Film: 7/10
Bildqualität: 7/10
3D-Effekt: 7/10
Tonqualität: 7/10
Ausstattung: 3/10
Einleitung:
Vor drei Jahren brachte Regisseur Chris Columbus mit Percy Jackson
– Diebe im Olymp die Verfilmung des ersten Teils der fünfteiligen
Romanserie ins Kino, womit ein weiterer Nachfolger jenes
erfolgreichen Zauberlehrlings in den Startlöchern stand, der im
Jahr 2001 ebenfalls unter Columbus Regie das Licht der Kinos
erblickte. Während Columbus Regietalent dem Zauberlehrling für zwei
Filme erhalten blieb, machte er beim zweiten Abenteuer des
Halbgottes Percy Jackson Platz für den deutschen Regisseur mit dem
passend göttlichen Namen Thor Freudenthal (Gregs Tagebuch), blieb
allerdings als Produzent involviert. Nun bringt Twentieth Century
Fox jenes zweite Abenteuer von Poseidons Sohn auf Blu-Ray 3D in den
Handel, und dieses Review soll klären, ob das Abenteuer würdig für
ein weiteres Heldenlied ist.
Film;
Vor Jahren starb Thalia, die Tochter des Zeus, woraufhin aus ihr
ein Baum spross, der fortan das Halbblut-Camp, die Schule und der
Unterschlupf für Halbgötter in unserer Welt, mit einem Schutzschild
umgibt. Als jener Baum allerdings vergiftet wird und die
Schutzbarriere des Camps zerbricht, machen sich Percy Jackson (L.
Lerman), der Sohn des Poseidon, und seine Freunde Annabeth (A.
Daddario) und der Satyr Grover (B.T. Jackson) auf den Weg, um das
Goldene Vlies aus dem Meer der Ungeheuer zu bergen und damit den
schützenden Wall wieder aufzubauen. Keine leichte Aufgabe, zumal
Percy vom Orakel erfährt, dass ein Nachkomme der drei großen
Götter, womit eigentlich nur er gemeint sein kann, bis zu seinem
zwanzigsten Lebensjahr den Olymp retten oder zerstören wird. Zudem
macht sich auch noch der tot geglaubte Luke (J. Abel), Sohn des
Hermes, auf die Suche nach dem Vlies, um damit den Urtitanen Kronos
zu erwecken.
Wieder muss der junge Halbgott Percy mit seinen Gefährten
losziehen, wilde Abenteuer und mystische Wesen bezwingen, wobei die
griechische Mythologie lediglich als Grundgerüst dient und abermals
sehr frei interpretiert wird. Das liegt freilich nicht an dem von
Marc Guggenheim verfassten Drehbuch, sondern an der Romanvorlage
von Rick Riordan, die für den Film allerdings sehr stark gestrafft
und geändert wurde. Wer also eine werkgetreue Verfilmung des
zweiten Romans erwartet wird sicherlich in vielen Belangen
enttäuscht sein – allerdings blieb die Essenz der Vorlage
weitestgehend erhalten und der Film verfügt über eine in sich
schlüssige Story.
Die gesamte Vorgeschichte von Percy, seinem Halbbruder und den
Abenteuern in der „Menschenwelt“ wurde im Film eingespart.
Stattdessen geht es hier relativ schnell zur Sache. Thor
Freudenthal hält sich nicht lange mit Vorgeplänkel auf, sondern
setzt eine gewisse Vorkenntnis der Figuren und ihrer Verhältnisse
zueinander voraus. Wer den ersten Teil Percy Jackson – Diebe im
Olymp nicht gesehen hat, sollte dies unbedingt nachholen, denn eine
Vorstellung der Figuren fällt ebenso weg wie ein Rückblick auf
vorhergegangene Ereignisse. Da die Zeitspanne zwischen dem ersten
Film und diesem mit drei Jahren relativ lang ist, wäre letzteres
vielleicht eine nette Option gewesen. Sei’s drum! Die Ereignisse
beginnen also recht rasch – ein Überfall auf das Camp setzt die
Handlung in Gang. Sofort zieht Percy mit seinen beiden Freunden und
seinem bisher unbekannten Halbbruder, einem Zyklopen (daher auch
der mehr als unpassende deutsche Titel, denn hier ist niemand im
Bann) los. Als Zyklop, der vor allem mit den Vorurteilen seiner
Rasse gegenüber zu kämpfen hat, steht er stellvertretend für
Rassismus und Andersartigkeit, die in der Welt der Götter ebenso
präsent ist wie in der unseren. Im Verlauf der Handlung agiert der
vermeintlich Andersartige natürlich ausgesprochen hilfsbereit und
am Ende gibt es ordentlich was mit der Moralkeule – ein wenig zu
offensichtlich, aber von der Botschaft her eine gute Idee.
Interessant sind hier vor allem die zahlreichen Anleihen und
Seitenhiebe auf die griechische Mythologie: Wie schon im ersten
Teil gibt es auch hier wieder einiges an Schauwerten und
interessanten „Modernisierungen“ der klassischen Sagen, die
wunderbar ins hier und heute transportiert werden. Allerdings
erinnert einiges auch zu sehr an die erfolgreiche Geschichte des
berühmten Zauberlehrlings mit der Narbe auf der Stirn, der
allenthalben gern zum Vergleich herangezogen wird. Wie im zweiten
Potter gibt es auch hier eine wilde Taxifahrt, einen bösen
Antagonisten, einen übermächtigen Gegner und das typische
Dreiergespann aus Teenager-Helden – allerdings sollte man das Ganze
nicht allzu kritisch sehen. Denn auch wenn der Vergleich zu Harry
Potter auf der Hand liegt, hebt sich die Geschichte in vielen
Einzelheiten vom großen Vorbild ab, und besitzt – im Gegensatz zu
Potter – sehr viel mehr Witz und Selbstironie. Und so düster und
unheilvoll wie in Hogwarts wird es hier zu keinem Zeitpunkt.
Darstellerisch hat sich in der Fortsetzung einiges getan: Zu den
drei, aus dem ersten Teil bekannten, Hauptdarstellern Logan Lerman
(Die Drei Musketiere), Alexandra Daddario (Texas Chainsaw 3D) und
dem Komiker Brandon T. Jackson gesellt sich noch Douglas Smith als
Percys Halbbruder, der Zyklop Tyson, hinzu. Die drei alten Hasen
machen ihre Sache entsprechend gut, und sind in ihren Rollen
wesentlich überzeugender und souveräner als noch vor drei Jahren,
allerdings fehlt es gerade Lerman als Halbgott in der Ausbildung
(wie man bei Disney sagen würde) ein wenig an dem gewissen Etwas,
das einen echten Helden ausmacht. Die Führungsrolle mag man dem
smarten Jüngling nicht so recht abkaufen und auch wenn seine
Darstellung im Prinzip tadellos ist, fehlt es der Figur zu sehr an
Tiefe. Douglas Smith, der Neue im Bunde, gliedert sich perfekt in
das Dreiergespann ein, liefert ebenfalls eine gute Performance ab,
allerdings ist auch seine Figur zu wenig ausgearbeitet und lässt
vor allem den Zwiespalt zwischen seiner Herkunft und dem Kampf um
die Akzeptanz seiner Mithelden vermissen. Zusätzlich kratzen die
teilweise sehr mäßigen Computereffekte, mit denen Smiths
Zyklopengesicht animiert wurde, sehr an der Glaubwürdigkeit.
Überhaupt sind es die Effekte, die hier zwar im Überfluss, aber
leider nicht allzu gelungen eingesetzt werden. Die
computeranimierten Kreaturen wie Kronos und diverse andere Monster
sind dabei noch das geringere Übel. Anders sieht es da schon aus,
wenn Percy das Wasser mit seiner göttlichen Macht beeinflusst, auf
einer Welle reitet oder riesige Flutwellen heraufbeschwört. Hier
wirkt alles ein wenig zu künstlich und nimmt der Geschichte ein
wenig von seinem Zauber, der ansonsten ganz wunderbar funktioniert.
Zwar sind die Effekte ein wenig besser als im letzten Teil, können
aber mit großen Produktionen leider nicht mithalten.
Leider ist auch der Starfaktor bei weitem nicht mehr so hoch wie
noch beim ersten Teil. Sean Bean stand nicht mehr als Göttervater
Zeus zur Verfügung (vielleicht weil er in dieser Rolle wohl kaum
seiner Devise treu bleiben konnte, in nahezu jedem Film das
Zeitliche zu segnen) und auch Pierce Brosnan ist nicht mehr als
Zentaur Chiron mit von der Partie. Lediglich Stanley Tucci kehrt
als Mr. D. zurück, während Brosnan von Anthony Head ersetzt wird,
der die Rolle allerdings perfekt ausfüllt und stellenweise an seine
Paraderolle aus der erfolgreichen TV-Serie Buffy – Im Bann der
Dämonen erinnert. Leider kommen sowohl Tucci als auch Head deutlich
zu wenig zur Geltung, um ihre Potential voll auszuschöpfen.
Das Potential nicht auszuschöpfen ist leider das Problem, dass den
ganzen Film hindurch zu erkennen ist. Die Geschichte bleibt zu
oberflächlich, die Botschaft ebenfalls und der finale Kampf mit dem
übermächtigen Kronos – immerhin der mächtigste Titan von allen und
seinerzeit eine Geißel für Zeus, Hades und Poseidon – ist ein viel
zu banaler Kampf, der jede Spannung vermissen lässt.
Glücklicherweise ist der Film, trotz einiger unübersehbaren
Schwächen, alles in allem ein kurzweiliges Stück Fantasy-Kino, das
vor allem durch seine Bilder, aber auch durch seinen Witz
begeistert. Nathan Fillion (Castle) als Hermes, der einen
Postversand leitet, die drei stygischen Hexen als Taxifahrerinnen
und das Kapitol, das von dem leicht weltfremden Tyson mit dem Olymp
verwechselt wird, sind nur einige der Augenzwinkernden Ideen, die
den Film auch für ältere Zuschauer sehenswert machen. Die
Zielgruppe sind hingegen ganz klar Teenager, die sich noch mit den
Helden identifizieren und sich an der zwar recht banalen, aber
dennoch sehenswerten Story voller Action und Abenteuer gute
Anderthalbstunden erfreuen können.
Bildqualität:
- Durchgehend natürliche Farbgebung
- Bild allgemein sehr düster gehalten
- Fantastischer Schwarzwert
- Mittelmäßige Schärfe, sehr weiches Bild
- Kaum kleinere Details zu erkennen
Der gesamte Film zeigt relativ weiche Bilder, die zwar verhindern,
dass man die Effekte als solche sofort erkennt, allerdings leidet
darunter auch die Detailzeichnung ganz erheblich. Kleinere Details,
Strukturen oder Hautporen sind fast nie zu erkennen, und alles
sieht ein wenig aus, als wäre es Computeranimiert – auch die
menschlichen Darsteller. Andererseits ist die Farbgebung für einen
solchen Film erfreulich natürlich. Allerdings hinterlässt das Bild
für eine aktuelle Produktion einen nur mäßig guten Eindruck.
3D-Effekt:
- Häufige Pop-Outs, speziell am Anfang und zum Ende hin
- Viele Ebenen erkennbar, aber speziell die Tiefenwirkung könnte
besser sein
- Leicht verdunkelte, verfälschte Farben
- Keine Ghosting- oder Nachzieheffekte feststellbar
Die ohnehin dunklen Bilder wirken in der 3D-Version noch dunkler,
ohne dabei jedoch weitere Details zu verschlucken. Allerdings gibt
es davon ohnehin nicht viele zu sehen. Positiv fällt auf, dass der
3D-Effekt die Künstlichkeit der Figuren ein wenig aufhebt und diese
etwas natürlicher erscheinen lässt. Trotz zahlreicher
Pop-Out-Effekte ist der 3D-Effekt ausgesprochen dezent gehalten und
verschenkt gerade in der Tiefenwirkung einiges an Möglichkeiten.
Dennoch ist er ganz ordentlich und stellt einen klaren Mehrwert
gegenüber der 2D-Version dar. Göttlich, wie in der Werbung
angepriesen, ist er allerdings nicht.
Tonqualität:
- Klar verständliche, aber teilweise dumpf klingende Dialoge
- Satte Bässe und guter Subwoofereinsatz
- Zu wenig Highlights
- Gutes Mischungsverhältnis von Dialogen, Musik und Effekten
- HD-Master Tonspur (Englisch) nur minimal besser
Tontechnisch fährt der Film einiges auf, vor allem die satten Bässe
und gezielten Subwoofereinsätze begeistern. Auch die Abmischung von
Dialogen im Verhältnis zu Musik und Soundeffekten ist sehr
gelungen, zumal die Dialoge stets klar verständlich bleiben und nie
ins Hintertreffen geraten. Allerdings fehlt es dem Ton ein wenig an
bemerkenswerten Highlights. Die Rearboxen werden nur selten von
Umgebungsgeräuschen beansprucht und dienen fast ausschließlich zur
Musikuntermalung. Dennoch ist die deutsche Spur nicht viel
schlechter als die Originalspur mit ihrer HD-Master Abmischung.
Lediglich die Dynamik könnte im Deutschen etwas besser sein.
Ausstattung:
- Animierter Comic: Tyson (5:50 Minuten)
- Wie wird man ein Halbgott (4:11 Minuten)
- Die Halbgötter sind zurück (2:39 Minuten)
- Die Entstehung eines liebenswerten Zyklopen (5:00 Minuten)
- 2 Original Kinotrailer
Das spärliche Bonusmaterial – welches sich komplett auf der 2D-Disc
befindet – besteht größtenteils aus werbewirksamen Kurzfilmen, die
nahezu nichts über die Produktion verraten. Der animierte Comic
über Tyson, der deutsch synchronisiert wurde, ist hier noch das
sehenswerteste Feature.
Fazit:
Technisch ist die Scheibe weit vom Göttlichen entfernt:
Mittelmäßige Schärfe, kaum Detailsichtbarkeit – auch wenn es sich
hierum um ein gewünschtes Stilmittel handelt um die Effekte zu
verschleiern, hinterlässt das Ganze einen gemischten Eindruck.
Wenigstens die Farben sind sehr natürlich, wirken in der 3D-Version
allerdings leicht verfälscht. Die deutsche Tonspur ist ganz
ordentlich und steht der englischen HD-Tonspur nicht in so viel
nach wie man meinen könnte. Dennoch fehlt es hier an Highlights.
Das trifft im Übrigen auch auf die 3D-Version des Films zu, die
zwar ganz ordentlich ist und mit ihren zahlreiche Pop-Out-Effekte
einen klaren Mehrwert darstellt, aber alles in allem zu
zurückhaltend ist, um als „göttlich“ bezeichnet zu werden. Das
spärliche Bonusmaterial ist nicht der Rede wert und reißt die
Gesamtbewertung noch weiter nach unten.
Der Film hat zwar seine Schwächen, ist aber dennoch ein sehr
kurzweiliger und unterhaltsamer Spaß. Perfekt werden hier mystische
Wesen mit der modernen Welt vermischt, dazu kommen allerhand
interessanter Fabelwesen und eine perfekt dosierte Dosis an Witz
und Raffinesse lockern das Abenteuer zusätzlich auf. Für
fantasybegeisterte Teenager auf jeden Fall zu empfehlen, und auch
für Erwachsene durchaus sehenswert, schon alleine wegen der
zahlreichen Anspielungen auf die griechische Mythologie. Allerdings
wird die Vorkenntnis des ersten Teils unbedingt vorausgesetzt. (ms)