Film:
4/10
Bild: 9/10
Tonqualität: 8/10
Extras: 4/10
Regisseur Seth Gordon überraschte vor einiger Zeit ein
Millionenpublikum mit der ungemein schwarzhumorigen Komödie Kill
the Boss. Hier bewies Gordon, dass er, trotz teilweise arg derber
Dialoge, ein ausgezeichnetes Gespür für komische Situationen, gut
eingesetzte Darsteller und eine packende Story hat.
Nun legt er mit Voll Abgezockt sein nächstes Werk vor. Erneut setzt
er Jason Bateman in der Hauptrolle ein. Die Frage ist nur, ob
Bateman und Gordon an den Erfolg von Kill the Boss anknüpfen
können.
Film:
Sandy Patterson (J. Bateman) ist auf Erfolgskurs. Er hat einen gut
bezahlten Job, eine liebevolle Frau und wunderbare Kinder.
Unglücklicherweise hat er auch einen geschlechtsneutralen Vornamen,
und das macht sich die Trickbetrügerin Diana zu Eigen, indem sie
seine Identität stiehlt. Und plötzlich hat Sandy haufenweise
Schulden, die Polizei und die Drogenfahndung sind hinter ihm her
und seinen Job ist er ebenfalls los.
Sandy sieht nur eine Möglichkeit: er muss Diana finden und stellen,
doch die quirlige Betrügerin ist alles andere als kooperativ, und
mit ihren hinterhältigen und erniedrigenden Aktionen stellt sie den
Gutmenschen Patterson auf eine harte Probe. Zudem sind auch noch
ein Kopfgeldjäger (R. Patrick) und ein zwielichtiges Killerpärchen
hinter der Gaunerin her, und die sind bei weitem nicht so
zurückhaltend wie der gute Patterson.
Das Hauptproblem des Films ist, dass die Geschichte alles andere
als witzig ist. Zwar verfügt der Streifen über ein paar wirklich
humoristische Momente, allerdings macht er andererseits auch
unglaublich aggressiv. Es kommt ganz darauf an, inwieweit man sich
in die einzelnen Figuren hineinversetzen kann.
Lediglich die beiden Hauptdarsteller sorgen dafür, dass der Film
nicht bereits vor Ablauf der Zeit aus dem Player fliegt. Jason
Bateman spielt überzeugend und man kann sich gut mit ihm
identifizieren. Genau das ist auch das große Problem. Bateman wird
in dem Film so übel mitgespielt, dass der Zuschauer zwischen
Nervosität und Aggressivität hin und hergerissen ist. Wäre er nicht
so nett und sympathisch, würde man ihm seine Darstellung nicht
abkaufen. Solche Schläge erträgt niemand und steckt sie so einfach
weg, doch Bateman kauft man den armen Hund unglaublicher Weise doch
irgendwie ab.
Melissa McCarthy spielt die Identitätsdiebin Diana, und auch sie
macht ihren Job gut. Zu gut. Denn es fällt wirklich schwer, sich
mit der Person anzufreunden. Sie ist hinterhältig und hassenswert,
und das passt einfach nicht zu ihr. Wie schon in Mike & Molly
bekommt man einiges an Fettenwitzen zu sehen, nur da Diana nicht
sympathisch ist, gefallen nicht einmal die. Und so verkommt der
Streifen zu einer Ansammlung von Gemeinheiten und Übeltaten, die zu
tragisch sind, als das man noch darüber lachen könnte.
Die zahlreichen Nebenrollen wurden mit bekannten Gesichtern
besetzt, was dem Film einen unschätzbaren Mehrwert beschert. Aber
auch John Cho (Harold und Kumar), Robert Patrick (Terminator 2),
Eric Stonestreet (Modern Family) und Jonathan Banks (Breaking Bad)
vermögen den Film nicht zu retten.
Alles in allem ist der Film ärgerlich, unwitzig und macht leider
nicht genug Spaß, als das man ihn mehr als einmal ansehen kann –
und auch das nur, weil es interessiert, wie die Geschichte wohl
ausgeht. Leider quält der Film nicht nur durch die furchtbare
Handlung, sondern präsentiert nur selten guten Gags, hat dafür aber
massenweise Längen. Das ist umso tragischer, da Regisseur Gordon
bei zahlreichen anderen Gelegenheiten bewiesen hat, dass er
Inszenatorisch zu besseren Leistungen in der Lage ist.
Bildqualität
- Bildformat: 2,35:1 (16:9 Letterbox) in 1920x1080p Auflösung
Satte, warme Farben mit einem leichten Tick ins orange-rötliche
verschaffen dem Film den richtigen Komödien-Style. Die Schärfe
bewegt sich ebenfalls auf hohem Niveau und zeigt haufenweise
Details. Auch der Schwarzwert ist ganz vorzüglich und gibt keinen
Grund zur Beanstandung. Alles in allem ist das Bild recht anständig
und versteht zu gefallen, zur Höchstnote fehlt allerdings noch das
gewisse Etwas.
Tonqualität:
- Deutsch DTS 5.1
- Englisch DTS HD-Master Audio 5.1
- Französisch, Italienisch, Spanisch DTS 5.1
Genretypisch bleibt der Film überwiegend frontlastig, bietet aber
dennoch einige hörenswerte Highlights. Hin und wieder gibt es ein
wenig Raumklang zu hören, der Soundtrack kommt angenehm wuchtig aus
den Boxen, überlagert aber nie die klar verständlichen Dialoge.
Eine Komödie dieser Art könnte kaum besser klingen.
Der englische HD-Master-Ton ist dabei kaum hörbar besser, trumpft
lediglich in den wenigen Highlights mit etwas mehr Dynamik auf. Das
Fehlen einer deutschen HD-Tonspur lässt sich aber locker
verkraften.
Bonus:
- Gag Reel (0:48 Minuten)
- Alternative Szenen (5:07 Minuten)
- Das Making Of von Identity Thief (17:04 Minuten)
- Aufsehen erregend: Der Humor von Identity Thief (7:35
Minuten)
- Mit dem Bus des Fahnders Unterwegs (3:33 Minuten)
Das Bonusmaterial besteht in der Hauptsache aus Lobeshymnen der am
Film beteiligten auf die jeweils anderen am Film beteiligten. Dabei
offenbart das Making Of noch einiges an Hintergrundinformationen,
kratzt aber leider nur an der Oberfläche.
Nun gibt es bei einer Komödie ohne großartige Special-Effects
naturgemäß nicht so viel zu erzählen wie bei anderen Filmen, aber
etwas mehr wäre dann doch schön gewesen. Vor allem die sehr magere
Gag-Reel hätte ruhig etwas umfangreicher ausfallen können.
Fazit:
Technisch bewegt sich die Scheibe auf hohem Niveau. Das Bild ist
fehlerfrei, in vorzüglicher Schärfe und starken Farben gehalten und
gefällt auf ganzer Linie.
Auch der Ton kann sich hören lassen, bleibt allerdings genrebedingt
bis auf einige Highlights recht frontlastig. Die Extras bieten
größtenteils Lobeshymnen und sind nur wenig informativ.
Allen technischen Vorteilen zum Trotz ist der Film ärgerlich. Die
Grundidee hätte witzig sein können, scheitert aber ironischerweise
an der Glaubhaftigkeit der Hauptdarstellerin. Die spielt ihre Rolle
so niederträchtig und hassenswert, dass der ganze Film darunter
leidet. Für eine Komödie macht der Streifen zu aggressiv – und das
ist alles andere als wünschenswert. So ist der Film bestenfalls für
Fans der Darsteller zu empfehlen.