Film: 9/10
Bildqualität: 6/10
Tonqualität: 6/10
Ausstattung: 3/10
Regisseur Robert Wise begann seine Karriere mit
Low-Budget-Horrorfilmen wie Der Leichendieb mit Bela Lugosi und
Boris Karlof. Später folgten dann Dramen wie Laßt mich Leben und
West Side Story, doch 1963 kehrte er zu seinen Wurzeln zurück und
definierte den Begriff Horror auf der Leinwand quasi neu. Basierend
auf Shirley Jacksons klassischer Spukhaus-Geschichte Spuk im Hill
House schuf Wise einen klassischen Gruselfilm, der auch heute, 50
Jahre später, nichts von seiner Atmosphäre verloren hat.
Film:
Der Parapsychologe Dr. John Markway (R. Johnson) versucht mit Hilfe
von zwei übersinnlich begabten Assistenten die Existenz von
Geistern zu beweisen. Dazu mietet er sich in dem berüchtigten Hill
House ein, in welchem es seit seiner Erbauung vor 90 Jahren nicht
mit rechten Dingen zugeht. Eine seiner Assistenten, oder
Versuchskaninchen, ist die schüchterne Eleanore Lance (J. Harris),
die seit dem Tod ihrer Mutter unter psychischen Störungen leidet.
Schon in der ersten Nacht kommt es zu mysteriösen Vorfällen und der
Verdacht, dass das Haus böse ist, erhärtet sich von Minute zu
Minute.
Mit Bis das Blut gefriert schuf Regisseur Robert Wise den Paradetyp
des Spukhaus-Films. Mysteriöse Geräusche, näherkommende Wände,
Schatten und Geistererscheinungen – all das gibt es im 90 Jahre
alten Hill House. Allerdings bekommt der Zuschauer nicht, wie es
damals wie heute Standard war, Monster oder ähnliches visuelles
Grauen geboten. Der gesamte Horror spielt sich somit im Kopf ab,
während der Einsatz von ausgesprochen beunruhigenden Soundeffekten
und perfekt eingesetzter Musik die Spannung zusätzlich verstärkt.
Während andere Filme, auch das Remake von Jan de Bont aus dem Jahre
1999, auf die Zurschaustellung möglichst grausiger und mysteriöser
Details abzielte, ist hier das Haus selbst das Böse, und sollte es
tatsächlich einen bösen Geist beherbergen, so bekommt man diesen
nicht zu sehen. Stattdessen besticht das Gemäuer selbst mit
schäbigen Tapeten und düster-viktorianischer Einrichtung, die im
permanenten Spiel von Licht und Schatten perfekt in Szene gesetzt
werden. Das alles vermittelt eine derart unangenehme Atmosphäre
beim Zuschauer, dass dieser Klassiker auch völlig ohne
Effekthascherei seine Wirkung nicht verfehlt.
Auch die Darsteller sind schlichtweg perfekt gewählt. Julie Harris
spielt die gequälte Seele Eleanore derart intensiv und glaubhaft,
dass der Zuschauer jeden Moment mit ihr fühlt. Ihre Mimik spiegelt
die Panik und Verzweiflung derart realitätsnah wieder, wie es bis
heute kaum besser geht. Die Darstellerin ging dabei sogar so weit,
dass sie während der Dreharbeiten bewusst auf eine
freundschaftliche Beziehung zu ihrer Filmpartnerin Claire Bloom
verzichtete, welche die medial begabte (und eindeutig
lesbische)Theodora spielt, um die exzentrische Art ihrer Rolle
darstellen zu können.
Und so ist dieses klassische Schauerstück ein unbedingter
Pflichtkauf für alle, die sich gerne gruseln. Auch nach einem
halben Jahrhundert hat der Prototyp des Geisterhaus-Films nichts
von seiner Wirkung verloren, und steckt die meisten modernen
Vertreter seiner Gattung ganz locker in die Tasche.
Bildqualität:
Das klassisch edle schwarz-weiße Bild (welches tatsächlich
schwarz-weiß ist, und nicht, wie auf dem Cover zu lesen „In Farbe“)
verfügt über einen hervorragenden Schwarzwert und einen allgemein
guten Kontrast. Leider ist die Schärfe nicht immer auf dem besten
Niveau, offenbart aber hier und da eine erstaunliche Detailfülle
und kann vor allem in Nahaufnahmen punkten. Leider sind diese
positiven Bilder eher die Ausnahme. Viel zu häufig wirkt alles
etwas zu weich und unscharf, was zum Teil auch am Ausgangsmaterial
liegen mag, aber eben nicht immer. Dazu verfügt der Film über ein
permanentes, mal mehr mal weniger auffälliges Bildrauschen, was ihm
allerdings einen schönen, authentischen Effekt verleiht und perfekt
zur Atmosphäre des Streifens beiträgt, der immerhin ein halbes
Jahrhundert auf dem Buckel hat.
Tonqualität:
Der Ton der deutschen Synchronisation ist leider reichlich dumpf
und hohl abgemischt. Zwar sind die Dialoge meistens gut
verständlich, aber dennoch klingt alles ein wenig, als hätte man
Watte in den Ohren. Besonders negativ fallen die „S“- und
Zischlaute ins Gewicht. Sonderlich dynamisch ist die Monotonspur
ebenfalls nicht. Die Soundeffekte und die Musik, die ebenfalls
recht basslastig sind, kommen dennoch ganz gut zur Geltung und
entfalten ihre Wirkung trotz der unüberhörbaren Mängel.
In der Originalversion, welche immerhin über einen
HD-Master-Monoton verfügt, wirkt alles deutlich frischer, stimmiger
und angenehmer. Wer also der englischen Sprache mächtig ist, oder
mit den optional zuschaltbaren Untertiteln vorlieb nehmen möchte
(die nicht immer ganz gelungen sind), der sollte sich unbedingt
dieses tontechnische Meisterwerk im Original zu Gemüte
führen.
Ausstattung:
Neben einem Kinotrailer gibt es lediglich noch den Audiokommentar
mit dem Regisseur, dem Drehbuchautoren und den Hauptdarstellern.
Deutsche Untertitel wären schön gewesen, allerdings bleibt es hier
beim Wunsch.
Fazit:
Bild und Ton kränkeln leider ein wenig an der Tatsache, dass der
Film schon ein halbes Jahrhundert alt ist. Schwarzwert und Kontrast
sind zwar gut, aber die Schärfe in den meisten Szenen leider nicht.
Dazu kommt ein viel zu dumpf abgemischter deutscher Ton, der
ebenfalls nicht sonderlich gut klingt.
Der informative Audiokommentar erschließt sich nur anglobegabten
Zuschauern, da wieder einmal auf deutsche Untertitel verzichtet
wurde.
Der Film selbst ist ein zeitloses Meisterwerk des Gruselkinos,
welcher seine Atmosphäre perfekt entfaltet und ohne großartige
Zurschaustellung von Übernatürlichem oder gar Monströsem auskommt,
dabei aber mehr Grusel verströmt als manch moderner,
effektüberladener Horrorschocker. Alleine des herrlich schaurigen
Gefühls wegen, ist Bis das Blut gefriert ein Pflichtkauf für
Nostalgiker, Horrorfans und alle, die sich gerne einmal auf hohem
Niveau gruseln möchten. (ms)