Film: 9/10
Bild: 5/10
Tonqualität: 5/10
Extras: 0/10
Regisseur Howard Hawks gehört zu den bedeutendsten Regisseuren der
goldenen Ära Hollywoods. Dabei war er nie auf ein Genre festgelegt,
sondern verstand in jeder Hinsicht sein Handwerk. Seien es
klassische Gangsterfilme wie Scarface, Komödien wie Ein Goldfisch
an der Leine, Science-Fiction- oder Westernfilme. Aber auch den
klassischen Abenteuerfilm beherrschte Hawks wie kaum ein
zweiter.
Eines der besten Beispiele für sein Können ist der 1962 entstandene
Hatari! mit John Wayne und Hardy Krüger in den Hauptrollen. Und
nun, gut 50 Jahre später, erscheint dieses Meisterwerk endlich auf
Blu-Ray.
Film:
Brandy (M. Giardon) leitet eine Fangstation für Großwild in Afrika.
Die dort eingefangenen Tiere werden an Zoos in der ganzen Welt
verkauft. Ihr Team besteht aus rauen aber herzlichen Kerlen, die
von Sean Mercer (J. Wayne) angeführt werden.
Als bei einer Nashornjagd der Indianer (B. Cabot) schwer verletzt
wird, benötigt die Truppe einen Ersatz. Der ist auch schnell in dem
charmanten Chips (G. Blain) gefunden, der allerdings ein Auge auf
Brandy geworfen hat. Ebenso wie Kurt (H. Krüger), der Spannmann des
Indianers, der in Chips nicht nur einen Widersachen in Sachen
Liebe, sondern auch noch einen unwürdigen Ersatz für seinen
verletzten Kameraden sieht.
Als dann auch noch die Fotografin Dallas (E. Martinelli) in der
Station auftaucht steht plötzlich alles Kopf, denn die heißblütige
Italienerin macht sich nicht nur an die halbe Mannschaft ran,
sondern nimmt auch noch ein Elefantenbaby unter ihre Obhut, welches
alsbald für weiteren Wirbel sorgt.
Hatari ist nur schwer einem bestimmten Genre zuzuordnen. Er enthält
sowohl Elemente des klassischen Abenteuerfilms, besitzt einerseits
haufenweise Dramatik, andererseits aber auch haufenweise Humor und
macht selbst vor Slapstickeinlagen nicht halt. Vermischt mit
Elementen der Screwball-Comedy, die Hawks ebenfalls beherrschte,
gibt es nebenbei noch zahlreiche Romanzen zwischen starken Frauen
und harten Kerlen. Und ja, ein echter Männerfilm ist Hatari
natürlich auch – und Männerfreundschaften wie sie hier gezeigt
werden, gibt es selten.
Auch inszenatorisch wurde alles richtig gemacht. Die Story fängt
mit einer grandiosen Jagdszene an, dann das Unglück. Von Anfang an
ist man mitten im Geschehen, mitten im Herzen Afrikas. Man wird
eins mit den Männern, mit denen man sich sofort identifiziert –
identifizieren möchte! Sie leben ein freies Leben, echte Männer
eben! Die Story bekommt genügend Wendungen um über die gesamte
Laufzeit zu unterhalten. Ganz großes Kino!
Neben den wunderschönen Naturaufnahmen (Oscar 1963 für die beste
Kamera) aus dem Herzen Afrikas brilliert der Film vor allem durch
die zahlreichen Tiere und den grandiosen Soundtrack von einem
weiteren Meister seines Fachs: Henry Mancini. Der
„Baby-Elephant-Walk“ dürfte hier wohl das bekannteste Stück sein,
das auch in der Populärkultur immer wieder gerne zitiert
wird.
Natürlich muss auch den Darstellern ein großes Lob ausgesprochen
werden. Aber was ist das auch für ein grandioser Cast: John Wayne,
das alte Raubein als Sean Mercer. Ein ganzer Kerl, der die Männer
führt und zusammenhält. Hardy Krüger als Karl Müller, der Deutsche
– ein aufbrausender aber loyaler Kerl. Red Buttons als Pockets, der
Clown der Mannschaft, der für die nötigen Lacher sorgt. Und auch
die feminine Seite ist hervorragend besetzt: Michele Girardon als
Brandy, die Frau, die die Männer unter Kontrolle hält, und Elsa
Marinelli als Dallas, die Frau, die ihnen die Köpfe verdreht. Und
das Zusammenspiel der zahlreichen Stars funktioniert reibungslos.
Hier wird nicht versucht, sich gegenseitig auszustechen, sondern
hier wird Hand in Hand gedreht. Und das merkt man dem Film auch
an.
Mit Hatari liefert Hawks ein beeindruckendes Stück Abenteuerkino
ab, das auch nach 50 Jahren nicht das Geringste von seiner
Faszination eingebüßt hat. Ein Film, der Jung und Alt gleichermaßen
begeistert, begeistert hat und begeistern wird.
Bildqualität
Wunderschöne Panoramaaufnahmen von Afrika, herrliche Tieraufnahmen
und der detaillierte Innenausbau der Tierfängerstation – hier hätte
es haufenweise Highlights geben können. Können! Denn leider ist das
Bild der Scheibe mehr als ernüchternd. Fast sämtliche Aufnahmen
sind unscharf, dazu kommen Doppelkonturen und ein unangenehmes,
allgegenwärtiges Bildrauschen. Immerhin die Farben sind kräftig und
stabil, und es konnten auch kaum noch Verunreinigungen oder
Filmfehler festgestellt werden, aber alles in allem hinterlässt
diese Blu-Ray keinen sonderlich guten Eindruck und wird diesem
Klassiker in keiner Weise gerecht.
Tonqualität:
Auch der deutsche Ton klingt alles andere als gut. Die Stimmen sind
zu dumpf, die Musik ebenfalls und von tonalen Highlights fehlt
leider jede Spur. Natürlich ist bei einem Titel dieses Alters keine
großartig dynamische Tonspur zu erwarten, aber ein wenig besser als
eine alte TV-Ausstrahlung hätte es schon sein dürfen. Zumindest die
englische Tonspur ist relativ sauber und rauschfrei, aber auch hier
fehlen hörenswerte Höhepunkte.
Bonus:
Außer einem Wendecover mit nichtssagendem Artwork verfügt die
Blu-Ray über keinerlei Extras.
Fazit:
In Punkto Blu-Ray-Veröffentlichung ist es eine Schande, was den
Fans hier geboten wird. Das Bild rauscht, ist größtenteils unscharf
und weich, Doppelkonturen vermiesen den Spaß zusätzlich. Wenigstens
die Farben sind satt. Der Ton liefert ein ähnlich trauriges
Schauspiel und klingt ausgesprochen dumpf und altbacken. Zu allem
Überfluss wurde auch auf Extras völlig verzichtet.
Der Film hingegen bietet alles, was einen perfekten
Unterhaltungsfilm ausmacht: Abenteuer, Romanze, Drama und Komödie
in einem, dazu unglaublich schöne Naturaufnahmen und grandiose
Schauspieler in Rollen, die wie auf sie zugeschnitten sind. Besser
kann man sich nicht unterhalten lassen. Und auch wenn der Film
inzwischen ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel hat, hat er von
seiner Faszination und Erhabenheit nichts eingebüßt. Ein Film, der
schon immer gut war und gerne wieder neu entdeckt werden darf.
Allerdings wäre eine zeitgemäße Restauration wünschenswert gewesen.
(ms)