Film:
7/10
Bild: 9/10
Tonqualität: 9/10
Extras: 1/10
Bei Ausnahmeregisseur Rob Zombie kann man nie wissen, was man
bekommt. Sei es eine wirre Aneinanderreihung von brutalen
Mordszenen wie im Haus der 1000 Leichen, eine gelungene
Neuinterpretation einer Horrorlegende wie in Halloween, oder gar
eine total abgefahrene Comic-Groteske wie El Superbeasto. Eines
jedoch kann man dem Rockmusiker nicht absprechen – einen Sinn für
subtilen, kranken Humor und ein hohes Maß an handwerklichem Können.
Und den obligatorischen Einsatz seiner Ehefrau Sheri Moon Zombie.
Sein neuestes Werk, The Lords of Salem, kommt pünktlich zu
Halloween auf den deutschen Markt und verspricht wieder ein
Meisterwerk des Skurrilen zu werden.
Film:
Die Radiomoderatorin Heidi (S.M. Zombie) bekommt eines Tages eine
Platte von den unbekannten „Lords“ zugeschickt, von der sie
annimmt, es wäre eine Promo-Aufnahme einer unbekannten Band, die
durch Heidis Hilfe berühmt werden möchte. Heidi nimmt die Platte
mit nach Hause, und verfällt sofort dem Rausch der Musik. Als die
Platte letztendlich im Radio gespielt wird, ergeht es zahlreichen
Frauen ebenso, denn die Platte ist viel mehr, als ein bloßes Stück
Musik. Es ist die Beschwörung eines uralten Hexenzirkels, und
dieser plant mit Heidis Hilfe in unsere Zeit und Welt zu
gelangen.
Es ist schon reichlich merkwürdig und skurril, was Regisseur und
Drehbuchautor Rob Zombie seinen Fans da wieder auftischt. Was sich
wie eine durchschnittliche Horrorstory anhört, verliert sich allzu
oft in merkwürdigen, psychedelischen Bildern, die völlig
zusammenhangslos und schwer nachvollziehbar in Szene gesetzt werden
– ein filmischer Drogenrausch eben. Plötzlich auftauchende
Spukgestalten, alte nackte Frauen, verzerrte Gesichter und ein
schon manisches Spiel mit den Farben Blau und Rot. Allerdings ist
gerade dieses Spiel mit den Bildern und Farben das sehenswerteste
an dem Streifen, dem man aus ebendiesem Grund einen hohen Grad an
künstlerischem Können attestieren könnte – oder eben aus dem
gleichen Grund als undefiniertes Machwerk abstrafen kann. Aber so
verhält es sich mit den meisten Filmen des Ausnahmetalents. Eine
gradlinig erzählte Geschichte ohne jedwede
Interpretationsmöglichkeit würde einfach nicht zu ihm passen.
Etwas untypisch hingegen ist das geringe Maß an visueller Gewalt,
was bei der gütigen FSK-Freigabe ab 16 (äußerst ungewöhnlich für
einen Rob-Zombie-Film) schon zu vermuten war. Waren seine
vorherigen Filme durch ein hohes Maß an Gewaltdarstellung geprägt
ist Lords of Salem relativ harmlos und zurückhaltend und setzt eher
auf subtilen Schrecken, denn auf ausufernde Brutalität. Überhaupt
ist die Handlung eher ruhig und besonnen inszeniert, erinnert
teilweise an Kultfilme wie Rosemaries Baby und ähnliches, womit dem
Regisseur wieder einmal das für ihn typische Kunststück gelungen
ist, eine Mischung aus selbstständigem Film und Klassiker-Hommage
zu kreieren.
Die Hauptrolle besetzt Zombie – wie in jedem seiner Filme – mit
seiner Ehefrau Sheri Moon Zombie. Dass die Gute außer in den Filmen
ihres Gatten kaum zum Einsatz kommt, hatte bisher sicherlich einen
guten Grund. Hier allerdings gibt sie eine ganz gute Performance
zum Besten. Mit ihren Rastalocken und den Ganzkörpertattoos macht
sie eine gute Figur als ehemalige Abhängige, die jetzt in den
Rausch einer alten Teufelsmacht hineingezogen wird. Glaubwürdig,
soweit das bei einem solchen Film möglich ist, und darstellerisch
auf relativ gutem Niveau und nicht so abgefahren verrückt wie bei
früheren Filmen. Auf diesem Niveau dürfte sie ruhig häufiger vor
der Kamera stehen, denn sie zeigt hier eindringlich, dass viel mehr
in ihr steckt als ein gut gebauter nackter Körper – der natürlich
auch hier eindrucksvoll in Szene gesetzt wird.
Und so ist Lords of Salem zwar nicht Zombies bestes Werk, aber
dennoch ein sehenswerter Trip in die Urängste des menschlichen
Geistes. Ein bisschen verrückt, ein bisschen verängstigend, aber
ein echter Zombie!
Bildqualität
Wie bei Zombies Filmen üblich ist das Bild sehr trüb, grobkörnig
und allgemein dreckig, im Stil der 80er Jahre Filme gehalten. Genau
das ist sein Stil, genau so soll es sein. Auch Lords of Salem macht
da keine Ausnahme. Unter dem ganzen Filmkorn verbergen sich Szenen
von hervorragender Schärfe, die kein noch so kleines Detail
auslassen. Die gewollt erdigen Farben sind eher trüb und grau, bis
auf die Szenen, in denen er auf starke Rot-Töne setzt. Auch der
Schwarzwert ist ausgezeichnet, aber glücklicherweise nicht zu
dominant, um Details im Dunkel zu verschlucken. Das permanente
Filmkorn ist sicher nicht jedermanns Sache, gehört aber ebenso zu
Zombies Filmen wie die anderen Stilmittel. Verschmutzungen und
Filmfehler konnten nicht festgestellt werden, was bei einem
aktuellen Titel aber ohnehin eher die Ausnahme gewesen wäre. So
sieht der Film eben aus wie er aussehen soll – keine
Hochglanzproduktion aber eben genau so, wie gewollt.
Tonqualität:
Tontechnisch hat die Scheibe indessen auch einiges zu bieten. Vor
allem der Soundtrack, der bei den Filmen des Musikers stets eine
große Rolle spielt, kommt hervorragend zur Geltung. Desweiteren
sorgen ein perfekt abgemischter Surroundton für ein tolles
Klangerlebnis und der Subwoofer für einige gut platzierte
Schock-Effekte. Raumklang und Signalortung sind ebenfalls
ausgezeichnet und geben keinerlei Anlass zur Klage. Dabei sind die
Dialoge stets klar verständlich und werden nie überlagert. Rundum
gelungen.
Bonus:
Außer einer Trailershow verfügt die Scheibe über kein
Bonusmaterial.
Fazit:
Bild und Ton sind, wie bei anderen Rob-Zombie-Filmen auch, stark
durch die Vorlieben des Regisseurs geprägt. Dreckiges, grobkörniges
Bild mit matten Farben und knackige Schärfe, dazu noch
soundtechnisch auf ganz hohem Niveau, besonders was die Musik
angeht.
Auf den Film bezogenes Bonusmaterial gibt es keins.
Auch der Streifen ist ein echter Rob-Zombie-Film. Man könnte sagen,
er ist höchst künstlerisch, oder man könnte sagen, er ist großer
Müll. Vermutlich wird er die Gemüter des Publikums genauso spalten
wie seine vorherigen Filme auch. Handwerklich gibt es nichts
auszusetzen und Zombies Ehefrau Sheri Moon macht auch eine ganz
gute Figur – nicht nur in körperlicher Hinsicht. Für Fans des
Ausnahmeregisseurs sicherlich empfehlenswert, für die meisten
anderen eher nicht. (ms)