Schrieb ich aber auch schon Seiten zuvor:p:pray:

Mein Fehler. :pray:

Naja ich freue mich jedenfalls sehr auf den Streifen!

Under the Skin

Jonathan Glazer's "Under the Skin" ist faszinierendes Sci-Fi Arthaus, was seine dramatischen Untertöne mit einem höchst philosophischen Anstrich stützt.
Was macht uns Menschen aus? Was sind Gefühle, Interaktionen, sexuelle Erfahrungen für unsere Spezies? Und wie ist es unter unserer Haut zu atmen und leben?

Scarlett Johannson spielt mit Bravur und im Grunde nur einer mimischen Grundhaltung ein außerirdisches Wesen, welches durch einen "Transitraum" ihre Opfer verspeist und nur deren Haut zurücklässt. Sie selber jedoch merkt nach und nach, dass sie längst in dieser menschlichen Welt gefangen ist und entdeckt nach und nach ihre eigenen menschlichen Züge.

Die humane Interaktion, die sexuelle Lust und das organische Nahrungssystem sind nur ein kleiner Teil, den Glazer seinem Zuschauer als "Fakt" zuwirft, während wir uns anhand der stilistisch bahnbrechenden Erfahrung und dem brillanten Soundtrack, der mich heute Nacht wirklich in meinen kühnsten Alpträumen verfolgt hat, ein eigenes Bild versuchen zu malen.

Dies ist dennoch nicht immer einfach, denn wie kommt dieses mysteriöse weibliche Wesen auf unsere Erde? Wer ist der Fremde Motorradfahrer, der hinter ihr und ihrem Versagen aufräumt und wie ein stiller Beobachter einen reflektierten Blick auf uns wirft?

Das ist stark radikales Kino, denn einige Szenen und Close-Ups sind zutiefst verstörend und bizarr, erschreckend und doch wunderschön. Allein die Schottlandaufnahmen sind schon ein eigener Mythos, welcher wir ein Gefängnis der unbändigen menschlichen Freiheit wirkt, aus dem es sich zu befreien gilt. Unsere außerirdische Frau entdeckt ihre eigenen Gefühle, sie fängt an ihre Haut zu lieben und sucht den menschlichen Kontakt, ist dabei auch angeregt von der sexuellen Begierde eines fremden Mannes, der sie bei sich aufnimmt.

Die parabelartige Erzählung wird zu keinem Zeitpunkt gebrochen, stets schwebt einem das Universum vor den Augen, man versucht sich den Sinn hinter allem zu erschließen und doch endet diese Erfahrung und Begegnung mit dem extraterrestrischen Wesen mit dem Feuer und der erneuten Erkenntnis, dass die wahren menschlichen Züge nicht nur wir Menschen besitzen können, im Gegenteil diese sogar zunehmend schwindet und wir alles zu zerstören versuchen, was wir nicht verstehen.

8/10

PS: Parallelen zu "Upstream Color" werden hier ebenfalls wach, im Grunde beschäftigen sich beide Werke auch mit ähnlichen Fragen, nur die Ausgangssituation und das "Medium" sind verschieden. Würde ich einen von beiden auswählen müssen, wäre es aber "Upstream Color", weil dieser einen unfassbar logischen, eigenen Mikrokosmos schafft und dabei am Ende, wenn man richtig aufgepasst hat, absolut Sinn macht. Glazer jedoch gibt nur gerinde Stückchen und grundsätzlich bleibt einiges an Fragen offen. Aspekt--> Motorradfahrer z.B.

Sehr schönes Review! :thumb:

Mir ging der Film die letzten Tage gar nicht mehr aus dem Kopf und ich hab mir für morgen Abend eine Kinokarte auf dem Filmfest München sichern können.
Wird wohl die einzige Möglichkeit sein den Film bei uns im Kino sehen zu können und ich freue mich sehr darauf, die Wirkung dort wird bestimmt nochmal um ein vielfaches besser sein.


Wird dann der erste Film seit Drive den ich mir in kürzester Zeit ein zweites mal anschauen werde.
Zusammen mit Upstream Color (sehr schön das dieses viel zu unbekannte Meisterwerk genannt wurde) ist Under the Skin wohl der atmosphärischte Film der letzten Jahre.


Bezüglich der Motorradfahrer
Aber so richtig ersichtlich ist ja nur sehr weniges, vor allem wenn man etwas tiefer gräbt bleibt einem nur die eigene Interpretation.

Genau diese Interpretation verfolge ich auch, deswegen habe ich sie auch in meinem Text erläutert.

Na dann wünsche ich dir viel Spaß, wobei der dort denke ich mal in der Synchronfassung läuft, was ich abartig finden würde, da somit das Stimmungsbild kaputt geht.

Gerade gesehen, dass der Film in Deutschland mit dem grandiosen Beinamen "Tödliche Verführung" veröffentlich wird :rofl:
Das klingt nun wie ein 80er Jahre Action-B-Movie :rofl:

Ist mir auch schon aufgefallen, unfassbar wie unfähig ein Verleiher beim Vermarkten "spezieller" Filme sein kann. Aber deutsche (Unter-)Titel sind gerne mal vollkommen daneben.

Haha, "Tödliche Verführung". Da fehlen mir die Worte :rofl:

Naja, im Grunde passt's ja, dennoch bescheuert überhaupt einen Untertitel zum Original hinzuzufügen.