Film: 7/10
Bild: 5/10
Tonqualität: 5/10
Extras: 1/10
Marilyn Monroe zählt auch Jahre nach ihrem mysteriösen und viel zu
frühen Tod zu den reizendsten und ikonischsten Frauen des
amerikanischen Films. Vor allem ihre Rollen, in denen sie ein
naives Dummchen spielt, standen der Vorzeigeblondine ausgezeichnet
zu Gesicht – denn wenn sie den Männern auf der Leinwand die Köpfe
verdreht, dann kann das auch heute noch jeder Mann
nachvollziehen.
In dem 1956 entstandenen Film Bus Stop, welches auf dem
gleichnamigen Broadway-Stück von William Inge basiert, dreht
Regisseur Joshua Logan den Spieß um, denn diesmal ist es der Mann,
der die Initiative ergreift, und sich einfach nimmt, was er haben
will.
Film:
Der Weltfremde Cowboy Bo (D. Murray) kommt mit seinem Onkel Virgil
(Arthur O’Connell) von seiner Farm in Montana nach Phoenix um dort
an einem Rodeo teilzunehmen. Ganz nebenbei sucht er eine Frau, aber
nicht irgendeine, sondern einen Engel. Und in der Barsängerin
Cherie (M.Monroe) scheint er diesen gefunden zu haben. Zwar ist
Cherie durchaus angetan von dem gutaussehenden Bo, doch gleich
heiraten will sie das attraktive Raubein dann doch nicht. Und so
entführt Bo seine Angebetete kurzerhand. Doch als der Bus einen
unerwartet langen Zwischenstopp einlegen muss, bekommen auch die
anderen Businsassen das unheimlich witzige Wechselspiel der beiden
Protagonisten mit.
Marilyn Monroe gibt hier wieder das naive, verwöhnte Dummchen, und
das macht sie auch wirklich überzeugend. Schauspielerisch ist sie
wie immer nicht sonderlich gut, aber da sie sich quasi selbst
spielt, kauft man ihr die Rolle ab. Und eines kann man nicht
bestreiten: sie sieht einfach hinreißend aus und schafft es
spielend, die Männer in ihren Bann zu ziehen.
Nicht weniger überzeugend präsentiert sich Don Murray als
weltfremder Rodeoreiter Bo, für den Bus Stop der erste Auftritt in
einem Kinofilm war. Er spielt seinen Charakter derart übertrieben
und voller Elan, dass es schlicht und ergreifend eine Freude ist,
ihm dabei zuzusehen.
Die Story hat so viel Witz und Elan, und macht sich schon damals
über das typische Familienbild der Amerikaner lustig. Nebenbei
bietet die Konfrontation zwischen dem wilden aber naiven Bo und der
frühreifen Lebedame Cherie so viel Zündstoff für ausgefeilte
Dialoge, witzige Situationen und skurrile Reibereien, dass der
Zuschauer nicht anders kann als begeistert dazusitzen und der
Handlung zu folgen.
Zum Schluss hin wird die witzig-spritzige Geschichte allerdings ein
wenig zu dramatisch, was dem Film leider überhaupt nicht gut tut.
Wenn Bo statt liebenswert naiv und überbrodelnd eifrig plötzlich
bedrohlich und herrisch wird, verliert er auf einen Schlag
sämtliche Sympathien, die er vormals mit Leichtigkeit auf seiner
Seite hatte. Und auch das Ende ist nicht ganz nachvollziehbar und
wirkt irgendwie gezwungen, was dem Film im Nachhinein einige
Minuspunkte einbringt.
Dennoch macht der Film ganz allgemein viel Spaß, ist überwiegend
witzig, dabei schön und romantisch, und wenn man von dem Ende
absieht, dann handelt es sich hier um eine der besseren Komödien
mit der Monroe.
Bildqualität
- Bildformat: 2,55:1 (16:9 Letterbox) in 1920x1080p Auflösung
Leider wurde der Restauration des Bildes nicht die gleiche
Aufmerksamkeit gewidmet, wie anderen Monroe-Filmen. So ist
beispielsweise die Farbe starken Schwankungen unterworfen, die
teilweise ins unnatürlich blasse driftet, und einen allgemein
schlechten Eindruck hinterlässt. Auch ist in zahlreichen Szenen ein
unangenehmes Bildrauschen wahrzunehmen, das alles andere als schön
ist.
Andererseits verfügt der Film aber auch über einige sehr schöne
Szenen, die farbenfroh und von ausgezeichneter Schärfe sind, wobei
es sich dabei überwiegend um Panoramaaufnahmen handelt.
Alles in allem ist das Bild zwar viel besser als auf DVD, aber weit
von dem entfernt, was sein könnte.
Tonqualität:
- Deutsch DTS 4.0
- Englisch DTS HD-Master Audio 4.0
Der Ton ist ebenso durchwachsen wie das Bild. Zwar gibt es hin und
wieder ganz tolle tonale Highlights zu hören, und auch der
Soundtrack und die Musicaleinlagen bieten einen ganz vorzüglichen
Raumklang mit Rundumbeschallung, aber die Dialoge schwanken stark
in Lautstärke und Verständlichkeit. Vor allem, wenn während der
Gesangseinlagen – die allesamt in englischem Originalton verblieben
sind – plötzlich deutsch synchronisierte Sätze eingesprochen
werden, kommen beim Zuschauer leichte Irritationen auf. Dabei sind
gerade die Dialoge das Salz in der Suppe der köstlichen Komödie,
und es ist tragisch, dass man einige eher erahnen als verstehen
kann.
Der Korrektheit halber muss hier erwähnt werden, dass diese Mankos
nicht auf den Originalton zutreffen, der in einer ganz
hervorragenden Qualität vorliegt.
Bonus:
- Originaltrailer
- Weitere Trailer
Neben dem Originaltrailer zum Film gibt es noch Trailer zu weiteren
Marilyn Monroe Filmen. Weiteres Bonusmaterial gibt es nicht.
Fazit:
Technisch hinterlässt die Scheibe einen recht ernüchternden
Eindruck. Sowohl Bild als auch Ton sind starken
Qualitätsschwankungen unterworfen. Während einerseits gute und
scharfe Bilder geboten werden, muss man schon in der nächsten Szene
mit starkem Bildrauschen und trüb-matten Farben rechnen. Dialoge
sind häufig nur schwer verständlich. Bei Raumklang und Musik zeigt
sich der Ton von seiner besseren Seite.
Der Film selbst ist ein wunderschöner, spaßiger
Sonntagnachmittagfilm mit gut aufgelegten Darstellern und einer
humoristischen Geschichte, die über so viel Romantik und Humor
verfügt, dass man sie einfach lieben muss – obwohl sie im letzten
Drittel eine unerfreuliche Dramatik entwickelt und ein viel zu
gezwungenes Ende für ungläubiges Kopfschütteln sorgt. Dennoch macht
der Film unterm Strich Spaß und die beiden Hauptdarsteller sind
einfach hinreißend.