Die unendliche Geschichte (Deutsche Kinofassung)

Story 9
Bild 6
Ton 7
Extras 6
Gesamt 6

Die Unendliche Geschichte war bei Erscheinen im Jahr 1984 eine der aufwändigsten deutschen Ko-Produktionen überhaupt. Regisseur Wolfgang Petersen, der später in die USA emigrierte, machte mit dieser Verfilmung des Michael-Ende-Romans endgültig Hollywood auf sich aufmerksam. Constantin Film bringt nun erstmals die vollständige deutsche Kinofassung in HD auf den Markt. Entführt Die Unendliche Geschichte auch fast 30 Jahre nach seiner Premiere immer noch erfolgreich ins Reich der Fantasie?

Story
Bastian (B. Oliver) hat es nicht leicht: Der Junge lebt allein mit seinem Vater, wird in der Schule gehänselt und Bücher sind seine einzigen Freunde. Da kommt es ihm gerade recht, als er zufällig in einem Antiquariat das geheimnisvolle Buch Die Unendliche Geschichte entdeckt. Schnell ist er begeistert von den Abenteuern des jungen Atréju, der die märchenhafte Welt Fantasien vor dem Untergang durch das Nichts retten soll. Doch je mehr sich Bastian in Die Unendliche Geschichte vertieft, desto mehr begreift er, dass er selbst zum Teil der fantastischen Welt wird.

Die Unendliche Geschichte war eine der letzten deutschen Produktionen, an denen der Wahl-Amerikaner Wolfgang Petersen beteiligt war. Es gab damals einiges an Presserummel um den Film, der unter den Fittichen des Produzenten Bernd Eichinger entstand. Nicht nur, weil der Film die damals teuerste deutsche Nachkriegsproduktion darstellte, sondern auch, weil Michael Ende seinem Unmut über die Verfilmung lautstark Luft machte. So ließ der Schriftsteller sogar seinen Namen aus dem Vorspann entfernen. Für Leser des Buches ist dies keine Überraschung: Petersens Film deckt aus Endes umfangreicher Vorlage gerade einmal die erste Hälfte ab und ist lediglich als freie Adaption zu sehen. So ist Endes Buch deutlich düsterer und philosophischer. Eine werkgetreue Verfilmung hätte aus heutiger Sicht wohl ähnlich ernst ausfallen müssen, wie die Harry-Potter-Saga. Zu so einem Schritt war man in den 1980ern noch nicht bereit, so dass Die Unendliche Geschichte als Film deutlich zahmer und rasanter ist, als Endes Vorlage voll psychologischer Tiefe.

Betrachtet man Die Unendliche Geschichte als eigenständiges Werk, ist Petersens Film eine emotionale Fantasy-Geschichte, die aufgrund ihres naiv-märchenhaften Charmes auch 2013 noch bewegt. Lediglich das Monster Gmork ist im Film recht bedrohlich dargestellt und könnte kleine Kinder verängstigen. In erster Linie ist der Film aber eine sehr familienfreundliche Abenteuerreise mit viel Herz. Den damals beeindruckenden Effekten sieht man ihr Alter zwar an, die Detailverliebtheit der Modelle und Kulissen gefällt aber weiterhin. Besonders schön ist, dass auf Constantins Blu-ray nun erstmals in HD die vollständige deutsche Kinofassung enthalten ist. Die mittlerweile vergriffene Auflage aus dem Hause Universum enthielt nur die US-Schnittfassung, die 1984 um einige Minuten verkürzt wurde, um das Tempo zu beschleunigen.

Letzten Endes kann man an Die Unendliche Geschichte, egal ob man Michael Endes brillante Vorlage gelesen hat oder nicht, viel Spaß haben, wenn man den Film für sich stehen lässt. Was die zeitlose Story betrifft, hat der Film trotz angestaubter Effekte nichts von seinem Reiz eingebüßt und zählt zu den ganz großen deutschen (Ko-)Produktionen.

Bildqualität
leider sehr starker Einsatz von Rauschfiltern
Filmkorn wurde zulasten der Details komplett entfernt
kräftige, aber manchmal leicht unnatürliche Farben
relativ plastisches und sauberes Bild


Das Bild konkret mit einer Punktzahl zu bewerten ist schwierig. Auch wenn Constantin im Booklet die aufwändige Restauration der längeren deutschen Kinofassung anpreist, ist das Ergebnis zwiespältig. So hat man deftig mit Rauschfiltern hantiert und damit nicht nur das Filmkorn, sondern auch viele Details “weggebügelt”. Um die verlorene Schärfe wieder wettzumachen, hat man dann Edge Enhancement angewandt. Als Ergebnis liegt ein relativ plastisches und sauberes, aber auch teilweise wachsartiges Bild vor. Zwar sticht die neue Blu-ray vorherige DVDs und auch Universums HD-Erstauflage mit der US-Fassung aus, eine sorgsamere Restauration wäre aber begrüßenswert gewesen.

Tonqualität
trotz 5.1 sehr frontlastiger Mix
lediglich die Musik erklingt auch aus den Rears
Stereo-Spur klingt noch etwas verhaltener
englischer Ton bietet deutlich mehr Räumlichkeit

Man hört der deutschen Tonspur in DTS-HD HR 5.1 an, dass Constantin offenbar nur Zugriff auf eine Mono-Abmischung hatte und einen Upmix für Dialoge und Umgebungsgeräusche durchgeführt hat. Lediglich der Soundtrack Klaus Doldingers breitet sich über die gesamte Bühne aus und klingt hörbar frischer als die leicht angestaubten Stimmen und Geräusche. Interessanterweise überrascht die englische Tonspur mit deutlich mehr Räumlichkeit, so dass hier offenbar besseres Ausgangsmaterial vorhanden gewesen ist.

Ausstattung
Beim Bonusmaterial liefert man eine Mischung aus HD- und SD-Material. Amüsant ist das Musikvideo zu Limahls „Neverending Story“ (SD, ca. 3 Min.), das ein paar 1980er-Klischees abarbeitet. Das ca. 16-minütige Making-Of (HD) konzentriert sich vor allem auf die aufwändigen Spezialeffekte, wie die damals äußerst komplexen Bluescreen-Aufnahmen. Das Video zum Restaurations-Prozess bei der Cinepost (HD, ca. 9 Min.) erklärt die Arbeit an der neu zusammengefügten deutschen Schnittfassung. Zuletzt wartet noch mit etwas mehr als vier Minuten Spielzeit in HD ein Vergleich zwischen einer Szene aus dem Film und den dazu passenden Storyboards.

Hinweis: Die Unendliche Geschichte verfügt über ein Wendecover und sogar ein kleines Faltblatt mit Informationen zur Restauration.

Fazit
Bezüglich des Bildes ist es schwierig eine Punktzahl abzugeben, da das verantwortliche Restaurationsteam Cinepost das schwierige Ausgangsmaterial aus verschiedenen Kopien allzu deftig mit Rauschfiltern bearbeitet hat. Dennoch liegt hier die qualitativ bisher beste Fassung des Films vor. Der sowohl in Surround als auch Stereo vorliegende deutsche Ton basiert auf einer Mono-Vorlage und erfüllt seinen Zweck. Für die englische Spur lag offensichtlich besseres Quellmaterial vor, was in deutlich mehr Räumlichkeit resultiert. Beim Bonusmaterial gibt es ein neues Making-Of, dafür fehlten Extras vorheriger DVD-Ausgaben. Die Unendliche Geschichte war 1984 die teuerste deutsche Filmproduktion der Nachkriegszeit. Der deutsch-amerikanischen Produktion sieht man das Budget an, denn auch wenn die Effekte heute natürlich etwas altbacken wirken, sieht man den Figuren und Kulissen Fantasiens die Liebe zum Detail an. Autor Michael Ende hat Wolfgang Petersens Umsetzung leidenschaftlich gehasst – was nachvollziehbar ist. So ist Endes Buch wesentlich vielschichtiger. Betrachtet man Die Unendliche Geschichte aber als eigenständigen Film, handelt es sich um eines der besten Fantasy-Abenteuer der 1980er, das immer noch märchenhaften Charme versprüht. (anw)

Kaufempfehlung

8 von 10
Die Kaufempfehlung der Die unendliche Geschichte Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der Story berechnet.

Testgeräte TV: Panasonic TX-P65VT50E
BDP: Panasonic DMP-BDT310EG
AVR: Onkyo TX SR 606
Boxen: Heco Victa 5.1 Komplett-Set

Ein liebevoller Review zu diesem Film. :thumb: ... Aber insgesamt ist das eher ein Film für meine Frau, denn für mich.

Vielen Dank für dieses tolle und aufschlussreiche Review. Die Disc steht bereits seit ein paar Wochen im Regal, wobei ich leider bislang noch nicht dazu gekommen bin den Film in den Player zu werfen. Aber ich freue mich schon sehr auf ein Wiedersehen mit dem Felsenbeisser, Fuchur und Co. und hoffe, dass mich das Ergebnis auch einigermaßen überzeugen kann.

Ach da werden bestimmt wieder ein paar Tränen fließen, wenn zu dem wunderbaren Lied "Die Sümpfe der Traurigkeit" der Felsenbeisser seinen traurigen und schmerzvollen Monolog hält: "Sind das nicht große starke Hände?". Einfach nur Gänsehaut pur....

ich halt mich gerade etwas zurück, weil ich hier selber noch ein kleines Blogreview plane. Find deines aber schonmal sehr gelungen. :)

Danke für die Rückmeldungen erstmal. Ich kann übrigens nur jedem empfehlen auch mal das Buch zu lesen. Habe selbst damals erst den Film gesehen und später eben auch das Buch gelesen. Das Buch ist echt eine ganze Ecke düsterer und teils auch sogar recht philosophisch angehaucht. Jedenfalls ist es nicht gerade das klassische Kinderbuch. Wäre cool, wenn man vielleicht mit modernen Effekten mal eine mehrteilige Neuverfilmung eng an der Vorlage machen würde :-). Wobei ich Petersens Film auch immer noch klasse finde - sollte man eben nur getrennt vom Buch sehen.