Film: 6/10
Bildqualität: 8/10
Tonqualität: 8/10
Ausstattung: 5/10
Der Film Fright Night – Eine rabenschwarze Nacht von Regisseur Tom
Holland aus dem Jahre 1985 gilt heute schon fast als Klassiker der
Horrorkomödie. Damals zogen William Ragsdale als Charly Brewster
und Roddy McDowall als Vampirkiller Peter Vincent gegen den
vermeintlichen Vampir-Nachbarn Jerry Dandrige (Chris Sarandon) ins
Feld, der seine Zähne in Charlies Freundin Amy (Amanda Bears)
geschlagen hatte. Zwei Jahre später folgte dann ein Remake mit dem
deutschen Titel Mein Nachbar der Vampir, und im Jahre 2011 drehte
Craig Gillespie ein Remake des ersten Teils mit Anton Yelchin und
Colin Farrell in den Hauptrollen.
Nun kommt Fright Night 2 auf den deutschsprachigen Markt, und es
steht die Frage im Raum, ob es sich dabei um eine Fortsetzung der
Remakes oder ein Remake der Fortsetzung handelt. Oder am Ende um
etwas völlig Neues.
Film:
Die Freunde Charley (W. Payne), Amy (S. Parkinson) und Ed (C.
Waller) befinden sich auf einer Studienreise nach Rumänien, der
Heimat der Blutsauger. Schon bald ahnt Charley, dass die
Professorin Gerri Dandridge (J. Murray) ein Vampir ist.
Glücklicherweise befindet sich auch der Dämonenjäger Peter Vincent
(S. Power) in der Gegend, der dort gerade eine neue Folge seiner
Reality-Show „Fright Night“ inszeniert.
Der Film ist keine Fortsetzung im eigentlichen Sinne, sondern mehr
oder weniger aufgewärmter Brei von gestern. Statt eine neue
Geschichte zu erzählen, nimmt Regisseur Eduardo Rodriguez die
Figuren des Originalfilms, respektive des Remakes, und erzählt mit
ihnen die gleiche Geschichte mit geringen Abweichungen erneut. Aus
dem Vampir Jerry Dandrige wird die Vampirin Gerri Dandridge (welch
kreativer Schachzug!) und jene entpuppt sich als niemand geringeres
als die Blutgräfin Bathory höchstpersönlich. Diese, man möchte
vielleicht sagen „Einzige“ Abweichung von der Originalstory, mag
vielleicht ein wenig abgeschmackt klingen, funktioniert aber im
Ansatz gar nicht mal schlecht.
Die bekannten Figuren haben einerseits den Vorteil, dass man als
Kenner der Vorgänger schon weiß, mit wem man es zu tun hat,
andererseits bedeutet es aber auch, dass der Zuschauer von deren
Schicksal nicht sonderlich überrascht wird. Den Figuren passiert
grundsätzlich das Gleiche, was auch schon im ersten Film passiert
ist – wie gesagt, mit geringen Abweichungen.
Die bekannten Figuren veranlassten Regisseur Eduardo Rodriguez
darüber hinaus, diese nicht sonderlich vorzustellen. Leider
bedeutet das im Umkehrschluss, dass die Figuren über keinerlei
Tiefe verfügen, und dem Zuschauer dementsprechend egal sind.
Will Payne spielt Charley Brewster, einen etwas cooleren,
kämpferischeren Charley Brewster und er macht seine Sache, im
Rahmen der Möglichkeiten, ganz gut. Im direkten Vergleich zu seinem
Vorgänger, und ganz besonders zu William Ragsdale aus der
ursprünglichen 1985er Version, bleibt er allerdings farb- und
blutlos.
Besonders negativ fällt Sean Power als Peter Vincent auf. Der feige
Vampirjäger hat weder das Charisma eines Roddy McDowall aus dem
Originalfilm (in dem die Figur ganz klar an Peter Cushing und
Vincent Price angelehnt war, wie auch schon der Name verrät), und
an David Tennants spleenige Interpretation von 2011 reicht er auch
nicht heran. Eigentlich ist er nur dabei, weil die Figur irgendwie
dazugehört, aber er bleibt weder in Erinnerung, noch spielt er eine
allzu große Rolle. Auch Jaime Murray als Vampirlady hinterlässt
keinen bleibenden Eindruck. Zwar ganz ansehnlich (sollte sie auch
in dieser Rolle), aber alles in allem vermittelt sie weder eine
ernsthafte Bedrohung, noch verströmt sie genügend Sex-Appeal, um
die Männer scharenweise in ihren Bann zu ziehen. Zumindest sorgt
die Umbesetzung des Vampirs mit einer weiblichen Darstellerin für
einige Nackt- und Lesbenszenen – wem’s gefällt.
Hervorzuheben ist allerdings Chris Waller als Charlies leicht
verrückter Freund „Evil“ Ed, der eine wirklich gute Performance
abliefert und seine Figur sehr nah am Original ansiedelt, womit er
sich von der eher nervigen Version Christopher Mintz-Plasses
distanziert.
Unterm Strich ist Fright Night 2 eine neue Interpretation des
Originalstoffes, und nicht – wie möglicherweise erwartet – eine
Fortsetzung des Remakes, oder gar ein Remake der Fortsetzung des
Originalfilms. Wer also nochmal die gleichen Figuren von anderen
Darstellern in einer minimal abgeänderten Story sehen möchte, der
wird hier gut bedient. Handwerklich gibt es nicht viel an dem
Streifen auszusetzen, nur ein paar neue Ideen hätten dem Film gut
getan. Darüber hinaus weckt das rote FSK-Siegel Erwartungen, die
der Film leider ebenfalls nicht erfüllt. Zwar fließt hier
literweise Blut, aber Gore-Szenen lässt der Film ebenso vermissen
wie eine neue, durchdachte Story.
Bildqualität:
Das Bild ist überwiegend sehr gut. Vor allem die Szenen, die in der
Traum- bzw. Vampirwelt spielen, wenn man es so nenne möchte,
trumpfen mit einer unglaublichen Schärfe und Detailfülle auf,
während die Szenen in Charlies „heiler Welt“ im direkten Vergleich
ein wenig weich anmuten. Auch das Farbspiel, das szenenabhängig
ganz vorzügliche Stimmungen auf den Bildschirm zaubert, ist
durchaus gelungen und fährt kräftig-satte Farben auf. Der
Schwarzwert hingegen fällt teilweise etwas zu blass aus, wobei er
dennoch daran schwächelt, Details erkennbar darzustellen, die in
den dunklen Flächen einfach so im Nichts verschwinden.
Tonqualität:
Auch in Punkto Ton kann die Scheibe durchaus überzeugen. Vor allem
der stimmungsvolle Soundtrack kommt mit schönem Raumklang gut zur
Geltung, während die Dialoge meistens klar verständlich bleiben.
Lediglich das „säuseln“ der Vampirlady ist teilweise ein wenig zu
leise abgemischt, allerdings entsteht gerade dadurch ja auch der
Verführungs-Effekt. Der Subwoofer bleibt leider sehr
unauffällig.
Ausstattung:
Vor allem der informative und witzige Audiokommentar bietet einen
echten Mehrwert, wobei er nicht nur über deutsche Untertitel
verfügt, sondern darüber hinaus auch noch Untertitel in zahlreichen
anderen Sprachen bereithält. Hier muss ein großes Lob ausgesprochen
werden. Die restlichen Extras, wie die Webisodes und die
Dokumentation über Draculas Wurzeln, sind werbewirksames
Infomaterial, das ebenfalls stimmig ist und zumindest einen
vorgetäuschten Informationswert besitzt.
Fazit:
Rein technisch gibt es an dem Titel nicht viel auszusetzen.
Überwiegend gute Schärfe, satte Farben, aber leider ein nicht ganz
optimaler Schwarzwert. Beim Ton ist es der Subwoofer, der ein wenig
schwächelt, während der Rest völlig in Ordnung ist. Die Extras, vor
allem der in sämtlichen Sprachen untertitelte Audiokommentar,
bieten einen Mehrwert, der zwar etwas üppiger hätte ausfallen
dürfen, aber alles in allem auch recht positiv anmutet.
Der Film selbst ist eine erneute Aufarbeitung der Originalstory mit
neuen Darstellern und minimal abgeänderter Story. Statt eines
Vampirs ist es diesmal eine Vampirin, ansonsten bleibt fast alles
beim Alten. Die Darsteller machen ihre Sache, den Umständen
entsprechend gut, reichen aber nicht an ihre Vorgänger heran. Wer
damit leben kann, das gleiche nochmal vorgesetzt zu bekommen, der
erlebt einen handwerklich akzeptablen Film, dessen hohe
Altersfreigabe allerdings reichlich übertrieben ist. (ms)