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Das Blut der Wikinger

Gestartet: 17 Aug 2013 07:08 - 0 Antworten

#1
Geschrieben: 17 Aug 2013 07:08

Michael Speier

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Film: 6/10
Bild: 8/10
Tonqualität: 8/10
Extras: 2/10

Hochbudgetierte Serien wie Game Of Thrones haben jüngst das Interesse der breiten Masse an düsteren, epischen Mittelaltergeschichten geweckt. Schade nur, dass zwischen den Staffeln so viel Wartezeit zu überbrücken ist. Und so sucht der Mittelalterfan nach weiterem Filmmaterial, das zumindest so aussieht und sich anfühlt wie das Objekt der Begierde. Clevere Filmemacher wie Regisseur und Drehbuchautor Chris Crow nutzen diese Nachfrage, um Filme wie Das Blut der Wikinger abzudrehen und an den Mann zu bringen. Zugegeben, diese erste Prognose klingt nicht sonderlich gut, allerdings wird der Eine oder Andere mangels Alternative sicherlich doch einen Blick auf diesen Titel werfen wollen. Ob sich dieser Blick lohnt, soll dieses Review klären.

Film:

Nordumbria im Jahre 793: Der junge Priester Hereward (M. Pickering) ist mit seinem Meister auf dem Weg, um die Heilige Schrift vor den einfallenden Nordmännern unter der Führung ihres Königs Hadrada (J. Richards) in Sicherheit zu bringen. Diese wollen das Buch unbedingt in ihren Besitz bringen, da sie hörten, es verheiße Macht und Unsterblichkeit. Und so jagt die Wikinger-Meute hinter dem jungen Priester her, um der heiligen Schrift habhaft zu werden. Unterwegs begegnet Hereward glücklicherweise dem sächsischen Krieger Athelwulf (M.L. Jones), der sich ihm anschließt, und gegen die Feinde verteidigt. Hereward wird jedoch lernen, dass Worte allein nichts gegen die brutalen Nordmänner auszurichten vermögen.

Die Story erinnert stark an Book of Eli, auch wenn sie statt in einer dystopischen Zukunft im finsteren Mittelalter spielt. Die Beweggründe der Wikinger sind indessen die gleiche, die auch Eli’s Gegner antrieb: Macht! Dabei verfügt Das Blut der Wikinger allerdings bei weitem nicht über die ausufernden Actionszenen oder den Tiefgang. Stattdessen präsentiert Drehbuchautor und Regisseur Chris Crow einen atmosphärisch dichten und handwerklich gut inszenierten Mittelalterfilm, der vor allem durch seine realitätsnahe Darstellung der Zeit brilliert.
Die Darsteller sind allesamt überzeugend und gut. Mark Lewis Jones, der schon in zahlreichen Nebenrollen in Filmen wie Robin Hood, Troja und Master and Commander den Umgang mit dem Schwert üben konnte liefert als gottesfürchtiger Sachse Aethelwurlf eine überzeugende Performance ab. Und auch der junge Marc Pickering (Sleepy Hollow, Les Miserables) spielt glaubwürdig und überzeugend.
Die Darsteller sind gut, die Handlungen nachvollziehbar und die – zugegebener Weise rar gesäten – Actionsequenzen sind ebenfalls gut und flott inszeniert. Vor allem begeistert aber die düstere, triste Atmosphäre des Films auf ganzer Linie. Eine Aura der permanenten Bedrohung schwebt über dem Film, und die Angst des jungen Priesters vor den gnadenlosen Verfolgern überträgt sich hervorragend auf den Zuschauer – vorausgesetzt er lässt es zu. Ein bisschen erinnert der Film sogar an Walhalla Rising, auch wenn er weniger künstlerisch inszeniert wurde, dafür aber über sehr viel mehr Dialoge verfügt.
Und zulassen sollte man es, denn auch wenn die Story nicht sonderlich ausgefeilt ist und der Film budgetbedingt keine allzu großen Sprünge macht, ist er dennoch unglaublich gut inszeniert und verdient es, zumindest einmal angesehen zu werden. Kostüme und Waffen vermitteln einen realistischen Eindruck, und da sich die Handlung ausschließlich auf Naturschauplätze beschränkt, wird dieser Eindruck auch nicht weiter gestört. So sind auch vor allem die wunderschönen Naturaufnahmen eine echter Hingucker, während die unverhohlene Kritik am Christen- und Priestertum und die Verteidigung des gleichen zum Nachdenken anregt, auch wenn sie teilweise etwas übertrieben dargestellt wird und somit im Vorfeld eindeutig Stellung bezieht.


Bildqualität

Das Bild besticht vor allem durch seine nichtvorhandenen Farben. Alles wirkt sehr grau und trostlos, was die Story und den Handlungsspielraum perfekt unterstreicht.
Die Schärfe des Films ist derweil gut bis sehr gut, vor allem in den Totalen zeigen sich selbst kleinste Details in einer überragenden Schärfe. Leider schleichen sich auch immer wieder – vor allem in den Halbtotalen – ein paar Unschärfen ein, was den Gesamteindruck dann leider ein wenig beeinträchtigt.
Kontrast und Schwarzwert sind ebenfalls ganz gut gelungen, und so versinken auch in den zahlreichen düsteren Szenen kaum Details im Dunklen.

Tonqualität:

- Deutsch DTS HD-Master Audio 7.1
- Englisch DTS HD-Master Audio 7.1

Der fast permanente Score – der zum Großteil aus skurillen Geräuschen und Gesängen besteht – kommt, wenn nötig, satt und basslastig aus allen Boxen, unterlegt die Bilder aber größtenteils subtil und zurückhaltend. Die Handlung findet zwar im Center und den Frontboxen statt, doch die Rearboxen weben nahezu ständig irgendwelche dezenten Zutaten wie krächzende Raben, Wind, Blätterrascheln und knisterndes Feuer mit in den Klangteppich ein. Die Dialoge bleiben dabei stets klar verständlich und verfügen über reichlich Dynamik, die in der Originaltonspur ein klein wenig besser und realistischer zur Geltung kommt.


Bonus:

- Making Of (27:15 Minuten)
- Trailer
- Trailershow

Das knapp halbstündige Making Of erlaubt einen Blick hinter die Kulissen und lässt dabei Darsteller und Filmteam zu Wort kommen, liegt allerdings ohne Untertitel vor und offenbart sich daher nur englischsprachigen Zuschauern.


Fazit:

In matten grauen Farben mit hervorragender Schärfe und besonders gutem Kontrast und Schwarzwert überzeugt das Bild der Scheibe fast auf ganzer Linie. Die nahezu fehlenden Farben unterstreichen dabei den Charakter der Geschichte und passen ausgezeichnet zum Streifen.
Der Film ist minimalistisches Mittelalterkino, welches budgetbedingt eher seicht und zurückhaltend daherkommt. Lässt man sich darauf ein, wird man mit wunderschönen Naturaufnahmen, realistischer Darstellung der Zeit und einer soliden Story belohnt, die zwar nicht sonderlich ausgefeilt, dafür aber handwerklich gut gemacht ist. Für Mittalalter-Fans, die auf Special-Effects verzichten können absolut zu empfehlen. Wer Walhalla Rising mochte, der darf auch hier einen Blick riskieren.


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