Story:
5/10
Bildqualität: 7/10
Tonqualität: 5/10
Ausstattung: 4/10
Bei dem Titel Nur noch 60 Sekunden werden die meisten Filmfans an
den Actionkracher mit Angelina Jolie und Nicolas Cage denken, und
nicht an das 1974 gedrehte Original von Stuntmann H.B. Halicki, der
hier zu allem Überfluss auch noch die Hauptrolle spielt, das
Drehbuch schrieb und auch sonst so ziemlich alle Aufgaben hinter
der Kamera übernahm. Nun, 39 Jahre nach der Uraufführung stürmt der
Trash-Titel der 70er Jahre den Blu-ray-Markt. Ob die Umsetzung und
die Qualität des Streifens nun so zeitlos sind wie der eingesetzte
1973er Mustang, soll dieses Review zeigen.
Story
Der Autodieb Maindrian Pace (H. B. Halicki) soll für seinen
zwielichtigen Auftraggeber 45 äußerst wertvolle Fahrzeuge stehlen.
Da Pace nebenbei noch ein gewiefter Versicherungs-Detektiv ist und
den Diebstahl von gut versicherten Fahrzeugen perfektioniert hat,
stellt das für ihn auch keine größeren Probleme dar. Im Prinzip hat
er seinen Auftrag auch erledigt, lediglich ein 1973er Ford Mustang
fehlt noch auf seiner Liste. Was Pace nicht ahnt – sein
Auftraggeber hat der Polizei einen Tipp gegeben, dass sie den
berüchtigten Dieb bei gerade diesem Auto auf frischer Tat ertappen
können. Doch so leicht lässt sich der Profi nicht übers Ohr hauen,
und so beginnt eine Verfolgungsjagd, bei der ein Blechschaden
entsteht, den es in der Filmgeschichte so noch nicht gegeben
hat!
Im Vorspann wird als einziger Star der Wagen Eleanore genannt, und
das hat sicherlich seinen Grund. Denn der Wagen ist ganz klar das
Highlight des Films, der über keine nennenswerten Darsteller
verfügt. Als Hauptdarsteller agieren neben Regisseur und
Drehbuchautor H.B. Halicki noch weitere Stuntmen, die in ihren
Rollen sichtbar überfordert sind. Erst hinter dem Steuer der
Fahrzeuge fühlen sie sich so richtig wohl, und hier kommt dann auch
die handgemachte Action zum Tragen. Und ja, die ist wirklich gut!
Hier jagen Kultautos in atemberaubender Geschwindigkeit über den
Asphalt und krachen ineinander, dass dem Autofan das Herz nur so
blutet. Allerdings ist das auch schon fast die ganze Story, denn
mehr als eine Aneinanderreihung von Stuntszenen und
Verfolgungsjagden hat der Film nicht zu bieten. Die Story wirkt
viel zu gewollt und gezwungen, und eigentlich hätte man auch darauf
verzichten können. Dafür ist der Film ein glänzender Beweis dafür,
dass es hin und wieder vorkommt, dass ein Remake das Original weit
in den Schatten stellt.
Dennoch hat der Film einiges an Schauwerten zu bieten: Allem voran
natürlich der Ford Mustang, der in diesem Film so richtig schön
zeigt, was er kann – beziehungsweise was er können sollte. Am Ende
sieht das gute Stück natürlich bei Weitem nicht mehr so taufrisch
aus, aber wenn man bedenkt, was er an Fahrzeugen geschrottet und
beiseitegeschoben hat, grenzt es schon fast an ein Wunder, dass er
überhaupt noch fahrtüchtig ist. Natürlich ist so was nur im Film
möglich, und wer mag es einem Film wie diesem verdenken, dass Logik
und eine nachvollziehbare Handlung nur peripher existent sind, wenn
einem die Blechteile und coolen Sprüche nur so um die Ohren
fliegen? Da kann der geneigte Zuschauer auch über die miesen
Darsteller hinwegsehen – schließlich sind die eh nur schmückendes
Beiwerk. Irgendwer muss die kultigen Fahrzeuge schließlich
lenken.
Bildqualität
Bildformat: 1,85:1 (16:9 Vollbild) in 1920x1080p Auflösung
teilweise sehr starkes Filmkorn
sehr satte, kräftige Farben
dem alter angemessen gute Schärfe
guter Kontrast
keine Verunreinigungen
Das Bild wurde dem Alter entsprechend gut aufpoliert, und sieht
verdammt gut aus. An aktuelle Titel reicht es natürlich nicht
heran, dafür gibt es aber keinerlei Verunreinigungen.
Tonqualität
Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1
Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
Dialoge der deutsche Version in absolut unterirdische
Qualität
Soundeffekte klingen satt und ordentlich
Gezielter Einsatz der Surroundspur und des Subwoofers
Die Dialoge der deutschen Synchronfassung sind von einer Qualität,
die jedweder Beschreibung spottet. Sie klingen wie aus einer
Blechdose, knarzen und sind nur schwer verständlich. Musik und
Hintergrundgeräusche sind hingegen ganz gut abgemischt und
vermitteln Power und Action. Dennoch drückt die miese
Sprachqualität die Bewertung gehörig in den Keller.
Ausstattung
Kinoversion
Trailer
Die Höhepunkte im Leben von H.B. Halilcki (45:18 Minuten)
5 Interviews (40:40 Minuten)
Filmausschnitte (27:00 Minuten)
Trailershow
Das Bonusmaterial besteht überwiegend aus entbehrlichen
Kurzfilmchen und Interviews, die Fans jedoch vollends
zufriedenstellen dürften. Ein kleines Extra über den Mustang wäre
schön gewesen.
Fazit
Bild und Ton der Scheibe erreichen keineswegs aktuelle Maßstäbe,
sind allerdings dem Alter des Streifens angemessen gut. Das Bild
verfügt zwar über teilweise sehr starkes Filmkorn, aber Schärfe,
Kontrast und die satten Farben gehen voll und ganz in Ordnung. Bei
der deutschen Tonspur drückt vor allem die schlechte
Dialogverständlichkeit auf die Stimmung. Die Dialoge knarzen und
klingen, als kämen sie aus einer leeren Blechdose. Zwar sind
Hintergrundgeräusche und Musik gut abgemischt, aber die Dialoge
machen ein Anschauen des Streifens zur Tortur. Die englische
Originaltonspur ist übrigens nicht viel besser und kann ihr Alter
kaum verbergen. Im Bonussektor befindet sich neben einigen
Interviews, Filmausschnitten und einer ganz annehmbaren Biografie
über H.B. Baliki noch die Kinoversion des Streifens in sehr
durchwachsener Bildqualität, dafür aber mit akzeptablem Mono-Ton,
bei dem die Dialoge ironischerweise deutlich besser klingen. Der
Film selbst lebt vor allem durch das Flair seiner Zeit und wäre
ohne sein Remake vermutlich in Vergessenheit geraten. Neben dem
Mustang, der hier derart zelebriert wird, als handle es sich um ein
Werbevideo für das Fahrzeug, ist es vor allem die Action, die hier
noch handgemacht und nicht am Computer generiert wurde, die diesen
Film sehenswert macht. Unterm Strich ist der Film eher eine
Aneinanderreihung von Stunts und nur mäßig spannend, dazu mit
unterirdisch schlechten Darstellern gestraft und bestenfalls für
Nostalgiker und Autofans geeignet. (ms)