Film: 6/10
Bild: 10/10
Tonqualität: 9/10
Extras: 5/10
Disney ist der absolute Garant für familientaugliche
Zeichentrickfilme, aber auch im Real- und im Naturfilmbereich war
Walt Disney seit jeher ein Pionier. In den 50er und 60er Jahren
schuf Walt Disney insgesamt 13 „True Life Adventures“, von denen
der abendfüllende Spielfilm „Die Wüste lebt“ aus dem Jahre 1953
vermutlich der bekannteste sein dürfte.
Das im Jahr 2008 gegründete Unterlabel Disneynature bringt nun
einige der besten Naturfilmer der Welt unter einen Hut, um Walt
Disneys Tradition fortzuführen. Unter der Regie von Alastair
Forthergill und Mark Linfield, die bereits für die erste
atemberaubende Naturdokumentation aus dem Hause Disneynature –
Unsere Erde – verantwortlich waren, entstand nun der in Tansania
gedrehte Film Schimpansen.
Film:
Erzählt wird die bewegende Geschichte des Schimpansenjungen Oscar,
der mit seinem Clan im Regenwald lebt, und dort heranwächst und die
Erfahrungen des Lebens macht. Dazu gehören natürlich auch die
negativen Dinge des Lebens, wie etwa die Kämpfe mit dem überlegenen
Clan um den Schimpansen Scar. Während eines Gewitters wird Oscars
Clan von Scars Gruppe überfallen und Oscars Mutter verschwindet
spurlos. Von nun an ist Oscar auf sich alleine gestellt, bis sich
das Alphamännchen Freddy seiner annimmt.
Schimpansen ist der sechste Film aus dem Hause Disneynature, und
abermals konnte man die beiden Regisseure Forthergill und Linfield
gewinnen. Die beiden Dokumentarfilmer und ihr Team filmten die
Schimpansen in ihrem natürlichen Lebensraum, wodurch eine
bemerkenswert authentische Atmosphäre entstand. Unterstützt wurden
sie dabei von Christophe Boesch, der seit mehreren Jahrzehnten das
Leben und Verhalten der Schimpansen in diesem Gebiet erforscht, und
von der Primatenforscherin Jane Doodall, welche dem Team ebenfalls
beratend zur Seite stand.
Auch wenn es sich hierbei um eine angeblich wahre Geschichte
handelt, die sich vor den Dokumentarfilmern abgespielt haben soll,
wirkt die Handlung alles in allem sehr konstruiert und nahezu
typisch für Disney. Es gibt die schönen Erlebnisse eines jungen
Kindes, das langsame Sammeln von Erfahrungen, den tragischen
Einschnitt und das erwartungsvolle Happy End. Natürlich könnte man
nun sagen, dass das Leben nun einmal so sei, aber selbst wenn die
Geschichte wahr ist, ist sie in dieser Art kaum zu glauben – was
sie allerdings nicht weniger sehenswert macht.
Obwohl der Titel sich „Dokumentation“ auf die Fahnen geschrieben
hat, liegt das Hauptaugenmerk auf der Geschichte, die natürlich
familientauglich und unterhaltungstechnisch auf hohem Niveau
inszeniert wurde, und weniger auf der dokumentarischen Aufarbeitung
des Verhaltens der Tiere. Richtig lehrreich ist das Ganze dabei
nicht, unterhaltsam allerdings allemal. Die Schimpansen sind auch
wunderbar in Szene gesetzt und es macht Spaß ihnen bei ihrem
täglichen Treiben zuzusehen, doch bleibt der fahle Nebengeschmack,
eine vorhersehbare Geschichte aus dem Drehbuch zu erleben.
Lediglich die Tatsache, dass die Schimpansen nicht sprechen,
sondern die Geschichte, die sich abspielt von einem Sprecher – im
Original von Tim Allen – erzählt wird, verleiht dem Film einen
gewissen Dokumentationscharakter. Freilich nicht, ohne die
Disney-typischen Sprüche und Klischees zu bedienen. So bleibt
Schimpansen zwar ein netter Familienfilm mit Tieren, aber so
richtig lehrreich ist er leider nicht.
Bildqualität
Wie aus dem Hause Disney nicht anders zu erwarten, ist die Scheibe
bildtechnisch auf allerhöchstem Niveau. Darüber hinaus handelt es
sich bei dem Titel auch noch um einen Natur/Dokumentarfilm, der
standesgemäß die Erwartungen an die Bildqualität noch höher setzt.
Und egal wie hoch die Erwartungen auch sind, sie werden nicht
enttäuscht. Hervorragende Schärfe in allen Szenen, seien es die
extremen Nahaufnahmen, oder die fantastischen, detailreichen
Panoramaschwenks – hier stimmt einfach alles und die Bilder sind
zum greifen plastisch. Darüber hinaus ist der Kontrast fantastisch,
die Farben ausgesprochen lebendig und selbst der Schwarzwert könnte
kaum besser sein.
Tonqualität:
Auch tontechnisch ist die Scheibe absolut großartig. Die Musik
klingt richtig gut und dynamisch, der Rundumklang bezieht den
Zuschauer völlig in die Handlung mit ein und lässt ihn Gast im
Dschungel sein. Selbst der Subwoofer bekommt einiges zu tun, wobei
besonders das Gewitter in der Mitte des Films hervorgehoben werden
muss. Tim Allens Stimme, die im Original die Handlung mehr oder
weniger erklärend begleitet, ist ebenfalls ausgesprochen angenehm
und klar, aber auch die deutsche Wahl wurde gut getroffen – auch
wenn Alexander Brem die Sache nicht ganz so gut erledigt wie sein
amerikanischer Kollege.
Bonus:
Das 8teilige Making-Of bildet mit seinen guten 38 Minuten das
Kernstück des Bonusmaterials und erlaubt eine Einsicht in die
Produktion und die damit verbundenen Schwierigkeiten.
Ironischerweise versprüht dieses Making-Of mehr
Dokumentationsfeeling als die Dokumentation selbst. Der Rest
besteht aus einem Musikvideo und kurzen Werbevideos für das Haus
Disney. Zwar sind die Boni recht übersichtlich, aber nichts desto
trotz recht informativ und unterhaltsam. Dennoch wäre, gerade bei
einem so interessanten Thema und dem damit verbundenen
Informationsberg, deutlich mehr möglich und wünschenswert gewesen.
Hier wurde einfach viel zu viel Potential verschenkt. Wenigstens
ist das gesamte Bonusmaterial deutsch untertitelt.
Fazit:
Mit Schimpansen legt Disney Nature eine technisch einwandfreie
Scheibe vor, die in Punkto Bild und Ton ein audiovisuelles
Prachtstück darstellt. Die Bilder wirken fast schon
dreidimensional, die Schärfe ist in allen Punkten hervorragend und
die Farben sind so lebendig und lebensecht, wie sie nur sein
können. Auch der Ton kann sich absolut hören lassen. Perfekter
Raumklang, stimmungsvolle Musik und stets klar verständliche
Dialoge, dabei dennoch voller Highlights und gut platzierter
Subwoofereinsätze. Absolut hervorragend.
Die Boni sind sehr übersichtlich aber informativ. Dennoch wäre ein
wenig mehr schön gewesen.
Der Film selbst ist zwar mutmaßlich authentisch, liefert aber
dennoch eine für Disney typische Geschichte für die ganze Familie.
Eine schöne Story, liebenswerte Tiere in einer wunderschönen, wenn
auch vorhersehbaren Handlung. Wer damit leben kann, dass hier nicht
alles so richtig dokumentarisch vorgeht, der wird bestens bedient.
(ms)