Film: 6/10
Bild: 8/10
Tonqualität: 8/10
Extras: 2/10
Hochbudgetierte Serien wie Game Of Thrones haben jüngst das
Interesse der breiten Masse an düsteren, epischen
Mittelaltergeschichten geweckt. Schade nur, dass zwischen den
Staffeln so viel Wartezeit zu überbrücken ist. Und so sucht der
Mittelalterfan nach weiterem Filmmaterial, das zumindest so
aussieht und sich anfühlt wie das Objekt der Begierde. Clevere
Filmemacher wie Regisseur und Drehbuchautor Chris Crow nutzen diese
Nachfrage, um Filme wie Das Blut der Wikinger abzudrehen und an den
Mann zu bringen. Zugegeben, diese erste Prognose klingt nicht
sonderlich gut, allerdings wird der Eine oder Andere mangels
Alternative sicherlich doch einen Blick auf diesen Titel werfen
wollen. Ob sich dieser Blick lohnt, soll dieses Review
klären.
Film:
Nordumbria im Jahre 793: Der junge Priester Hereward (M. Pickering)
ist mit seinem Meister auf dem Weg, um die Heilige Schrift vor den
einfallenden Nordmännern unter der Führung ihres Königs Hadrada (J.
Richards) in Sicherheit zu bringen. Diese wollen das Buch unbedingt
in ihren Besitz bringen, da sie hörten, es verheiße Macht und
Unsterblichkeit. Und so jagt die Wikinger-Meute hinter dem jungen
Priester her, um der heiligen Schrift habhaft zu werden. Unterwegs
begegnet Hereward glücklicherweise dem sächsischen Krieger
Athelwulf (M.L. Jones), der sich ihm anschließt, und gegen die
Feinde verteidigt. Hereward wird jedoch lernen, dass Worte allein
nichts gegen die brutalen Nordmänner auszurichten vermögen.
Die Story erinnert stark an Book of Eli, auch wenn sie statt in
einer dystopischen Zukunft im finsteren Mittelalter spielt. Die
Beweggründe der Wikinger sind indessen die gleiche, die auch Eli’s
Gegner antrieb: Macht! Dabei verfügt Das Blut der Wikinger
allerdings bei weitem nicht über die ausufernden Actionszenen oder
den Tiefgang. Stattdessen präsentiert Drehbuchautor und Regisseur
Chris Crow einen atmosphärisch dichten und handwerklich gut
inszenierten Mittelalterfilm, der vor allem durch seine
realitätsnahe Darstellung der Zeit brilliert.
Die Darsteller sind allesamt überzeugend und gut. Mark Lewis Jones,
der schon in zahlreichen Nebenrollen in Filmen wie Robin Hood,
Troja und Master and Commander den Umgang mit dem Schwert üben
konnte liefert als gottesfürchtiger Sachse Aethelwurlf eine
überzeugende Performance ab. Und auch der junge Marc Pickering
(Sleepy Hollow, Les Miserables) spielt glaubwürdig und
überzeugend.
Die Darsteller sind gut, die Handlungen nachvollziehbar und die –
zugegebener Weise rar gesäten – Actionsequenzen sind ebenfalls gut
und flott inszeniert. Vor allem begeistert aber die düstere, triste
Atmosphäre des Films auf ganzer Linie. Eine Aura der permanenten
Bedrohung schwebt über dem Film, und die Angst des jungen Priesters
vor den gnadenlosen Verfolgern überträgt sich hervorragend auf den
Zuschauer – vorausgesetzt er lässt es zu. Ein bisschen erinnert der
Film sogar an Walhalla Rising, auch wenn er weniger künstlerisch
inszeniert wurde, dafür aber über sehr viel mehr Dialoge
verfügt.
Und zulassen sollte man es, denn auch wenn die Story nicht
sonderlich ausgefeilt ist und der Film budgetbedingt keine allzu
großen Sprünge macht, ist er dennoch unglaublich gut inszeniert und
verdient es, zumindest einmal angesehen zu werden. Kostüme und
Waffen vermitteln einen realistischen Eindruck, und da sich die
Handlung ausschließlich auf Naturschauplätze beschränkt, wird
dieser Eindruck auch nicht weiter gestört. So sind auch vor allem
die wunderschönen Naturaufnahmen eine echter Hingucker, während die
unverhohlene Kritik am Christen- und Priestertum und die
Verteidigung des gleichen zum Nachdenken anregt, auch wenn sie
teilweise etwas übertrieben dargestellt wird und somit im Vorfeld
eindeutig Stellung bezieht.
Bildqualität
Das Bild besticht vor allem durch seine nichtvorhandenen Farben.
Alles wirkt sehr grau und trostlos, was die Story und den
Handlungsspielraum perfekt unterstreicht.
Die Schärfe des Films ist derweil gut bis sehr gut, vor allem in
den Totalen zeigen sich selbst kleinste Details in einer
überragenden Schärfe. Leider schleichen sich auch immer wieder –
vor allem in den Halbtotalen – ein paar Unschärfen ein, was den
Gesamteindruck dann leider ein wenig beeinträchtigt.
Kontrast und Schwarzwert sind ebenfalls ganz gut gelungen, und so
versinken auch in den zahlreichen düsteren Szenen kaum Details im
Dunklen.
Tonqualität:
- Deutsch DTS HD-Master Audio 7.1
- Englisch DTS HD-Master Audio 7.1
Der fast permanente Score – der zum Großteil aus skurillen
Geräuschen und Gesängen besteht – kommt, wenn nötig, satt und
basslastig aus allen Boxen, unterlegt die Bilder aber größtenteils
subtil und zurückhaltend. Die Handlung findet zwar im Center und
den Frontboxen statt, doch die Rearboxen weben nahezu ständig
irgendwelche dezenten Zutaten wie krächzende Raben, Wind,
Blätterrascheln und knisterndes Feuer mit in den Klangteppich ein.
Die Dialoge bleiben dabei stets klar verständlich und verfügen über
reichlich Dynamik, die in der Originaltonspur ein klein wenig
besser und realistischer zur Geltung kommt.
Bonus:
- Making Of (27:15 Minuten)
- Trailer
- Trailershow
Das knapp halbstündige Making Of erlaubt einen Blick hinter die
Kulissen und lässt dabei Darsteller und Filmteam zu Wort kommen,
liegt allerdings ohne Untertitel vor und offenbart sich daher nur
englischsprachigen Zuschauern.
Fazit:
In matten grauen Farben mit hervorragender Schärfe und besonders
gutem Kontrast und Schwarzwert überzeugt das Bild der Scheibe fast
auf ganzer Linie. Die nahezu fehlenden Farben unterstreichen dabei
den Charakter der Geschichte und passen ausgezeichnet zum
Streifen.
Der Film ist minimalistisches Mittelalterkino, welches
budgetbedingt eher seicht und zurückhaltend daherkommt. Lässt man
sich darauf ein, wird man mit wunderschönen Naturaufnahmen,
realistischer Darstellung der Zeit und einer soliden Story belohnt,
die zwar nicht sonderlich ausgefeilt, dafür aber handwerklich gut
gemacht ist. Für Mittalalter-Fans, die auf Special-Effects
verzichten können absolut zu empfehlen. Wer Walhalla Rising mochte,
der darf auch hier einen Blick riskieren.