Als Schlagzeuger Mike Portnoy im Jahr 2010 bei den New Yorkern Prog
Metal Helden von Dream Theater ausgestiegen „wurde“, dachten viele
Fans bald an eine Trennung der Band. Doch mitnichten, denn die
übrigen Vier suchten in einer aufwändigen Audition einen passenden
Ersatz, der alsbald in Mike Mangini (Ex-STEVE VAI, Ex-ANNIHILATOR)
gefunden wurde. Nachdem im Folgejahr mit „A Dramatic Turn of
Events“ gleich das nächste Album folgte, wurde sämtlichen Anhängern
schnell klar, dass der Professor am Bostoner Berklee College of
Music für den Posten hinter den Drums hervorragend geeignet
ist.
Story
Dass er aber das alte Material ebenfalls sehr gut beherrscht,
stellt er auf der neuen Blu-ray
Dream Theater – Live at
Luna Park sehr gut zur Schau. Die Live Aufnahmen wurden an
zwei aufeinanderfolgenden Abenden am 19. und 20. August 2012 im
Luna Park Stadium in Buenos Aires, Argentinien aufgenommen. Die
Disc enthält alle gespielten Songs, einige davon aber nur im
Bonusmaterial. Wer sich beim Betrachten der Aufnahmen die Frage
stellen sollte, ob der Meisterschlagzeuger wirklich ein derart
überfrachtetes Drumset benötigt, hat zuvor noch nie ein DREAM
THEATER Konzert gesehen, denn Fans wissen, dass jedes einzelne
Element notwendig ist. Kurzum: Ja, denn jedes Tom und jedes Becken
wird angespielt, was er mehrfach eindrucksvoll beweist. Er ist aber
nicht das einzige Mitglied der Band, das auf aberwitzige Weise
seinem Instrument die tollsten Töne entlockt.
Allen voran der Keyboard Wizzard Jordan Rudess, welcher der lebende
Beweis des schmalen Grats zwischen Genie und Wahnsinn ist. Der Kerl
würde auf dem LCD einer Digitaluhr noch Musik spielen, wenn man ihm
genug Zeit lässt, um eine Anwendung dafür zu programmieren. Neben
seinem obligatorischen Keyboard und dem bereits seit Jahren
bekannten Octavarium hat er nun ein Tablet, das mit spezieller
Software für entsprechende Töne sorgt. Die Songauswahl passt zur
Band. Wie üblich gibt es eine Menge an Überraschungen und auf
übliche Standards wurde erneut keine Rücksicht genommen. Das heißt
im Klartext, dass an beiden Abenden zum Teil unterschiedliche Sets
gespielt wurden und bewusst auf bestimmte Klassiker verzichtet
wurde. Dadurch wurden keine Songs von den Alben „Black Clouds &
Silver Linings“, „Train of Thought“ und „Falling into Infinity“ für
die Setlists berücksichtigt. Das soll aber nicht weiter stören,
denn die dargebotenen Stücke präsentieren nicht nur erneut das hohe
spielerische Niveau der Band, in das sich Neuzugang Mangini
hervorragend einfügt, sondern bietet absolut keine Schwachstellen.
Gerade die neueren Stücke wie „Outcry“, „On the Backs of Angels“
oder “This is the Life“ zeigen, dass die New Yorker durch den
Weggang von Portnoy nichts an Qualitäten eingebüßt haben.
Dazu gesellen sich mit „The Dark Eternal Night“, „A Fortune of
Lies“, „The Spirit carries on“ oder dem Rausschmeißer “Metropolis
Pt. 1“ ein herausragendes Potpourri ihres bisherigen Schaffens. Bei
den beiden Stücken „The Silent Man“ und „Beneath the Surface“ wurde
übrigens sogar ein spezielles Akustikset mit Unterstützung eines
Streichquartetts geboten. Angereichert durch einige Videosequenz
Einspielungen bekommt der Zuschauer somit sowohl akustisch als auch
optisch hervorragende Unterhaltung geboten.
Bildqualität
Das Bild würde eine wesentlich bessere Beurteilung erfahren, hätte
man bei den Aufnahmen auf die kleinen fest montierten Actioncams
verzichtet. Diese fallen aufgrund einer deutlich schlechteren
Auflösung qualitativ stark von den hochwertigeren Handkameras ab.
Bei letzteren dominiert ein scharfes Bild mit einem hohen
Detailgrad, das häufig eine plastische Darstellung liefert. Die
Farben sind im Rahmen der Lichtshow natürlich und kräftig. Der
Kontrast erweist sich je nach Einstellung als wechselhaft, ist aber
zum Großteil sehr gut eingestellt. Der Schwarzwert ist sehr hoch
und bildet ein sehr kräftiges Schwarz ab. Vereinzelt sind schwache
Posterizing Effekte, wie etwa am Anfang von „Outcry“ zu sehen.
Kompressionsspuren machen sich ebenso nur sehr selten
bemerkbar.
Tonqualität
Der Ton präsentiert sich da schon deutlich besser, erreicht aber
ebenso wenig die Höchstnote. Zum Großteil ist die Abmischung
wirklich perfekt ausgefallen, wie etwa bei den Songs „This is the
Life“, „Lost not forgotten“ oder „On the Backs of Angels“. Davon
abgesehen gibt es aber immer wieder mal Momente, in denen der Mix
nicht gleichberechtigt und transparent erscheint. In diesen Fällen
könnte der Bass von John Myung noch etwas lauter sein. Darüber
hinaus gehen die Backing Vocals von John Petrucci gelegentlich
unter und sind nicht zu hören. Nichtsdestotrotz ist der Mix
wirklich toll. Gerade bei der DTS HD Master Audio 5.1 Abmischung
kommt eine tolle Live Atmosphäre auf. Das Panning des Schlagzeugs
ist absolut perfekt und bringt einen tollen Stereoeffekt. Die
Keyboards haben jederzeit eine klare Durchzeichnung. Die Bassdrum
besitzt einen guten Punch und überzeugt in letzter Linie durch
einen nicht zu starken Kick. Die Gitarren sind stets klar mit einem
tollen Crunch. Wenn nur alle Songs so klingen würden, hätte der
Höchstnote nichts im Weg gestanden. Aber auch so werden die Fans
von den beiden Tonspuren begeistert sein.
Ausstattung
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Live Bonus Tracks
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Build Me Up, Break Me Down (HD; 6:55 min.)
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Caught In A Web (HD; 5:40 min.)
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Wait For Sleep (HD; 2:52 min.)
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Far From Heaven (HD; 3:55 min.)
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Pull Me Under (HD; 8:31 min.)
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Documentary (HD; 25:54 min.)
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Trailer (HD; 2:26 min.)
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Behind the Scenes (HD; 4:22 min.)
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Cartoon Intro (HD; 3:12 min.)
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“Outcry” Multi Angle (HD; 11:30 min.)
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Booklet
Beim Bonusmaterial erweist sich die Band als sehr großzügig.
Sämtliche Extras liegen komplett in HD und optional deutsch
untertitelt vor. Neben sechs weiteren Livesongs (zwei davon
ebenfalls mit Streicher Quartett), die an den beiden Abenden mit
aufgezeichnet wurden, gibt es als Kernstück noch eine sehr
umfangreiche Dokumentation zu den Aufnahmen. Darüber hinaus gibt es
noch einen Trailer zur Blu-ray, ein kurzes Behind the Scenes
Featurette, das Cartoon Intro sowie eine Multi Angle Funktion für
den Song „Out Cry“. Ein Booklet wertet diese Veröffentlichung
zusätzlich auf. Der FSK Logo Sticker lässt sich problemlos
abziehen.
Fazit
Der Blu-ray Transfer ist gut gelungen, lässt aber noch Luft nach
oben. Gerade beim Bild fallen einige Einstellungen qualitativ stark
ab, wobei dennoch der Großteil der Aufnahmen eine tolle Schärfe und
kräftige Farben bietet. Beide Tonspuren wurden ausgewogen mit
kräftigem Klang abgemischt. Das Bonusmaterial bietet eine Vielzahl
an Beiträgen, die jeden DREAM THEATER Fan glücklich machen. DREAM
THEATER haben den Weggang von Drummer Mike Portnoy besser
verkraftet, als dieser selbst. Die Band stellt dies mit ihrer
neusten Live-Aufnahme
Dream Theater – Live at Luna
Park bestens zur Schau und zeigt allen Zweiflern, dass der
Nachfolger Mike Mangini nicht nur die großen Fußstapfen ausfüllt,
sondern obendrein eigene Wege beschreitet. Wer es nicht glaubt,
sollte sich schleunigst selbst ein Bild davon machen. (sah)
Story 10
Bildqualität 8
Tonqualität 9
Ausstattung 8
Gesamt * 8
Kaufempfehlung 9 von 10
Testgeräte
TV: Samsung UE55F6500
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 + Dali Vocal / Rear: Dali Zensor
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