Story: 9/10
Bildqualität: 5/10
Tonqualität: 5/10
Ausstattung: 8/10
Der Name Stephen King steht seit langem für den ultimativen Thrill,
wenn es um Horror in seiner reinsten Form geht. Seine Bücher
erreichen Spitzenauflagen und auch die zahlreichen Verfilmungen
seiner Werke haben ihre Anhänger und stehen den gedruckten Werken
oft in nicht viel nach.
Aber das war nicht immer so. Ganz am Anfang seiner Karriere war
King gezwungen, seine Geschichten für kleines Geld zu verkaufen, um
seine Familie ernähren zu können. 1976, also nur kurz nach der
Veröffentlichung, nahm sich Regisseur Brian De Palma des ersten
Romans des „Königs des Horrors“ an, und kreierte daraus einen Film,
der bis heute als einer der einflussreichsten und besten
King-Verfilmungen überhaupt gilt. Die Hauptrolle spielte die damals
relativ unbekannte Sissy Spacek. Der Film trug, trotz diverser
Änderungen, nicht unerheblich zu Kings Bekanntheitsgrad bei, und
sorgte damit im Endeffekt für den Durchbruch des Autoren.
Story:
Die schüchterne Carrie White (S. Spacek) hat es wirklich nicht
leicht. Zu Hause wird sie von ihrer religiös-fanatischen Mutter (P.
Laurie) unterdrückt, und in der Schule gilt sie als Außenseiterin.
Nach dem traumatisierenden Einsetzen ihrer ersten Periode
überschlagen sich die Ereignisse. Mehr denn je steht sie nun im
Fokus des Spottes ihrer Mitschüler und ihre Mutter hält das Blut
obendrein für ein böses Omen der sexuellen Entwicklung.
Gleichzeitig bemerkt Carrie, dass sie in der Lage ist, mittels
ihrer Gedanken Gegenstände zu bewegen. Als ihre Klassenkameraden
Carrie beim Abschlussball einen geschmacklosen Streich spielen, hat
dies fatale Folgen.
Mit Carrie – Des Satans jüngste Tochter (ein Filmtitel, der
reißerisch und typisch für deutsche Veröffentlichung jener Zeit
war, jedoch nicht im Geringsten zutrifft) schuf Regisseur Brian
DePalma ein intensives Stück Filmgeschichte. Stephen Kings erster
veröffentlichter Roman beinhaltete lediglich eine, gemessen an
späteren Werken des Schriftstellers, harmlose Geschichte, die erst
durch DePalmas filmische Interpretation die Aufmerksamkeit der
Öffentlichkeit auf sich zog, und so im Nachhinein den Erfolg von
Stephen King ins Rollen brachte. Zwar wurde die Geschichte von
Drehbuchautor Lawrence D. Cohen, der auch die Drehbücher zu
späteren King-Verfilmungen wie ES und Tommyknockers verfasste, in
vielen Punkten abgeändert, aber gerade dadurch gewinnt die
Geschichte erst so richtig an Fahrt, Spannung und Raffinesse.
Auch Darstellerisch ist Carrie ein Musterbeispiel für
funktionierendes Kino. Carries gottesfürchtige Mutter wird von
Piper Laurie derart bösartig und hassenswert dargestellt, dass man
nicht die geringste Sympathie für ihren Charakter entwickelt. In
einer Nebenrolle ist der blutjunge John Travolta, ebenfalls in
einer seiner ersten Filmrollen, zu sehen. Auch wenn seine
Darstellung ein klein wenig zum Overacting neigt, darf nicht
vergessen werden, dass die Halbstarken in King-Verfilmungen sich
fortan stets an diesem Vorbild orientierten, und es bis heute
tun.
Allerdings stiehlt Hauptdarstellerin Sissy Spacek, die hier eine
ihrer ersten Rollen absolviert, allen ganz locker die Show. Sie
verleiht ihrer Rolle absolute Glaubwürdigkeit. Ihre schüchterne
Zurückhaltung kauft man der Darstellerin ebenso ab, wie das finale
Zurückschlagen. Wenn Carrie beim Abschlussball blutüberströmt auf
der Bühne steht, dann strahl Spacek derart viel Zorn aus, dass
selbst der Zuschauer zusammenzuckt.
Überhaupt ist Blut das zentrale Leitmotiv des Films. Es beginnt mit
der ersten Monatsblutung und endet mit einem – wortwörtlichen –
Blutbad. Dabei spielt Regisseur und Produzent DePalma sein gesamtes
Repertoire an filmischem Können aus. Die Bildsprache des Films
entwickelt eine derart gespannte Atmosphäre, dass selbst die
späteren – und wesentlich blutigeren – Fortsetzungen und Remakes
des Films diesem nicht einmal annähernd das Wasser reichen
können.
Bildqualität:
Das Bild macht leider alles andere als einen guten Eindruck.
Ständiges Bildrauschen, das mal mehr, mal weniger ins Gewicht
fällt, ist hier noch das kleinste Problem. Die Farben sind zwar
stabil und satt, wirken aber über weite Strecken unnatürlich. Die
Schärfe ist zwar ganz in Ordnung, kommt allerdings nicht an
ähnliche Titel aus der Zeit heran. Das liegt auch zum Teil am
Einsatz von diversen Stilmitteln wie beispielsweise Weichzeichnern.
Dennoch sieht das Bild besser aus als je zuvor, nur kann leider von
echten HD-Feeling keine Rede sein.
Tonqualität:
Leider klingt der Film fast genauso wie er aussieht. Zwar wurde dem
Titel eine Surroundspur verpasst, diese beschränkt sich allerdings
fast ausschließlich auf die Musikuntermalung, die stellenweise sehr
an Psycho erinnert. Diese ist indessen auch das einzige, was
einigermaßen akzeptabel klingt. Die Dialoge hingegen klingen
blechern und hohl, wobei vor allem Zischlaute einen besonders
unangenehmen Klang produzieren. Darüber hinaus ist ein ständiges,
mal mehr, mal weniger starkes Hintergrundrauschen zu hören.
Bei der Englischen HD-Tonspur fällt besagtes Rauschen zwar weg,
dafür klingen die Dialoge noch ein wenig unverständlicher und
dumpfer. Alles in allem keine befriedigende Leistung, und dem
Medium in keiner Weise angemessen.
Ausstattung:
- Featurette: Die Darsteller (42:41 Minuten)
- Featurette: Vom Buch zum Film (41:32 Minuten)
- Featurette: Das Musical Carrie (6:22 Minuten)
- Original Kinotrailer (2:06 Minuten)
- Kinotrailer für Carrie 2013 (2:27 Minuten)
Die umfangreichen Featurettes beinhalten in ihrer Laufzeit, die
insgesamt Spielfilmlänge erreicht, einiges an
Hintergrundinformationen und sind eine echte Bereicherung. Schade
ist nur, dass auf das Musical nicht weiter eingegangen, und auf
Ausschnitte verzichtet wurde.
Leider liegend die Extras, mit Ausnahme des Remake-Trailers, in
lausiger 4:3 Bildqualität vor, sind aber zumindest deutsch
Untertitelt.
Fazit:
Dem Bild sieht man leider zu jeder Zeit sein Alter an. Zwar sieht
der Film besser aus als bei allen bisherigen Veröffentlichungen,
aber das schmutzige, grisselige Bild mit seinen zahlreichen
Unschärfen und teilweise matten Farben hinterlässt nicht gerade
HD-Feeling. Beim Ton sieht es ähnlich aus. Ein ständiges
Hintergrundrauschen, unangenehme Zischlaute bei den viel zu
blechern klingenden Dialogen – das hat mit High-Definition nicht
viel zu tun und da wäre mit Sicherheit mehr drin gewesen.
Was den Bonus-Sektor angeht, so bieten die ausführlichen Features
einiges an interessanten Hintergrundinformationen zu den
Darstellern und dem Film selbst. Leider liegt dafür die technische
Qualität der Boni auf DVD-Niveau.
Filmisch bietet Carrie nach wie vor Spannung auf allerhöchstem
Niveau. Exzellente Darsteller, eine einzigartige Bildsprache,
inszeniert von einem erstklassigen Regisseur. Besser kann eine
Stephen King Verfilmung nicht sein. (ms)