It Follows ist an eine jüngere Zielgruppe gerichtet,
ernsthaft? Erstmal ist die Freigabe der FSK für internationale
Indy-Filme total irrelevant, zweitens ist er dank der zahlreichen
Symbole und Interpretationsmöglichkeiten das genaue Gegenteil eines
simplen Slashers. Die James Wan Horrorfilme sind beispielsweise
eher an ein jüngeres Publikum gerichtet. Gerade das ältere
Publikum, welches schon viele Genrefilme gesehen hat, müssten die
immer selben Versatzstücke schon als sehr langweilig empfinden,
weshalb
It Follows so eine Wohltat für das Genre ist. Hier
werden bewusst zwei Genres miteinander kombiniert (Slasher und
Coming-of-Age Drama) und in ein visuell und akustisch ansprechendes
Kleid gehüllt.
Es ist kein Zufall, dass im Film nahezu keine Erwachsenen vorkommen
(hauptsächlich in der Gestalt von "It"), da sich die Kinder in der
Sache allein gelassen fühlen bzw. dass sie da selber ohne Hilfe
durchmüssen. Auch ist der Standort Detroit nicht zufällig gewählt,
sondern stellt aufgrund seiner hohen Arbeitslosigkeit eine weitere
Form von Zukunftsängsten von Teenagern dar. Viele mochten auch das
Ende nicht (z.B. Tarantino meinte, dass das Ende dem vorigen Teil
nicht nicht gerecht werden würde), die Zeit hingegen schrieb, dass
allein an der Schlusseinstellung sich Generation von angehenden
Psychoanalytikern die Zähne ausbeißen können. Ich für meine Teil
finde es im Kontext sehr passend, weil es die Ausweglosigkeit und
Egoismus auf den Punkt bringt: Jeder ist im Ernstfall sich selber
am nächsten und will nur seine Probleme möglichst schnell und
einfach loswerden.
Wie BallisticSpinal bereits feststellte, spielt er zwar in der
Gegenwart, dennoch wirkt er aufgrund seiner Ausstattung (Fernseher,
Autos, Musik, Filme im Fernsehen) deutlich älter. So wird bewusst
unterstrichen, dass die Probleme der Teenager weder eine neue
Entwicklung ist, noch hat sich die Situation in den letzten 30
Jahren gebessert.
Wie gesagt, er ist vielleicht nicht der spannendste Genre-Beitrag,
aber hier stimmt für mich einfach das Gesamtpaket. Look & Feel,
Spannung, Anspruch und das (nahezu komplette) Vermeiden von
Genre-Krankheiten habe ich selten so stimmig gesehen.