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Rubinrot

Gestartet: 01 Okt 2013 19:49 - 0 Antworten


Veröffentlichung:
30.09.2013
Laufzeit:
122 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 01 Okt 2013 19:49

Michael Speier

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Film: 7/10
Bild: 8/10
Tonqualität: 7/10
Extras: 4/10


Der Reiz an Verfilmungen aktueller Fantasy-Literatur ist nach wie vor ungebrochen. Nach den Tributen von Panem und dem Cloud Atlas trifft es nun den ersten Teil der Fantasytrilogie Liebe geht durch alle Zeiten von der deutschen Autorin Kerstin Gier, die in 28 Sprachen übersetzt wurde und internationale Erfolge verzeichnet. Regie führte Felix Fuchssteiner, der im Jahre 2004 auch schon auf dem Regiestuhl der ARD-Schmonzette Verbotene Liebe saß, wenn auch nur für wenige Folgen. Gute Voraussetzungen also, den schmachtenden Teenies eine Nachfolge-Teenie-Fantasy-Romanze im Stil der Twilight-Reihe zu präsentieren. Ob die deutsche Produktion es allerdings mit der internationalen Konkurrenz aufnehmen kann, soll dieses Review klären.


Film:

Gwen Shepherd (M. Ehrich) stammt aus einer Familie, bei der einige Mitglieder einen angeborenen Gendeffekt in sich tragen, welcher es ihnen ermöglicht, durch die Zeit zu springen. Während alle glauben, dass Gwens Cousine die Auserwählte wäre, erfährt Gwen an ihrem 16. Geburtstag, dass sie selbst der Träger des Gens ist. Sie ist der Rubin, wie die Mitglieder einer Geheimen Loge ihr offenbaren, und ihre Aufgabe ist es, mit dem Diamanten Gideon (J. Niewöhner) durch die Zeit zu reisen, um das Blut der anderen, insgesamt 12 Zeitreisenden zur Loge zu bringen. Doch die Beiden ahnen, dass die Loge etwas im Schilde führt, und gemeinsam beschließen Gwen und Gideon, hinter das Geheimnis zu kommen.

Auch wenn hier keine Vampire oder Werwölfe vorkommen, hängt der Vergleich zur Twilight-Reihe wie ein Damoklesschwert über der Produktion. Dabei hat die engagierte Verfilmung von Felix Fuchssteiner diesen Vergleich nicht verdient, denn er ist sehr viel mehr, als eine Teenie-Romanze mit übernatürlichem Touch.
Neben der wirklich tollen Story voller Witz und Raffinesse verfügt der Film über alles, was einen guten Fantasy Film ausmacht: Geheimbünde, Zeitreisen, Verschwörungen, tolle Locations und hervorragende Kostüme, welche die jeweilige Zeit, in der die beiden Protagonisten sich befinden, perfekt vermitteln. Um das alles zu zelebrieren, beginnt Fuchssteiner seine Inszenierung langsam, fast schon schleppend, um dann plötzlich an Fahrt zu gewinnen und den Zuschauer mit Ereignissen förmlich zuzuwerfen. Hier passiert einfach viel zu viel durcheinander, und es fällt teilweise schwer, die Beweggründe der einzelnen Figuren und der Handlung im Allgemeinen zu folgen.
Das Größte Manko des Films sind allerdings die beiden Hauptdarsteller, wobei jeder für sich nicht einmal allzu schlecht agiert. Marie Ehrich macht als Gwen Shepherd eine ganz anständige Figur und hat die Sympathien sofort auf ihrer Seite. Außerdem verfügt sie über deutlich mehr Gesichtsausdrücke und emotionale Gesten als Kristen Stewart, was zugegebenermaßen kein großes Kunststück ist. Allerdings neigt Ehrich allzu oft zum Overacting, was gerade in der ersten halben Stunde ziemlich nervt. Besonders bei ihrem ersten Vorsprechen bei der Loge fällt es schwer, nicht laut loszulachen. Im weiteren Verlauf der Handlung wächst sich diese Schwäche entweder aus, oder der Zuschauer hat sich daran gewöhnt, jedenfalls wird ihr Schauspiel mit zunehmender Filmlaufzeit permanent besser. Ihr Filmpartner Jannis Niewöhner liefert hingegen von Anfang an eine glaubhafte Performance als Gideon ab, ist dabei allerdings über den größten Teil des Films hinweg unsympathisch und dient nur schwerlich als Identifikationsfigur. Sympathien bekommt er erst, wenn er Gwen gegenüber seine arrogante und überhebliche Art fallen lässt und sich auf ihre Seite schlägt. Was allerdings überhaupt nicht funktioniert, ist das Zusammenspiel der Beiden. Die Chemie stimmt einfach nicht, der Funke mag nicht so recht überspringen.
Die Nebenrollen sind prominent besetzt, allerdings nicht unbedingt optimal. Katharina Thalbach, die sich besonders für schräge Charaktere eignet, passt zwar hervorragend in die Rolle der hellseherisch begabten, allerdings etwas skurrilen Tante Maddie, wirkt allerdings – besonders während ihren Visionen – ausgesprochen albern. Auch Gottfried John als Dr. White scheint sich nicht wirklich wohl gefühlt zu haben, zumindest wirkt er nicht gerade glücklich mit seiner Rolle.

Und so ist Rubinrot der Anfang einer Fantasy-Trilogie, die inszenatorisch nicht ganz gelungen ist, aber durchaus Potential besitzt. Bleibt zu hoffen, dass das Erzähltempo in den folgenden Filmen besser abgestimmt und die verschlungene Story einen roten Faden findet. Interessant genug ist die Geschichte allemal.


Bildqualität

- Hoher Detail- und Schärfegrad
- Unecht wirkende, bräunlich-warme Farben

Das Bild erfüllt alle Attribute, die an eine moderne Filmproduktion auf Blu-Ray gestellt werden. Zwar sind die Farben gewollt verfremdend bräunlich, aber die knackige Schärfe und der tiefe Schwarzwert vermitteln ein tolles HD-Feeling.


Tonqualität:

- Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1
- Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
- Gut abgemischte Highlights und Musik
- Dialoge dumpf und hohl, dabei aber dennoch verständlich

Hier wird einiges aufgefahren, was den audiophilen Zuschauern Freude bereitet. Perfekt abgemischte Musik, zahlreiche Umgebungsgeräusche und gezielte Subwoofereinsätze. Leider klingen die Dialoge häufig hohl und dumpf, wobei Zischlaute, insbesondere bei Tante Maddie, etwas zu sehr zischen, um noch wirklich angenehm zu sein. So wird aus einer gut abgemischten Surroundspur leider ein wechselhaftes Vergnügen.


Bonus:

- Hörfilmfassung
- Making Of (10:24 Minuten)
- 4 Featurettes (8:48 Minuten)
- Die Charaktere (5:24 Minuten)
- 10 Interviews (26:22 Minuten)
- Programmtipps (Trailershow)

Sämtliche Featurettes, auch das Making-Of, sind nicht viel mehr als hemmungslose Selbstwerbung für den Film und seine Darsteller. Hier wird sich gegenseitig gelobt, alle sind froh wie toll der Film geworden ist und freuen sich schon auf die nächsten beiden Teile. Richtige Einblicke in die Dreharbeiten oder Hintergrundinformationen gibt es nicht, und zu allem Überfluss wiederholen sich viele Aussagen auch noch. Somit bleibt das Bonusmaterial im Großen und Ganzen wertlos.


Fazit:

Bild und Ton der Blu-ray werden den Anforderungen, die man an einen aktuellen Titel stellt, nur teilweise gerecht. Die Bilder sind zwar scharf, aber die Farben wirken oft unreal – was allerdings als Stilmittel zu werten ist. Der Sound ist hervorragend abgemischt und überzeugt mit einigen tonalen Highlights, scheitert dann aber leider an den Dialogen, die dumpf und hohl aus den Boxen kommen. Die Extras indessen sind nicht viel mehr, als überlange Werbefilmchen ohne nennenswerten Mehrwert.
Der Film ist das sichtlich bemühte Werk eines guten Regisseurs, mit tollen Bildern, tollen Kostümen, einer tollen Story aber im Endeffekt leider etwas weniger als die Summe seiner Teile. Es dauert zu lange, bis die Story in Fahrt kommt und dann ist es schwer, den Überblick zu behalten. Zudem sind die beiden Hauptdarsteller kein überzeugendes Paar, wobei jeder für sich eine akkurate Leistung erbringt. Bleibt die Hoffnung, dass es sich dabei um Startschwierigkeiten handelt, denn das Ende ist interessant genug, um die Vorfreude auf die beiden nächsten Teile zu schüren. (ms)


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