James Dean CollectionSeine Hollywoodkarriere dauerte nur 16 Monate. Seine Filmographie
umfasst gerade einmal drei Titel. Und trotzdem gehört James Dean
bis heute zu den unsterblichen Ikonen der Traumfabrik. Warum das so
ist, dürfte für heutige Generationen nur noch schwer
nachzuvollziehen sein. Dafür liegen einfach zu viele Jahrzehnte
zwischen seinem tragischen Unfalltod am 30. September 1955 und
heute. Doch gerade um zu verstehen, warum James Dean auch im Jahr
2013 noch eine relevante Größe in der Filmgeschichte ist, lohnt
sich ein Blick auf seine drei Werke, die er der Nachwelt
hinterlassen hat.
Jenseits von Eden,
…denn
sie wissen nicht was sie tun und
Giganten
liegen nun auf Blu-ray vor. Grund genug für eine kleine Zeitreise
in die Vergangenheit.
Story:
Deans Filmdebüt gibt der erfolgreiche Fernseh- und
Theaterschauspieler im Jahr 1954 in dem Drama
Jenseits von
Eden. Während Vater Trask (R. Massey) ein erfolgreiches
landwirtschaftliches Unternehmen führt, könnten seine beiden Söhne
Aron (R. Davalos) und Caleb (Dean) nicht unterschiedlicher sein.
Während für den vernünftigen und strebsamen Aron kein Zweifel daran
besteht, einmal in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, füllt
Cal die Rolle des faulen Nichtsnutzes mit vollster Überzeugung aus.
Wo es nur geht, bringt er die Familie mit seinem Verhalten in
Verlegenheit. Doch als ein wichtiges Geschäft seines Vaters
scheitert und die Familie kurz vor dem finanziellen Ruin steht,
besinnt sich Cal eines Besseren. Mit einer zwar cleveren, aber
moralisch fragwürdigen Geschäftsidee möchte er die Verluste seines
Vaters ausgleichen.
Jenseits von Eden ist ein
klassisches Familiendrama, welches sämtliche Versatzstücke einer
ebenso klassischen Tragödie beinhaltet: Vater-Sohn-Konflikt, die
seit biblischen Zeiten aktuelle Konfrontation zwischen zwei
unterschiedlichen Brüdern, ein verdrängtes Familiengeheimnis und
natürlich die Liebe der beiden Brüder zu derselben Frau. Die alten
Meister der Dramatik wie Shakespeare oder Goethe hätten keine
treffendere Ausgangssituation schaffen können. Gleich in seinem
ersten Film wird deutlich, dass Dean die Rolle des unangepassten
Rebells wie auf den Leib geschneidert ist. Exzellent bringt er die
innere Zerrissenheit des jungen Mannes auf die Leinwand. Dabei wird
schnell deutlich, dass er nicht im engsten Sinne „schlecht“ ist,
weil er sich gerne „schlecht“ verhält. Es ist einfach seine Natur.
Cal ist bewusst, dass er niemals so stromlinienförmig sein wird,
wie sein Bruder. Er wird niemals die Erwartungen erfüllen können,
die die Gesellschaft und vor allem sein, immerhin gütiger und
nachsichtiger, Vater in ihn setzen. Selbst als er mit allen Mittel
und mit bestem Wissen und Gewissen versucht, seiner Familie zu
helfen, liegt darin schon der Keim seines nächsten und größten
moralischen Versagens begründet. Die Geschichte, die
Jenseits von Eden erzählt ist absolut zeitlos. Sie
ist nicht nur zeitlos, sondern geradezu universell gültig. Es geht
um persönliche Entscheidungen, unterschiedliche Lebensentwürfe und
um den immerwährenden Konflikt zwischen dem Individuum und der so
genannten „moralischen Mehrheit“. Was werten wir als „gut“ und was
als „moralisch falsch“. Zählt die gute Absicht oder das konkrete
Ergebnis. Allessamt Fragen, die heute nicht aktueller sein
könnten.
Spielt James Dean in seinem Debüt bereits einen gesellschaftlichen
Außenseiter, machte ihn seine Rolle in
…denn sie wissen
nicht was sie tun endgültig zum Idol der damaligen Jugend.
Jim Stark (Dean) ist gerade mit seiner Familie nach Los Angeles
gezogen und schon landet der Jugendliche wegen Trunkenheit auf dem
Polizeirevier. Auch in seiner neuen Schule steckt er prompt bis zum
Hals in Schwierigkeiten. Denn die örtliche Jugendgang hat es auf
„den Neuen“ abgesehen. Sie demolieren sein Auto und verwickeln ihn
in einen Messerkampf. Doch das ultimative „Aufnahmeritual“ soll
nachts an einer Klippe stattfinden. Mit zwei gestohlenen Autos
liefern sich Jim und der Anführer der Gang ein gefährliches Rennen.
Gewonnen hat derjenige, der als letztes aus dem Auto springt
während sie auf die Klippe zurasen. Natürlich endet das Rennen in
einer Katastrophe, als Buzz (C. Allen) nicht mehr rechtzeitig aus
dem Wagen springen kann. Nach dem ersten Schock sinnen die
verbliebenen Bandenmitglieder auf Rache. Jugendbanden, die die
Nachbarschaft terrorisieren, „Problemjugendliche“, die nichts als
gefährlichen Blödsinn im Kopf haben – das kommt einem doch
irgendwie bekannt vor. Auch
…denn sie wissen nicht was sie
tun hat bis heute nichts von seiner Relevanz eingebüßt.
Ganz im Gegenteil. Man ist durchaus erstaunt, dass es schon vor
Jahrzenten im Grunde die gleichen Probleme gab wie heute. Nichts
hat sich geändert. Dabei sind es nicht die Kids aus armen
Verhältnissen, die hier die Sau rauslassen. Es sind die Sprösslinge
der gehobenen Mittelschicht, die gar nicht daran denken, sich der
gutbürgerlichen Gesellschaft der Eltern unterzuordnen. Jim nimmt
dabei gleich eine doppelte Außenseiterrolle ein. Er hat sich zum
einen von seinen Eltern völlig entfremdet. Seinen Vater verachtet
er als hoffnungsloses Weichei, der sich von seiner Frau auf der
Nase herumtanzen lässt. Dabei würde er ihn nur zu gerne als starkes
Vorbild akzeptieren. Doch auf seine existentiellen Fragen, die
einen Heranwachsenden nun einmal umtreiben, erhält er nur
ausweichende und nichtssagende Antworten. Von dieser Seite findet
Jim weder emotionalen, noch handfesten Halt. Doch auch unter den
Jugendlichen gerät er als Neuer sofort in die Außenseiterrolle.
Dabei wird kurz vor dem schicksalhaften Autorennen deutlich, dass
sich Buzz und Jim eigentlich sehr gut verstehen. Bezeichnend ist
dabei auch der kurze Dialog zwischen den beiden. Jim: „Warum machen
wir das?“ – Buzz: „Irgendetwas müssen wir doch machen, nicht
wahr?“. Die nihilistische, augenscheinlich aus purer Langeweile
resultierende Einstellung der Jugendlichen kann man kaum treffender
in Worte fassen. Der Film traf damit zu hundert Prozent das
Lebensgefühl der damaligen Jugend. Spätestens jetzt vollzog James
Dean den Schritt vom Schauspieler zum Idol der jungen Generation.
Der Film prägt Deans Image als coolen Einzelgänger bis heute. Dabei
vergisst man leider nur allzu leicht die tieferen, emotionalen
Ebenen der Filmfigur. Die Suche nach Orientierung und Halt bei
anderen Menschen dürfte der eigentliche Grund dafür sein, warum
sich zur damaligen Zeit so viele Heranwachsende mit Jim Stark
identifizierten.
Wird die Thematik in den ersten beiden Filmen der Collection
relativ scharf umrissen und eingegrenzt, schlägt das dreieinhalb
Stunden Epos
Giganten den ganz weiten Bogen. Seit
Generationen betreibt die Familie Benedict in Texas eine gewaltige
Rinderzucht. Eines Tages bricht Bick Benedict (R. Hudson) nach
Maryland auf, um dort einen Zuchthengst zu erstehen. Am Ende bringt
er jedoch nicht nur den Hengst, sondern ebenfalls die Liebe seines
Lebens Leslie (E. Taylor) mit nach Hause. Doch die Ehe birgt auch
einigen Zündstoff. Dabei sind die extremen klimatischen Bedingungen
in Texas noch das kleinste Problem für Leslie. Vielmehr kollidiert
die emanzipierte und aufgeklärte junge Frau ein ums andere Mal mit
den rückständigen gesellschaftlichen Konventionen des Südstaates.
Die mexikanischen Hilfsarbeiter werden wie bessere Sklaven
behandelt, Frauen haben keinerlei Mitspracherechte wenn es um
„wichtige Geschäfte“ geht und die Erziehung der Kinder erfolgt
natürlich streng nach Familientradition, zur Not auch gegen den
Willen der Kinder. Wäre das nicht schon genug Potential für
Konflikte, findet ein ehemaliger Angestellter der Familie (Dean)
auch noch Öl auf seinem angrenzenden Stückchen Land.
Giganten verfolgt den turbulenten Werdegang der
Familie Benedict über 25 Jahre und drei Generationen. Das junge
Liebespaar Bick und Leslie fungiert dabei als Ankerpunkt der
Geschichte. James Dean nimmt hier lediglich eine Nebenrolle ein.
Vom einfachen Arbeiter der Familie Benedict entwickelt er sich zum
schwerreichen Ölmagnaten und Konkurrenten. Fans von James Dean
kommen dabei nicht völlig auf ihre Kosten, jedenfalls in Hinsicht
der Screentime ihres Idols. Hier steht ganz klar die
Lebensgeschichte rund um Rock Hudson und der wunderbaren Elizabeth
Taylor im Mittelpunkt. Was alles andere als ein Nachteil ist, denn
beide spielen absolut herausragend. Doch auch Dean demonstriert
einmal mehr, was für ein exzellenter Schauspieler er war. Seine
Verwandlung vom coolen Cowboy zum großindustriellen Alkoholiker ist
einfach phänomenal! Auch die Geschichte selbst ist komplex und
vielschichtig. Der Film scheut sich nicht davor zurück Themen wie
Rassismus und die Gleichberechtigung der Frau anzusprechen, was in
den erzkonservativen USA der 1950er Jahre sicher nicht
selbstverständlich war. Liz Taylor als resolute Freidenkerin ist
nicht nur der Star des Films, sondern auch Identifikationsfigur des
Publikums, was zu jener Zeit ebenfalls nicht gängig war. Ihre
Kabbeleien mit dem in alten Denkmustern verhafteten Rock Hudson
sind einfach köstlich.
Giganten erreicht zwar
nicht ganz die emotionale Wucht anderer Epen wie
Vom Winde verweht, bleibt aber
trotz der enormen Spielzeit immer spannend und interessant.
Bildqualität:
Die Bildqualität unterscheidet sich bei allen drei Titeln nur in
Nuancen. Warner hat sich hier die Mühe gemacht und die Filme
sorgfältig restauriert. Altersbedingte Schäden oder Verschmutzungen
sind nicht auszumachen. Insgesamt kommen die Filme in ihrer
Qualität jedoch nicht an Klassiker wie
Ben Hur oder
Die Brücke am Kwai heran. Dafür ist
das Bild allgemein zu weich. Die Detailzeichnung ist wenig
definiert und auch die Kontrastwerte sind durchweg eher schwammig.
Die Farbgebung zeigt sich gedeckt. Filmkorn ist durchgängig
sichtbar, das ab und an auch in deutliches Rauschen abdriftet. Der
Schwarzwert verschluckt in dunklen Szenen teilweise Details.
Dennoch, gerade wenn man die Transfers mit unbearbeitetem Material,
wie es in den Extras verwendet wird vergleicht, wird der
Qualitätssprung durch die Restaurierung mehr als deutlich. Besser
als hier wird man die Filme wohl so schnell nicht erleben.
Tonqualität:
Jenseits von Eden liegt in einer exotischen 3.0
Codierung vor. Die Akustik verteilt sich demnach auf die beiden
Frontlautsprecher und den Center. Die Abmischung ist dabei nicht
nur Show, sondern wird auch ausgiebig genutzt, was vor allem in
Dialogszenen deutlich wird. Je nach Positionierung der Schauspieler
im Bild, kommen ihre Stimmen deutlich differenziert entweder aus
dem linken, rechten oder mittigen Kanal. Dadurch entsteht trotz
fehlender Surroundabmischung ein lebendiges Klangbild, das sich
deutlich von der schnöden 1.0 Codierung der anderen beiden Titel
abhebt. Hier kann man es recht kurz machen. Die deutschen Tonspuren
können ihr Alter in keiner Weise verbergen. Zwar gibt es nur
dezentes Rauschen zu vernehmen, dafür ist die Abmischung zu leise
und wenig prägnant. Eine nennenswerte Dynamik fehlt völlig. Die
Dialoge sind bei angehobener Lautstärke gut zu verstehen.
Ausstattung:
Jeder Film verfügt über einen Audiokommentar. Darüber hinaus
beinhaltet das Bonusmaterial einige TV-Specials, die sich im Laufe
der Jahrzehnte angesammelt haben und zahlreiche interessante
Informationen zu James Dean und der Entstehung der Filme bieten.
Empfehlenswert sind hierbei „Forever James Dean“ (ca. 60 Min.),
„Eine Erinnerung an James Dean“ (ca. 66 Min.), „Trotzige
Unschuldige“ (ca. 37 Min.) und „George Stevens: Filmemacher aus
seiner Zeit“ (ca. 46 Min.). Auf Grund ihres hohen Alters liegen die
meisten Beiträge in 4:3 und teils schlechter Qualität vor. Dennoch
wurde hier wahrscheinlich alles zusammengetragen, was heute noch an
Zusatzmaterial verfügbar ist. Die komplette Liste des
Bonusmaterials entnehmen Sie bitte unserer Datenbank.
Fazit:
Unter Berücksichtigung des Alters der drei Filme muss man die
Bildqualität trotz einiger deutlicher Einschränkungen als gelungen
bezeichnen. Schärfe und Detailzeichnung erreichen zwar nur
gelegentlich echtes HD-Niveau, dem Filmgenuss tut das allerdings
keinen Abbruch. Der deutsche Ton ist nur bei
Jenseits von
Eden akzeptabel. Darüber hinaus sind die deutschen 1.0
Monospuren wahrlich kein Ohrenschmaus. Wobei man natürlich auch
hier die fast 60 Jahre berücksichtigen muss. Dafür findet der
Interessierte zahlreiches Bonusmaterial, das den Mythos „James
Dean“ anschaulich beleuchtet.
Es gibt wohl keinen zweiten Schauspieler, der mit nur drei
Spielfilmen einen derartig bleibenden Eindruck hinterlassen hat wie
James Dean. Bis heute verkörpert er den Archetypus des rebellischen
Jugendlichen. Dank der
James Dean Collection
bekommen nun auch heutige Generationen die Möglichkeit, auf den
Spuren eines Mythos zu wandeln.
Jenseits von Eden,
…denn sie wissen nicht was sie tun und
Giganten sind Klassiker der Filmgeschichte, die es
unbedingt wert sind, neu entdeckt zu werden.
Kurzbewertungen:
Story: 9/10
Bild: 7/10
Ton: 5/10
Extras: 8/10
Gesamt*: 7/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 8/10
Die Kaufempfehlung der James Dean
Collection Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter
Berücksichtigung der Story berechnet.Testgeräte:
TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
BDP: Panasonic DMR-BST720
Ton: Pioneer SC-LX56, 2x Trigon Dwarf II
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Boston A26 (Front-Wide,
Surround), Teufel M-500 (Back-Surround)