Film: 6/10
Bild: 7/10
Tonqualität: 7/10
Extras: 3/10
Unter Genrefans ist der Name Brian Yuzna alles andere als ein
unbeschriebenes Blatt, war er doch als Produzent und Regisseur für
namhafte Titel wie die Re-Animator Filme (mit Ausnahme des ersten,
bei dem er lediglich als Produzent fungierte) und Return of the
Living Dead 3 verantwortlich. Sein Regiedebut Society, welches seit
seiner Entstehung im Jahre 1989 auf dem Index stand, wurde nun
endlich neu eingestuft und erscheint zur Freude der Fans in seiner
ungekürzten Version endlich auf Blu-Ray. So ändern sich die
Zeiten.
Film:
Bill Whitney (B. Warlock) ist ein Junge aus der besseren
Gesellschaft. Doch trotz Unmengen von Geld gehört er irgendwie
nicht so recht dazu. Zudem hegt er den Verdacht, dass mit seinen
Eltern und der High Society von Beverly Hills irgendetwas nicht
stimmt. Und natürlich hat er damit Recht, nur dass ihm das niemand
glauben möchte, schließlich verschwinden alle Beweise, die seine
Befürchtungen bestätigen könnten spurlos. Doch die feine
Gesellschaft hat ihn bereits ins Visier genommen, denn sie wollen
ihn in ihre Reihen aufnehmen – und zwar sehr viel inniger, als es
Bill Recht sein kann.
Während der ersten 75 Minuten stellt sich unweigerlich die Frage,
warum der Film überhaupt jemals auf dem Index war. Ein paar nackte
Brüste, ein paar Sexszenen, ein paar merkwürdige Andeutungen
mysteriöser Verrenkungen seitens der Mitglieder der Feinen
Gesellschaft, aber ansonsten gibt es kaum Schauwerte, die dem
Genrefan etwas zu bieten hätten. Aufgebaut wie ein typischer
Teeny-Horrorfilm, in dem der Held vermutet, dass irgendetwas
Schreckliches vorgeht, lässt Yuzna sich etwas zu viel Zeit, um
endlich zum Punkt zu kommen. Zwar findet Bill immer wieder
Hinweise, die seine Vermutungen untermauern, aber überwiegend
bleibt der Streifen anfangs relativ belanglos. Statt irgendwelcher
Gore-Szenen, die eine Indizierung rechtfertigen würden, sieht
Society wie eine Parodie auf die Paranoia-Körperfresser-Filme aus,
schön vermischt mit einer unverhohlenen Gesellschaftskritik, in der
die bessere Gesellschaft nicht nur die Unterschicht ausnutzt,
sondern förmlich „verschlingt“.
Der Trashfaktor, der keineswegs von der Hand zu weisen ist, wird
durch Darsteller, die auf durchschnittlichem Soap-Opera-Niveau
agieren, noch verstärkt. Das einzig bekannte Gesicht trägt
Hauptdarsteller Billy Warlock, der im gleichen Jahr neben David
Hasselhoff bei Baywatch die Strände Malibus sicherte.
Darstellerisch kann allerdings auch dieser nicht so recht
überzeugen, was jedoch, wie bereits erwähnt wurde, kein großes
Manko darstellt, sondern den Charme des Films noch zusätzlich
unterstreicht.
Erst zum Schluss hin entwickelt der Film sich zu dem, was man von
Yuzna erwartet hat, denn hier lässt er so richtig die Puppen
tanzen, beziehungsweise nicht er, sondern vielmehr
Special-Effects-Spezialist Joji „Screaming Mad George“ Tani, der
unter anderem auch für die Effekte bei Predator und den letzten
beiden Re-Animator-Filmen verantwortlich war. Im großen Finale
feuert er ein Special-Effekts-Feuerwerk ab, das für die lange
Wartezeit völlig entschädigt.
Zum Ende hin kommen dann allerdings nicht nur die lang erwarteten
Gore-Szenen und reichlich abgefahrener Ideen und Gestalten auf den
Schirm, sondern nebenbei präsentiert Yuzna auch noch eine klare
Gesellschaftskritik, die den Streifen im Nachhinein mehr Tiefgang
verleiht, als anfangs anzunehmen war. Und so wird Society allein
durch den denkwürdigen und in Erinnerung bleibenden Schluss zu
einem politischen und gesellschaftskritischen Film, und hebt sich
damit gleichzeitig von den späteren, eher banaleren und auf Effekte
fokussierten Werken des Regisseurs ab.
Bildqualität
- Bildformat: 1,78:1 (16:9 Vollbild) in 1920x1080p Auflösung
- Starke, satte Farben mit einer zu hohen Rot-Sättigung
- Sauberes, überwiegend gut restauriertes Bildmaterial
- Leichtes Filmrauschen permanent feststellbar
- Schärfe nur mittelmäßig
Die starken Farben driften zu häufig ins rötliche ab, wodurch die
Haut leicht unnatürlich orange aussieht. Ansonsten wurde das
Material sorgfältig gesäubert und lässt nur kleinste Filmfehler und
Verunreinigungen zu. Lediglich das durchgehend leichte Bildrauschen
fällt negativ auf, und auch die Schärfe hätte etwas besser
ausfallen dürfen.
Tonqualität:
- Deutsch PCM Stereo
- Englisch PCM Stereo
Der deutsche PCM Stereoton offenbart leider einige Schwächen. Zwar
sind die Dialoge überwiegend gut verständlich, knarzen und knacken
aber zuweilen, und hören sich andererseits stellenweise sehr dumpf
an. Der englische Ton ist kaum besser, allerdings hält sich hier
die Dialogverständlichkeit auf einem einheitlichen Level. Alles in
allem ist der Ton zwar nicht schlecht – gerade eingedenk des Alters
– und eine bessere Auswertung wäre wohl kaum machbar, aber gefällig
ist er deshalb trotzdem nicht. Andererseits wäre eine
Neusynchronisation bei einem Titel wie diesem ein unentschuldbarer
Frevel. So muss der Fan eben nehmen, was er bekommt.
Bonus:
- Audiokommentar mit Regisseur & Produzent Brian Yuzna
- Original Kinotrailer
- Trailershow
Einzig relevantes Extra ist der Audiokommentar mit Regisseur und
Produzent Brian Yuzna, der allerdings lediglich in Englisch und
ohne deutsche Untertitel vorliegt.
Fazit:
Technisch wird die Blu-Ray dem Streifen absolut gerecht. Das Bild
ist alles in allem recht ordentlich, neigt aber zum rötlichen und
verfügt über ein leichtes Bildrauschen. Der Stereoton ist ebenfalls
ganz ordentlich, könnte grundsätzlich zwar besser sein, aber
vermutlich war nicht viel mehr aus dem Material herauszuholen.
Lediglich die knarzenden Stimmen sind teilweise ein wenig
nervig.
Als Bonus gibt es einen informativen Audiokommentar mit Regisseur
Brian Yuzna, der allerdings ohne deutsche Untertitel auskommen
muss.
Das Regiedebut von Brian Yuzna ist trotz der sozialkritischen Note
und der wirklich tollen Effekte zum Ende hin über weite Strecken
langatmig, aber andererseits ein etabliertes Stück Filmgeschichte,
eine funktionierende Parodie auf Paranoia-Filme der 50er-70er Jahre
und dank der witzig-grotesken Figuren von Screaming Mad George
durchaus sehenswert. Zumindest für Genrefans.