Die Zeitmaschine (1960) Blu-ray ReviewIn den 1950er und 1960er Jahren erlebte der Science-Fiction- und
Horrorfilm eine erste große Blütezeit. Vor allem diverse Ängste,
die die Menschen jener Tage umtrieb, spiegelten sich in den
fantastischen Produktionen wider. Die Angst vor dem noch jungen
Atomzeitalter manifestierte sich etwa in spektakulären
Monsterfilmen wie Tarantula. Die, nicht zuletzt von staatlicher
Seite forcierte, Furcht vor einer kommunistischen Unterwanderung
der amerikanischen Gesellschaft verschaffte sich in zahlreichen
Alien-Invasionsfilmen ein Ventil. Bereits 1953 kamen in diesem
Zusammenhang zwei Protagonisten zum Vorschein: Schriftsteller H. G.
Wells und Produzent George Pal. Pal verfilmte nämlich just in
diesem Jahr Wells vielleicht bekannteste Geschichte unter dem Titel
„Kampf der Welten“. Zusammen mit Jules Verne war H. G. Wells Ende
des 19. Jahrhunderts der bestimmende Schriftsteller in Sachen
fantastischer Literatur. Sein Werk umfasst aber noch eine andere
Geschichte, derer sich George Pal, dieses Mal als Regisseur,
annahm: Die Zeitmaschine.
Story:
Am Silvesterabend des Jahres 1899 versammelt der ambitionierte
Erfinder George (R. Taylor) vier Freunde in seinem Haus, um ihnen
seine neueste Erfindung zu präsentieren: Eine Zeitmaschine in
Miniaturformat! Vor den Augen der staunenden Männer lässt er das
kleine Gerät verschwinden – wie er sagt in die Zukunft. Doch die
wohlsituierten Männer aus der besseren englischen Gesellschaft
glauben an einen Zaubertrick und lassen sich von Georges
Ausführungen über die Möglichkeit von Zeitreisen wenig
beeindrucken. Nur sein bester Freund Filby (A. Young) kommt ins
Grübeln. Doch das kleine Gerät war nur ein Modell zu
Demonstrationszwecken. In seinem Labor steht die eigentliche
Zeitmaschine, mit der ein Mensch tatsächlich durch die Zeit reisen
kann. Noch am gleichen Abend setzt sich George auf den mit rotem
Samt bezogenen Sitz und drückt den Kristallhebel nach vorne.
Thematisch fällt Die Zeitmaschine aus dem Jahr 1960 etwas aus dem
Rahmen. Weder atomar verstrahlte Rieseninsekten, noch feindlich
gesinnte Außerirdische bedrohen die Menschheit. George Pal
platziert die Geschichte von H. G. Wells dahin, wo sie einstmals
entstand: Ins viktorianische England des ausgehenden 19.
Jahrhunderts. Auch wenn sich die Handlung zu Beginn lediglich auf
das Haus des Erfinders beschränkt, vermitteln Dekor und Ausstattung
sofort eine wohlige Retroatmosphäre. Die Krönung des Ganzen ist
natürlich das Design der Zeitmaschine selbst, die bis heute
Kultstatus genießt. Der mit Samt bezogene Sitz, das Steuerpult mit
den drei farbigen Lämpchen, die Messingkufen und natürlich die
aufwändig verzierte, rotierende Drehscheibe am Heck – das
retro-futuristische Design dieses Zeitschlittens brennt sich tief
in das Gedächtnis des Zuschauers. Über die folgenden Jahrzehnte
taucht das Gerät immer wieder auf: In Promos zu Zurück in die
Zukunft, in Gremlins – Kleine Monster oder ganz aktuell in einer
Folge der
The Big Bang
Theory, in der sich die Nerds das Teil in
Originalgröße ins Wohnzimmer stellen.
Alleine diese Hommagen zeigen bereits, welchen Einfluss George Pals
Film auf folgende Generationen ausübte. Und das völlig zu Recht.
Das Thema Zeitreisen findet oft und gerne in der Science-Fiction
Verwendung, doch so einfach und plausibel wie hier, wurde es selten
präsentiert. Die Geschichte ist bis ins Kleinste durchdacht und
vermeidet die üblichen Ungereimtheiten, die mit Reisen durch die 4.
Dimension leicht einhergehen, fast vollständig. Denn Georges
Zeitmaschine reist wirklich nur durch die Zeit, nicht durch den
Raum. Soweit er sich also zeitlich auch von seiner Gegenwart
entfernt, bleibt er doch immer an Ort und Stelle. Und je weiter er
sich in die Zukunft bewegt, umso erstaunlicher werden seine
Erlebnisse. Nach einem Atomkrieg Mitte der 1960er Jahre (da haben
wir ja doch wieder die zeitgenössische Atom-Phobie), wird er von
Lavamassen verschüttet. Und der erkaltete Berg gibt ihn erst im
800. Jahrtausend wieder frei! Hier spielt dann auch der Hauptteil
der Geschichte, der jedem Fan des fantastischen Films nur allzu gut
bekannt sein dürfte. Die Zeitmaschine ist bis heute einer der
besten Science-Fiction Filme aller Zeiten. Die Ausstattung, die für
damalige Verhältnisse erstaunlichen Effekte, die Atmosphäre und die
faszinierende Geschichte lassen den Zuschauer für gut 100 Minuten
nicht mehr los.
Bildqualität:
Wenn man bedenkt, dass der Film bereits über 50 Jahre auf dem
Buckel hat, kann man sich über die vorliegende Blu-ray eigentlich
nicht beschweren. Das Bild ist frei von Verschmutzungen oder
Schäden. Die Farben sind kräftig und geben das prächtige Dekor des
Films ausgezeichnet wieder. Der nur selten geforderte Schwarzwert
lässt ebenfalls keine Wünsche offen. Der Bildstand ist durchgängig
ruhig. Jedoch müssen in puncto Schärfe und Detailzeichnung einige
Abstriche gemacht werden. Es gibt Filme jener Tage, die wesentlich
besser durchzeichnet sind, als Die Zeitmaschine. Auch die
Kontrastwerte bleiben konstant schwammig und wenig definiert.
Dennoch kann man mit dem Ergebnis zufrieden sein. In besserer
Verfassung wird man den Film so schnell wohl nicht zu sehen
bekommen.
Tonqualität:
Die deutsche Tonspur liegt in Dolby Digital 1.0 vor und ist damit
der eigentliche Schwachpunkt dieser Veröffentlichung.
Altersbedingtes Rauschen, Knistern oder Zischlaute wurden zwar fast
vollständig herausgefiltert, dabei blieb aber auch jegliche Dynamik
und Frische des Tons auf der Strecke. Die deutsche Tonspur klingt
muffig und zu leise. Man muss den Receiver mindestens 5db lauter
drehen, als gewohnt. Dass es keine Surroundeffekte,
Subwoofereinsätze oder dergleichen zu hören gibt, versteht sich von
selbst. Wer kann, sollte daher auf den englischen DTS-HD-Track in
5.1 ausweichen. Der deutsche Ton ist leider nur noch knapp als
zweckmäßig zu bezeichnen.
Ausstattung:
Die Dokumentation “The Journey Back” aus dem Jahr 1993 ist als
retrospektives Making-Of zu verstehen und wird von Hauptdarsteller
Rod Taylor moderiert. Die knapp 50 Minuten geben einen guten
Einblick in die damaligen Produktionsverhältnisse. George Pal wird
ebenso gewürdigt, wie die Designer der Zeitmaschine oder das
Oscar-gekrönte Special-Effects-Team von Project Unlimited. Ein sehr
interessantes Feature, das freilich nur in Standard Definition
vorliegt.
Fazit:
Technisch vermag die vorliegende Blu-ray leider keine Bäume
auszureißen. Für einen derart beliebten und filmgeschichtlich
relevanten Film hätte man sich eine bessere Umsetzung gewünscht.
Aber vielleicht gab das zugrunde liegende Material auch einfach
nicht mehr her. Während das Bild noch recht ansehnlich daher kommt,
ist der deutsche Ton leider ein fast kompletter Reinfall. Das
Feature gewährt einen interessanten retrospektiven Einblick hinter
die Kulissen.
Die Zeitmaschine ist ein unumstößlicher Science-Fiction-Klassiker,
den man unbedingt gesehen haben muss. Bis heute genießt der Film
völlig zu Recht enormen Kultstatus. Hier stimmt einfach alles: Die
zu jeder Zeit stimmige und faszinierende Geschichte wird von
herausragenden Spezialeffekten und einer angenehmen
Retro-Atmosphäre begleitet. Dennoch wirkt der Film auch aus
heutiger Sicht zu keiner Zeit altbacken oder angestaubt. Gute
Geschichten überdauern die Jahrzehnte eben auch ohne die Hilfe
einer Zeitmaschine.
Kurzbewertungen:
Story: 10/10
Bild: 7/10
Ton: 4/10
Extras: 5/10
Gesamt*: 5/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 8/10
Die Kaufempfehlung der Die
Zeitmaschine Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und
unter Berücksichtigung der Story berechnet.Testgeräte:
TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
Bild: HTPC, PowerDVD 14
Ton: Pioneer SC-LX56
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Boston A26 (Front-Wide,
Surround), Teufel M-500 (Back-Surround)