Hin und wieder gibt es durchaus positive Überraschungen an den
Kinokassen, mit denen wohl manche nicht gerechnet haben. In
Deutschland ist das aktuell Fack ju Göhte, in Frankreich war das
beispielsweise Ziemlich beste Freunde. Aus den USA und
Großbritannien kommt der Science Fiction Thriller Gravity, der bei
einem Budget von 100 Millionen US-Dollar weltweit knapp 700
Millionen US-Dollar wieder einspielte und dabei in zahlreichen
Ländern Platz 1 der Kinocharts einnahm.
Story
Die Ärztin Dr. Ryan Stone (S. Bullock), der erfahrene Astronaut
Matt Kowalski (G. Clooney) sowie drei weitere Astronauten sind in
einem Space Shuttle mit der Missionsnummer STS-157 im Erdorbit
unterwegs, um Reparaturarbeiten am Hubble-Weltraumteleskop
durchzuführen. Von der Kommandozentrale der NASA in Houston
erfahren sie, dass ein russischer Satellit zerstört wurde und nun
dessen Trümmerteile ziellos in der Umlaufbahn herumschwirren. Als
plötzlich das Shuttle getroffen wird und Stone ins Weltall heraus
geschleudert wird, ist die Panik groß, denn die Frage ist, wie sie
wohl wieder zurück auf die Erde gelangen werden, denn der
Sauerstoff wird langsam knapp.
Bereits kurz nach Erscheinen hat der renommierte Astrophysiker und
Wissenschaftsjournalist Neil deGrasse Tyson fundiert widerlegt, was
in Gravity alles unrealistisch sei. Dabei sind einige Punkte
aufgekommen, die letztendlich logischerweise falsch dargestellt
wurden, aber dadurch die Spannung und die hohe Erzähldichte
keineswegs mindern. Letztendlich ist das aktuelle Werk von
Regisseur Alfonso Cuarón (
Harry Potter und der Gefangene von
Askaban), der u.a. zusammen mit seinem Sohn Jonás
Cuarón das Drehbuch verfasste, mehr als nur die Weltraum Variante
von Open Water oder gar 3D Special Effekts Blendgranaten.
Zugegebenermaßen werden schon eine Menge herausragender optischer
Schauwerte geboten. Dazu zählt zum Beispiel die von Cuarón zusammen
mit Visual Effects Supervisor Tim Webber (
Avatar) und Kameramann Emmanuel
Lubezki (
Sleepy Hollow) neu konzipierte
Darstellung der Schwerelosigkeit, die selten so authentisch aussah,
wie in diesem Film.
Auf der anderen Seite ist es natürlich schwierig, mit lediglich
zwei Hauptdarstellern einen kompletten Film zu füllen. Doch George
Clooney (
Syriana) und Sandra Bullock
(
Blind Side – Die große Chance)
wären nicht vielfach ausgezeichnete Meister ihres Fachs, wenn sie
dieses Problem nicht anstandslos meistern könnten. Den abgesehen
von einem Statist, sind lediglich drei weitere Personen
ausschließlich als Stimme über Funkkontakt zu hören, wie z.B. Ed
Harris als Ansprechpartner bei der Mission Control in Houston.
Gerade Sandra Bullock liefert erneut eine beeindruckende Leistung
ab, der die beklemmende Angst sichtlich ins Gesicht geschrieben
steht und dabei die von Neil deGrasse Tyson aufgezeigten
Logikfehler rasch vergessen lässt. Zugegeben erscheint es nicht
sonderlich schwer in einem 83 Minuten dauernden Film (Abspann nicht
mit gerechnet) Langeweile zu vermeiden, doch auch das soll schon
vorgekommen sein. Gravity hat die optimale Spielzeit mit
bestmöglicher Technik und zwei dominierenden aber zugleich
herausragenden Schauspielern, die den Zuschauer bis zur letzten
Sekunde im Sessel fesseln.
Bildqualität
-
ausgezeichnete Schärfe mit hervorragender Detailzeichnung sowohl
bei Nahaufnahmen als auch in der Totalen
-
natürliche und satte Farbgebung bei sehr gut eingestelltem
Kontrast
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tiefer Schwarzwert mit einer hervorragenden
Durchzeichnung
-
selbst in 2D beeindruckende Plastizität
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keine sichtbaren Kompressionsspuren sowie Bildfehler
Das 2D Bild ist fantastisch und erreicht mühelos die
Höchstpunktzahl. Das macht sich besonders bei der hervorragenden
Schärfe bemerkbar, die selbst winzige Details wie etwa das langsam
herannahende Shuttle aus der Ferne zu Beginn des Filmes oder
verglühende Trümmerteile akkurat darstellt. Satte und natürliche
Farben, ein sehr gut eingestellter Kontrast sowie teils schöne
Plastizität runden das Sehvergnügen wunderbar ab.
Kompressionsspuren oder weitere Beeinträchtigungen sind zu keinem
Zeitpunkt aufgefallen.
Bild 3D
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keinerlei qualitative Unterschiede zur 2D Version
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Helligkeitsunterschiede sind nicht aufgefallen
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ausgezeichnete Bildschärfe mit sehr hohem Detailgrad
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jederzeit kräftige und natürliche Farben
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stark ausgeprägte Tiefenwirkung, wenn auch nur wenige Pop Out
Effekte
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3D Bild erreicht ebenfalls verdient die Höchstpunktzahl
Das 3D Bild ist tatsächlich eine Kombination aus konvertiertem 2D
Bild sowie nativen 3D Effekten, die aber zusammen eine
hervorragende räumliche Darstellung bieten. Dabei wurde wenig Wert
auf aus dem Bildschirm herausragende Objekte gelegt, sondern vor
allem eine weitreichende Tiefenwirkung mit ausgezeichneter
Staffelung der Ebenen. Die mangelnden Pop Up Effekte stellen
letztendlich keine Beeinträchtigung dar. Die ausgezeichnete Schärfe
des 2D Bildes wird auch in 3D einwandfrei wiedergegeben, ohne dass
Beeinträchtigungen hinzunehmen sind. Auch die Farben bleiben
akkurat ohne Verdunklung erhalten.
Tonqualität
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natürliche und klare Abmischung bei hervorragender
Dynamik
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ausgezeichnete Räumlichkeit dank nahezu permanenter
Surroundeffekte und eindeutiger Direktionalität
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sehr präzise Feindetail-Wiedergabe
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wunderbar stimmungsvoller Score von Steven Price (The World's
End)
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wenige prägnante Bässe im Tiefbassbereich
Gravity war einer der ersten Titel, die im neuen Dolby Atmos Format
abgemischt wurden. Doch auch in der deutschen Dolby Digital 5.1
Variante sorgen die Surroundeffekte Dank zahlreicher, detaillierter
Hintergrundgeräusche für eine authentische Räumlichkeit. Allerdings
mangelt es trotz einiger kräftiger Einsätze an prägnantem Tiefbass.
Dieser erweist sich in der englischen Variante als wesentlich
überzeugender, wobei zudem der Originalton noch natürlicher klingt.
Aus diesem Grund ist dieser klar vorzuziehen. Die deutsche
Synchronisation schlägt sich dennoch recht wacker und liefert
unterm Strich eine wirklich gute Qualität ab.
Ausstattung
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Kollisionspunkt: Der Wettlauf für ein sauberes All
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"Aningaaq" - Ein Kurzfilm von Jonas Cuarón Mission Control
(Picture-in-Picture Option)
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Die unermessliche Weite von GRAVITY (Vorproduktion)
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Die Farbgebung des Weltalls (Beleuchtung)
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Die Poesie der Schwerelosigkeit (Die Verwendung von
Seilen)
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Weltraum-Technologie (Die Kostüme & Sets)
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Dr. Stones Wiedergeburt (Die Szene im Detail)
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Komplette Stille (Sound Design & Filmmusik)
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Wasserlandung (Die Szene im Detail)
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Sandra & George: Ein Paar im Weltraum
Auf der Blu-ray Disc der 2D Fassung finden sich eine Vielzahl an
Bonusmaterialien, die nicht nur komplett in HD vorliegen, sondern
darüber hinaus absolut keine Wünsche offen lassen.
Fazit
Würde Warner bei dieser Veröffentlichung wie bereits bei Der Hobbit
eine verlustfrei komprimierte Tonspur anbieten, die qualitativ dem
englischen Original entspräche, hätte einer weiteren
Referenzscheibe nichts im Weg gestanden. Aufgrund der deutschen
Dolby Digitalspur, die zwar eine gute Qualität liefert, aber in
puncto Bass und Natürlichkeit nicht zu 100% überzeugt, bleibt in
diesem Segment die Höchstnote verwehrt. Dafür erreicht das
herausragende Bild, sowohl in der 2D, als auch in der 3D Variante,
verdient die volle Punktzahl. Das Bonusmaterial ist so gut wie
nicht zu toppen. Regisseur und Drehbuchautor Alfonso Cuarón hat mit
seinem aktuellen Werk Gravity einen herausragenden Science Fiction
Thriller abgeliefert, der Genre Fans sicherlich nicht enttäuschen
wird. Eine spannende Handlung, herausragendes Schauspiel, sowie
beeindruckende Bilder versprechen durchgehend tolle Unterhaltung.
(sah)
Story 9
Bild 2D 10
Bild 3D 10
Tonqualität 8
Ausstattung 10
Gesamt * 10
Kaufempfehlung 9 von 10
Testgeräte
TV: Samsung UE55F6500
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 + Dali Vocal / Rear: Dali Zensor
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