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Die Nibelungen (1966/67)

Gestartet: 18 Dez 2013 17:57 - 0 Antworten


Veröffentlichung:
15.11.2013
Laufzeit:
178 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 18 Dez 2013 17:57

Michael Speier

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Film: 7/10
Bildqualität: 7/10
Tonqualität: 7/10
Ausstattung: 1/10


Die größte deutsche Heldensage wurde erstmals von Fritz Lang in dessen unerreichten Stummfilmfassung von 1924 für die Leinwand adaptiert. Obwohl diese Fassung von Publikum und Kritikern sehr geschätzt wurde, fasste Produzent Artur Brauner 1959 den Plan, den Stoff erneut ins Kino zu bringen. Erst nachdem eine Umfrageaktion des Institutes für Demoskopie in Allensbach ergab, dass jeder dritte Bundesbürger der BRD sich für eine Neuverfilmung erwärmte, konnte er sich gegen die zahlreichen Kritiker einer Neuverfilmung durchsetzen, und setzte sein Vorhaben 1966 in die Tat um.

Der von Brauner favorisierte Regisseur der Erstverfilmung, Fritz Lang, konnte sich allerdings nicht für eine Neuverfilmung begeistern, und so übernahm Harald Reinl, der sich mit zahlreichen Heimatfilmen, Edgar-Wallace-Streifen und den Verfilmungen der Winnetou-Geschichten einen Namen gemacht hatte. Er inszenierte den großen Sagenstoff als Farbenprächtiges Monumentalwerk in zwei Teilen, nämlich Siegfried von Xanten, der im Dezember 1966 im Mathäser-Filmpalast in München seine Premiere feierte, und Kriemhilds Rache, der zwei Monate später ebendort Uraufgeführt wurde.


Film:

Der Königssohn Siegfried behauptet sich als strahlender Held. Nach seiner Lehre beim Schmied Mine zieht er los, um den Drachen Fafnir zu erschlagen und den Hort der Nibelungen für sich zu gewinnen. Kaum ist dies vollbracht macht sich der durch ein Bad im Blut des Drachen unverwundbar gewordene Siegfried auf nach Island, um dort die eingesperrte Königin Brunhild zu befreien. Anschließend führt ihn seine Reise an den Königshof von Burgund, wo er sich in die schöne Kriemhild, die Tochter König Gunters, verliebt. Um Kriemhild ehelichen zu dürfen, muss er jedoch in Gunters Namen um die Hand Brunhilds werben. Kaum ist Brunhild, durch eine List Siegfrieds, am Königshof von Burgund angekommen, beginnt ein Ränkespiel um Macht, Habgier und Neid – und der dem König treu ergebene Hagen von Tronje erdenkt einen Plan, den Helden Siegfried zu töten. Doch der Verrat bleibt nicht ungesühnt, denn die Witwe des ermordeten Helden ersinnt, gemeinsam mit dem mächtigen Hunnenkönig Etzel, einen Racheplan, der das gesamte Königreich von Burgund in den Untergang treiben wird.

Neben den unglaublich phantastischen Kulissen – gedreht wurde in Berlin, Ciudad Encantade in Spanien, in Island und Jugoslawien – und den wunderbaren Kostümen führt Reinl eine ganze Kohorte an großartigen Darstellern in die Schlacht.

Die Hauptrolle des blondgelockten Drachentöters Siegfried von Xanten übernahm der deutsche Hammerwerfer Uwe Beyer, der zwei Jahre zuvor bei den Olympischen Spielen in Tokio die Bronzemedaille errang. Die Rolle verdankte er wohl ausschließlich seiner Popularität, denn leider verfügt er über keinerlei schauspielerische Erfahrung, was man seiner Darstellung unglücklicherweise auch ansieht. Zu gestelzt, zu aufgesetzt und zu übertrieben ist seine Darstellung, wobei sie gut in das - auch ansonsten in nahezu jeder Hinsicht sehr zu Übertreibungen neigenden – Projekt von Reinl passt. Zumindest klingt Beyer professionell, da er von Thomas Danneberg synchronisiert wurde, der bis heute als Stammsprecher für Stars wie Arnold Schwarzenegger, Sylvester Stallone, John Travolta und Mario Girotti, der in diesem Film eine kleine Rolle als Gunters jüngster Bruder Giselher zu sehen ist, agiert. Auch Girotti spielte in einigen Filmen Reinls bereits kleinere Rollen, bevor er unter seinem Künstlernamen Terence Hill bald eine deutsche Fangemeinde für sich gewinnen konnte, die ihm – und seinem Leinwandpartner Bud Spencer – bis heute treu geblieben ist.

An Beyers Seite stellte Reinl allerdings die Creme de la Creme der damaligen Schauspielerriege. Die Rolle der Amazonenkönigin Brunhild besetzte Reinl mit Karin Dor, mit der er ebenfalls schon häufig zusammengearbeitet hatte. Rolf Henniger, der zwei Jahre zuvor den Berliner Kunstpreis erhalten hatte, übernahm die Rolle des König Gunter, und der Brite Herbert Lom schlüpfte in die Rolle des Hunnenkönigs Etzel. Der unumstrittene Star der zweiteiligen Produktion ist allerdings Siegfried Wischnewski als der finstere Hagen von Tronje. Wischnewski verleiht dem Antihelden derart viel Tiefgang, dass bei seinem eiskalten und berechnenden Blick auch heutigen Zuschauern ein eiskalter Schauer über den Rücken läuft.

Der Rest der Inszenierung von Reinl kränkelt leider ein wenig. Die Geschichte ist alles in allem zu holprig erzählt, galoppiert in rasantem Tempo von einer Szene zur nächsten, und lässt sich nicht so viel Zeit, wie es die epochale Geschichte gebraucht hätte. Von dem epischen Vorbild der Lang-Verfilmung ist hier nichts mehr zu spüren. Viel mehr wirkt die Reinl Version des Nibelungenliedes ein wenig wie ein Fantasy-Märchen für Erwachsene. Die düster-mystischen Bilder eines Fritz Lang schafft Reinl nicht auf die Leinwand zu bannen, dafür aber ein farbenfrohes Spektakel im Stil der – für diese Zeit typischen – Heldenfilme aus Italien. Der hydraulische Drache Fafnir, der wesentlich harmloser und – man verzeihe den Ausdruck – billiger aussieht, als in der Stummfilmfilmversion von Lang, ist erst der Auftakt für ein knapp dreistündiges Abenteuer, dass zwar allerhand heroische Taten zeigt, im zweiten Teil die tragische Geschichte bis zum bitteren Ende weiterspinnt, aber aus heutiger Sicht leider stets wie ein Märchenfilm aus der „guten, alten Zeit“ wirkt. Zu albern, zu hölzern, zu gewollt heroisch, ohne dabei den Tiefgang und die Tragik der größten deutschen Heldensage gerecht zu werden.

Dennoch macht die dreistündige Abenteuerreise in die germanische Legendenwelt einen großen Spaß – etwas, dass man von der Lang Version nicht unbedingt behaupten kann. Zwar ist der 1966/67er Film aus cineastischer Sicht um Längen schlechter als das Stummfilmvorbild, macht aber mit seinem muskelbepackten Helden, finster dreinblickenden Bösewichten und allerhand anderer Schauwerte dennoch eine gute Figur. Aus heutiger Sicht vielleicht ein wenig albern ist die reinlsche Neuverfilmung weniger ein cineastisches Meisterwerk als vielmehr ein zeitgeschichtliches Dokument mit enormem Unterhaltungswert.


Bildqualität:

- Schmutzpartikel und Filmfehler weitestgehend entfernt
- Stellenweise starkes Bildrauschen wahrnehmbar
- Satte, strahlende Farben voller Intensität
- Mangelnde Schärfe und nur geringe Detailsichtbarkeit
- Haut wirkt stets wächsern
- Teilweise ausblutende Ränder und stellenweise sogar Doppelkonturen

Das Positive an der vorliegenden Blu-Ray-Veröffentlichung ist, dass Schmutz, Verunreinigungen und Filmfehler weitestgehend entfernt wurden und auch die satten Farben begeistern auf ganzer Linie.
Allerdings gibt es leider auch zahlreiche Kritikpunkte. Zwar ist in den meisten Szenen keinerlei Filmkorn mehr zu erkennen, allerdings verschwanden damit auch kleinere Details. Auch macht sich in zahlreichen Szenen ein – mal mehr, mal weniger auftretendes – Bildrauschen bemerkbar, und der Kontrast ist ebenfalls alles andere als Optimal. Die Schärfe ist zwar wesentlich besser als bei der sehr mangelhaften DVD-Umsetzung, kommt allerdings zu keinem Zeitpunkt an zahlreiche andere Titel aus der Herstellungszeit heran.


Tonqualität:

- Gute Dialogverständlichkeit
- Gute Räumlichkeit, trotz Mono-Tonspur
- Dialoge knarzen zuweilen leicht blechern
- Kein störendes Hintergrundrauschen
- Soundtrack kommt gut zur Geltung, bleibt aber zu adynamisch

Der Ton liegt „nur“ in Mono vor, klingt dafür allerdings unglaublich gut und räumlich, auch ohne Ansteuerung der Rear-Boxen. Der grandiose, epische Soundtrack von Rolf A. Willhelm dröhnt prachtvoll durch das Heimkino, allerdings fehlt es ein wenig an Dynamik. Alles in allem eine mehr als gelungene HD-Abmischung des Originaltons.


Ausstattung:

- Trailershow


Fazit:

Bild und Ton leiden sehr unter dem Alter des Films, wobei speziell das Bild offensichtlich Opfer von übermäßigem Filtereinsatz geworden ist. Die Haut der Helden erscheint wächsern, die Farben sind dafür absolut überzeugend. Der Ton liegt in einer, den Umständen entsprechenden sehr guten HD-Monospur vor, die zwar die Dialoge zuweilen ein wenig blechern klingen lässt, dafür eine verblüffende Räumlichkeit ins Heimkino zaubert. Dennoch wäre etwas mehr Dynamik, speziell bei den heroischen Soundtrackeinspielungen wünschenswert gewesen. Weitaus negativer fällt hingegen das Fehlen sämtlicher Extras ins Gewicht.

Die Neuverfilmung aus den 1960er Jahren reicht zwar keineswegs an die grandiose Stummfilmfassung von Fritz Lang heran, begeistert dafür aber mit naiv-kindlichem Charme, überwiegend hervorragenden Darstellern und einer übertrieben heroischen Inszenierung, die aus heutiger Sicht vielleicht ein wenig albern wirkt, aber dennoch absolut sehenswert ist. (ms


Testgeräte:

TV: Panasonic TX-L42ETW60
BDP: Samsung BD-P 1580
Boxen: Samsung HT-E4500, 5.1 3D-Dolby Surround System


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