Film: 8/10
Bildqualität: 5/10
Tonqualität: 7/10
Ausstattung: 8/10
Eine Garde grandioser Schauspieler, eine packende Story, locker und
doch spannend erzählt und ein Titelthema, dass jeder schon mal
irgendwann irgendwo gehört hat. Das ist das Erfolgsrezept von John
Sturges Ausbrecher-Kriegsdrama Gesprengte Ketten.
Zum 50. Geburtstag spendierte MGM dem Titel einen 4k-Transfer, um
den Film in bestmöglicher Bild- und Tonqualität auf Blu-Ray für die
Nachwelt erlebbar zu machen.
In wieweit dies gelungen ist, soll dieses Review klären.
Film:Ein Strafgefangenenlager der Deutschen während des zweiten
Weltkriegs. Hier werden kriegsgefangene Offiziere der USA, Kanada
und England untergebracht, die allesamt zahlreiche
Ausbruchsversuche auf dem Kerbholz haben. Das Lager gilt als
besonders ausbruchssicher, allerdings hindert das die Gefangenen
nicht daran, einen wahnwitzigen Ausbruchsplan auf die Beine zu
stellen. Während der Gefangene Hills (Steve McQueen) sich einfach
unter dem Zaun durchgraben will, plant der Gefangene Bartlett
(Attenborough) etwas viel Größeres! Mit Hilfe verschiedener
Spezialisten auf den verschiedensten Gebieten plant er gleich drei
Tunnel in die Freiheit zu graben, wodurch die Gefangenen zu
hunderten gemeinsam ausbrechen könnten.
Basierend auf dem Roman The Great Escape von Paul Brickhill,
welcher wiederum auf tatsächlichen Ereignissen beruht, schuf
Regisseur John Sturges diesen Film, der ebenso wie sein früherer
Titel Die glorreichen Sieben im Laufe der Jahre zum absoluten
Kultfilm avancieren sollte.
Wie schon in Die glorreichen Sieben vereinte Sturges eine ganze
Armada bekannter und beliebter Darsteller. Steve McQueen, James
Garner, Richard Attenborough, Charles Bronson, Donald Pleasence,
James Coburn - beinahe jede wichtige Rolle wurde mit einem großen
Namen besetzt.
Und anstatt sich gegenseitig auszustechen spielen die Darsteller
Hand in Hand und ergänzen sich hervorragend.
Es ist quasi nicht möglich und wäre vermessen, hier einen der
Darsteller besonders hervorzuheben, denn jeder der beteiligten
Personen liefert eine perfekte Performance ab.
Die Story selbst ist einfach, aber genial, und obendrein beruht sie
– zumindest teilweise – auf einer wahren Begebenheit.
Aus heutiger Sicht mag es vielleicht etwas seltsam anmuten, wie das
deutsche Gefangenenlager aufgebaut und geführt wird. Alles ist
irgendwie locker und leicht, die Gefangenen fristen ihr Dasein mit
einer saloppen Ruhe und Gemütlichkeit.
Wären da nicht der Stacheldraht und hin und wieder eine
Erschießung, könnte man glatt meinen, dass die Lage gar nicht sooo
schlimm ist.
Aber gerade der Humor und die lockere Inszenierung sind es, die
diesen Film zu einem Kultstreifen machen. Dazu noch das eingängige
Titelthema des Komponisten Elmer Bernstein, das ebenso ein Ohrwurm
ist, wie schon das Thema der Glorreichen Sieben.
Die Inszenierung und die Handwerkskunst des Regisseurs macht aus
einer recht tragischen und dramatischen Geschichte eines
Massenausbruchs ein ansehnliches Stück Kinogeschichte, das kein
Cineast auslassen darf, da es voll denkwürdiger Momenten ist.
Da sieht man auch gerne über die Längen in der Handlung hinweg, die
sich über knappe drei Stunden erstreckt. Ebenso übersieht man auch
wohlwollend einige Logiklöcher in der Handlung.
Bild:
- Bildformat: 2,35:1 in 1920x1080p
- Video-Codec: MPEG-4/AVC
- Sehr wechselhafte Qualität
- Teilweise starkes Bildrauschen
- Unnatürliche Farben
- Keinerlei Masteringfehler feststellbar
Im Vorfeld wurde schon viel über einen 4k-Transfer des Titels
berichtet, und dementsprechend hoch waren die Erwartungen an die
Bildqualität.
Das Positive zu Erst: Das Bild wurde hervorragend gesäubert. Zu
keiner Zeit fallen irgendwelche Fehler wie Verschmutzungen, Kratzer
oder ähnliches auf, und die Schärfe ist in manchen Szenen, vor
allem bei denen, die im hellen Tageslicht spielen, tatsächlich ganz
gut und präsentiert eine Vielzahl Details.
Leider überwiegen dann aber letztendlich doch die negativen
Aspekte, denn das Bild ist über weite Strecken ziemlich
schlecht.
Zwar ist die Blu-Ray um Längen besser als alle bisherigen
Veröffentlichungen, aber dennoch ist das Bild zu häufig unscharf,
die Konturen verschwimmen und in vielen Szenen ist ein unangenehmes
Bildrauschen wahrzunehmen. Die Haut der Darsteller wirkt fast
wächsern und unnatürlich.
Der Schwarzwert schwankt ebenfalls zwischen sehr gut und gerade
noch akzeptabel, und wirkt in einigen Szenen eher grau als schwarz.
Woher diese Qualitätsschwankungen rühren, kann an dieser Stelle
nicht mit Gewissheit gesagt werden. Fakt ist jedenfalls, dass das
ganze alles andere als gut aussieht.
Dazu kommt, dass die Farben über weite Strecken unnatürlich und
verfremdet wirken, was allerdings als Stilmittel, oder zumindest
als gewollt angesehen werden kann und an dieser Stelle lediglich
erwähnt, nicht jedoch als Minuspunkt betrachtet wird. Zumindest
sind die Farben kräftig und stabil.
Unterm Strich kann die Bewertung der Bildqualität bestenfalls im
Mittelfeld angesiedelt werden, und hier wurden alle möglichen
Kritikpunkte wie beispielsweise das Alter des Films
berücksichtigt.
Was auf einem kleinen Fernseher noch ganz akzeptabel aussieht,
offenbart seine Schwächen mit zunehmender Bildschirmdiagonale
zusehends.
Dass es auch anders geht beweisen weitaus besser restaurierte Titel
mit ähnlichem Alter, wie beispielsweise Der Diener, der ebenfalls
1963 gedreht wurde, aber mit einem Bild aufwartet, dass nahe an der
Perfektion angesiedelt ist.
Doch auch wenn die Bildqualität äußerst ernüchternd ist und einigen
Grund zur Kritik liefert, sollte auf jeden Fall bedacht werden,
dass in absehbarer Zeit wahrscheinlich kein besserer Transfer
dieses Streifens zu erwarten ist.
Ton:
- Deutsch DTS 5.1
- Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
- Spanisch, Polnisch, Französisch, Italienisch, DTS 5.1
Die hauptsächlich frontlastige deutsche Audiospur kann und darf als
gefällig-zweckmäßig bezeichnet werden.
Hin und wieder machen sich einige Highlights bemerkbar, die in der
englischen HD-Master Spur allerdings etwas häufiger und klarer
wahrnehmbar sind als in der deutschen Synchronfassung. Gerade zum
Schluss hin, und natürlich während der Einspielungen des genialen
Soundtracks, gibt es auch satte Bässe zu hören.
Überhaupt klingt der phänomenale Soundtrack von Elmer Bernstein
grandios und wartet mit einer unglaublichen Klangqualität auf, die
das Heimkino so richtig erfüllt.
Die Stimmen bleiben zwar stets klar und verständlich, klingen aber
teilweise etwas dumpf.
Extras:
- Audiokommentar von Regisseur John Sturges, Besetzung und
Filmcrew
- Fakt und Fiktion (12:21 Minuten)
- Vorbereitung auf die Freiheit (19:50 Minuten)
- Flucht in die Freiheit (9:22 Minuten)
- Erfolg bei Kritiken und Publikum (5:58 Minuten)
- Die Hintergründe (50:47 Minuten)
- Die Hintergründe: Weitere Interviews (9:35 Minuten)
- Der wahre Virgil Hilts: Ein Mann namens Jones (25:01
Minuten)
- Rückblick auf die Entstehung des Films (24:09 Minuten)
- Original Kinotrailer (2:42 Minuten)
Das Bonusmaterial ist üppig, informativ und lässt kaum Wünsche
offen. Gerade die zahlreichen Kurzfilme, die von Burt Reynolds
kommentiert werden, erlauben einen großartigen Einblick in die
Hintergründe des Films und der wahren Ereignisse.
Der größte Minuspunkt ist allerdings, dass auf eine deutsche
Untertitelspur des Audiokommentars verzichtet wurde.
Fazit:
Die Bild und Tonqualität lässt leider einige Wünsche offen. Vor
allem das Bild, das großspurig mit einem 4k-Transfer angekündigt
wurde, leidet unter Qualitätsschwankungen, die im Endeffekt einen
durchwachsenen Eindruck hinterlassen. Wächserne Haut, häufige
Unschärfen und verschwimmende Konturen, allerdings perfekt
gesäubertes Bild und zumindest teilweise hohe Detaildichte wechseln
sich ständig ab.
Der Bonussektor ist üppig gefüllt und wartet mit vielen
Hintergrundinformationen zum Film und zu den wahren Begebenheiten
auf. Alle Extras, bis auf den Audiokommentar, verfügen darüber
hinaus über deutsche Untertitel.
Der Film selbst ist ein Klassiker, der zu Recht Kultstatus genießt
und in keiner guten Sammlung fehlen darf. Die grandiosen
Schauspieler, die handwerklich perfekte Inszenierung und das
geniale Titelthema von Elmer Bernstein kaschieren die Längen und
Logikfehler, so dass unterm Strich perfekte Unterhaltung dabei
herauskommt.