Film: 9/10
Bildqualität: 8/10
Tonqualität: 7/10
Ausstattung: 1/10
Truth or Dare, Wahrheit oder Tat (Pflicht), ist ein beliebtes
Partyspiel, das überall auf der Welt von Jugendlichen gespielt
wird. In der Regel handelt es sich dabei um einen harmlosen Spaß
für pubertierende Menschen, doch hin und wieder wird aus Spaß auch
blutiger Ernst. Diese Ausgangssituation nutzt Drehbuchautor Matthew
McGuchan um ein Szenario zu kreieren, welches laut Coverwerbespruch
„Alfred Hitchcock Stolz gemacht hätte“. Große Worte, zugegeben. Ob
diese großen Worte auch nur ansatzweise zutreffen, und ob der
relativ unbekannte britische Regisseur Robert Heath aus dem
Drehbuch einen anständigen Film geschaffen hat, soll dieses Review
klären.
Film:
Es beginnt mit einem harmlosen Partyspiel. Als die Flasche bei
„Wahrheit oder Tat“ auf den schüchternen Felix (T. Kane) zeigt,
planen der arrogante Chris (J. Gordon) und seine vier Freunde, den
Außenseiter vorzuführen. Allerdings eskaliert die Situation und
Felix rennt davon. Ein Jahr später erhalten die fünf Freunde eine
überraschende Einladung zu Felix Geburtstagsparty auf dem Anwesen
seiner schwerreichen Familie. Doch nicht Felix, sondern sein Bruder
Justin (D. Oakes) ist der Gastgeber, und der will die Clique für
das bezahlen lassen, was sie seinem Bruder antaten. Und dabei geht
Justin äußerst rabiat zu Werke.
Der Film ist ein überaus überraschender und packender
Psychothriller voller Wendungen. Die Story ist gut durchdacht und
kurzweilig inszeniert, dabei in hohem Maße glaubwürdig, wenn man
sich mit der Tatsache anfreunden kann, dass die Ausgangssituation
relativ trivial und harmlos war. Zumindest hat es den Anschein,
denn die wendungsreiche Story hat auch hierfür einen gut
durchdachten Plot parat. So bleibt der Zuschauer bis zum bitteren
Ende selbst unschlüssig wer hier überhaupt für die Situation
verantwortlich ist, und vor allem stellt sich die Frage, ob hier
überhaupt alles so ist, wie es zu sein scheint, denn das Drehbuch
von Matthew McGuchan, hält so manche interessante Wendung bereit,
die alles auf den Kopf stellt, was der Zuschauer bis dato zu wissen
glaubt.
Neben dem gut durchdachten Drehbuch sind es aber vor allem die
talentierten Darsteller, welche ebenfalls alle auf sehr gutem
Niveau agieren. Sowohl die Partylaune am Anfang, als auch die nach
und nach um sich greifende Panik vermitteln die Darsteller in
höchstem Maße glaubhaft. Vor allem David Oakes, der sich vor allem
in Historienfilmen wie Die Säulen der Erde, Die Tore der Welt und
der Serie Die Borgias verdient machte, wirkt in seiner Rolle als
psychopathischer und zu allem entschlossener Justin ausgesprochen
beängstigend und glaubwürdig. Dass von diesem Menschen nichts Gutes
zu erwarten ist wird schnell klar, wenn man in seine kalten,
entschlossenen Augen blickt. Die Frage ist nicht ob, sondern was er
als nächstes tun wird. Ihm zur Seite, wenn auch unfreiwillig, steht
der Dealer Luke, genial darstellt von Alexander Vlahos, der schon
in der Fernsehserie Merlin als durchtriebener Mordred überzeugen
konnte. Vlahos spielt seinen zwiegespaltenen Charakter äußerst
intensiv. Da seine Figur als einzige eine Entscheidung herbeiführen
könnte, fungiert der talentierte Waliser als Identifikationsfigur –
und das mit absoluter Überzeugungskraft.
Auch die „Opfer“ spielen äußerst intensiv und glaubhaft. Sei es
Jack Gordon als der zwielichtige Chris, dem man durchaus zutraut
für alles verantwortlich zu sein, oder die attraktive Florence Hall
als Gemma, die ebenfalls die interessante Wandlung ihres Charakters
glaubhaft darstellt.
Ein rundum gelungenes Stück Suspense-Kino.
Obwohl es sich bei dem Film um einen Psychothriller voller
eskalierender Brutalität handelt, greift Regisseur Robert Heath
nicht in die Splatter-Kiste, um die Grausamkeiten übertrieben in
Szene zu setzen. Stattdessen spielt der Film mit den Erwartungen
des Zuschauers, zaubert eine zum Zerreißen gespannte Atmosphäre auf
den Bildschirm, und lässt die unvermeidlichen Gewaltspitzen dadurch
umso intensiver wirken. Wer also ein brutales Rache-Schlachtfest
erwartet, wird unter Umständen ein wenig enttäuscht sein.
Andererseits gibt es durchaus einige explizite Gewaltdarstellungen,
so dass das rote FSK-Siegel durchaus berechtigt ist.
Bildqualität:
Das überwiegend dunkle Bild verfügt über einen ausgezeichneten
Schwarzwert, der dennoch keine wichtigen Details verschluckt. Ein
sauberes Bild mit hoher Schärfe, besonders im Nahbereich,
vermittelt stellenweise ein echt tolles HD-Feeling. Alles in allem
ist das Bild vielleicht stellenweise ein wenig weich, hinterlässt
im Endeffekt aber einen angenehmen Eindruck.
Tonqualität:
Tonal spielt sich das Meiste dieses dialoglastigen Films
erwartungsgemäß auf der Front ab. Umgebungsgeräusche gibt es zwar
hier und da auch zu hören, aber eher selten. Auch der Subwoofer
wird nur äußerst selten angesteuert und dann kaum wahrnehmbar.
Dennoch hinterlässt der Ton einen angenehm natürlichen Eindruck.
Wenn die leere Flasche sich auf dem Steinboden drehte, dann klingt
das, als säße man mit im Kreis der Spieler.
Ausstattung:
Trailershow und Wendecover in einer schwarzen Amaray-Hülle – mehr
wird bei diesem Titel nicht geboten.
Fazit:
Truth or Dare ist ein überraschend guter Psychothriller, der auch
technisch einiges zu bieten hat. Überwiegend gute Schärfe mit
angenehm natürlichen Farben und einem ausgezeichneten Schwarzwert,
dazu ein angenehmer und unaufdringlicher Raumklang mit wenigen,
dafür aber punktgenau eingesetzten Highlights. Lediglich in Punkto
Extras enttäuscht die Scheibe auf ganzer Linie, denn außer Trailern
und einer schicken schwarzen Hülle hat die Scheibe nichts zu
bieten.
Filmisch überrascht der Streifen mit unglaublich intensiven
Darstellern in einer ebenso packenden wie wendungsreichen Story.
Gut dosierte Gewaltspitzen und eine allzeit bedrohliche,
realitätsnahe Atmosphäre ohne großartige Tricks oder Kniffe – das
ist astreine, intelligente Unterhaltung auf hohem Niveau. Ein
absoluter Geheimtipp für Fans des Suspense- und Psychoterror-Kinos.