Film: 7/10
Bildqualität: 7/10
Tonqualität: 7/10
Ausstattung: 1/10
Die größte deutsche Heldensage wurde erstmals von Fritz Lang in
dessen unerreichten Stummfilmfassung von 1924 für die Leinwand
adaptiert. Obwohl diese Fassung von Publikum und Kritikern sehr
geschätzt wurde, fasste Produzent Artur Brauner 1959 den Plan, den
Stoff erneut ins Kino zu bringen. Erst nachdem eine Umfrageaktion
des Institutes für Demoskopie in Allensbach ergab, dass jeder
dritte Bundesbürger der BRD sich für eine Neuverfilmung erwärmte,
konnte er sich gegen die zahlreichen Kritiker einer Neuverfilmung
durchsetzen, und setzte sein Vorhaben 1966 in die Tat um.
Der von Brauner favorisierte Regisseur der Erstverfilmung, Fritz
Lang, konnte sich allerdings nicht für eine Neuverfilmung
begeistern, und so übernahm Harald Reinl, der sich mit zahlreichen
Heimatfilmen, Edgar-Wallace-Streifen und den Verfilmungen der
Winnetou-Geschichten einen Namen gemacht hatte. Er inszenierte den
großen Sagenstoff als Farbenprächtiges Monumentalwerk in zwei
Teilen, nämlich Siegfried von Xanten, der im Dezember 1966 im
Mathäser-Filmpalast in München seine Premiere feierte, und
Kriemhilds Rache, der zwei Monate später ebendort Uraufgeführt
wurde.
Film:
Der Königssohn Siegfried behauptet sich als strahlender Held. Nach
seiner Lehre beim Schmied Mine zieht er los, um den Drachen Fafnir
zu erschlagen und den Hort der Nibelungen für sich zu gewinnen.
Kaum ist dies vollbracht macht sich der durch ein Bad im Blut des
Drachen unverwundbar gewordene Siegfried auf nach Island, um dort
die eingesperrte Königin Brunhild zu befreien. Anschließend führt
ihn seine Reise an den Königshof von Burgund, wo er sich in die
schöne Kriemhild, die Tochter König Gunters, verliebt. Um Kriemhild
ehelichen zu dürfen, muss er jedoch in Gunters Namen um die Hand
Brunhilds werben. Kaum ist Brunhild, durch eine List Siegfrieds, am
Königshof von Burgund angekommen, beginnt ein Ränkespiel um Macht,
Habgier und Neid – und der dem König treu ergebene Hagen von Tronje
erdenkt einen Plan, den Helden Siegfried zu töten. Doch der Verrat
bleibt nicht ungesühnt, denn die Witwe des ermordeten Helden
ersinnt, gemeinsam mit dem mächtigen Hunnenkönig Etzel, einen
Racheplan, der das gesamte Königreich von Burgund in den Untergang
treiben wird.
Neben den unglaublich phantastischen Kulissen – gedreht wurde in
Berlin, Ciudad Encantade in Spanien, in Island und Jugoslawien –
und den wunderbaren Kostümen führt Reinl eine ganze Kohorte an
großartigen Darstellern in die Schlacht.
Die Hauptrolle des blondgelockten Drachentöters Siegfried von
Xanten übernahm der deutsche Hammerwerfer Uwe Beyer, der zwei Jahre
zuvor bei den Olympischen Spielen in Tokio die Bronzemedaille
errang. Die Rolle verdankte er wohl ausschließlich seiner
Popularität, denn leider verfügt er über keinerlei
schauspielerische Erfahrung, was man seiner Darstellung
unglücklicherweise auch ansieht. Zu gestelzt, zu aufgesetzt und zu
übertrieben ist seine Darstellung, wobei sie gut in das - auch
ansonsten in nahezu jeder Hinsicht sehr zu Übertreibungen neigenden
– Projekt von Reinl passt. Zumindest klingt Beyer professionell, da
er von Thomas Danneberg synchronisiert wurde, der bis heute als
Stammsprecher für Stars wie Arnold Schwarzenegger, Sylvester
Stallone, John Travolta und Mario Girotti, der in diesem Film eine
kleine Rolle als Gunters jüngster Bruder Giselher zu sehen ist,
agiert. Auch Girotti spielte in einigen Filmen Reinls bereits
kleinere Rollen, bevor er unter seinem Künstlernamen Terence Hill
bald eine deutsche Fangemeinde für sich gewinnen konnte, die ihm –
und seinem Leinwandpartner Bud Spencer – bis heute treu geblieben
ist.
An Beyers Seite stellte Reinl allerdings die Creme de la Creme der
damaligen Schauspielerriege. Die Rolle der Amazonenkönigin Brunhild
besetzte Reinl mit Karin Dor, mit der er ebenfalls schon häufig
zusammengearbeitet hatte. Rolf Henniger, der zwei Jahre zuvor den
Berliner Kunstpreis erhalten hatte, übernahm die Rolle des König
Gunter, und der Brite Herbert Lom schlüpfte in die Rolle des
Hunnenkönigs Etzel. Der unumstrittene Star der zweiteiligen
Produktion ist allerdings Siegfried Wischnewski als der finstere
Hagen von Tronje. Wischnewski verleiht dem Antihelden derart viel
Tiefgang, dass bei seinem eiskalten und berechnenden Blick auch
heutigen Zuschauern ein eiskalter Schauer über den Rücken
läuft.
Der Rest der Inszenierung von Reinl kränkelt leider ein wenig. Die
Geschichte ist alles in allem zu holprig erzählt, galoppiert in
rasantem Tempo von einer Szene zur nächsten, und lässt sich nicht
so viel Zeit, wie es die epochale Geschichte gebraucht hätte. Von
dem epischen Vorbild der Lang-Verfilmung ist hier nichts mehr zu
spüren. Viel mehr wirkt die Reinl Version des Nibelungenliedes ein
wenig wie ein Fantasy-Märchen für Erwachsene. Die düster-mystischen
Bilder eines Fritz Lang schafft Reinl nicht auf die Leinwand zu
bannen, dafür aber ein farbenfrohes Spektakel im Stil der – für
diese Zeit typischen – Heldenfilme aus Italien. Der hydraulische
Drache Fafnir, der wesentlich harmloser und – man verzeihe den
Ausdruck – billiger aussieht, als in der Stummfilmfilmversion von
Lang, ist erst der Auftakt für ein knapp dreistündiges Abenteuer,
dass zwar allerhand heroische Taten zeigt, im zweiten Teil die
tragische Geschichte bis zum bitteren Ende weiterspinnt, aber aus
heutiger Sicht leider stets wie ein Märchenfilm aus der „guten,
alten Zeit“ wirkt. Zu albern, zu hölzern, zu gewollt heroisch, ohne
dabei den Tiefgang und die Tragik der größten deutschen Heldensage
gerecht zu werden.
Dennoch macht die dreistündige Abenteuerreise in die germanische
Legendenwelt einen großen Spaß – etwas, dass man von der Lang
Version nicht unbedingt behaupten kann. Zwar ist der 1966/67er Film
aus cineastischer Sicht um Längen schlechter als das
Stummfilmvorbild, macht aber mit seinem muskelbepackten Helden,
finster dreinblickenden Bösewichten und allerhand anderer
Schauwerte dennoch eine gute Figur. Aus heutiger Sicht vielleicht
ein wenig albern ist die reinlsche Neuverfilmung weniger ein
cineastisches Meisterwerk als vielmehr ein zeitgeschichtliches
Dokument mit enormem Unterhaltungswert.
Bildqualität:
- Schmutzpartikel und Filmfehler weitestgehend entfernt
- Stellenweise starkes Bildrauschen wahrnehmbar
- Satte, strahlende Farben voller Intensität
- Mangelnde Schärfe und nur geringe Detailsichtbarkeit
- Haut wirkt stets wächsern
- Teilweise ausblutende Ränder und stellenweise sogar
Doppelkonturen
Das Positive an der vorliegenden Blu-Ray-Veröffentlichung ist, dass
Schmutz, Verunreinigungen und Filmfehler weitestgehend entfernt
wurden und auch die satten Farben begeistern auf ganzer
Linie.
Allerdings gibt es leider auch zahlreiche Kritikpunkte. Zwar ist in
den meisten Szenen keinerlei Filmkorn mehr zu erkennen, allerdings
verschwanden damit auch kleinere Details. Auch macht sich in
zahlreichen Szenen ein – mal mehr, mal weniger auftretendes –
Bildrauschen bemerkbar, und der Kontrast ist ebenfalls alles andere
als Optimal. Die Schärfe ist zwar wesentlich besser als bei der
sehr mangelhaften DVD-Umsetzung, kommt allerdings zu keinem
Zeitpunkt an zahlreiche andere Titel aus der Herstellungszeit
heran.
Tonqualität:
- Gute Dialogverständlichkeit
- Gute Räumlichkeit, trotz Mono-Tonspur
- Dialoge knarzen zuweilen leicht blechern
- Kein störendes Hintergrundrauschen
- Soundtrack kommt gut zur Geltung, bleibt aber zu adynamisch
Der Ton liegt „nur“ in Mono vor, klingt dafür allerdings
unglaublich gut und räumlich, auch ohne Ansteuerung der Rear-Boxen.
Der grandiose, epische Soundtrack von Rolf A. Willhelm dröhnt
prachtvoll durch das Heimkino, allerdings fehlt es ein wenig an
Dynamik. Alles in allem eine mehr als gelungene HD-Abmischung des
Originaltons.
Ausstattung:
- Trailershow
Fazit:
Bild und Ton leiden sehr unter dem Alter des Films, wobei speziell
das Bild offensichtlich Opfer von übermäßigem Filtereinsatz
geworden ist. Die Haut der Helden erscheint wächsern, die Farben
sind dafür absolut überzeugend. Der Ton liegt in einer, den
Umständen entsprechenden sehr guten HD-Monospur vor, die zwar die
Dialoge zuweilen ein wenig blechern klingen lässt, dafür eine
verblüffende Räumlichkeit ins Heimkino zaubert. Dennoch wäre etwas
mehr Dynamik, speziell bei den heroischen Soundtrackeinspielungen
wünschenswert gewesen. Weitaus negativer fällt hingegen das Fehlen
sämtlicher Extras ins Gewicht.
Die Neuverfilmung aus den 1960er Jahren reicht zwar keineswegs an
die grandiose Stummfilmfassung von Fritz Lang heran, begeistert
dafür aber mit naiv-kindlichem Charme, überwiegend hervorragenden
Darstellern und einer übertrieben heroischen Inszenierung, die aus
heutiger Sicht vielleicht ein wenig albern wirkt, aber dennoch
absolut sehenswert ist. (ms
Testgeräte:
TV: Panasonic TX-L42ETW60
BDP: Samsung BD-P 1580
Boxen: Samsung HT-E4500, 5.1 3D-Dolby Surround System