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Sickle

Gestartet: 23 Okt 2013 18:03 - 0 Antworten


Veröffentlichung:
18.10.2013
Laufzeit:
78 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 23 Okt 2013 18:03

Michael Speier

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Film: 6/10
Bildqualität: 8/10
Tonqualität: 5/10
Ausstattung: 1/10


Eingefleischte Horrorfans werden hellhörig wenn ein Slasher angekündigt wird, in dem Kane Hodder die Hauptrolle spielt. Der hünenhafte Amerikaner steckte schon mehrfach unter der Hockeymaske des Freitag-der-13.-Killers Jason Vorhees und macht seit 2006 als Victor Crowley die Sümpfe unsicher. Nun steht er für Regisseur Robert Conway als Sheriff Sickle vor der Kamera und die Frage lautet, ob er auch in dieser Rolle wieder für Blutorgien und Beifallsstürme sogen kann.


Film:

Bei ihrer Flucht vor einem Gangstersyndikat, welches sie um einen guten Batzen Geld erleichtert haben, kommen Travis (D. Leighton) und seine Gang durch das kleine Städtchen Redstone. Schnell wird klar, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Denn in diesem Ort voller degenerierter Hinterwäldler sorgt Sheriff Sickle (K. Hodder) für Ruhe und Ordnung und sorgt ganz nebenbei dafür, dass seine Frau und sein Sohn täglich eine warme Mahlzeit auf den Tisch bekommen.

Der mutmaßliche Fake-Trailer am Anfang des Films macht schnell klar, um was für eine Art Streifen es sich bei Sickle handelt: Grindhouse in Reinkultur. Nun haben die Herren Rodrigues und Tarantino vor einiger Zeit den Grindhouse-Film salonfähig gemacht und den Weg für solche Machwerke geebnet. Ebenso wie Found-Footage verfügt das Grindhouse-Kino über eine ganz eigene Art des Filmerzählens, in diesem Fall: derb, brutal und voller Störungen (bild- und storytechnisch). Nicht immer funktioniert das Prinzip, aber selbst wenn das Ergebnis ganz erbärmlicher Müll ist, kann man anschließend immer noch sagen: Das sollte so sein!

Regisseur Robert Conways letztes Werk Necro Wars, welches hier in Ausschnitten immer und immer wieder gezeigt wird (und auch den „Fake-Trailer“ am Anfang des Films darstellt) war bereits ein blutiges Vergnügen, wobei „Vergnügen“ sicherlich nur für eingefleischte Gore- und Trashfans zutreffen dürfte. Mit Sickle geht der Regisseur und Drehbuchautor weiter seinen Weg, präsentiert eine banale Story, die nur als Grundgerüst für blutige Szenen dient, dabei aber zahlreiche Querverweise und Verbeugungen vor den großen Titeln des Genres einflechtet. Neben völlig überzeichneten Charakteren bietet der Film daher haufenweise Tötungsszenen, nackte Haut und Blut, Blut, Blut. Kurzum: ein Fest für Grindhouse-Fans. Das rote FSK-Siegel ist zwar durchaus berechtig, allerdings braucht der Film sich vermutlich keine Sorgen zu machen, das Schicksal von anderen Genrevertretern wie Hobo with a shot-gun zu teilen, und irgendwann auf dem Index zu landen. Denn dafür fehlt es dann doch ein wenig an den Schauwerten.

Mit Kane Hodder hat Regisseur und Drehbuchautor Robert Conway für diesen Film zumindest schon mal einen bekannten Namen gewinnen können. Allerdings liegt Hodders größte Stärke darin, seine imposante Statur von 1,91 Metern ohne viele Worte in Szene zu setzen. Als Sheriff Sickle ist Hodder allerdings gezwungen seinen Text aufzusagen, und spätestens hier wirkt der Hüne einfach viel zu brav. Darüber hinaus ist seine Rolle etwas zu klein geraten.

Dafür sind die übrigen Darsteller ganz gut ausgewählt, auch wenn sie lediglich als Schlachtvieh agieren. Die bösen Dorfbewohner wirken angenehm degeneriert und wecken Erinnerungen an größere Titel des Genres. Die „Opfer“ zeichnen sich vor allem durch ihre Unauffälligkeit und Entbehrlichkeit aus, und so fällt es schwer, sich mit ihnen zu identifizieren oder gar einen Bezug zu ihnen zu gewinnen.

Das ist auch schon der größte Schwachpunkt des Films, denn ohne anständigen Protagonisten bleibt Sickle lediglich eine Aneinanderreihung von – immerhin gut gemachten – Splatterszenen, aber auf Dauer wird das ein wenig langweilig. Zudem kommt der Film zu einem viel zu schnellen, voreiligen Ende, wodurch er zusätzlich noch das Gefühl von etwas Unfertigem im Zuschauer weckt.


Bildqualität:

Permanente unscharfe, verwaschene Bilder, zahlreiche Störungen und Filmfehler, Farbschwankungen, grobes Bildrauschen – hier wird alles an Negativfaktoren bedient was man sich nur denken kann. Allerdings wird bereits nach wenigen Sekunden klar, dass es sich bei sämtlichen Störungen um gewollte Stilmittel handelt und das alles genauso sein soll. Immerhin rotiert hier ein waschechter Grindhouse-Streifen im Player, und das wird konsequent umgesetzt. Infolge dessen ist eine herkömmliche Punktevergabe auch relativ schwer, denn an regulären Titeln ist Sickle kaum messbar. Zumindest sind die Farben stark und satt, hin und wieder – vor allem im Nahbereich – machen sich unglaublich scharfe Bilder bemerkbar und der Schwarzwert ist ganz hervorragend. Mehr kann man von einem gewollt schlechten Bild kaum erwarten.


Tonqualität:

Von einer Surroundspur merkt man bei diesem Titel nicht viel. Hin und wieder kommt ein Dialogfetzen aus den Rearboxen, aber alles in allem bleibt der Titel recht frontlastig. Auch das könnte als Stilmittel ausgelegt werden, hinterlässt aber einen mehr als ernüchternden Eindruck. An Möglichkeiten fehlt es hier nicht, dafür aber an der Umsetzung. Schade.


Ausstattung:

Neben der obligatorischen Trailershow ist das einzige Extra ein knapp vierminütiges Feature nebst Interview mit Kane Hodder. Wer der englischen Sprache mächtig ist, wird dort vielleicht das eine oder andere über den Film und Hodders Rolle erfahren. Desweiteren verfügt der Titel über ein Wendecover ohne FSK-Logo, wobei die reguläre Vorderseite mit FSK-Logo noch zusätzlich mit einem roten Zensurbalken über dem Artwork „verziert“ wurde und dadurch einen gewissen Reiz bekommt.


Fazit:

Sickle ist ein in allen Belangen würdiger Vertreter des Grindhouse-Kinos. Das sieht zwar alles nicht so toll aus, aber es sieht genauso aus, wie es aussehen soll. Der Ton spielt sich überwiegend unspektakulär auf der Front ab und bezieht die restlichen Boxen nur äußerst selten mit ein.

Leider sind neben den obligatorische Trailern und einem kurzen Interview mit Kane Hodder keine weiteren Extras vorhanden.

Der kleine, dreckige Film bietet alles, was den Grindhouse-Fan glücklich macht: eine belanglose Story, haufenweise sinnlose Gewalt, übertriebene Charaktere, Brüste, Blut und Blut und Blut. Und obendrein gibt es noch Kane Hodder in einer weiteren Paraderolle zu bestaunen, die für seine Verhältnisse relativ textlastig ausfällt. Für Fans des Genres, allerdings auch nur für diese, durchaus zu empfehlen. (ms)


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