Film: 3/10
Bild: 3/10
Tonqualität: 6/10
Extras: 1/10
Oft wird im Zuge erfolgreicher Filmproduktionen ein artverwandter
Titel hinterhergeschoben und aus Marketinggründen „Teil 2“ genannt
– besonders im deutschsprachigen Raum. Ein Blick auf den
Originaltitel offenbart dann schnell den Etikettenschwindel und
bewahrt den einen oder anderen Käufer vor einer
Fehlentscheidung.
Warum das ausgerechnet bei dem ohnehin nur mäßig erfolgreichen
Naked Fear so gemacht wurde, entzieht sich jedweder Logik. Auch das
Cover wurde nur geringfügig verändert, um den Wiedererkennungfaktor
zu erhöhen. Allein: Naked Fear 2 ist überhaupt keine Fortsetzung,
sondern ein völlig anderer Film.
Fairerweise muss gesagt werden, dass Match.Dead, so der
Originaltitel diese Machwerks von Regisseur Jon Bonnell,
tatsächlich sehr viele Gemeinsamkeiten mit Naked Fear 1 aufweist,
wodurch die Eingliederung in eine künstliche geschaffenen Filmreihe
gar nicht so abwegig ist, wie es auf den ersten Blick erscheint.
Werfen wir also einen genauen Blick auf Naked Fear 2, und schauen
wir nach, ob er den „hohen“ Anforderungen gerecht wird.
Film:
Ridley Thompson (J. Ray) ist ein Psychopath wie er im Buche steht.
Über eine Internet-Dating-Plattform sucht er sich willige Damen,
sperrt diese dann ein, um sie anschließend zu jagen und zu töten.
Sein neuestes Opfer ist die junge Valora (K. Benner), doch die will
sich nicht so recht den Regeln des Wahnsinnigen unterwerfen.
Schließlich wurde ihr schon als Kind beigebracht: Wer davonläuft
ist schon so gut wie tot! Und so stellt sich das Mädchen ihrem
Häscher und dreht den Spieß um.
Der Film konzentriert sich diesmal ausschließlich auf die
Gefangenschaft und baldige Hinrichtung einer entführten Frau, wobei
diese in Rückblicken dem Zuschauer näher gebracht werden soll.
Leider funktioniert das nur schleppend. Und auch der Täter und
dessen Beweggründe sind nur schwer nachzuvollziehen, wobei das bei
einem Psychopathen eh eher unwichtig ist.
Letztendlich ist der Film dann tatsächlich minimal besser als sein
Vorgänger, was wohl daran liegt, dass er eine etwas vorteilhaftere
Erzählstruktur aufweist. Auch wenn der Killer größtenteils recht
blass bleibt, sind seine Erläuterungen, die er direkt an den
Zuschauer richtet, interessanter anzusehen als beispielsweise das
unkommentierte davonlaufen im ersten Teil. Auch die Vorgehensweise
des Täters, sich seine Opfer via Internet zu suchen und über
Dating-Plattformen zu „besorgen“ birgt allerlei Spielraum – der
allerdings nicht einmal ansatzweise genutzt wird.
Wie schön hätte der Film sein können, wenn ein kreativer Kopf am
Drehbuch mitgearbeitet hätte oder wenigstens ein paar fähige
Schauspieler involviert wären.
Leider sind die nämlich, neben der dünnen Story, das größte Manko
des Films. Und die schleppende deutsche Synchronisation, die
jedwede Emotion vermissen lässt, trägt auch nicht gerade dazu bei,
die hölzernen Darsteller in einem besseren Licht dastehen zu
lassen.
Zwar wirkt James Ray in seiner Rolle als Psychopath teilweise
überzeugend, aber den eiskalten Killer mag man ihm nicht so recht
abkaufen. Auch Katheleen Benner geht in ihrer Opferrolle nicht so
recht auf, und wenn sich das Blatt wendet wirkt sie vollkommen
unglaubwürdig und albern.
Letztendlich ist Naked Fear 2 ein ärgerliches Stück
Zeitverschwendung, das wenigstens nach guten 80 Minuten vorbei ist
und hin und wieder ein paar Gore-Szenen beinhaltet, die zumindest
die FSK 18 Freigabe halbwegs rechtfertigen.
Bildqualität
- Unscharf
- Doppelkonturen
- Farben schwanken stark
War das Bild bei Teil 1 schon nicht allzu gut, so ist es bei dieser
Quasi-Fortsetzung richtig schlecht.
Die Farben sind zwar kräftig, dafür aber nicht stabil. Von
unnatürlichem Rotstich bis zu neblig dunstigen Grautönen ist hier
alles vertreten, und das sieht keineswegs gewollt aus.
Dazu kommen noch teilweise so stark überhöhte Kontraste, dass es
fast schon in den Augen schmerzt. Dabei wurde übrigens keine
Schärfe gewonnen – die ist derart miserabel, dass manche
hochskalierte DVD besser aussieht.
Jede Kamerabewegung lässt die Bilder nachziehen, wobei „ziehen“ das
falsche Wort ist. Ruckeln trifft es eher. Das Bild sieht aus, wie
bei einem schlecht gestreamten Youtube-Video. Großflächige Felder
neigen bei den kleinsten Veränderungen zu unschöner
Partikelbildung.
Es ist nur mit äußerster Willenskraft möglich, den gerade einmal 80
Minuten langen Film bei dieser Qualität am Stück zu schauen.
Tonqualität:
- Deutsch DTS HD Master Audio 7.1
- Englisch DTS HD Master Audio 7.1
Wie schon bei Teil 1 wurde auf eine 7.1 HD Master Audiospur
zurückgegriffen, die in keiner Weise genutzt wird. Zwar gibt es hin
und wieder vorbeifahrende Fahrzeuge zu hören – allerdings stellt
sich die Frage, wo die überhaupt herkommen! Des Weiteren gibt es
die gleichen sinnlosen Umgebungsgeräusche wie schon beim Vorgänger:
Vogelgezwitscher, Grillen, das ganze Naturspektrum, allerdings
ebenfalls ohne erkennbaren Grund.
Die Stimmen sind teilweise sehr angenehm und dynamisch, im nächsten
Moment allerdings völlig dumpf und hohl – genauso wie die Dialoge.
Diese Qualitätsschwankungen fallen sehr negativ auf und vermitteln
einen schlechten Gesamteindruck.
Die Musikeinspielungen hingegen sind wieder einmal sehr gut
gelungen.
Bonus:
- Trailershow
Erstaunlicherweise sind die Trailer teilweise qualitativ besser als
der Hauptfilm – spannender übrigens auch. Wird das umfangreiche
Bonusmaterial während des Films via Pop-Up Funktion aufgerufen,
kommt man anschließend weder zum Hauptfilm, noch in das Menü
zurück.
Fazit:
Bildtechnisch macht der zweite Teil der Reihe (der strenggenommen
keiner ist) tatsächlich noch einen Schritt zurück. Bei den ganzen
Fehlern und derart schlechter Qualität ist es schwierig, den Film
überhaupt bis zum Schluss durchzuhalten.
Der Ton geht, wie schon beim Vorgänger, in Ordnung, wartet
allerdings merkwürdigerweise mit den gleichen Ambient-Geräuschen
auf wie Teil 1, egal ob passend oder nicht. Und auch die Dialoge
wirken hier wieder sehr dumpf. Der Bonus-Sektor wurde ebenfalls 1:1
von Teil 1 übernommen.
Der Film ist, obwohl keine Fortsetzung, in vielen Teilen genau wie
der erste Teil. Nur wird hier die Gefangenschaft des Opfers und das
„mürbe-werden“ in den Mittelpunkt gerückt, sozusagen die
Vorbereitung auf das große Event der Menschenjagd.
Psychologisch betrachtet ist der Film ein wenig interessanter als
sein Vorgänger, leidet allerdings an der dünnen Story, der
fehlenden Charakterzeichnung und vor allem an den miesen
Schauspielern. Die deutsche Synchronfassung tut dann ihr
Übriges.
Dennoch ist der Film für Fans des ersten Teils absolut zu
empfehlen, da er diesem durchaus ebenbürtig ist.