Story: 8/10
Bildqualität: 8/10
Tonqualität: 9/10
Ausstattung: 1/10
Neben Stephen King gehört Clive Barker zu den begnadetsten
Horrorschriftstellern der Gegenwart. Neben seinen
sadomasochistischen Cenobiten aus der Hellraiser-Reihe bescherte
uns der Brite auch noch die armen Kreaturen aus Cabal, und lieferte
vor allem mit seiner Kurzgeschichtensammlung Die Bücher des Blutes
zahlreiche albtraumhafte Vorlagen ab, deren mehr oder weniger
gelungenen Verfilmungen seit einiger Zeit den Videomarkt
erobern.
Eine der blutigsten und zugleich schockierenden Geschichten ist
dabei Der Mitternachts-Fleischzug, aus dem „Ersten Buch des
Blutes“, deren Verfilmung unter der Regie von Ryühei Kitamura nun
von Sunfilm auf den deutschen Blu-Ray-Markt gebracht wird. Wie zu
erwarten war, wurde der Film für eine FSK-18 Freigabe stark
gekürzt, um die zartbesaiteten deutschen Heimkinobesitzer vor allzu
ausschweifenden Gewaltdarstellungen zu bewahren. Dennoch werfen wir
einen genauen Blick auf die Veröffentlichung.
Story:
Der Fotograf Leon Kauffman (B.Cooper) hat sich auf Bilder des
nächtlichen New York spezialisiert. Dabei stößt er auf den
mysteriösen Mahogany (V.Jones), der allnächtlich in der U-Bahn auf
die Jagd nach Menschen geht, diese grausam tötet, entbeint und in
dem Bahnwagon an Fleischerhaken aufhängt. Obwohl Leon Zeuge dieses
blutigen Handwerks wird, lässt Mahogany den Fotografen leben – denn
die Stadtväter haben großes mit ihm vor.
Der Film basiert auf einer der herausragenden und zugleich
schockierenden Novelle aus Clive Barkers Anthologie „Die Bücher des
Blutes“. Anders als in Book of Blood oder Dread, die ebenfalls auf
Vorlagen dieser Geschichtensammlung basieren, hält sich Regisseur
Kitamura sehr nah an der Vorlage – eine weise Entscheidung, wenn
man sich das fertige Werk ansieht. Kitamuras Film zeigt düstere
Bilder, welche die Stimmung der literarischen Vorlage perfekt
einfangen und den Zuschauer von Anfang an in ihren Bann ziehen. Die
Gore-Szenen sind ebenfalls handwerklich meisterhaft inszeniert,
fielen in dieser Version allerdings größtenteils der Schere zum
Opfer. Das ist insofern tragisch, da einige der Schnitte zu
Verständnisproblemen bei der Handlung sorgen, und bei dem finalen
Clou ein wichtiges Element verlorengeht. Dabei ist es gerade das
blutige Treiben des Mitternachts-Metzgers, was den besonderen Reiz
dieses Films ausmacht, und in der ungeschnittenen Version auch für
Freudentränen bei den Gorehounds sorgt. Freilich ist die exzessive
und deutliche Gewaltdarstellung für den Durchschnittsgucker äußerst
schwer verdaulich, allerdings dürften sowohl der Filmtitel als auch
die Tatsache, dass es sich hier um eine Clive-Barker-Verfilmung
handelt, eine deutliche Sprache sprechen, und eben jene
Durchschnittsgucker von dem Konsum eines solchen Filmes
abhalten.
Angesichts der groben Schnitte, die Sunfilm-Entertainment vornahm,
um eine deutsche FSK-Freigabe zu bekommen, sieht das Endergebnis in
Etwa so aus, wie die Opfer, die zufällig im titelgebenden
Fleischzug in die Hände des Metzgers gerieten. Eine wahre Schande
um diese ansonsten perfekt inszenierte Filmperle.
Die beiden Hauptdarsteller Vinnie Jones und Bradley Cooper erweisen
sich als regelrechte Glücksgriffe. Vinnie Jones verleiht dem
Schlächter Mahagany, der allnächtlich seine Arbeit im Fleischzug
verrichtet, eine Aura der Gefahr. Dabei wirkt der Engländer völlig
emotionslos und effizient, und ein einziger Blick von ihm genügt,
um den Zuschauer in Angst und Schrecken zu versetzen. Ähnlich geht
es auch dem von Bradley Cooper dargestellten Fotografen Leon, dem
man die Angst und Verzweiflung förmlich ansieht. Cooper, der den
meisten am ehesten aus seiner Darstellung in den Hangover-Filmen
bekannt sein dürfte, kann in Kitamuras erster Hollywoodprodukion
zeigen, was für schauspielerische Fähigkeiten in ihm schlummern.
Während seiner Suche nach den Hintergründen – und der
unweigerlichen Konfrontation mit der erschreckenden Wahrheit –
zeigt sich von Minute zu Minute mehr, mit welch darstellerischen
Talent der gute Cooper gesegnet ist.
Trotz der zahlreichen Szenen, die der Schere zum Opfer fielen, ist
der Film noch immer ein blutiges, ekelhaftes Machwerk, deren
düstere, unheilvolle Atmosphäre zu begeistern weiß. Kitamuras
Arbeit zeigt in schonungslos schockierenden Bildern die
albtraumhafte Geschichte Clive Barkers, wartet mit einem
unerwarteten und schockierenden Ende auf, und ist – selbst in
dieser verstümmelten Version – noch immer ein Meisterwerk, welches
zu den besten und stimmungsvollsten Horrorfilmen der jüngeren
Vergangenheit gezählt werden darf. Dem Verständnis und Vergnügen an
dem Film wird allerdings ausschließlich die ungekürzte Version
gerecht.
Bildqualität:
- Starkes Filmkorn
- Satte Farben
- Tiefer Schwarzwert
- Sehr gute Schärfe und Detailzeichnung
Das grobkörnige Bild besticht mit einem tiefen Schwarzwert, der
dennoch allerhand Details erkennen lässt. Auch die Schärfe ist in
den meisten Szenen ganz ausgezeichnet und besticht vor allem im
Nahbereich mit einer enormen Detailfülle.
Tonqualität:
- Gute Dialogverständlichkeit
- Saubere Abmischung von Dialogen, Musik und
Umgebungsgeräuschen
- Unheilvoll atmosphärischer Raumklang
- Zahlreiche Highlights mit gut dosiertem Bass- und
Subwoofereinsatz
Der Ton der Blu-ray könnte kaum besser sein. Die unheilvolle
Stimmung wird perfekt von den düsteren Klängen und zahlreichen
Hintergrundgeräuschen unterstrichen, wodurch sich ein atemberaubend
beklemmendes Filmerlebnis entfaltet. Darüber hinaus sind die
Dialoge glasklar und zu jeder Zeit verständlich in perfekter
Harmonie mit den übrigen Klangquellen abgemischt.
Ausstattung:
Neben dem Original-Kinotrailer in englischer Sprache enthält die
Blu-ray lediglich noch drei weitere Trailer zu artverwandten
Filmen. Angesichts der schon länger im deutschsprachigen Ausland
erhältlichen DVD-Versionen – die neben einem Audiokommentar und
einigen interessanten Features auch noch den ungeschnitten Film
enthalten – grenzt diese magere Version schon fast an
Arbeitsverweigerung.
Fazit:
Bild und Ton der blauen Scheibe sind ausgesprochen gut gelungen.
Das Bild besticht mit grobkörnigen Bildern mit hervorragender
Schärfe und sattem Schwarzwert. Der Ton ist perfekt abgemischt und
vermittelt eine unheilvolle Atmosphäre, die gut zu den
schockierenden Bildern passt. Lediglich das Bonusmaterial, das
neben einigen Trailern nichts zu bieten hat, ist eine traurige
Angelegenheit, vor allem, weil die Uncut DVD aus dem Ausland über
zahlreiche Features verfügt.
Auch der Film, der atmosphärisch dicht und nahezu perfekt
inszeniert ist, ist eine traurige Angelegenheit, da in der
vorliegenden Version so ziemlich alles entfernt wurde, was auch nur
annähernd interessant für Freunde des Gore ist. Dennoch ist und
bleibt Midnight Meat Train eine der besten Verfilmungen einer Clive
Barker Geschichte, die aufgrund ihrer expliziten Gewaltdarstellung
aller Wahrscheinlichkeit nach nicht so schnell ungekürzt auf den
regulären deutschen Markt kommen wird. (ms)
Testgeräte:
TV: Panasonic TX-L42ETW60
BDP: Samsung BD-P 1580
Boxen: Samsung HT-E4500, 5.1 3D-Dolby Surround System