Die deutsche Kinolandschaft wird – und da braucht man sich nichts
vormachen – überwiegend von Til Schweiger und Matthias Schweighöfer
dominiert. Hin und wieder schafft es dann doch mal eine dritte
Person wie etwa Bora Dagtekin mit
Fack ju Göhte ebenfalls aus der
Masse herauszustechen, aber überwiegend verkommt der deutsche Film
im Abendprogramm der Öffentlich-Rechtlichen. Ähnlich erging es auch
Anno Saul, der mit seiner Komödie
Irre sind
männlich gewaltig in den hiesigen Lichtspielhäusern
floppte und keine 200.000 Zuschauer anziehen konnte. Nun erscheint
dieser zunächst unauffällige, aber top besetzte Film auf Blu-ray
und erhält so eine zweite Chance, doch noch bei der breiten Masse
zu landen.
Story
Daniel (F. Yardim) und Thomas (M. Peschel) sind nicht nur beste
Freunde, sondern darüber hinaus auch Arbeitskollegen. Dabei sind
beide doch recht unterschiedlich, gerade, was die Frauen anbelangt.
Während Daniel nach wie vor an seiner Ex-Freundin hängt, mag Thomas
ohnehin nur jüngere Frauen und das ganz nach dem Motto‚ je mehr
desto besser. Bei einer Gruppentherapie entdecken beide, dass man
aus der Gelegenheit eine Tugend machen kann. So melden sich beide
bald mit unterschiedlichen Namen als Therapie Crasher bei den
unterschiedlichsten Kursen an, um jeden Abend eine andere
flachzulegen. Allerdings nur so lange, bis Daniel die hübsche
Bernadette (P. Baumeister) kennenlernt. Und auch Thomas soll bald
die Luft ausgehen; anders als er erwartet.
Auch wenn Matthias Schweighöfer nicht als Hauptdarsteller
mitspielt, ist er doch am Anfang kurz als Party Gast zu sehen,
stellt aber immerhin seine Mutter Gitta für eine Neben- und seinen
Kumpel Milan Peschel (mit dem er neben Schlussmacher bereits bei
vielen weiteren Filmen zusammenarbeitete) für die Hauptrolle.
Ebenfalls als Protagonist zu sehen ist Fahri Yardim, der bereits
bei
Almanya - Willkommen in Deutschland
eine gute Figur machte. Es ist ohnehin verwunderlich, dass
Irre sind männlich nur so wenige Zuschauer
anziehen konnte, auch wenn der Film nicht das Qualitätsniveau der
beiden Kassenmagneten, geschweige denn des Kinohits des letzten
Jahres erreicht. Immerhin wurde neben den beiden Hauptdarstellern
der Cast mit u.a. Peri Baumeister (Feuchtgebiete), Tom Beck
(
Vaterfreuden), Marie Bäumer
(
Der Geschmack von Apfelkernen),
Josefine Preuß (
Türkisch für Anfänger) oder Herbert
Knaup durchaus prominent besetzt.
Klar, die typischen Negativ-Punkte der Kritiker, die ohnehin dem
deutschen Film eher abgeneigt sind oder nur Filme mit dem Anspruch
eines Michael Haneke akzeptieren, wie etwa vorhersehbare Story,
teils platte oder konstruierte Dialoge, Defizit an Realität oder
mangelhafte Charakterzeichnung sind schnell gefunden. Doch das sind
auch die Elemente, die bei nicht wenigen Blockbustern (Stichwort:
Kokowääh) wesentliche Bestandteile
sind. Zugegeben, die eine oder andere Szene erscheint doch etwas
zurecht gerückt und wenig authentisch. Das sollte aber Fans dieses
speziellen Genres (Deutsche Feelgood Movie Romantik Komödie) nicht
weiter stören, denn die Gags sind überwiegend gut pointiert, die
Charaktere sympathisch und die Weile kurz. Dazu noch ein wenig
satirische Gesellschaftskritik, da die Autoren Philip Voges und
Ilja Haller die Psychoanalyse ‚Szene‘ stark aufs Korn nehmen.
Gerade bei der Aufstellung mit Milan Peschel im Garten zusammen mit
Arnd Schimkats bleibt sicherlich kein Auge trocken. Naja, diese Art
von Humor sollte man allerdings schon mögen. Fertig ist ein
abendfüllender Film, der zwar wenig Innovation, aber dennoch gute
Unterhaltung bietet.
Bildqualität
Augenscheinlich wird ein sauberes und hervorragendes Bild geboten,
das aber bei näherer Beobachtung doch eine Handvoll Defizite
offenbart. Nicht ungewöhnlich ist dabei die Tatsache, dass in
dunkleren Bereichen ein leichter Detailverlust hinzunehmen ist,
wobei auch in gut beleuchteten Szenen hier und da mit Unschärfen zu
rechnen ist. Abgesehen davon wird jedoch ein detailreiches Bild
geboten. Die Farben sind durchweg kräftig bei mehr oder minder
erhöhtem Kontrast, so dass die Durchzeichnung nicht konstant
optimal ist und einige Feinheiten untergehen. Darüber hinaus sind
die Gesichter hin und wieder etwas gelb-, in Einzelfällen
rotstichig. Immerhin ist der Schwarzwert stets satt und kräftig.
Kompressionsspuren machen sich zu keinem Zeitpunkt bemerkbar.
Tonqualität
Der Ton ist genre-typisch eher frontlastig ausgefallen. Dennoch
sind gerade in den Außenaufnahmen doch häufig sämtliche Kanäle in
Aktion und sorgen mit klar ortbaren Hintergrundgeräuschen auch ohne
spektakuläre Effekte für eine gute Räumlichkeit. Negativ
aufgefallen ist der stellenweise penetrant unausgewogene Bass, der
vor allem bei der Dance-Nummer „Who Let the Dogs Out“ sehr
aufdringlich erscheint und die akustische Szenerie dominiert. Ein
Nachjustieren dürfte da wohl unumgänglich sein. Abgesehen von
diesem Faux pas überwiegt ansonsten eine ausgewogene Balance und
eine recht gute Dynamik, so dass die Abmischung natürlich klingt.
Die Dialoge sind dabei, durchweg gut zu verstehen.
Ausstattung
-
Making of (ca. 10 Min.)
-
Premierenclip (ca. 2 Min.)
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Marie häkelt (ca. 2 Min.)
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Interviews (ca. 18 Min.)
-
Blick hinter die Kulissen (ca. 5 Min.)
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Trailer „Irre sind männlich (ca. 2 Min.)
Das Bonusmaterial bietet den aktuell üblichen Standard und liegt
komplett in HD vor. Neben einem Making of gibt es noch einige
Interviews, dazu drei mehr oder minder kurze Featurettes, die
sowohl zusätzliche Unterhaltung als auch filmbezogene Informationen
offerieren. Ein Trailer zum Film selbst, eine Trailershow zwecks
Eigenwerbung, sowie ein Wendecover sind darüber hinaus ebenfalls
vorhanden.
Fazit
In technischer Hinsicht setzt diese Blu-ray zwar keine neuen
Maßstäbe, stellt aber durchaus die meisten Ansprüche an ein
HD-Medium zufrieden. Dabei hätte die Wertung wesentlich besser
ausschauen können. Zum Beispiel verhindert ein erkennbarer Gelb-
bzw. Rotstich beim Bild eine bessere Note, zumal die Schärfe
überwiegend einen sehr positiven Eindruck hinterlässt. Beim Ton
stört hingegen der teils zu dominante Bass, bietet aber eine
dynamische Abmischung mit ansonsten natürlicher Surroundkulisse.
Das Bonusmaterial ist hingegen solider Standard und befriedet eher
niedrige Ansprüche. Wer bereits bei Schweighöfer und Schweiger
Filmen den Sender wechselt, wird auch an
Irre sind
männlich kaum Gefallen finden, da Regisseur Anno Saul in
die gleiche Bresche schlägt, dabei aber dennoch für Genrefans
kurzweilige Unterhaltung bietet. Nicht nur der prominent besetzte
Cast, sondern auch die lustige Geschichte wissen dabei zu gefallen,
auch wenn leichte Defizite nicht von der Hand zu weisen sind. Für
einen gemütlichen Filmabend reicht es aber auf alle Fälle.
(sah)
Story 7
Bild 8
Tonqualität 7
Ausstattung 4
Gesamt * 6
Kaufempfehlung 7 von 10
Testgeräte
TV: Samsung UE55F6500
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 + Dali Vocal, Teufel SW 5000S
Sub / Rear: Dali Zensor 1