Film: 9/10
Bild: 8/10
Tonqualität: 7/10
Extras: 1/10
1980 drehte der renommierte Regisseur Stuart Rosenberg (Amityville
Horror, Der Unbeugsame) einen Film, der die Missstände in
amerikanischen Gefängnissen anprangerte. Basierend auf dem
Erfahrungsbericht des Pönologen Thomas Murton versammelte Rosenberg
eine ganze Schar an heute großen Namen, darunter Robert Redford,
Yaphet Kotto und Morgan Freeman. Und nun kommt das Gefängnisdrama
Brubaker endlich auch auf Blu-Ray auf den deutschen Markt. Dieses
Review wirft einen genauen Blick auf den Titel, der auch heute noch
so brisant ist wie vor über 30 Jahren.
Film:
Der vom Gouverneur frisch eingesetzte Gefängnisdirektor Harry
Brubaker lässt sich als Gefangener in sein eigenes Gefängnis
einschleusen, um die Missstände des Vollzugs hautnah zu erleben.
Das, was er dort zu sehen bekommt, ist furchtbarer, als er sich zu
träumen gewagt hatte. Misshandlungen, Korruption, Vergewaltigungen
und selbst Todesstrafen scheinen hier an der Tagesordnung zu sein.
Sogleich beginnt Brubaker den Kampf gegen das System mit seinen
neuen Reformen aufzunehmen. Doch seine Änderungen, die den
Gefangenen ein Menschenwürdiges Leben verschaffen sollen, stoßen
allenthalben auf großen Widerstand.
Regisseur Stuart Rosenberg inszenierte dieses packende
Gefängnisdrama um einen Mann, der gegen alle Widerstände gegen ein
marodes und menschenunwürdiges System aufbegehrt, und sich von
nichts und niemandem daran hindern lässt. Bleibt der Zuschauer
zuerst noch über Robert Redfords Rolle im Unklaren, fällt schon
bald die Maske und die packende Story nimmt ihren Lauf. Der
Zuschauer fiebert mit Brubakers Bemühen für bessere
Haftbedingungen, wie er sich gegen alle Widrigkeiten zur Wehr
setzt, um am Ende einen enormen Skandal ans Tageslicht zu bringen.
Danach geht es mit der Spannung allerdings ein wenig bergab, denn
zum Ende hin schleichen sich ein paar wenige Längen ein, die dem
Erzählfluss, der zuvor flott, ja beinahe rasend war, eine kleine
Atempause verschaffen, bevor die Geschichte zu ihrem unvermeidbaren
Schlusspunkt kommt. Leider ist es gerade diese kurz abfallende
Spannungskurve, die dem Film die Bestnote verwehrt.
Ansonsten ist der Film ein Paradebeispiel dafür, wie Filme gemacht
sein müssen. Als Drehort wählte Rosenberg das Junction State Prison
in Ohio, wodurch ein unglaublich authentischer Eindruck entsteht.
Die gezeigten Bilder sind auch heute, drei Jahrzehnte nach ihrer
Entstehung packend und schockierend, was zum einen der gelungenen
Kameraführung, und zum anderen den ausgesprochen begabten
Darsteller zu verdanken ist.
Dabei setzt Rosenberg auf zahlreiche bekannte und weniger bekannte
Charakterdarsteller. Der Reformator Harry Brubaker wird von Robert
Redford gespielt, der in den 70er Jahren zu den erfolgreichsten
Kassenmagneten überhaupt gehörte. Seine charmante und doch
energische Art verleiht der Rolle des willensstarken
Gefängnisdirektors eine ganz besondere Note, die auch heute nichts
von ihrer Stärke eingebüßt hat. Ihm zur Seite steht Yaphet Kotto
als Vertrauensmann Dickie Coombes, der die innere Zerrissenheit
seines Charakters glaubhaft auf die Leinwand bringt. In einer
kleinen Nebenrolle ist der damals noch relativ unbekannte
Oscarpreisträger Morgan Freeman als Häftling Walter zu sehen, der
zwar nur einige kurze Auftritte hat, seinen Charakter aber dennoch
voll zur Geltung bringt.
Das perfekte Zusammenspiel der grandiosen Darsteller, der
wunderbaren Kameraführung und der authentisch in Szene gesetzten
Location macht Brubaker zu einem Klassiker des Gefängnisfilms. Hier
geht es nicht um den Ausbruch oder das Leben in einer
Strafvollzugsanstalt, sondern um das Leben an sich. Obwohl die
Gefangenen ihre Strafe verdienen, wie Brubaker in seiner ersten
Ansprache feststellt, haben sie ebenso eine menschenwürdige
Behandlung verdient – eigentlich eine Selbstverständlichkeit, aber
leider alles andere als selbstverständlich. Das pessimistische Ende
des Films lässt den Zuschauer mit einem gemischten Gefühl der Wut
und der Hoffnung zurück. Genau darum ist Brubaker auch heute noch
ein zeitloser Klassiker, der in keiner ernsthaften Sammlung fehlen
darf.
Bildqualität
- Bildformat:
- Hervorragende Restauration
- Keinerlei Verunreinigungen oder Filmfehler feststellbar
- Saubere, stabile Farben
- Sehr hohe Schärfe, besonders in der Totalen
- Feines, fast unmerkliches Filmkorn
Die Restauration dieses über 30 Jahre alten Klassikers ist absolut
tadellos. Die Farben sind stabil, der Schwarzwert ist ganz
ausgezeichnet und die Schärfe ist in nahezu allen Einstellungen
vorbildlich. Natürlich kann der Titel mit aktuellen Filmen nicht
Schritt halten, aber dem Alter angemessen wurde hier eine
vorbildliche Qualität erzielt.
Tonqualität:
- Deutsch DTS 5.1
- Gute Abmischung von Umgebungsgeräuschen und Soundtrack
- Dialoge ein wenig zu dumpf, aber klar verständlich
Auch der Ton erreicht eine sehr gute Qualität, und setzt sämtliche
Lautsprecher gezielt aber nicht übertrieben ein. Die
Originaltonspur ist da ein klein wenig besser, lauter und satter,
aber nicht wesentlich besser als die deutsche DTS Spur.
Bonus:
- Kinotrailer
- TV Spots
Außer dem obligatorischen Werbematerial enthält die Disc keinerlei
Bonusmaterial.
Fazit:
Der Klassiker erstrahlt in einer vorbildlichen Qualität, der man
das Alter zwar ansieht, die aber dennoch voll zu überzeugen vermag.
Stabile Farben, knackige Schärfe in fast allen Belangen und – dem
Alter angemessen – ein absolut tadelloses Bild. Auch der Ton
versteht zu überzeugen, setzt gezielt seine Möglichkeiten ein und
steht dem Originalton nicht wirklich nach. Lediglich das Fehlen
sämtlicher Extras ist ein nicht zu verachtender Wermutstropfen, der
Cineasten sicherlich bitter aufstoßen wird.
Der Film vereint grandiose Darsteller in einer packenden Story, die
absolut glaubhaft inszeniert und perfekt in Szene gesetzt wurde.
Dieser handwerklich absolut hervorragende Film darf in keiner
Sammlung fehlen.