The Expanse ist ja eine der ganz wenigen Serien, wo ich
von einem Binge-Watching-Prinzip eine Ausnahme mache und schön brav
wöchentlich gucke. Dafür haben mich die ersten beiden Staffeln viel
zu sehr gepackt und erfreulicher Weise macht da auch die dritte
Staffel keine Ausnahme, wobei mich aber die Erzählstrategie hier
mit dem Knick doch schon gestört hat. Aber wieso das?
Also zunächst einmal setzt die dritte Staffel genau am Ende der
zweiten Staffel an und führt den Bogen um das vermisste Mädchen so
konsequent wie unterhaltsam fort. Dabei nehmen die Spannungen
innerhalb der Rossi immer mehr zu, beeinflussen die Mission führen
letztendlich auch dem einen oder anderen Zerwürfnis. Immerhin ist
nun auch endlich Krieg in der Galaxis, wie man anhand einer hübsch,
aber doch recht kurz inszenierten Raumschlacht sehen kann.
Gleichzeitig wird die Situation auch auf der Erde immer brenzliger,
da sie nun tatsächlich Angriffen des Mars ausgesetzt ist. Dieser
Krieg findet auch abseits der Schlachtfelder in der Politik und
zwischen Spionen statt, wobei man nun keiner Seite wirklich trauen
kann. Insgesamt abermals sehr fesselnd in Szene gesetzt, wobei
The Expanse auf einen richtig spannenden Höhepunkt
zusteuert . . . der mit der sechsten Episode vollkommen überwunden
ist!
Tatsächlich gibt es also mitten in der dritten Staffel einen
Abschluss nahezu aller wichtigen Handlungsbögen und nimmt in der
siebten Episode Anlauf zu einer neuen Geschichte, die dem ganzen
Szenario eine vollkommen neue Wendung gibt. Inklusive einem
Zeitsprungen von über acht Monaten, einer neuen Ausgangslage, neuen
Charakteren und einem neuen Mysterium mitten im Raum zwischen dem
Gürtel, der Mars und der Erde. Wie die Sache dann nun ausgeht bzw.
in welches Szenario dann abdriftet, ist ebenfalls recht originell,
spannend und vielschichtig inszeniert. Denn nach wie vor gibt es
politische Günstlinge, Spione und Verräter, die jeweils ihre
eigenen Ziele verfolgen. Letztendlich steigern sich auch diese
Handlungsbögen ekstatisch immer rasanter, brisanter und zielsicher
in eine andere Konfliktsituation, die gleichermaßen überraschend
wie altbekannt endet. Stichwort: Mass Effect! ;) Und ich will auch
gar nicht ausschließen, dass die Videospiel-Reihe die Autoren
beeinflusst hat, nachdem der erste Teil schon vier Jahre vor dem
Roman erschien. Aber immerhin gibt es in der Serie noch ein
Wiedersehen mit einem alten Bekannten, der wohl auch in der vierten
Staffel, sagen wir mal, als "stiller Teilhaber" auftauchen
wird.
Mich stört also die Story an sich viel weniger - denn die war im
ersten wie im zweiten Teil der Staffel wiederum weltklasse - als
dieser radikale Bruch dazwischen. Für mich ergibt es immer noch
nicht richtig Sinn zwei verschiedene Stories innerhalb einer
Staffel zu erzählen, weil dieser Knick extrem deutlich zu Tage
tritt. Ich hätte an Stelle von SyFy eben nicht mal ganze 13
Episoden bestellt, wenn ich ohnehin schon mit den Quoten
unzufrieden bin. Dann doch lieber nur 8 Episoden bestellt, wo man
diese eine Geschichte zuende erzählt. Nur etwas mehr politische
Ränkespiele, etwas mehr Action, etwas mehr Forschung mit dem
Protomolekül und schon hätte man zwei weitere Episoden und eine
insgesamt sehr coole Staffel gehabt. Die letzte Szene der sechste
Episoden hätte man auch ebenso stark als fiesen Cliffhanger stehen
lassen können, mit dem man die vierte Staffel rechtfertigt, die
vielleicht auch nicht länger, aber ebenso solide erzählt ist.
Deswegen bekommt die dritte Staffel von mir 8/10 "Ringe".