Regisseur John Carpenter ist zweifelsohne eine absolute Ikone des
Horrorfilms. Nicht nur, dass er mit Halloween die Mutter aller
Slasherfilme erschaffen hat, lieferte er im Laufe der Zeit mit
Klassikern wie
The Fog – Nebel des Grauens oder
Das Ding aus einer anderen Welt
weitere originelle Genrehighlights ab. 1994 schuf er mit
Die Mächte des Wahnsinns nicht nur ein weiteres
herausragendes Werk, das von den Kritikern verrissen aber von
seinen Fans geliebt wurde, sondern darüber hinaus eine tolle
Hommage an den Schriftsteller H. P. Lovecraft. Nun erscheint dieses
Kleinod des Horrorfilms endlich auf Blu-ray. Ob sich ein Upgrade
lohnt, soll dieses Review klären.
Story
Der Erfolgsschriftsteller Sutter Cane (J. Prochnow) ist
verschwunden und dabei hat er erst kürzlich einen neuen Roman
vollendet. Der Versicherungsagent John Trent (S. Neill) soll
zusammen mit der Lektorin Linda Styles (J. Carmen) nach dem Autor
suchen und landet in dem historischen Örtchen Hobbs End, das ganz
eigenen Gesetzen folgt. Obendrein geht dort nicht alles mit rechten
Dingen zu, so dass Trent sich schnell an der Grenze zum Wahnsinn
wiederfindet.
Der Film beginnt im wahrsten Sinn „wahnsinnig“. Der ehemalige
Versicherungsagent Trent befindet sich in einer Gummizelle und der
Film soll nun dem Zuschauer zeigen, wie der Protagonist da
hineingekommen ist. Dabei geht sowohl inhaltlich als auch in Bezug
auf das Drehbuch nicht immer alles mit rechten Dingen zu. Das
Script wurde übrigens von Michael De Luca (Produzent bei The Social
Network) geschrieben, der nur selten als Autor in Erscheinung
getreten ist. Da ist es nur ein nebensächlicher Informationspunkt,
dass
Die Mächte des Wahnsinns zugleich der dritte
Teil von Carpenters apokalyptischer Trilogie ist, die 1982 mit Das
Ding aus einer anderen Welt begann und 1987 mit Die Fürsten der
Dunkelheit fortgesetzt wurde.
Zugegeben, die Geschichte ist mitunter wirklich wirr gegliedert und
häufig fällt es dem Zuschauer schwer, der Handlung zu folgen. Das
ist nicht wirklich die Stärke dieses Films, dafür aber eine
konstant „wahnsinnige“, morbide Atmosphäre, die recht häufig den
Werken von H. P. Lovecraft Tribut zollt und dabei mit einigen
Zitaten aufwartet. Dabei mag der Zuschauer sich hin und wieder mal
an die beiden Clive Barker Werke Hellraiser und Cabal – Brut der
Nacht erinnert fühlen, aber das soll keineswegs stören. Wichtiger
ist indessen, dass trotz inhaltlicher Schwächen dennoch ein roter
Faden zu erkennen ist. Über der ganzen Geschichte schwebt die Macht
des Wahnsinns, eingebettet in besagter düsterer Atmosphäre. Die
Bilder, die Carpenter dazu verwendet, um das Ganze zu inszenieren,
verschaffen dem Zuschauer sehr häufig eine wohlige Gänsehaut.
Schockmomente gibt es zwar keine, aber die sind ohnehin nicht
notwendig, denn die Rechnung geht auch ohne dieses Element auf.
Lustig ist indessen der selbstironische Verweis, dass
Horrorgeschichten den Konsumenten negativ beeinflussen sollen, was
einen sozialkritischen Seitenhieb auf die doppelmoralische
Gesellschaft darstellen soll. Sam Neill (
Jurassic Park) gibt sich große
Mühe, seiner Rolle gerecht zu werden. Manch ein renommierter
Charakterdarsteller wäre da vielleicht noch glaubhafter gewesen,
doch die Leistung von Neill ist dennoch beachtlich gut geworden.
Neben Julie Carmen (
Fright Night 2) liefert vor allem
Jürgen Prochnow (
Das Boot) als boshafter Sutter Cane die
beste Leistung des Filmes ab. Die Rolle von Charlton Heston ist
hingegen nur recht kurz ausgefallen. Übrigens ist Hayden
Christensen in einer Szene als Junge auf dem Fahrrad zu sehen, der
auf John Trent trifft.
Bildqualität
Das Bild ist das Alter berücksichtigend wirklich erstklassig
ausgefallen. Schmutzpartikel sind zu keinem Zeitpunkt auffällig.
Dafür sind Schärfe und Detailgrad nahezu durchgehend sehr hoch, so
dass in der Anfangsszene im Kaffee beim Zerbersten der Glasscheibe
sämtliche Splitter akkurat wiedergegeben werden oder das feine
Webmuster von Trents Jacket erkennbar wird. Zwar sind hin und
wieder gerade in dunkleren Szenen ein paar weichere Abschnitte
nicht von der Hand zu weisen, aber das bleibt die Ausnahme. Darüber
hinaus sind die Farben obendrein sehr natürlich bei guter
Sättigung. Der Kontrast ist gut eingestellt. Lediglich der
Schwarzwert ist nicht optimal und erweist sich als sehr
wechselhaft. In manchen Szenen ist die Durchzeichnung eher
mangelhaft und verschluckt das eine oder andere Detail. Davon
abgesehen ist der Blu-ray Transfer wirklich hervorragend
ausgefallen und wird wohl kaum jemanden enttäuschen.
Tonqualität
DVD-Besitzer dürften zurecht sehr erstaunt und mitunter erbost
sein, denn während auf dem SD-Medium noch eine Dolby Digital 5.1
Spur vorhanden war, muss der Käufer der Blu-ray nun mit einer
Stereo Spur vorlieb nehmen. Zwar ist die Front recht breit
abgemischt worden und liefert darüber hinaus saubere und
rauschfreie Dialoge, sowie einige solide Bässe, aber das ist auch
schon der einzige herausragende Punkt der deutschen
Synchronisation. Die Dynamik sowie die Balance sind sehr
wechselhaft ausgefallen. Manche Effekte klingen nicht
verhältnismäßig zu den üblichen Geräuschen, wie etwa wenn John
Trent in Hobb’s End die Lektorin Linda Styles niederschlägt. Was
machbar gewesen wäre, zeigt die englische DTS HD Master Audio 5.1
Spur, die nicht nur eine weiträumliche Surroundkulisse offeriert,
sondern obendrein mit einer tollen Dynamik und weitaus kräftigeren
Bässen aufwartet.
Ausstattung
Üblicherweise haben Warner Home Video auf ihren bisherigen
Backkatalogtiteln sämtliche bekannten Bonusmaterialien der DVD
Veröffentlichungen übernommen. Nicht so in diesem Fall, wo
lediglich ein Audiokommentar von Regisseur John Carpenter und
Kameramann Gary B. Kibbe, sowie der Original US-amerikanische
Kinotrailer auf die Scheibe gepackt wurden. Das bisher bekannte
Making Of, das Behind the Scenes Featurette, sowie die Cast &
Crew Statements fehlen leider auf dieser Blu-ray. Darüber hinaus
wurde traditionell auf ein Wendecover verzichtet.
Fazit
Die technische Seite dieser Blu-ray hinterlässt einen recht
zwiespältigen Eindruck. Das Bild schmeichelt noch dem Auge des
Betrachters und liefert durchgehend sehr gute Qualität. Da ist es
wirklich sehr schade, dass die Surround Spur der DVD für diese
Veröffentlichung einer Stereoabmischung weichen musste, die weit
hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt. Am Bonusmaterial wurde
ebenfalls gespart. Fazit: Sehr stiefmütterliche Behandlung eines
90er Jahre Horrorklassikers.
Die Mächte des
Wahnsinns ist gewiss nicht John Carpenters bekannteste
Regiearbeit, hat aber über die Jahre hinweg eine Menge Anhänger in
der Horrorszene gewinnen können. Zwar macht die Handlung nicht
unbedingt Sinn, doch in puncto Atmosphäre und erzählerischer Dichte
gibt es absolut nichts zu beanstanden, so dass dem geneigten
Zuschauer unterm Strich sehr gute Unterhaltung geboten wird. Wer
den Film noch nicht kennt, aber auf Horrorfilme mit morbid düsterer
Atmosphäre steht, sollte unbedingt mal ein Auge riskieren.
(sah)
Story 8
Bildqualität 9
Tonqualität 4
Ausstattung 1
Gesamt * 5
Kaufempfehlung 6 von 10
Testgeräte
TV: Samsung UE55F6500
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 + Dali Vocal / Rear: Dali Zensor
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