Europa Report 3D (Blu-ray 3D) Blu-ray
ReviewSeit sich die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass die Erde nicht der
Mittelpunkt des Universums ist, treibt die Menschheit eine Frage
um: Sind wir alleine im Kosmos? Wenn man sich die unendliche Weite
des Weltalls vor Augen führt und die unzähligen Sterne, die den
Nachthimmel erhellen sieht, stellt man sich fast unwillkürlich die
Frage, ob es außer uns noch weiteres Leben dort draußen gibt. Schon
aus Gründen der Wahrscheinlichkeit stehen die Chancen dafür gar
nicht schlecht. Aktuelle Hochrechnungen gehen davon aus, dass
alleine in unserer Milchstraße jeder fünfte sonnenähnliche Stern
einen erdähnlichen Planeten besitzt, auf dem Leben möglich sein
könnte. Und das wären immerhin 20 Milliarden Planeten! Gute Chancen
also, um irgendwann einmal in Kontakt mit Bewohnern fremder Welten
zu treten? Wohl eher nicht, wenn man die gewaltigen Entfernungen
berücksichtigt, die man zurücklegen müsste. Aber vielleicht muss
man gar nicht in die Weiten des Weltalls gucken, vielleicht liegt
die Sensation ja viel näher, als man glaubt. Denn viele
Wissenschaftler gehen davon aus, dass es auch in unserem eigenen
Sonnensystem noch weitere belebte Himmelskörper geben könnte. Ein
Kandidat dafür ist der Jupitermond Europa.
Story:
In einer nicht allzu fernen Zukunft startet die Menschheit ein
ambitioniertes Projekt. Ein bemanntes Raumschiff begibt sich auf
eine rund 600 Millionen Kilometer weite Reise durch unser
Sonnensystem. Ziel der Mission ist der Jupitermond Europa. Europas
Oberfläche besteht zwar komplett aus kilometerdickem Wassereis,
doch Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich unter dieser
gefrorenen Kruste ein gewaltiger Ozean aus flüssigem Wasser
befindet. Und flüssiges Wasser gilt als beste Voraussetzung für die
Entstehung von Leben. Knapp zwei Jahre braucht die internationale
Besatzung des Forschungsschiffs Europa One alleine für den Hinflug.
Und die gefährliche Mission bringt Menschen und Material an ihre
Grenzen.
Europa Report ist ein klassischer Science-Fiction Film, wie man ihn
heutzutage nur noch selten zu Gesicht bekommt. Denn der Film des
ecuadorianischen Regisseurs Sebastian Cordero orientiert sich nicht
etwa an Werken wie Star Wars, Star Trek oder Das Fünfte Element.
Die Macher legten in ihrer Herangehensweise sehr viel Wert auf
wissenschaftlich fundierten Realismus. Das heißt konkret, dass man
sich eher an Genrebeiträgen wie Kubricks 2001 – Odyssee im Weltraum
oder Danny Boyels Sunshine orientiert, als an
physikalisch-wissenschaftlich eher zweifelhaften Weltraumopern. Im
Raumschiff muss also tatsächlich die gewohnte Erdanziehung mittels
Rotation simuliert werden und die Besatzung wird auch nicht
tiefgefroren bis sie am Ziel angekommen ist. Die technischen
Voraussetzungen für eine solche Reise wurden also so korrekt wie
möglich berücksichtigt. Und das bedeutet für die Besatzung, dass es
tatsächlich rund 22 Monate dauert, bis sie ihr Ziel erreicht. Das
ist ein Zeitraum, in dem auch der eine oder andere Defekt am
Raumschiff auftreten kann, was natürlich auch passiert. Und man
beamt sich am Ziel auch nicht mal eben auf die Oberfläche von
Europa, um dort seine Untersuchungen vorzunehmen.
Insgesamt wird dem Zuschauer sehr eindringlich verdeutlicht, dass
so eine gewaltige Reise voller lebensbedrohlicher Gefahren steckt.
Um den Grad an Realismus zusätzlich zu steigern, besteht der Film
ausschließlich aus Bildmaterial, welches über die bordeigenen
Kameras des Schiffs aufgezeichnet wird. Damit kann man Europa
Report fast schon als „Found-Footage“-Film in outer space
bezeichnen. Ein durchaus geschickter Schachzug, denn somit sieht
der Zuschauer prinzipiell auch nur das, was die Besatzung und die
Bodenkotrolle auf der Erde sehen. Richtig spannend wird es dadurch
spätestens dann, wenn die Wissenschaftler auf Europa landen und der
Frage nachgehen, ob es dort tatsächlich Leben gibt und falls ja,
wie dieses aussieht. Für Science-Fiction-Fans ist Europa Report
damit ein echter Geheimtipp, der zwar auch einige bekannte
Gesichter wie Sharlto Copley (District 9, Elysium) und Michael
Nyqist (Millennium Trilogie, Mission: Impossible Ghost Protocol) zu
bieten hat, seine Qualitäten aber hauptsächlich durch die ungemein
spannende Story bezieht. Die Charakterentwicklung der Crew bleibt
durch die komprimierte Spielzeit von gerade einmal 90 Minuten
zwangsläufig auf der Strecke, so dass sich eine unmittelbare
Identifizierung mit einzelnen Personen nicht einstellen will.
Trotzdem fiebert man bis zum Ende mit, denn was die Besatzung
letztlich unter dem Eis des Mondes findet, bleibt bis zuletzt
unklar.
Bildqualität 2D:
-
Die „Bordkameras“ liefern ein recht weiches Bild
-
dadurch keine gute Detailzeichnung
-
matte, monochrome Farbgebung
-
keine Plastizität
-
wenig präzise Kontraste
-
kein Filmkorn
-
Schwarzwert ist kaum zu bewerten, da alles durch die mangelhafte
Qualität der Bordkameras „gefiltert“ wird
Der Bildtransfer ordnet sich konsequent der Intention des
Regisseurs unter, die Ereignisse ausschließlich durch die
Bordkameras des Raumschiffs zu filmen. Dadurch leidet zwar die
Qualität des Bildes, der realitätsnahe Anspruch wird dadurch aber
deutlich unterstrichen. Einen lupenreinen HD-Transfer bekommt man
hier also nicht geboten.
Bildqualität 3D:
-
lediglich rudimentäre Tiefenwirkung
-
kaum Staffelung der Ebenen
-
teilweise erscheint das Bild seltsam verzerrt
-
kein wesentlicher Helligkeitsverlust gegenüber der
zweidimensionalen Version
-
keine Pop-Outs
-
in einzelnen Szenen leichtes Ghosting
-
gute Schärfe
Es ist kaum nachvollziehbar, warum für Europa Report auch ein
3D-Transfer angefertigt wurde. Rein inhaltlich widerspricht diese
Vorgehensweise deutlich dem „Found-Footage“-Charakter des Films.
Doch viel entscheidender ist die Tatsache, dass das 3D-Bild
aufgrund der in ihrer Qualität bereits bewusst limitierten
2D-Version kaum bereichernde Akzente setzen kann. Dafür ist das
Material einfach nicht prädestiniert. Eine wirklich gute
Tiefenwirkung entwickelt sich lediglich in einigen wenigen Szenen,
in denen die Kameras die langen Korridore des Raumschiffs erfassen.
Darüber hinaus vermittelt die 3D-Version zu keiner Zeit einen
naturgetreuen dreidimensionalen Eindruck und ist somit
verzichtbar.
Tonqualität:
-
Dialoge immer klar verständlich
-
gute Einbindung der Surroundkanäle, jedoch nur wenige
differenziert im Raum platzierte Effekte
-
durchschnittliche Dynamik
-
selten, dann aber mächtig eingesetzter Subwoofer, der besonders
bei der Zündung von Triebwerken gefordert wird
-
sehr räumlich abgemischter Soundtrack
Der deutsche HD-Ton erledigt einen guten, wenn auch nicht
überragenden Job. An dieser Stelle wäre sicherlich noch mehr
möglich gewesen. Dennoch wird der Zuschauer auch dank der
gelungenen Akustik voll in das Geschehen im Raumschiff
eingebunden.
Ausstattung:
-
Making Of Visuell Effects (ca. 7 Min.)
-
Fotogalerie
-
Fakten & Informationen „Jupitermonde“ (Texttafeln)
-
Alternative Posterentwürfe
-
Bio-/Filmografien (Texttafeln)
-
Trailer
Lediglich das rund siebenminütige Making Of über die
fotorealistischen visuellen Effekte liefert einige filmbezogene
Hintergrundinformationen. Darüber hinaus ist eher Magerkost
angesagt.
Fazit:
Auf Grund der Inszenierung im „Found-Footage“-Stil müssen bei der
Bildqualität in 2D einige Abstriche gemacht werden. Einen
lupenreinen HD-Transfer liefern die Bordkameras des Raumschiffs zu
keiner Zeit. Die ebenfalls enthaltene 3D-Version ist mangels Klasse
im Grunde überflüssig. Der deutsche Ton liefert ein solides
Ergebnis, wobei auch hier sicherlich mehr möglich gewesen wäre. Das
Bonusmaterial gewährt nur einen kurzen, dafür aber informativen
Einblick in die Produktion.
Europa Report ist ein Film für Science-Fiction-Fans, die Wert auf
möglichst große Realitätsnähe legen. Der Film wurde unter
konsequenter Berücksichtigung des in naher Zukunft technisch
Machbaren inszeniert. Darüber hinaus wurde den physikalischen
Bedingungen im Weltraum Rechnung getragen. Zusammen mit der im
„Found-Footage“-Stil erzählten Geschichte entwickelt sich ein
spannender, zur Abwechslung einmal kaum vorhersehbarer Space-Trip.
Wer Filmen wie Sunshine oder Gravity etwas abgewinnen kann, ist
hier gut aufgehoben.
Kurzbewertungen:
Story: 8/10
Bild 2D: 7/10
Bild 3D: 6/10
Ton: 8/10
Extras: 4/10
Gesamt*: 6/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 7/10
Die Kaufempfehlung der Europa Report
Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter
Berücksichtigung der Story berechnet.Testgeräte:
TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
BDP: Panasonic DMR-BST720
AVD: Pioneer SC-LX56, 2x Trigon Dwarf II
Boxen: B&W 803S (Main), Boston A26 (Front-Wide, Surround),
Teufel M-500 (Back-Surround)