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Akira

Gestartet: 30 Okt 2014 10:18 - 5 Antworten


Veröffentlichung:
31.10.2014
Laufzeit:
124 Minuten
Schauspieler:
-
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 30 Okt 2014 10:18

Kuro77

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Akira - Special Edition Steelbook Blu-ray Review


Jedes Filmgenre hat seine Meilensteine. Egal ob Western, Komödie, Action oder Horror – in jedem Bereich der breit gefächerten Filmlandschaft entstehen von Zeit zu Zeit Filme, die aus der Masse herausstechen. In einigen Fällen wird aber auch erst mit einigem Abstand deutlich, dass es sich bei einem bestimmten Werk um einen Meilenstein handelt. Allen gemein ist aber die Tatsache, dass sie sowohl ihrem Genre, als auch der Filmwelt als Ganzes einen Entwicklungsschub verleihen, den man noch Jahre später, gleichfalls als „filmischen Fingerabdruck“ wiedererkennt. Es entsteht eine ganz eigene Art der „Evolution“, die teils seltsame, teils aber auch prächtige Blüten hervorbringt. Einer dieser Meilensteine war auch Ridley Scotts „Blade Runner“ aus dem Jahr 1982, der sowohl inhaltlich, als auch optisch einen unglaublichen Einfluss auf viele weitere Science-Fiction-Werke ausübte. Dieser Einfluss reichte sogar bis ins ferne Japan. Scheinbar hatte die dort schon seit Jahrzehnten populäre Manga-Kultur nur darauf gewartet, sich mit futuristischem Cyberpunk zu vermischen. Eine erste Kostprobe dieser Mixtur lieferte der Autor Katsuhiro Otomo mit seinem Manga Akira, der im Jahr 1988 fürs Kino adaptiert wurde und nun endlich auch auf Blu-ray vorliegt.


Story:

Am 16. Juli 1988 wird Tokio durch eine rätselhafte Explosion fast vollständig vernichtet. Doch 31 Jahre und einen Weltkrieg später hat sich die Metropole aus ihrer Asche erhoben und strahlt heller als jemals zuvor. Gigantische Wolkenkratzer aus Stahl und Glas beherrschen das Stadtbild und Millionen Lichter erhellen die Straßenschluchten von Neo Tokio. Doch der Glanz der hypermodernen Stadt strahlt nur oberflächlich. Tief in ihren Eingeweiden ist die Stadt verrottet. Korruption, Gewalt, ja blanke Anarchie herrschen auf den Straßen. Menschenmassen demonstrieren für mehr Freiheit, Terroristen verüben Anschläge und Motorradgangs liefern sich blutige Auseinandersetzungen. Damit vertreiben sich auch Kaneda und Tetsuo die Zeit, bis sie am Ende einer wilden Verfolgungsjagd auf einen seltsamen kleinen Jungen treffen, hinter dem auch das Militär her ist. Tetsuo und der Junge werden kurzerhand eingesackt und in eine geheime Forschungseinrichtung verschleppt. Und die Begegnung mit dem kleinen Jungen bleibt für Tetsuo nicht ohne Folgen. Denn genau wie dieser zeigt auch Tetsuo bald unglaubliche mentale Fähigkeiten, die jeden in seiner Umgebung in große Gefahr bringen.

Auch wenn Akira optisch zweifellos von Blade Runner beeinflusst wurde, ist der Anime natürlich schon längst selbst zum Meilenstein geworden. Vor allem in Europa und Amerika fungierte die Manga-Adaption sozusagen als Urknall, der weiteren japanischen Animationsfilmen als Wegbereiter diente und den Manga-Boom weltweit entscheidend beförderte. Vor allem befreite er den Anime von dem Ruf, lediglich „Kinderkram“ zu sein. Angesichts der teilweise hohen Brutalität, die der Film an den Tag legt ein naheliegender Schluss. Daher seien an dieser Stelle auch alle Eltern gewarnt: die Altersfreigabe „ab 16 Jahren“ ist unbedingt ernst zu nehmen. Auf jüngere Kinder könnte der Film verstörend wirken, mal ganz davon abgesehen, dass sie mit der nicht gerade konventionellen Handlung sowieso nichts anzufangen wüssten. Denn Akira stellt auch inhaltlich ein „dickes Brett“ dar, welches es erst einmal zu durchbohren gilt. Denn in seiner Erzählstruktur und Handlung unterscheidet sich das Werk doch teils erheblich von westlichen Produktionen. Wie so viele japanische Produktionen (man denke nur an die Godzilla-Filme) führt auch dieser Film in direkter Linie zur japanischen Urkatastrophe zurück, nämlich den Abwürfen der beiden Atombomben über Hiroshima und Nagasaki. Dieses Trauma strahlt bis in die moderne Popkultur des Landes aus. Seitdem ist das Land hin und her gerissen, von unerschütterlichem Fortschrittsglauben auf der einen, und der damit einhergehenden ständigen Bedrohung den Fortschritt nicht kontrollieren zu können auf der anderen Seite. So beginnt auch Akira mit der großflächigen Vernichtung Tokios. Die 30 Jahre später auf den Ruinen der alten Stadt erbaute Mega-City entpuppt sich auf den zweiten Blick als menschenverachtender Moloch, in dem ein Leben nicht viel wert ist. Auch hier birgt der technologische Fortschritt zugleich den Keim des Untergangs in sich. Als weit größere Bedrohung entpuppen sich jedoch die telepathisch begabten Kinder, die von Wissenschaftlern als nächste Stufe der evolutionären Entwicklung der Menschheit angesehen werden, aber nur bedingt unter Kontrolle zu bringen sind.

Vor allem als der von Minderwertigkeitsgefühlen geplagte Tetsuo seine Fähigkeiten entdeckt, ist die Katastrophe vorprogrammiert. Auch hier zeigt sich die in der japanischen Seele scheinbar zutiefst verwurzelte Furcht, dass jedem Fortschritt zugleich die Gefahr der Vernichtung innewohnt. Jemand, der sich Akira unvorbereitet anschaut, dürfte erst einmal mit mehreren Fragezeichen über dem Kopf auf der Couch sitzen. Der Film nimmt sich Zeit, bis sich die eigentliche Geschichte entwickelt. Diese ist noch dazu durchaus komplex. Gerade wer Animationsfilme eher als „Kinderprogramm“ ansieht, dürfte von der erzählerischen und visuellen Wucht des Films überrascht sein. Dass das Ganze gegen Ende in logisch nicht mehr unbedingt nachvollziehbare Sphären abdriftet, wird erfahrene Anime-Gucker nicht überraschen, alle anderen sollten sich daran nicht weiter stören, sondern sich auf den Kern der Geschichte konzentrieren. Letztlich ist diese nämlich eine durch und durch menschliche. Rein handwerklich betrachtet, gilt Akira bis heute als absoluter Maßstab für Anime-Produktionen. Das gilt sowohl für die unglaublich detaillierten Zeichnungen, als auch für das überragende Sounddesign. Akira ist ein audio-visuelles Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst.


Bildqualität:
  • bis auf zwei kurze Szenen kaum altersbedingte Schäden festzustellen

  • ausgewogene Kontraste

  • saubere Farbverläufe

  • kein Banding

  • realistische Kolorierung

  • sehr gute Schärfe und Detailzeichnung

Der Bildtransfer könnte kaum besser sein. Die überaus detaillierten Animationen und Hintergründe kommen in High Definition erst richtig zur Geltung. Ein echter Augenschmaus. Sein Alter sieht man dem Film zu keiner Zeit an.


Tonqualität:
  • Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1 (Synchronisation aus dem Jahr 2005)

  • Deutsch DTS-HS Master Audio 2.0 (Synchronisation aus dem Jahr 1991)

  • Japanisch Dolby TrueHD 5.1 (mit zuschaltbaren deutschen Untertiteln)

  • frontlastig

  • kaum atmosphärische Surroundeffekte

  • kein Subwoofer

  • gute Dynamik

  • Dialoge immer klar verständlich

Trotz der Abmischung in 5.1 werden die Surroundkanäle kaum beansprucht. Der deutsche Ton bleibt eher frontlastig. Ein Vergleich der beiden deutschen Synchronisationen ist durchaus interessant. Nicht nur, dass sich die Synchronsprecher unterscheiden, auch die Dialoge unterscheiden sich inhaltlich teils erheblich. Insgesamt ist die Synchronisation aus dem Jahr 2005 vorzuziehen.


Ausstattung:
  • Making-Of (ca. 43 Min.)

  • Animation Library (ca. 32 Min.)

  • Art Works Gallery (ca. 11 Min.)

  • Trailer, TV-Spots

Das Making-Of befasst sich ausschließlich mit der Überarbeitung des Soundtracks im Jahr 2001. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Ton zum ersten Mal auf 5.1 Kanäle abgemischt. Die Animation Library befasst sich mit der Arbeit der Zeichner und wie aus vielen Einzelzeichnungen letztlich ein Animationsfilm entsteht. An dieser Stelle kommt auch Mastermind Katsuhiro Otomo ausführlich zu Wort.


Fazit:

Technisch gibt es an der Blu-ray Premiere von Akira nicht viel auszusetzen. Das Bild erfüllt durchweg gehobene Ansprüche, während sich der Ton hauptsächlich auf die vorderen Kanäle beschränkt. Dafür ist er frei von altersbedingten Störgeräuschen. Die Extras sind recht interessant, beschränken sich aber auf ausgewählte Schwerpunkte der Produktion.

Neben Bubblegum Crisis und Ghost in the Shell ist Akira einer der wegweisenden Meilensteine im Anime-Bereich – einmal abgesehen von den zahlreichen Meisterwerken aus dem Hause Ghibli versteht sich. Akira etablierte die japanische Animationskunst endgültig auch in der westlichen Hemisphäre und befreite das Genre von einigen hartnäckigen Vorurteilen. Denn im Gegensatz zur landläufigen Meinung ist der Film absolut kein „Kinderkram“. Ganz im Gegenteil, Kinder sollten sich den Film gar nicht erst anschauen. Zu brutal und komplex ist die Handlung für den durchschnittlichen 10-jährigen. Jeder erwachsene Zuschauer sollte Akira zumindest einmal im Leben gesehen haben, auch wenn es nur darum geht, mitreden zu können. Denn Akira ist inhaltlich sicherlich keine leichte Kost. Japaner erzählen ihre Geschichten eben einfach etwas anders, als Hollywood das tut. Audio-visuell gehört Otomos Werk sicherlich mit zum Besten, was jemals ein japanisches Animationsstudio verlassen hat.


Kurzbewertungen:

Story: 9/10
Bild: 9/10
Ton: 7/10
Extras: 6/10
Gesamt*: 7/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die Story nicht berücksichtigt.


Kaufempfehlung: 8/10
Die Kaufempfehlung der Akira Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der Story berechnet.


Testgeräte:

TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
Bild: Panasonic DMP-BDT500
Ton: Pioneer SC-LX56
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Boston A26 (Front-Wide, Surround), Teufel M-500 (Back-Surround)
#2
Geschrieben: 30 Okt 2014 10:22

Sawasdee1983

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Sakrileg nur 9 Punkte für die Story? ;)

Aber gut geschrieben, freue mich schon auf die BD, der Über Anime schlechthin :thumb:
MfG Pierre

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#3
Geschrieben: 30 Okt 2014 19:32

ronny2097

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Stimme da voll und ganz zu... AKIRA gehört mit zu den Besten Animes die ich kenne. ;)
#4
Geschrieben: 30 Okt 2014 22:58

N1ghtM4r3

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Erstmal danke für das grandiose Review:cool:

Für mich gehört Akira zu den 3 besten Animes, was die Welt zu bieten hat. Aber warum dann nur ne 9/10 in der Story? Kaum ein andere Anime hat den Charme von Akira. Welcher soll ihn noch toppen?! Da wäre meine Frage an dich.

Schön, das die technische Seite super umgesetzt wurde:thumb: Freut mich:D

Habe zwar schon das Steelbook aus UK, möchte aber ne dt. Synchro haben.

PS: Du hattest ja Bubblegum Crisis im Fazit angesprochen. Dieser wird auch im November erscheinen. Ist ein Crowdfunding Projekt.
Wer will, kann es sich noch kaufen. Es werden dt. Untertitel vorhanden sein.

http://www.animeigo.com/products/anime/bubblegum-crisis-ultimate-edition/add-ons
#5
Geschrieben: 31 Okt 2014 13:49

Kuro77

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Zitat:
Zitat von N1ghtM4r3
Für mich gehört Akira zu den 3 besten Animes, was die Welt zu bieten hat. Aber warum dann nur ne 9/10 in der Story? Kaum ein andere Anime hat den Charme von Akira. Welcher soll ihn noch toppen?! Da wäre meine Frage an dich.

Inhaltlich ist fast jeder Ghibli-Anime stärker. Wenn man jetzt Akira zum Beispiel "Die letzten Glühwürmchen" gegenüberstellt, erscheint Akira plötzlich unglaublich trivial.

Ich sehe Akiras Einfluss jetzt auch nicht primär durch die besonders gute Story begründet, sondern eher durch die audio-visuelle Umsetzung. Hier hatte er sicherlich einen wesentlich stärkeren Einfluss auf das Genre.
#6
Geschrieben: 31 Okt 2014 14:24

N1ghtM4r3

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Zitat:
Zitat von Kuro77
Inhaltlich ist fast jeder Ghibli-Anime stärker. Wenn man jetzt Akira zum Beispiel "Die letzten Glühwürmchen" gegenüberstellt, erscheint Akira plötzlich unglaublich trivial.

Ich sehe Akiras Einfluss jetzt auch nicht primär durch die besonders gute Story begründet, sondern eher durch die audio-visuelle Umsetzung. Hier hatte er sicherlich einen wesentlich stärkeren Einfluss auf das Genre.

Ghibli kann man mit solch einen Film doch gar nicht vergleichen wie z.B. mit Only Yesterday. Jedenfalls sehe ich das so. Die Schiene ist doch ganz ne andere. Ich rede jetzt von anderen Animes im Allgemeinen.
Aber nun gut. Die 9/10 sehe ich als 10/10 an ;)


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