qualität aber trotzdem enttäuschend.
Tonqualität:
Bei der Tonqualität könnte man womöglich Großes erwarten,
zumindest, wenn man dem Backcover Glauben schenken mag, das hier
ganz groß DTS-HD Master Audio 5.1-Sound anpreist. Zwar ist dieser
in Deutsch und dem englischen Originalton auch tatsächlich
enthalten, wirklich gut oder dynamisch klingen jedoch beide nicht.
Die deutsche Tonspur klingt sehr enttäuschend, ist frontlastig
abgemischt und bietet auch keinerlei Tiefton. Hier sollte man
definitiv dem Originalton den Vorzug geben, denn dieser hat
deutlich mehr Power, klingt dynamischer und bietet immerhin sogar
einige nette Surround-Effekte. Erwähnt werden sollte auch noch,
dass die zuvor herausgeschnittenen Szenen wieder in den Film
eingefügt, aber nicht nachsynchronisiert wurden, sondern in
Englisch mit deutschen Untertiteln vorliegen. Die eingeblendeten
Untertitel sind meistens gut im Bild platziert worden, sind aber in
einer Szene bei 37:40 links und rechts leicht beschnitten.
Ausstattung:
Ascot Elite Home Entertainment hat dem Titel erfreulicherweise ein
recht ansehnliches und animiertes Hauptmenü spendiert, in dem es
allerdings leider nicht viel zu entdecken gibt. Bot die bereits
2013 erschienene US-Veröffentlichung mit „A Look Back at Captain
America“ noch ein 20-minütiges Interview mit Darsteller Matt
Salinger und Regisseur Albert Pyun, liegt hier als einziges echtes
Bonusmaterial zum Film lediglich der „Originaltrailer“ (1:45 min.)
in englischer Sprache vor. Ansonsten macht Ascot unter
„Trailershow“ mit fünf weiteren Trailern zu anderen Produktionen
noch etwas Eigenwerbung. Ein nettes Gimmick ist allerdings das
beiliegende Wendecover im Retro-Design, über das sich Fans und
Nostalgiker sicherlich freuen werden.
Fazit:
Der Captain America aus dem Jahr 1990, dem seinerzeit der große
Ruhm verwehrt blieb und der auch nur in ganz wenigen Kinos gezeigt
wurde, ist nicht ganz so schlecht, wie der Ruf der ihm vorauseilt.
Sicher, die Story ist nicht so pompös und effektreich umgesetzt wie
The First Avenger mit Chris Evans in der Hauptrolle, kurzweilig
unterhaltsam ist diese aber dennoch. Leider ist die technische
Umsetzung der Blu-ray nicht so gelungen wie erhofft, denn die
Bildqualität lässt, vor allem während der ersten 30 Minuten, sehr
zu wünschen übrig. Glücklicherweise zieht sich dieser unschöne
Umstand aber nicht durch die gesamte Laufzeit, sondern bessert sich
zusehends und erreicht passagenweise sogar echtes HD-Niveau. Auch
der deutsche HD-Ton ist enttäuschend, genauso wie das
Bonusmaterial, das lediglich den Originaltrailer und ein Wendecover
im Retro-Design bietet. Wer seine Superhelden-Filmsammlung
komplettieren möchte, darf mit einem weinenden Auge zugreifen, alle
anderen sollten lieber mit der 2011-Neuverfilmung von Regisseur Joe
Johnston vorlieb nehmen.
Wertung:
Story: 5
Bildqualität: 5
Tonqualität: 5
Ausstattung: 1
Gesamt: 4
Kaufempfehlung: 4 von 10
Testgeräte:
TV: Philips PFL9704
AVR: DENON AVR-3313
BDP: DENON DBT-3313UD
Boxen: CANTON GLE-Serie
Sub: YAMAHA YST-SW320