Als der Regisseur William Friedkin 1973 den Film Der Exorzist in
die Kinos brachte, sorgte dieser für enormes Aufsehen und
Kontroversen. Bereits die Romanvorlage von William Peter Blatty,
der übrigens auch für das Drehbuch verantwortlich war, erwies sich
als sehr erfolgreich, so dass auch die Leinwandadaption mit großem
Erfolg gesegnet wurde. Logischerweise folgten mit der Zeit mehr
oder minder herausragende Fortsetzungen, die aber allesamt nicht an
die Klasse der Vorlage heranreichten. Alle 5 Teile werden nun von
Warner unter dem Titel
Der Exorzist (1-5) - Die komplette
Collection auf Blu-ray veröffentlicht.
Story
Es gibt Dämonen und auch der Teufel wandelt hin und wieder auf der
Erde. Zumeist werden unscheinbare Menschen davon besessen, was sich
schnell durch unerklärliche Symptome bemerkbar macht. Gerade Vater
Lankester Merrin (S. Skarsgård & M. von Sydow) hat damit schon
häufig Erfahrungen machen müssen und ist dem Unheil bereits mehrere
Male begegnet, sei es dabei im fernen Afrika, im Nordirak oder auch
in Georgetown, wo die 12-jährige Regan (L. Blair) von einem
unheilvollen Dämon heimgesucht wurde und selbst Jahre danach sich
erneut mit diesen übernatürlichen Kräften auseinandersetzen
muss.
Es steht wohl außer Frage, dass der Original-Film Der Exorzist mit
Abstand den besten Teil dieser Collection darstellt. Aber was hat
es mit dem Untertitel “der erschreckendste Film aller Zeiten” auf
sich? Hat ein Film aus den 70ern in der Zeit von Saw, Hostel und
Konsorten heutzutage überhaupt noch eine Chance? Ja, hat er, denn
hier zählt nicht der augenscheinliche Horror, sondern der, der im
Kopf entsteht und davon gibt es in dem Meisterwerk von Friedkin
nicht gerade wenig. Hier wird eine dermaßen bedrückende und
intensive Atmosphäre erzeugt, die bis heute nur selten erreicht
wurde. Gerade diese Stimmung ist es, die den Film immer noch zu
Recht zum erschreckendsten Film aller Zeiten machen. Alles danach
Folgende sollte diese Klasse nie wieder erreichen.
Gerade die unmittelbare Fortsetzung
Der Exorzist II – Der
Ketzer war zwar von der Idee her nicht schlecht, aber in
seiner Umsetzung nicht sonderlich empfehlenswert. Dem Sequel
mangelt es an Spannung und Kurzweile, so dass auch der
herausragende Cast mit Schauspielern wie Linda Blair, Richard
Burton, Louise Fletcher, Max von Sydow, James Earl Jones oder Ned
Beatty keine zusätzlichen Schauwerte bietet. Im Übrigen liegt der
Film lediglich in der langen ursprünglichen Directors Cut Fassung
vor. Die darauf folgende kürzere Kinofassung mit alternativem
Videomaterial fehlt leider erneut.
Der Exorzist III sollte zunächst den Titel
„Legion“ tragen und basiert auf dem Roman „Das Zeichen“ von William
Peter Blatty, der in diesem Fall auch für das Drehbuch und die
Regie verantwortlich war. Im Grunde kann man diesem Film als
Spin-off zu Der Exorzist bezeichnen, da die Handlung den Polizisten
Lt. William 'Bill' Kinderman zeigt, der bereits im ersten Teil
ermittelte, hier aber von George C. Scott verkörpert wird. Als
eigenständigen Film betrachtet, macht sich dieser nicht mal so
schlecht, auch wenn manche Darstellungen eher surreal als okkult
ausschauen.
Nach 14 Jahren ohne weiteres Sequel wagten sich die
verantwortlichen bei Warner mit
Der Exorzist -Der
Anfang erneut an das Thema und stellten als Prequel dabei
Vater Lankester Merrin in seinen jungen Jahren - diesmal von
Stellan Skarsgård gespielt – in den Mittelpunkt. Dabei stellt
dieser Film eine alternative Version zu dem ein Jahr später
folgenden Dominion: Exorzist – Der Anfang des Bösen dar. Diese
wurde von Renny Harlin verfilmt und bietet wesentlich mehr Action-
und Horror-Elemente, fiel dabei aber bei den Kritiken durch, so
dass der Film floppte. Aufgrund dessen durfte Paul Schrader seine
Interpretation, welche weniger optische Schauwerte und stattdessen
mehr subtilen Horror bietet, fertigstellen. Diese Fassung wurde
aber hauptsächlich direkt auf DVD veröffentlicht, da nur wenige
Kopien in vereinzelten Kinos gezeigt wurden. Im Übrigen liegt Der
Exorzist -Der Anfang lediglich in der Kinofassung und leider nicht
in der Unrated Fassung vor.
Einzelbewertungen:
-
Der Exorzist: 10 Punkte
-
Der Exorzist II - Der Ketzer: 4 Punkte
-
Der Exorzist III: 6 Punkte
-
Der Exorzist - Der Anfang: 7 Punkte
-
Dominion: Exorzist - Der Anfang des Bösen: 8 Punkte
Bildqualität
Der Exorzist
-
gute bis oft sehr gute Schärfe
-
nur wenige weichere Abschnitte
-
gut eingestellter und ausgewogener Kontrast
-
nahezu durchgehend kräftige und natürliche Farben
-
sehr guter und sauberer Transfer
Ironischerweise bietet der älteste Film der Reihe mit das beste
Bild in dieser Collection. Regisseur Friedkin hat sich persönlich
der Restauration angenommen und diese selbst überwacht. Das
Resultat ist im Vergleich zur DVD ein deutlich besseres Bild, bei
dem vor allem die Farben und die Schärfe an Qualität gewonnen
haben. 8 Punkte.
Der Exorzist II - Der Ketzer
-
Schärfe erreicht lediglich DVD Niveau
-
deutliches Rauschen
-
Filmkorn wird nicht akkurat wiedergegeben
-
natürliche aber eher triste Farben bei optimierbarem
Kontrast
-
Gesichter zumeist rotstichig
Das Bild ist es kaum würdig, in dieser Qualität mit einer Blu-ray
in Verbindung gebracht zu werden. Gerade die Schärfe ist nur
mangelhaft ausgefallen und erreicht nur in sehr wenigen Momenten
ein annehmbares oder gar gutes Niveau. Immerhin ist der Transfer
sehr sauber und die Farben durchweg natürlich, wenngleich auch
etwas trist. Das nicht seltene Rauschen stellt ebenfalls einen
Störfaktor dar. 5 Punkte.
Der Exorzist III
-
gerade in Nahaufnahmen aber auch vereinzelt bei Midshots eine
gute Schärfe
-
ausgewogener aber leicht steiler Kontrast
-
nicht optimale Durchzeichnung
-
stellenweise leichtes Rauschen erkennbar
-
natürliche und kräftige Farben
-
Gesichter erscheinen häufig rotstichig
Für einen 24 Jahre alten Film schaut der Transfer ganz gut aus, was
sich bei der ausgewogenen und guten Schärfe bemerkbar macht. Einige
weiche Abschnitte, eine nicht optimale Durchzeichnung sowie die
rotstichigen Gesichter trüben den positiven Eindruck jedoch
deutlich. 6 Punkte.
Der Exorzist - Der Anfang
-
aufgenommen im Ansichtsverhältnis 2,00:1
-
dargestellt im Original Kinoformat 2,35:1 – es fehlen somit
Bildinformationen
-
grundsätzlich ist ein deutlicher Gelbstich erkennbar, der wohl
als Stilmittel eingesetzt wurde
-
die Farben sind dennoch häufig recht natürlich
-
gut eingestellter aber hin und wieder steiler Kontrast
-
guter Schwarzwert bei nicht optimaler Durchzeichnung
Für einen gerade einmal 10 Jahre alten Film ist die Bildqualität
nicht sonderlich herausragend, lässt aber eine Steigerung zur DVD
erkennen. Trotz vereinzelter Stilmittel sind die Farben natürlich
und die Schärfe gutklassig, so dass dennoch stets erkennbar ist,
dass der Film sich auf einem HD-Medium befindet. 7 Punkte.
Dominion: Exorzist - Der Anfang des Bösen
-
aufgenommen im Ansichtsverhältnis 2,00:1
-
dargestellt im Original Kinoformat 1,78:1 – es fehlen somit
Bildinformationen
-
trotz vereinzelt identischer Aufnahmen Schärfe besser als bei
der Alternativversion
-
gute bis häufig sehr gute Schärfe
-
natürliche und kräftige Farben
Zusammen mit
Der Exorzist bietet
Dominion:
Exorzist - Der Anfang des Bösen das beste Bild in dieser
Collection. Das macht sich vor allem bei der Schärfe bemerkbar, die
zusammen mit dem ausgewogenen Kontrast für eine vereinzelt gute
Plastizität sorgen. Wären da nicht einige weichere Darstellungen
und gelegentliche Durchzeichnungsprobleme. 8 Punkte.
Tonqualität
Der Exorzist
-
gute Surroundeffekte
-
gute aber nicht herausragende Dynamik
-
solide aber satte Bässe
-
ausgewogene Balance bei klar verständlichen Dialogen
-
keinerlei Störgeräusche zu erkennen
Da lediglich der Director's Cut vorliegt, gibt es demzufolge nur
die neue Synchronisation in Dolby Digital 5.1 zu hören. Die Tonspur
ist sauber und frei von Störungen und bietet viele Vorzüge, auch
wenn das englische Original in den meisten Bereichen doch die Nase
vorn hat. 7 Punkte.
Der Exorzist II - Der Ketzer
Der Ton liegt lediglich in Mono vor und das in allen
Sprachfassungen. Der einzige Zweck ist also die Wiedergabe von
Dialogen und des stimmungsvollen Scores. Die Stimmen in der
deutschen Synchronisation dominieren das Geschehen und lassen
Umgebungsgeräusche in den Hintergrund rutschen. Störende Geräusche
wie Rauschen oder Verzerrungen sind nicht zu hören. 4 Punkte.
Der Exorzist III
-
recht frontlastige Abmischung
-
ausreichende aber verbesserungsfähige Dynamik
-
wenige Hintergrundgeräusche
-
schwache Bässe
Die Abmischung erweist sich insgesamt als frontlastig. Nur selten
verirren sich schwache Surroundeffekte auf die hinteren Kanäle. Der
deutsche Dolby Digital Mix bietet aber saubere Dialoge, ohne dass
irgendwelche Störgeräusche auffallen würden. 6 Punkte.
Der Exorzist - Der Anfang
-
gute Surroundeffekte, die noch häufiger auftreten
könnten
-
ausgewogene Abmischung bei guter Dynamik
-
prägnante aber saubere Bässe
-
saubere und deutlich verständliche Dialoge
In den actionlastigeren Momenten machen sich gute Surroundeffekte
bemerkbar. Allerdings vermisst man auch in weiteren ruhigen Szenen
den Einsatz der hinteren Kanäle. Dennoch ist die Abmischung
wirklich gut ausgefallen und erfüllt mehr als nur ihren Zweck. 8
Punkte.
Dominion: Exorzist - Der Anfang des Bösen
-
gute aber handlungsbedingt zurückhaltende
Surroundeffekte
-
ausgewogene Abmischung bei guter Dynamik
-
prägnante aber saubere Bässe
-
saubere und deutlich verständliche Dialoge
Da Schrader einen eher emotionaleren Film zeigt, ist auch die
Abmischung entsprechend frontlastig, da nur wenige Szenen den
Einsatz von Surroundeffekte anbieten. Entsprechend frontlastig ist
der Ton, was aber keineswegs negativ ausgelegt wird. 8
Punkte.
Ausstattung
Der Exorzist:
-
Kommentar von William Friedkin
-
Höllenfahrt: Die Dreharbeiten zu Der Exorzist – Aufnahmen
während der Dreharbeiten, die Owen Roizman filmte und produzierte,
Testaufnahmen und Maskentests sowie Interviews mit Regisseur
William Friedkin, Darstellerin Linda Blair,
Autor/Drehbuchautor/Produzent William Peter Blatty und Owen
Roizman
-
Die Exorzist Locations: Georgetown damals und heute – Eine Tour
zu den berühmten Schauplätzen, wo der Film entstand.
-
Die Gesichter des Bösen: Die verschiedenen Versionen von Der
Exorzist — Regisseur William Friedkin und
Autor/Drehbuchautor/Produzent William Peter Blatty sprechen über
die verschiedenen Filmversionen und stellen nicht verwendete
Sequenzen vor
-
Trailer, TV-Werbespots & Radio-Spots zur
Kino-Wiederaufführung 2000
Der Exorzist II - Der Ketzer
Der Exorzist III
Der Exorzist - Der Anfang
Dominion: Exorzist - Der Anfang des Bösen
Leider haben sich die Verantwortlichen bei Warner dazu
entschlossen, die Bonusdisc zu Der Exorzist bei dieser Collection
nicht beizufügen, so dass nicht nur dessen Kinofassung fehlt,
sondern darüber hinaus eine Menge an interessantem Bonusmaterial;
allen voran das gigantische Making-Of. Das 32-seitige Booklet mit
zusätzlichen Informationen und Bildern fehlt leider ebenfalls. Die
weiteren Filmdiscs enthalten dabei nur wenige zusätzliche
filmbezogene Beiträge. Abgesehen von zwei Audiokommentaren,
entfernte Szenen, Trailern etc. sind diese kaum erwähnenswert. Ein
Wendecover ist zwar nicht vorhanden, aber immerhin ist der
Pappschuber FSK Logo frei.
Fazit
Die Qualität der einzelnen Filme ist nicht nur in Bezug auf die
Handlung wechselhaft. Der erste Teil, sowie die beiden jüngeren
Prequels hinterlassen dabei noch den besten Eindruck. Beim Ton
verhält es sich ähnlich, zumal sich dabei die einzelnen
Abmischungen gerade qualitativ in Bezug auf Bass, Surroundeffekte
und Dynamik entsprechend unterscheiden. Das Bonusmaterial erweist
sich als eingeschränkt, zumal auf die Bonusdisc vom ersten Teil
leider verzichtet wurde. Die 2-Disc Version zu dem Film Der
Exorzist stellt klar einen Pflichtkauf dar, zumal nicht nur Bild
und Ton, sondern auch die Handlung einfach nur als herausragend zu
bezeichnen sind. Abgesehen von der Tatsache, dass bei den
Fortsetzungen und Prequels lediglich die Kinofassungen geboten
werden, ist fraglich, ob diese Collection das Nonplusultra für Fans
darstellt. Letztendlich sollte daher jeder für sich entscheiden, ob
sich eine Anschaffung mit dem vorliegenden Material lohnt oder
nicht. (sah)
Story 7
Bild 7
Tonqualität 6
Ausstattung 5
Gesamt * 6
Kaufempfehlung 7von 10
Testgeräte
TV: Samsung UE55F6500
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 + Dali Vocal, Teufel SW 5000S
Sub / Rear: Dali Zensor 1