Wenn ein Film an den Kinokassen floppt, kann es viele Gründe für
den Misserfolg geben. Einfach nur schlechte Kritiken, die
Konkurrenz war zu groß, die Erwartungen wurden nicht erfüllt, die
Handlung ist nicht ansprechend, et cetera. Gerade bei
Buchadaptionen wie bei
Winter´s Tale, das auf dem
gleichnamigen Roman von Mark Helprin aus dem Jahr 1983 basiert,
sind die Erwartungen oftmals sehr hoch, wobei jede kleine
Abweichung kritisch beäugt wird. Weswegen Drehbuchautor und
Produzent Akiva Goldsman (
A Beautiful Mind – Genie und
Wahnsinn) bei seinem Regiedebüt nicht der große Wurf
gelang ist fraglich. Dieses Review soll zeigen, ob sich dennoch
eine Sichtung der Blu-ray lohnt.
Story
Der Gauner Peter Lake (C. Farrell), der sich als Dieb in New York
verdingt, lernt bei einem Raubzug in einem großen Anwesen die
todkranke aber liebreizende Beverly Penn (J. Brown Findlay) kennen
und lieben. Sie wird nicht mehr lange zu leben haben, will aber
ihre übrige Zeit zusammen mit Peter verbringen, der nun alles
darauf setzt, sie am Leben zu erhalten. Sein ehemaliger Boss Soames
(R. Crowe), hinter dem sich tatsächlich ein Dämon aus der Hölle
verbirgt, will nicht nur seinen ehemaligen Schüler ausmerzen,
sondern sämtliche Wunder der Welt unterdrücken, auch wenn es die
Jahrhunderte überdauern soll. Genau so, wie die Liebe.
Für Akiva Goldsman war die Leinwandadaption zu
Winter´s
Tale eine absolute Herzensangelegenheit, konnte aber bei
der reduzierten Fassung, die er tatsächlich ablieferte, leider nur
verlieren, da offensichtlich etliche Elemente aus dem Buch entfernt
wurden, um die Geschichte auf zwei Stunden Film zu reduzieren.
Dennoch bietet seine Interpretation durchweg herzerwärmende
Unterhaltung im besten Sinn. Gerade Zuschauer, welche die
Romanvorlage noch nicht kennen, oder ohnehin keine Originaltreue
abverlangen, werden am wenigsten Probleme mit der Umsetzung haben.
Gezeigt wird ein Film, der an Märchen glauben lässt. Märchen, die
auch in der heutigen Zeit, im Hier und Jetzt, vorkommen können.
Dass die Liebe das Böse nach altbekannter Disney-Manier überwiegt,
die Jahrhunderte überdauert und auch nach dem Tod sich alle
wiedersehen. Goldsman hat wahrlich keinen gelungenen Regieeinstand
abgeliefert, zumindest nicht in finanzieller Hinsicht, da nicht
einmal die Hälfte seines Budgets wieder eingespielt wurde. Er hat
aber einen Film abgeliefert, den er mit seinem Herzen umgesetzt hat
und die Emotionalität und die magische Realität visuell ansprechend
darstellt, wie zum Beispiel, wenn Beverly erklärt, was das Fieber
mit ihr anstellt. Das einzige tatsächliche Manko ist der etwas
gehetzte Schluss, der doch schnell auf den Punkt kommt. Einerseits
kommt dabei zwar keine Langeweile auf, andererseits passt das in
Bezug auf das Erzähltempo nicht so ganz zum übrigen Film.
Colin Farrell und Jessica Brown Findlay zeigen sich dabei als
ideale Besetzung für die Hauptrollen als Peter und Beverly. Russell
Crowe empfiehlt sich dabei nahezu schon als Antagonist, als böser,
dämonischer Gegenspieler. William Hurt, Will Smith, Jennifer
Connelly und Kevin Durand sind in kleineren Rollen zu sehen,
ergänzen dabei allerdings ebenfalls sehr gut den Cast.
Winter´s Tale ist gewiss kein Klassiker, über den
man in 50 Jahren Ehrfurcht gebietend diskutieren wird, aber ein
Film, der auch nach dieser Zeitspanne bei Liebhabern dieses Genres
immer noch das Herz berühren wird.
Bildqualität
Gedreht wurde mit digitalen Arri Alexa Plus 4:3 Kameras, was ein
sehr scharfes und detailreiches Bild verspricht und tatsächlich
auch bietet. Das Fell des weißen Pferdes, der Filz der Hüte oder
der schroffe Stoff von Peters Jacke werden beispielsweise stets
akkurat wiedergegeben. Die Farben sind durchweg natürlich, wenn
auch recht häufig auf stimmungsvolle Farbfilter zurückgegriffen
wurde, die sich der jeweiligen Stimmung, Zeit und Szene angepasst
haben und von Sepia, über Blau bis hin zu einer leichten
Entsättigung reichen. Der Kontrast bleibt stets ausgewogen. Der
Schwarzwert bildet ein sattes Schwarz ab. Die Durchzeichnung ist
nicht durchweg optimal, verschluckt aber nicht allzu viele Details,
wobei in dunklen Szenen auch ein leichter Schärfeverlust
hinzunehmen ist. Kompressionsspuren sind ebenfalls nicht auffällig
gewesen.
Tonqualität
Schade, dass bei diesem Titel aus dem Hause Warner, im Gegenzug zu
den großen Blockbustern, darauf verzichtet wurde, eine deutsche
HD-Tonspur auf die Disc zu packen. Denn die deutsche Dolby Digital
5.1 Abmischung kann qualitativ nicht mit dem englischen DTS HD MA
5.1 Mix mithalten. Das merkt man bereits bei der ersten Begegnung
zwischen Beverly und Peter. In der Synchronisation klingt das
Klavier eher etwas gedrückt, dahingegen im englischen Original doch
deutlich offener und ein wenig räumlicher. Die deutsche Abmischung
erfüllt dennoch ihren Zweck und bietet eine gute Dynamik, eine gute
Räumlichkeit, einen natürlichen Klang sowie klare Dialoge. Bässe
sind in beiden Fällen eher zurückhaltend, was aber nicht negativ
aufgefallen ist.
Ausstattung
-
Winters Tale: Eine zeitlose Liebesgeschichte (HD; 6:08
min.)
-
Charaktere des Guten und des Bösen (HD; 9:14 min.)
-
Zusätzliche Szenen (HD; 12:08 min.)
Leider wurde das Bonusmaterial nicht mit Quantität bedacht.
Lediglich ein kurzes Making-Of, in der Cast & Crew ein wenig
über den Film sowie die Buchvorlage debattierten, ein Featurette
über die Figuren des Filmes sowie einige entfernte Szenen aus dem
Film haben es als zusätzliche Beiträge auf diese Blu-ray geschafft.
Nicht sonderlich viel, aber immer noch besser als nichts. Immerhin
gibt es noch ein Wendecover oben drauf.
Fazit
In technischer Hinsicht wird bei dieser Blu-ray der aktuell gute
bis sehr gute Standard geboten, der die meisten Zuschauer
zufriedenstellen wird. Das Bild präsentiert sich bis auf wenige
Ausnahmen mit sehr guter Schärfe und kräftigen Farben am
positivsten. Der deutsche Ton reicht zwar nicht ganz an das
englische Original heran, bietet aber dennoch eine natürliche und
klare Abmischung mit solider Räumlichkeit. Lediglich das
Bonusmaterial ist nur sehr knapp ausgefallen und hätte gerne
wesentlich umfangreicher sein können.
Winter´s
Tale ist kein Film für jedermann, insbesondere nicht für
Realisten. Es ist ein Film für Träumer, für Romantiker, für
Hoffnungssuchende, für Spiritualisten, für Liebende. Denn diese
Elemente werden in Akiva Goldsmans Regiedebüt geboten. Ein Film,
der das Herz berührt, an die Ewigkeit glauben lässt und ein Stück
Märchen in die moderne Welt holt. Ein Film, der zu Unrecht gefloppt
ist und nun auf Blu-ray eine zweite Chance verdient! (sah)
Story 9
Bild 9
Tonqualität 8
Ausstattung 3
Gesamt * 7
Kaufempfehlung 8 von 10
Testgeräte
TV: Samsung UE55F6500
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 + Dali Vocal, Teufel SW 5000S
Sub / Rear: Dali Zensor 1