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Charlies Welt - Wirklich nichts ist wirklich

Gestartet: 28 Okt 2013 16:56 - 0 Antworten


Veröffentlichung:
04.10.2013
Laufzeit:
87 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 28 Okt 2013 16:56

Michael Speier

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Story: 3/10
Bild: 9/10
Ton: 9/10
Ausstattung: 7/10


Charlie Sheen hat ein Händchen dafür, sich die Rollen auszusuchen, die ihm förmlich auf den Leib geschneidert sind. Schon seine Rolle des Charlie Harper in Two And A Half Men wirkt fast so, als hätte man Sheens Leben verfilmt. Und auch nach seinem Rauswurf aus der Serie machte Sheen so weiter, als wäre nichts gewesen. Mit seiner eigenen Serie Anger Management untermauert er sein Image als trinkfester Frauenheld, und auch Charlies Welt scheint eine hemmungslose Selbstdarstellungsorgie zu sein. Doch der Originaltitel A Glimpse Inside The Mind Of Charles Swan III. offenbart, dass es sich hier NICHT um einen Film über Charlie Sheen, sondern um einen Film über den Designer Charles Swan III. handelt. Aber irgendwie sind die beiden sich dann doch sehr ähnlich – zumindest in Roman Coppolas filmischer Aufarbeitung.

Story

Mit Charles Swan III. (C. Sheen) stimmt etwas nicht, soviel ist klar. Und so begibt er sich in psychiatrische Behandlung und schnell wird klar, dass Charlies Kopf nur von Frauen und Sex beherrscht wird. Allerdings befinden sich auch noch Schuhe in seinem Gehirn, und um herauszubekommen, was die da zu suchen haben, muss Charlie sehr viel weiter in sein Innerstes eindringen, als ihm lieb ist. Denn die Schuhe gehören Ivana (K. Winnick), die ihn gerade verlassen hat, weil sie Fotos seiner Verflossenen gefunden hat. Aber das sind längst nicht alle Probleme, denn Charlie steckt auch noch in finanziellen Nöten und wenn er nicht bald den Coverentwurf für seinen Freund, den Stand-Up-Comedian Kirby Star (J. Schwartzmann) fertig bekommt, dann sieht es übel für ihn aus. Da kann ihm dann auch sein Manager Saul (B. Murray) nicht mehr helfen, der ansonsten stets für ihn die Bresche springt. Selbst, wenn Charlie wieder einmal von halbnackten Indianerinnen oder Sci-Fi-Amazonen angegriffen wird!

In seinem ersten Kinofilm als Regisseur orientiert sich Roman Coppola stark an den Arbeiten von Wes Anderson, bei dessen Filmen Coppola häufig die Regieassistenz übernahm und auch die Drehbücher schrieb. Überhaupt wirkt „Charlies Welt“ fast, als wäre er von Wes Anderson. Auch das Mitwirken von Andersons Stammdarstellern Bill Murray und Jason Schwartzmann verstärken diesen Eindruck. Allerdings ist Andersons unnachahmlicher Stil eben genau das – unnachahmlich. Und so scheitert Coppola mit seinem Film leider an all den Kleinigkeiten, die Andersons Filme zu Kunstwerken machen: Schnelle, auf den ersten Blick unsinnig wirkende Schnittfolgen; traumhaft-comicartige Sequenzen; starke Farben, surreale Dialoge – das alles funktioniert bei „Charlies Welt“ nicht so wirklich, sondern wirkt irgendwie gewollt und gekünstelt.

Einzig den grandiosen Darstellern ist es zu verdanken, dass dieser Film überhaupt eine Daseinsberechtigung hat. Katheryn Winnick spielt Ivana, die Verflossene des Hauptdarstellers mit überzeugender Boshaftigkeit und überzeugt auf ganzer Linie, obwohl ihre Rolle drehbuchbedingt teilweise albern und übertrieben ausfällt.

Bill Murray gibt eine astreine Performance zum Besten, wie es nicht anders zu erwarten war. Dabei agiert er von übertrieben bis völlig emotionslos, wie man es von ihm aus echten Wes Andersons Filmen schon gewohnt ist. Auch Jason Schwartzmann agiert voller Elan und sorgt für einige sehenswerte Highlights. Haupt- und Selbstdarsteller Charlie Sheen spielt Charles Swan III., und die Rolle hat – sicherlich nicht von ungefähr – eine sehr große Ähnlichkeit mit ihrem Darsteller, beziehungsweise seiner Paraderolle Charlie Harper. Zwar handelt es sich bei Charles Swan III. um eine real existierende Person, allerdings kratzt diese Möchtegern-Biografie nicht einmal an der Oberfläche, sondern zeigt unzusammenhängende Szenen, die von vornherein als Traum- beziehungsweise Gedankensequenzen ausgewiesen werden, und somit keinen Anspruch auf Authentizität erheben.

Über den echten Charles Swan III. erfährt der Zuschauer in diesem mosaikartigen Flickwerk so gut wie überhaupt nichts. Die große charakterliche Ähnlichkeit von Charlie und Charlie ist allerdings auch die Stärke des Streifens, denn Sheen spielt Swan, als wäre er es selbst. Und so fällt es bereits nach wenigen Minuten schwer, zwischen Charlie Sheen und Charles Swan III. zu unterscheiden, und man zieht unweigerliche Parallelen zu Charlies Privatleben, respektive früheren Rollen. Lediglich der Witz und die Schlagfertigkeit, wie man sie von Figuren wie Charlie Harper gewohnt ist, fehlen hier völlig, was Autor und Regisseur Coppola durch abstruse Ideen auszugleichen versucht. Doch auch wenn es nicht an Ideen mangelt, kommt der Film nicht in Fahrt, und präsentiert dem Zuschauer Langeweile am Fließband und eine mehr als merkwürdige Geschichte, welcher man nur schwer folgen kann – und es letztendlich auch irgendwie gar nicht will.


Bildqualität

- hervorragender Schwarzwert
- großartige Schärfe in allen Einstellungen
- strahlende, natürliche Farben
- keinerlei Filmfehler, kein Filmkorn, keine Verunreinigungen feststellbar

Das Bild ist absolut hervorragend und erlaubt sich keinerlei Schwächen. Genauso muss eine Blu-ray aussehen.


Tonqualität

- klar verständliche Dialoge
- gut abgemischter Soundtrack
- Raumklang und Signalortung im Rahmen der Möglichkeiten gut abgestimmt

Tontechnisch bietet diese Scheibe genrebedingt nicht allzu viel, schöpft aber die Möglichkeiten, insbesondere was die musikalische Untermalung angeht, weitestgehend aus.


Ausstattung

- Audiokommentar
- Making Of Charlies Welt (24:55 Minuten)
- Interview mit Charles White III. (12:13 Minuten)
- Interview mit Arne Elsholtz (12:11 Minuten)
- Trailer (deutsch/englisch)
- Trailershow


Fazit

Technisch erlaubt sich die Scheibe keine großen Schwächen. Das Bild ist durchweg scharf, setzt auf satte und strahlende Farben und verfügt über einen ausgezeichneten Schwarzwert. Tontechnisch wird einiges aufgefahren, obwohl der dialoglastige Streifen überwiegend frontlastig bleibt. Dennoch fehlt es nicht an Szenen voller Räumlichkeit und Power, wobei der großartig ausgewählte Soundtrack eine nicht zu verachtende Rolle spielt. Der Bonussektor ist ebenfalls ausgesprochen gefällig, verfügt mit einem Making of und diversen Interviews über einige Hintergrundinformationen, auch was die Synchronisation angeht. Lediglich der Audiokommentar, der ein Groß an weiteren Informationen bereithält, verfügt über keine deutschen Untertitel, was ausgesprochen Schade ist.

Der Film steht unübersehbar unter dem Einfluss von Wes Anderson, obwohl dieser nicht an der Produktion beteiligt war. Darsteller und Dialoge, Schnittfolge und Inszenierung erinnern an Filme wie Darjeeling Limited und Moonrise Kingdom ohne dabei auch nur annähernd die Qualität dieser Filme zu erreichen. Wären andere Schauspieler involviert, hätte der Film sicher keine Daseinsberechtigung, so aber könnte er zumindest für Charlie Sheen Fans interessant sein, auch wenn Charlie hier reichlich merkwürdig, zahm und wenig bissig rüberkommt.


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