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The Congress (2013)

Gestartet: 30 Aug 2014 14:31 - 1 Antworten


Veröffentlichung:
20.06.2014
Laufzeit:
122 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 30 Aug 2014 14:31

VincentVinyl

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The Congress (2013)

Story 7
Bild 9
Ton 8
Extras 4
Gesamt 7

The Congress hat 2013 den Europäischen Filmpreis als bester Animationsfilm abgeräumt, ist aber trotz Star-Power (Robin Wright, Harvey Keitel, Jon Hamm, etc.) in erster Linie Arthouse-Fans bekannt. Das ist schade, denn die schräge Mischung aus Real- und Animationsfilm bietet neben inhaltliche auch optische Schauwerte. Alive veröffentlicht in Deutschland eine HD-Fassung der internationalen Ko-Produktion, um neue Fans zu gewinnen.

Story

Die Schauspielerin Robin Wright (R. Wright) hat ihre besten Zeiten hinter sich. Deswegen verkauft sie quasi die Rechte an der Vermarktung ihrer Person an ein Hollywood-Studio. Das Studio darf eine Art digitalen Avatar von Wright 20 Jahre lang uneingeschränkt nutzen. Wright kassiert im Gegenzug groß ab und lebt mit der Gewissheit, dass ihr Ebenbild ewig jung bleibt. Wright zieht sich nun zurück, um ihrem künstlichen Pendant das Rampenlicht zu überlassen. Als sie jedoch aus dem Exil zurückkehrt, findet sie eine Welt vor, deren Veränderungen nur als radikal zu beschreiben sind.

Der israelische Regisseur Ari Folman landete mit der ungewöhnlichen, animierten Dokumentation Waltz with Bashir 2008 einen Achtungserfolg. The Congress knüpft trotz fiktionaler Geschichte in gewisser Weise an Folmans vorherigen Film an, da auch hier surreale Animationen eine an sich eher bedrückende Erzählung untermalen. So wird die Welt in The Congress von Hollywood-Filmstudios und Pharmakonzernen beherrscht. Lose lehnt man sich an das Buch „Der futurologische Kongress“ von Stanislaw Lem („Solaris“) an. Leider hat man jedoch das ironische Augenzwinkern der Vorlage weitgehend ausgespart und ergeht sich, wie leider viele Arthouse-Filme, stellenweise zu extrem in der eigenen Surrealität. Dabei hat der Film inhaltlich dennoch einiges zu bieten und überspitzt vor allem die Doppelmoral Hollywoods: Einerseits propagieren die Filmstudios, Träume metaphorisch Wirklichkeit werden zu lassen und die Menschen im schnöden Alltag zu verzaubern, andererseits herrschen knallharte wirtschaftliche Realitäten, die Kunst und Kreativität oft erdrücken. In The Congress nimmt dieses Zusammenspiel aus Traum und Albtraum eine zentrale Rolle ein, was sich auch im eigenwilligen Animationsstil zeigt, der ab der zweiten Hälfte des Films dominiert.

So wie die Schauwerte im Film ansteigen, so wirr wird aber teilweise auch die Handlung: Man muss schon eine gewisse Affinität zu psychedelischen Bildern mitbringen, um an The Congress seine Freude zu haben. Stellenweise muss man sich aus den erzählerischen Bruchstücken selbst die Handlung zusammenklauben, was nicht jedermanns Geschmack sein dürfte. Am Ende bleibt The Congress ein interessantes Experiment, das optisch und inhaltlich durchaus versteckte Werte zu bieten hat, aber etwas hinter dem Potential zurückbleibt: Hätte Folman den Animationsstil weniger cartoonhaft überzogen und gezielter mit den kulturkritischen Aspekten in Bezug gesetzt, wäre vielleicht auch ein größeres Publikum drin gewesen. Was bleibt, ist zwar ein sehenswertes Unikat, dessen verwirrende, teils lang gezogene Struktur aber auf die Geduld von Arthouse-Fans gemünzt ist.

Bildqualität

The Congress beeindruckt mit ausgezeichneter Bildqualität, die nur von sehr kleinen Mankos getrübt wird. So erkennt man in dunklen Szenen leichtes digitales Rauschen und viele Szenen offenbaren den typischen, leicht flachen Look, den man von günstigen, digitalen Produktionen kennt. Hier macht sich das eingeschränkte Budget von acht Mio. Euro bemerkbar. Ansonsten gibt es jedoch auch viel Positives zu vermelden: Schärfe und Detailgrad sind extrem hoch, was sich speziell auf die Realfilm-Passagen der ersten Filmhälfte mehr als positiv auswirkt. Kontrast und Schwarzwerte stimmen ebenfalls: Die Realfilm-Aufnahmen nutzen absichtlich einen ganz leicht verwaschenen und entsättigten Look. Sobald die Animationen dominieren, wird es deutlich bunter und bewusst als Stilmittel eingebundenes Filmkorn sorgt für eine zugleich lebendige wie düstere Optik. Insgesamt stimmt hier das HD-Erlebnis und Fans visuell experimentierfreudiger Filme kommen voll auf ihre Kosten.

Tonqualität
Sowohl der deutsche als auch der englischsprachige Originalton liegen einmal in Stereo und ein anderes Mal in 5.1-Surround vor. Wer über eine entsprechende Anlage verfügt, nutzt natürlich die 5.1-Spur. Mit Räumlichkeit trumpft aber vor allem die zweite Filmhälfte auf, wenn die surrealen Animationen sich mit einer breiten, klanglichen Bühne koppeln. Die Dialogverständlichkeit ist stets ausgezeichnet, wobei die Stimmen wenig überraschend in der Stereo-Abmischung noch etwas mehr im Vordergrund stehen. Musik kommt in The Congress dagegen eher dezent zum Einsatz – viele Aufnahmen kommen komplett ohne Soundtrack aus. Der englischsprachige Mix ähnelt seinem deutschen Pendant. Wie heutzutage fast schon Standard, stehen die Stimmen der Schauspieler allerdings nicht ganz so stark im Zentrum und die Umgebungsgeräusche wirken etwas akzentuierter. Gut zu sehen ist dies etwa an den Szenen im Podium in der zweiten Filmhälfte.

Ausstattung
Die Extras zu The Congress sind eine ähnlich krude Mischung wie der Film selbst: Zu vier ausgewählten Szenen gibt es eine schrittweise Abfolge der Entstehung: Man sieht, wie zunächst die realen Schauspieler die Aufnahme proben, dann folgt die darauf aufbauende Storyboard-Sequenz, anschließend eine Vorab-Animation und dann die fertige Filmsequenz. Leider ist das SD-Bildmaterial von schlechter Qualität und es fehlen zusätzliche Erläuterungen der Macher. Jene liefert immerhin der Audiokommentar von Regisseur Ari Folman, der zum Gesamtfilm auf der Disk ruht. Es handelt sich um einen unterhaltsamen Kommentar, der stellenweise sogar etwas Licht ins Dunkel der surrealeren Szenen bringt. Wer also nach der ersten Sichtung mit einem Fragezeichen vorm Bildschirm sitzt, darf sich Folmans Kommentar gönnen.

Fazit

The Congress protzt technisch mit einem sehr hochwertigen Bild, das der eigenwilligen Optik des Hybrids aus Real- und Animationsfilm gut zu Gesicht steht. Beim Ton gibt sich der Vertrieb Alive! facettenreich und bietet Optionen auf sowohl Stereo- als auch Surround-Sound in Deutsch und Englisch an. Die Spuren sind dem Material absolut angemessen und runden den akustisch-visuell hochwertigen Eindruck ab. Schade, dass das Extramaterial mit der Abzeichnung der schrittweisen Entstehung mehrerer Szenen so unkommentiert im Raum stehen bleibt. Einige Interviews zu diesem experimentellen Projekt und seinen kritischen Motiven hätten sicher den einen oder anderen Arthouse-Fan erfreut. Man erkennt in The Congress viel Potential, das aber leider nicht immer genutzt wurde. Die erste Filmhälfte etwa wirkt sehr gestreckt und hätte deutlich komprimierter mehr emotionale Wucht entfaltet, ohne inhaltlich an Zugkraft zu verlieren. Dagegen hätte der zweiten Hälfte, die von Real- zu Animationsfilm umschwenkt, vielleicht etwas mehr Struktur gut getan. Gegen surreale Elemente und offen gehaltene Denkansätze ist grundsätzlich nichts zu sagen. Im Gegenteil: Es ist zu begrüßen, wenn ein Film den Zuschauer zum Nachdenken anregt. Manchmal zelebriert The Congress jedoch in erster Linie seine eigene Surrealität. Diese Selbstzweckhaftigkeit wird mancher Zuschauer als prätentiös empfinden. Somit bleibt The Congress am Ende eine Empfehlung für Arthouse-Freunde, dürfte Mainstream gewohnte Kinogänger aber eher überfordern. (anw)

Kaufempfehlung

7 von 10
Die Kaufempfehlung der The Congress Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der Story berechnet.

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Geschrieben: 31 Aug 2014 05:04

Gandalf123

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Nach dem Lesen deines Reviews ist für mich klar, dass ich mich wohl eher zu den Mainstream gewohnten Kinogängern zählen dürfte. ;)
Von daher wird's höchstens mal ein Leihe des Films werden.


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