Story: 8/10
Bildqualität: 8/10
Tonqualität: 6/10
Ausstattung: 1/10
Lange, lange hat es gedauert, bis die Fans der morbiden Familie
Addams endlich in den Genuss des ersten Films von Regisseur Barry
Sonnenfeld kommen. Aufgrund unklarer Rechtslage wurde in
Deutschland nie eine DVD des Titels veröffentlicht. Umso größer
sind natürlich die Vorfreude und die Erwartung, die in diese
Blu-ray-Veröffentlichung gesetzt werden.
Story
Die Familie Addams ist ein klein wenig anders als alle anderen.
Mutter Morticia (A. Houston) liebt Rosen ohne Köpfe, die Kinder
Wednesday (C. Ricci) und Pugsley (J. Workman) trachten sich
gegenseitig nach dem Leben und Vater Gomez (R. Julia) rauch am
liebsten Zigarren, während er mit seiner Spielzeugeisenbahn
Zugunglücke nachstellt. Vor allem aber ist die morbide Familie
schwer reich, und nach eben jenem Vermögen trachten die Betrüger
Abigail (E. Wilson) und Gordon Craven (C. Lloyd). Und so geben die
beiden vor, Gordon wäre der vor langer Zeit verschollene Onkel
Fester. Doch die beiden haben nicht mit dem gerechnet, was sie in
dem hochherrschaftlichen Herrensitz der Addams erwartet.
Morbide, exzentrisch, skurril und voller herzlicher Schrullen – das
ist die Familie Addams. Die von dem Comiczeichner Charles Addams
erdachte Familie begann ihre Karriere in kurzen Cartoons im „The
New Yorker“ Magazin, bevor dann aus der Vorlage 1964 eine sehr
beliebte Fernsehserie gemacht wurde. Alles wofür das amerikanische
System und der amerikanische Traum standen, wurde ins Gegenteil
verkehrt. Dabei war das Familienoberhaut Gomez ein schwerreicher
Anwalt, allerdings vergnügte es ihn, wenn er Fälle verlor. Und auch
Morticia ist alles andere als die biedere, pflichtbewusste
Hausfrau, wie sie im Amerika der 1960er Jahre im Fernsehen
propagandiert wurde. Allerdings ist es gerade diese Diskrepanz,
welche die Familie Addams – ebenso wie die Familie Munster, die
zeitgleich im Fernsehen startete und ebenso zeitgleich im Jahre
1966 wieder abgesetzt wurde – so beliebt machte.
Indessen war Sonnenfelds Film sehr viel mehr, als eine bloße
Filmadaption der Serie. Zwar blieben alle wichtigen Komponenten
erhalten, aber die Tricktechnik erlaubte es ihm, sehr viel weiter
zu gehen. So ist beispielsweise das „Eiskalte Händchen“, neben dem
frankensteinesken Butler Lurch die gute Seele des Hauses, nicht wie
bisher in einer Kiste gefangen, sondern flitzt behände durch das
viktorianische Anwesen. Und auch hier wurde einiges geleistet, denn
die Kulissen sind einfach atemberaubend und auch die Kostüme sind
ausgesprochen originell. Auch bei der Besetzung hatte Sonnenfeld
ein mehr als glückliches (eiskaltes) Händchen: Für die weibliche
Hauptrolle konnte er Anjelica Huston gewinnen, welche mit ihrer
hochgewachsenen Figur und der dominanten Ausstrahlung derart viel
Sexappeal verbreitet, dass sie – bei aller Kultverehrung – ihrem
Serienpendant aus den 60er Jahren haushoch überlegen ist. Ihr Gatte
Gomez wird nicht weniger genial von dem ausgesprochen talentierten
Raul Julia (Der Kuss der Spinnenfrau) gespielt. Seine Darstellung
ist derart überzogen, dass man ihn einfach lieben muss. Der
mutmaßliche Onkel Fester hingegen wird von Christopher Lloyd
gespielt – und auch dieser macht seine Arbeit ganz vorzüglich.
Stocksteif mit einem stets etwas gequälten Gesichtsausdruck gib der
Zurück in die Zukunft Star eine schauspielerische Leistung zum
Besten, die einfach nur saukomisch ist. Auch die damals noch recht
unbekannte Christina Ricci zeigt in ihrer Rolle als Wednesday
schon, welches Talent in ihr schlummert. Ohne die geringste
Gefühlsregung fügt sie ihrem Bruder auf dessen ausdrücklichen
Wunsch hin Schmerzen zu – offensichtlich eine Vorliebe
mütterlicherseits. Morbider geht es kaum, aber witziger auch
nicht.
Bildqualität
Das Bild präsentiert sich in satten Farben und vollständig von
Schmutz und Störungen bereinigt. Zwar lässt die Schärfe an einigen
Stellen zu wünschen übrig, aber alles in allem ist das Bild dem
Alter entsprechend ganz ausgezeichnet. Auch der Schwarzwert ist so
schwarz, wie der Humor der Handlung und alles passt ganz wunderbar
zusammen.
Tonqualität
Leider ist auch die deutsche Tonspur relativ unspektakulär. Die
Dialoge sind zwar klar verständlich, allerdings im Verhältnis zur
Musik stellenweise zu leise abgemischt. Dazu kommt noch, dass alles
ein wenig dumpf und blechern klingt. Der englische Ton ist dabei
leider auch nicht viel besser, trotz HD-Master-Surround. Aber
zumindest die Stimmen sind in einem besseren Verhältnis abgemischt
und die Musik wirkt kräftiger.
Ausstattung
Zwei Trailer des Films, das war’s. Schade, denn nach so langer Zeit
hätte man den Fans etwas mehr spendieren können, zumal die kultige
Familie einiges an Background zu bieten hat. Zumindest soll ein
Wendecover mit alternativem Kinoplakat-Artwork ohne FSK-Logo
vorliegen, allerdings stand dieses der Redaktion zu diesem
Zeitpunkt nicht zur Verfügung.
Fazit
Auf eine DVD mussten die Fans verzichten, also legt Twentieth
Century Fox eine Blu-ray in besserer DVD-Qualität auf? Nicht ganz.
Zwar sind Bild und Ton nicht ganz optimal, aber dem Alter
entsprechend gut. Einige unscharfe Bilder und dumpfer Ton in einer
suboptimalen Abmischung trüben zwar das Endergebnis, aber besser
sahen die Addams nie zuvor aus. Das ein paar Trailer die einzigen
Extras darstellen trübt das Vergnügen ebenfalls ein wenig und
hinterlässt einen ernüchternden Eindruck. Ganz im Gegensatz zum
Film, denn der ist nach wie vor sehenswert und morbide-komisch. Die
Familie Addams mit all ihren Schrullen und Eigenheiten hat auch in
unserem Jahrhundert nichts von ihrem Charme eingebüßt und
begeistert ihre Fans ganz tadellos. Mangels einer Alternative
werden die Fans wohl auch bei dieser, nicht gerade optimalen,
Veröffentlichung zugreifen und sich zumindest daran erfreuen, ihre
Lieblinge endlich jenseits von Magnetbändern bei sich zu haben.
(ms)