Presseschau:
Von Meisterwerk bis Kinderkram war alles dabei, wobei sich manche
Kritiker nicht entblöden (siehe 3. Absatz), die Filmumsetzung des
vor allem für Kinder/Jugendliche geschriebenen Buches vorzuwerfen,
dass es an Tiefe und Subtilität mangelt. Kein Gedanke wird daran
verschwendet, dass der Film vor allem deshalb für Erwachsene
geeignet ist, weil er ernsthaft, glaubwürdig und sehr emotional
darstellt, wie ein Kind hilflos damit umgehen muss, dass seine
Mutter stirbt. Oder wie Patrick Ness sagt: Kinder haben keine
Probleme mit dem Material, es sind Erwachsene, die davon Schaden
tragen.
Die Premiere im 2500er Saal artete dann prompt in ausdauernden
Schluchz-Orgien aus, währendessen die Dialoge stellenweise nicht
mehr zu verstehen waren. Der Kritiker vom Guardian twitterte, dass
bei ihm die Augen trocken blieben und er sich jetzt wie ein
Ummensch fühlt (um anschließend eine 3/5 Wertung zu
veröffentlichen). Kritiker, die sich darauf einlassen, schreiben
von "sadness porn" oder 2 Jahre Psychotherapie verpackt in ein 2
Stunden Film. (Mehr davon auf rottentomatoes/metacritic, weil ich
noch Kritiker-Kritik loswerden muss.)
Der Chefkritiker vom Branchenblatt Variety hat die nach oben offene
Richterskala an Dummheit problemlos gesprengt. (Mindestens Einen
muss es ja immer geben.) Er bedient sich dabei aus den immer wieder
gern genommenen Klassiker zunächst irgendein Blödsinn zu behaupten
(was der Film ist, sein oder sagen will), um anschließend den
selbst erfundenen Schrott genüßlich zu zerreissen. (Also der
übliche arrogante Geifer, worauf auch DER SPIEGEL stolz ist.)
Das Konkurenzblatt Hollywood Reporter hat zwar positiv gewertet,
versteigt sich aber in eine groteske Überinterpretation-Vermutung,
in dem der Baum ein Yew Tree (Eibenbaum) ist, weil "Yew" genauso
wie "Jew" (Jude) ausgesprochen wird. Passender und nicht
unwichtiger Mini-Spoiler: Der Baum ist ein Eibenbaum, weil aus
einem Eibenbaum ein (experimentelles) Medikament zur
Krebsbehandlung hergestellt wird, zu dem man greift, wenn die
übliche Chemotherapie nicht anschlägt.