Bring Her Back 8.5/10 (BD)
Nach dem Tod ihres Vaters kommen die Geschwister Andy (Billy
Barratt) und Piper (Sora Wong) zu Laura (Sally Hawkins), einer
ehemaligen Sozialarbeiterin, die zurückgezogen lebt. Schon bald
merken sie, dass Laura besessen davon ist, ihre tote Tochter
wiederzubeleben. Ihr gefährliches Ritual stürzt die Kinder in einen
unheimlichen Albtraum.
Bereits mit Talk to Me haben die Philippou-Brüder bewiesen, dass
sie dem Horror-Genre neue Energie verleihen können und Bring Her
Back führt diesen Eindruck eindrucksvoll fort. Der Film ist
kompromisslos intensiv und enthält einige extrem explizite Szenen,
die technisch hervorragend umgesetzt sind und selbst hartgesottene
Zuschauer an ihre Grenzen bringen könnte. Gleichzeitig ist es
weniger ein klassischer Horrorschocker als vielmehr ein
psychologisches Kammerspiel, dass unter die Haut geht. Sally
Hawkins überzeugt in einer verstörend ambivalenten Rolle, die
zwischen Mitgefühl und Wahnsinn schwankt. Die Kinderdarsteller sind
durchweg stark, allen voran Jonah Wren Phillips, dessen dämonische
Präsenz für echte Gänsehautmomente sorgt. Inszenatorisch zeigt sich
erneut, wie präzise und stilbewusst die Philippous arbeiten,
Kamera, Schnitt und Sounddesign sind auf höchstem Niveau. Besonders
beeindruckend ist, wie sie Spannung nicht durch Jumpscares, sondern
durch Atmosphäre und psychische Zerrüttung erzeugen. Der Film ist
fordernd, unbequem und emotional belastend, was ihn zugleich so
wirkungsvoll macht. Auch wenn man nach dem Abspann erst einmal
durchatmen muss, bleibt das Erlebnis lange im Kopf. Inhaltlich mag
Bring Her Back kein völlig neues Terrain betreten, doch seine
stilistische Konsequenz hebt ihn klar von der Masse ab. Am Ende
bleibt ein intensiver, schonungsloser Horrorfilm, der die
Handschrift zweier Regietalente trägt, von denen man noch viel
erwarten darf. Ich bin gespannt, was die Philippou-Brüder als
Nächstes bringen werden, im Moment zähle ich mich definitiv zu
ihren Fans.

LG, Raffi
Letterboxd: VincentVega84